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verschaffen, sondern auch ihre Kräfte leihen, wenn es im Innern des Menschen Krieg anfangen will. Immer ins tensiver wirkt das böse Princip. Es vereinigt sich mit dem Plane der Bosheit und wird zur Selbstsucht, oder, wie Schelling es ausdrückt, zum Grimme des Eigenwillens, und dann frißt es, wie eine verzehrende Flamme, Alles um sich her. Es schlägt an die Schwelle des Tempels, wo der Glaube thront und das Unsterbliche im Menschen vom Irdischen sich reinigt. Auch diesen Thron muß das feindselige Wesen umstürzen, wenn seine Herrschaft gelingen foll. So steigert sich das böse Princip von Stufe zu Stufe, bis der Mensch zulezt zum moralischen Ungeheuer wird.

S. 117.

So verhält es sich mit den Gegensåßen von Gut und Bds in der menschlichen Natur, wenn sie sich noch innerhalb der Kreise des Selbstbewußtseyns entwickeln, wo die Moral sie noch umschließt, aber noch weit stärkere Gegens säße bilden sich in der Religion, Gegenfäße, die fich nicht mehr in der menschlichen Natur erzeugen, an wels chen diese aber mehr oder weniger Theil nehmen kann, und erst in ihnen erreicht das Gute und Bdse seine Absolutheit, und dann werden sie folgende Ausdrücke erhalten:

Das Extrem des Bdsen ist das Absoluts werden des Insich selbstseyns. Es ist das Bild des Satans als eines Fürsten der Finsterniß. Er ist die personificirte Selbstsucht.

Das Extrem bes Guten ist das Absoluts werden des Ingottseyns. Es ist das Bild von Christus als des Lichts der Welt. Er ist die personificirte Liebe.

Das Extrem des Bösen löst sich in der Sünde an fich auf. Der Satan ist ihr Urheber und Meister.

Das Extrem des Guten ldst sich im Heiligen auf. Christus ist sein Vorbild und Meister.

Der Teufel ist nicht, wie Hegel meint, das sichselbstwollende Negative; denn dieß hieße seine eigene Nichtigkeit wollen. Er will vielmehr, wie Gott, sich ein eigenes Reich schaffen und positiver Herrscher darin seyn.

S. 118.

Mit diesen Gegensåßen macht uns allein die Religion bekannt. Gut und Bds sind noch immanente Gegenfäße, welche der menschliche Wille aus sich entwickelt, daß Heilige aber und die Sünde an sich sind transzendente Ges gensäge, an welchen der menschliche Wille nur Theil nimmt, ohne sie zu erzeugen. Aber auch das Heilige, wie die Sünde an sich, ist nichts ohne einen Willen, aus dem sie hervorgehen. Das Extrem des Bösen ist der satanische Wille, das Extrem des Guten der heilige Wille. Und somit giebt es kein metaphysisches, abstractes, böses Princip und keine metaphysische Sünde, und eben so wenig ein metaphysisches, abstractes, gutes Princip und eine metaphysische Heiligkeit. Beide sind, was sie sind, durch einen Willen, der sie erzeugt und von dem sie sich nicht trennen lassen, um etwas für sich zu seyn. Und darum giebt es eben so gewiß einen Satan, als einen Christus, und die Sünde wie das Heilige hat eben so gewiß persönliche Realität, als die Gegensåße von Gut und Bds nicht ohne einen menschlichen Willen denkbar find.

S. 119.

In dieser Darstellung sind mehrere Momente enthalten, welche mit der Hegel'schen Lehre sich nicht gut vertragen.

Erstens: Die Triplicität der Standpuncte für die Moral, und zwar einen natürlichen, der eben in dem vollen Selbstgefühl seinen Grund findet. Ueber diesem erst liegt der ethische Standpunct des Guten im Leben der Liebe, unter ihm der Standpunct des Bdsen im Leben des Hasses.

Hegel hat diese Standpuncte nicht unterschieden. Er seßt in die Natürlichkeit das Böse, was irrig ist. Es giebt natürliche Bedürfnisse für den Leib, die Seele und den Geist, deren Befriedigung durchaus nichts Sünde. haftes hat, ja sogar geboten ist. Erst dann, wenn das Selbstgefühl unter seine natürliche Einheit herabsinkt, mithin negativ wird, kommt es zur Herrschaft der Triebe, Begierden und Leidenschaften, und zuleht zu den Planen der Bosheit, und darin liegt erst das Böse. Der unendliche Schmerz kommt mithin nicht daher, wie Hegel meint, daß ich als Natürliches unangemessen bin dem was ich seyn soll, sondern er kommt vielmehr daher, daß ich durch Selbstverschuldung unter die Natürlichkeit gesunken bin und mich dem Bösen ergeben habe.

S. 120.

Zweitens: Die Unterscheidung zwischen den immanenten Gegensågen von Gut und Bds, und den transzendenten Gegensägen von Heiligkeit und Sünde an sich. Der Erstere gehört ganz in das Gebiet der Moral und der Selbstentwicklung des Bewußtseyns, der Andere gehört der Reli

gion und ist uns nur durch Offenbarung gegeben. Der Mensch steht mit seiner Natur zwischen einer Unnatur und Uebernatur. Das Bdse kommt erst zu seinem Extrem in der Unnatur, in der Sünde an sich und ihrem Meister, dem Satan, wo das Böse absolut wird. Das Gute kommt erst zu seinem Extrem in der Uebernatur, in der Heiligkeit und ihrem ewigen Vorbild für uns, nåmlich Christus, wo das Gute absolut wird. Hegel hat beides nicht, weder eine Unnatur noch Uebernatur, weder die Sünde an sich noch das Heilige. Alles dreht sich in seiner Lehre bloß um den logischen Widerspruch des Natürlichen mit dem Absoluten herum.

S. 121.

Drittens: In der gegebenen Ansicht ist Bon keiner logischen Nothwendigkeit die Rede. Der Mensch mußte nicht nothwendig sich mit Gott entzweien und in die Sünde fallen; er håtte im Bund der Liebe bleiben, die Gebote Gottes halten und den Mißbrauch der Freiheit zur Selbstsucht vermeiden können. Eben so wenig war es logisch nothwendig, daß eine fremde Anreizung ihn verführte. Der Abfall von Gott und die Beharrlichkeit im Gößendienst ist bloße Selbstverschuldung, und so ist auch die Erlösung der Menschen und die Versöhnung mit Gott ein reiner Liebesact Christi. Sezen wir nur für einen Augenblick die Sünde als logische Nothwendigkeit, so ist die ganze Weltgeschichte eine Comddie, in der zwar jeder Mithandelnde sich beredet, er spiele eine freie Rolle, am Ende war er aber nur eine Puppe, die durch einen äussern Mechanismus sich bewegte. Nimmt man die moralische Freiheit hinweg, so fällt Gerechtigkeit, Gnade und Liebe

zugleich dahin, und die Versöhnung des Widerspruchs ist weiter nichts, als eine intellectuelle Ausgleichung eines großen Irrthums.

S. 122.

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Hegel muthet uns aber noch stårkere Dinge zu. Er sagt in seiner Rechtsphilosophie §. 358.: „Der in sich zurückgedrängte Geist erfasse in dem Extrem seiner absoluten Negativität (des Bdsen), dem an und für sich seyenden Wendepunct, die unendliche Positivität seines Innern, das Princip der Einheit der göttlichen und menschlichen Natur." Wie ist dieß möglich? Kann die absolute Negativität und die unendliche Positi= vität zugleich im Innern des Geistes seyn? Ist Christus und Lucifer einerlei, nur durch die Wendung verschieden ? Wohnt das Heilige neben der Sünde an sich? Ist der Tempel Gottes und die Kapelle des Teufels ineinander und etwa nur im Aus- und Eingang verschieden? Ist die absolute Selbstsucht und die absolute Liebe in einem Geist zugleich und nur durch den umgekehrten Proceß verschieden? Dieß sind unmögliche Größen; denn Christus als die absolute Liebe und der Satan als die absolute Selbstsucht sind durch eine unendliche Kluft ́geschieden, welche durch die Skala endlicher Ordnungen der menschlichen Natur nicht ausgefüllt werden kann. Darum mußte Christus Mensch werden, d. h. aus dem Himmlischen iu die Endlichkeit herabsteigen, um nicht nur die Macht des Satans zu brechen, sondern auch den Glaubigen die Kraft zu verleihen, daß sie ein Gleiches thun können.

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