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Alles, was er als ethischer Lehrer bringt, seinen Werth nur durch die lebendige Darstellung gewinnen kann. Einen Leib muß Alles Ethische und Metaphysische haben, es muß wie Fleisch (d. h. Materie, oags) wirklich sein, damit eben durch diese Wirklichfeit, sofern sie zugleich ein ethischer Körper wird, eine dargestellte Gott-Ethik, das Ewige entstehe, das ewige Leben", statt der für Jesus längst überwundenen persönlichen Unsterblichkeit.

Der Johannesbearbeiter selbst überliefert uns den Ausspruch des Jesus: (Kap. 13, 15.) Ein Beispiel habe ich euch gegeben, daß ihr thut, wie ich euch gethan habe."

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Und das Gepräge von Beispiels reden tragen alle Reden des Jesus bei Johannes. Das heißt: Alles, was Jesus hier von sich selbst sagt, ist so zu verstehen, daß es auch jeder andre gute Mensch, der im Sinne des Jesus selbst lebt, von sich sagen kann. Dies ist der Schlüssel zu den persönlichen Jesusreden im Johannesevangelium. Ja, es wird sich herausstellen, daß wir mit Anwendung dieses Schlüffels, der sehr einfache Deutungen der Jesusreden ergiebt, auch die Matthäusreden und ihre Absenker in den andren sogenannten Evangelien verstehen.

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Auch Johannes ist ein Werk kata", nach Johannes. Wenn hier sehr oft die Jünger gerade behaupten aus Jesu Reden, daß sie nun erkennen er sei Christus, der Sohn Gottes", so sagt Jesus es selbst hier ebensowenig wie in den anderen Evangelien. Vielmehr sagt er ganz andere Dinge, die nur zu sehr beweisen, daß er das Wort Gottes Sohn" nicht mythisch, sondern übertragen verstanden hat und daß die Christusidee ihm gar keinen Werth hatte.

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„Der Vater ist in mir und ich bin in ihm." Das ist der eigentliche Grundgedanke des Johanneischen Jesus über sein und jedes Menschen Verhältniß zum Göttlichen. Hat dieser Saß überhaupt einen Sinn, so beweist er jedenfalls, daß der „Sohn Gottes" nur bildlich zu verstehen ist, wie ja denn eben auch die Johannesschrift die einschränkende Bedeutung des Wortes (Ich

habe gesagt: ihr seid Götter) giebt. Wäre nämlich der Gottes Sohn" des Johannes wörtlich der mythische Heiland, so könnte er nicht sagen, ich bin im Vater, denn es ist ein Unsinn, daß ein „Sohn“ im „Vater“ sein solle*).

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Gottes Sohn“ ist also nur ein Qualitätsausdruck. Im ganzen Johannesevangelium können wir beobachten, daß Jesus selbst unmittelbar niemals sagt, er sei Christus oder der Gottessohn schlechthin. Lediglich am Schluffe (Kap. 17) sagt er in einem Monolog - der eben, weil er Monolog ist, nicht echt sein kann, denn woher sollte Jemand wissen, was Jesus für sich allein betete, daß das „ewige Leben" nicht nur in der Erkenntniß des wahren Gottes liege, sondern auch des „Jesus“ als „Christus“ sicher ein tendenziöser Zusah.

Dieses Gebet ist eine Zusammenstellung von Hauptgedanken des wirklichen Jesus aus der Quelle, nach welcher der Schreiber berichtet. Die Hauptgedanken dieses Monologs finden wir sonst alle in den vorangegangenen Reden des Jesus wieder. Es ist eine Amplifikatio, die rednerische Zusammenfassung alles bereits Ge· sagten zum Abschluß, und ganz nach der Kunstweise der griechischen Rhetorik gebildet. Die Form als solche verräth sich daher eben als so unecht, wie etwa die Reden des Kambyfes im Herodot.

Aber die innere Hartnäckigkeit, mit der fortwährend vier Hauptgedanken im Johannes wiederkehren, nämlich:

1. die Lehre, daß der „Vater" in mir und ich in ihm;
2. daß das „ewige Leben“ und die „Auferstehung“ nur darin
liegt, daß man im Sinne der Jesuslehre sittlich und in
Gott lebt;

3. daß dieses Leben, welches das „ewige“ ist, seine vollste
Definition in der Liebe als Inbegriff findet;

*) Hierin stimmen wir eben mit Jesus überein, der denselben Schluß bezüglich des Messias aus dem Hause Davids zieht.

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4. daß es einen Geist giebt, der zu allen Zeiten, auch wenn Jesus gestorben oder seine Lehre vergessen sein wird, als der wahre Anwalt wirken wird, nämlich der Geist der Wahrheit, der auch in Jesus waltet

die innere Hartnäckigkeit, mit der dieser Gedankenkreis nach verschiedenen Richtungen variirt wird, zumal wir im Matthäus Ergänzungen nach den verschiedensten Richtungen hierzu haben, weist darauf hin, daß hier Urbestandtheile der ursprünglichen Jesuslehren vorhanden sein müssen, die der Bearbeiter aus den Aufzeichnungen des wirklichen Johannes, des Jüngers, ungefähr ebenso benüßt hat, wie der Matthäusschreiber die alten „Sprüche" des Matthäus.

Nun, wir werden auch hier sehen, daß die innere Energie der Hauptgedanken des Jesus sammt ihrer Formulirung so stark gewesen ist, daß sie nicht hat verwischt werden können troß der Absicht des Johannisbearbeiters, den „Logos" und verschiedene andre Dinge wie den zum Christos und „eingebornen" Gottessohn hinausphilosophirten Logos der Gnostiker darüber zu firnissen, während der Logos nicht im Vater" (v to лaroi), sondern Gott-Eigenschaft (πρὸς τον θεον) ift. Man sieht schon hieraus, daß der Logos nichts ist, was Jesus-Lehre heißen könnte.

Jesus selbst weiß im Johannesevangelium gar Nichts vom Logos". Er weiß nur den einzigen Gedanken über Gott, daß der "Vater" in ihm sei und er im Vater.

Dieser Saß ist ebenso wie die Idee vom Anwalt", vom „heiligen Geiste", der soviel dogmatisches Kopfzerbrechen verursacht hat, nur zu verstehen, wenn man die Matthäussprüche über Gott dazu hält und weiß, daß unser Aller Vater „im" All ist, wie wir im All find und das All in uns ist und in uns" die Macht Gottes".

Aus dem Vater unser"-Wunsche, aus andren bereits erörterten Stellen wissen wir, daß Gott im All, in den Himmeln gedacht wird durch Jesus, wie sein Reich in uns" ist.

Um die kategorische Denkart zu verstehen, welche Jesus hat, wenn er sagt, der „Vater" ist in ihm und er ist im „ Vater",

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brauchen wir uns zunächst nur einmal unser eigenes Verhältniß zur Raumwelt, zum All vorzustellen.

Es ist ein unbestreitbarer Sah, den jeder Mensch von sich sagen kann: Ich bin im All und das All ist in mir.

Denn ich sehe mit meinen eignen Augen und Sinnen, daß ich im Raume bin, der mit Sternen und Welten über mir erfüllt ist. Umgekehrt aber ist der Raum in mir, eben sofern alle Vorstellungen von Sternen erst in meinem Auge find (sammt ihren Bildern auf der Nezhaut und ihrer Erzeugung in meinem Gehirn und — Geist) und wirklich erscheinen. Es ist dies die doppelte Erscheinungsform alles Daseins, die stereoskopische Form unseres Daseins, die Hinausund Hereinspiegelung der Erscheinung.

Also: ich bin im All und das All ist in mir.

Nach dieser Analogie denkt Jesus, der das All, sofern in ihm ein sittlicher Gehalt und eine Wechselbeziehung der sittlichen Erscheinungsform waltet, „Vater“ nennt und sagt folgerichtig:

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Es ist hierin weder Etwas „Mystisches“ - das überhaupt dem Geiste des Jesus fern gelegen hat noch eine Selbstüberhebung, wie es David Fr. Strauß aufgefaßt hat. Es ist lediglich eine logische Folgerung, die zur Gemüthswahrheit wird, wenn Jesus im Namen eines jeden Menschen die Beispielsrede spricht:

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„Der Vater ist in mir und ich bin in ihm." Nicht sofern er Gottes Sohn“ ist oder sofern wir Sittlich-Seligen Alle „Gottes Söhne" wären. Da könnten wir wohl sagen: der Vater ist in uns, sofern genealogisch sein Wesen sich in uns wiederholt nach dem Bilde der väterlichen Vererbung; aber wir könnten nicht sagen: wir sind im Vater. Hier würde das rein genealogische Verhältniß und sein Bild abschnappen oder auch sehr trivial werden.

Eine andere Gedankenentwickelung, die Analogie der Wechselbeziehung, die Analogie der Erscheinungsform des Alls führt uns zur Meinung des Denkers Jesus, der auch die Matthäusallegorie

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vom Menschensohn" als Träger aller guten Thaten erdacht hat. Hier liegt zugleich eine lebendige Psychologie der Denkweise des Jesus: wir sehen dieselbe kosmische Tiefe des Denkens und Anschauens wie beim Matthäus, sehen auch hier die Einheit desjenigen Denkens, welches Alles Mythische überwunden hat und sich seiner nur noch zu Bildern bedient.

Sofern der Vater im All ist (o v roîs ovqavois), sofern bin ich, da ich im All bin, auch in ihm, denn der „Vater" ist ja das einzige Verhältniß, in das Jemand zum Göttlichen kommen kann, der da weiß: „Niemand hat Gott je gesehen", "S Niemand kennt den Vater". Und sofern dieses sittlich wirkende All in mir ist, wie es ja auch als Raum rein sinnlich in mir ist, sofern ist ganz gewiß der Vater" in mir.

Jesus lehrte: Von Gott wissen wir gar Nichts. Niemand hat Gott je gesehen. Niemand kennt ihn. Es ist nichts, gar Nichts möglich über ihn auszusagen. Alles, was die alten Weisen und Propheten hierüber reden, ist Nichts. Aber wir können in der Form eines Bildes, das zugleich einen eigentlichen Werth hat, sofern wir Alle im All geworden, entstanden (Hyioi) find, ein Herzensverhältniß zur höchsten Idee schaffen: Vater. Und dies Herzensverhältniß ist das Wesentliche für unsre irdische Eristenz dabei. Und ist dies Verhältniß einmal als einzige Möglichkeit da, zum All-Ewigen, zum höchsten All-Sinne zu kommen, den wir an sich nicht kennen und nie kennen werden, so ist das einzige Weitere, was wir sonst noch aussagen können über dieses Verhältniß auf Grund der Erscheinungsform unsres Daseins selbst:

Der Vater ist in mir und ich bin in ihm." Das Vater-Verhältniß ist in mir und ich bin in ihm. (d. h. nur der Sohn" kennt den Vater", nur der Entstandene“.)

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Und hierbei macht Jesus Halt. Er ist ein viel zu strenger Denker, daß er noch irgend ein weiteres Wort über Gott gewagt hätte, das nicht dann ein populär-bildliches gewesen wäre.

Somit bleibt uns Nichts übrig, da wir Gott nicht kennen,

Kirchbach.

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