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Lebensfragen

für gegenwärtige Schrift.

1. Siebt es wirklich eine künftliche Armuth, welche sich

als immer zunehmend in Europa bekundet?

2. Rührt sie wirklich von dem Kampf aller Einzelnen gegen Alle, von dem politischen und freigeistigen Ulnabhängigkeitstriebe der neueren Zeit her?

3. Ist Regelung der Freiheit, oder allgemeincre, nicht allein moralische, sondern auch erwerbliche Sicherheit wirklich das Mittel ihr abzuhelfen, und ihr künftighin gründlich vorzubeugen?

Ueber die erste Frage.

Man braucht leider nur zu sehen oder zu hören, um die bejahende, ja schrecklich bestätigende Beantwortung dieser ersten Frage zu vernchmen. Eine Vermehrung des Reichthums in Europa kann zwar auch nicht geläugnet werden, und es scheint sich demnach zu widersprechen, wenn man behauptet, daß auch die Armuth sich vermehre, und nicht vielmehr sich verhältnißmäßig vermindere. Schon längst (Vergl. I. B. S. XXIII 2. 6 2.) jedoch bin ich dem Einwande zuvorgekommen, daß die Armuth in einem Lande durch Vermehrung des Reichthums aufgehoben werden müsse; welches nicht geschieht noch geschehen kann, weil der harte, der eiserne, dennoch aber wohlthätige und nothwendige Damm des Eigenthumsrechtes ein gleichmäßiges Ausströmen des Reichthums unter die gesammte Bevölkerung verhindert.

Alle mir bekannte Schriftsteller, welche sich mit dem Gegenstande beschäftigen, oder beschäftigt haben, geben auch das Vorhandenseyn einer volklichen Berarmung zu. Ueber den Grad und den Umfang

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derselben sind sie aber weniger einstimmig. Einige halten das Uebel gar nicht für so drohend und erheblich, wie es von Andern geschildert wird. Auch wird mitunter die Gefahr, als nunmehr schon verschwunden, betrachtet. So hat Franz Baur, in der von der Königl. Preuß. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt: Gefrönten Preisschrift, *) welche wohl keiner anderen Empfehlung weiter bedarf: „Das rasche Herannahen der Verarmung in Deutschland nicht „anerkannt, sondern vielmehr größern, allgemeinern, vertheilteren „Erwerb, Wohlstand, Reichthum.” (S. 136.) „Nach den unge= „heuren Schlägen der Friedensschlüsse von Campo Formio, von „Lüneville, Preßburg, Tilsit und Schönbrunn wurde Deutschland nicht „arm, nicht nahrungslos; und wir sollten jeßt dieses Loos zu fürchten haben?" (S.21.)—,,Viresque acquirit eundo, gilt in „vollem Maaße von der deutschen Eivilisation seit 60—70, seit 35, noch ,,mehr seit 20 Jahren.” (S.95.) - ,,Wenn aber dem wirklich so: wo ist ,,die angedräuete Gefahr?” (S. 94.) — „Diese Gefahr, im vorigen Jahr„zehnt wirklich für die einzelnen Staaten vorhanden, verzicht sich immer „mehr, wie ein Ungewitter, das nach den furchtbarsten Schlägen sich „in den Bogen des Friedens und in Segen auflöjet." (S. 71. Auch vergl. man S. 20. 21. 29. 31. 93. 106. 108. x.) Schon vor Herrn Gymnasial - Lehrer Baur war Dr. Fr. Schmidt in seinem bereits (I. B. S. XLV.) erwähnten trefflichen Werke durch statistische Vergleichungen zu dem Ergebniß geführt worden, daß die Armuth jetzt nicht merklich größer sei, als dieselbe früher, ja selbst schon in mittelalterlichen Zeiten gewesen ist. (Untersuchungen x. S. 488. § 72.) Seit dem Erscheinen dieses Werkes hat aber der menschenfreundliche Verfassfer ein anderes, nicht minder lehrreiches, über die Verarmung selbst folgen lassen. **) „Die Zahl der Armen,” sagt

Ueber die Preisfrage: Ist die Klage über zunehmende Verarmung und Nahrungslosigkeit in Deutschland gegründet, welche Ursachen hat das Uebel, und welche Mittel bieten sich zur Abhülfe dar?" Erfurt, bei Fr. W. Otto. 1838.

**) Ueber die Zustände der Verarmung in Deutschland, ihre Ursachen und die Mittel ihnen abzuhelfen. Zittau und Leipzig, 1837.

Nachträgliche Anmerkung. Im Verlag des gegenwär tigen Werkes erscheint so eben ein neues Werk desselben Verfassers unter dem Titel: Ueber die Lage der Gewerbe und über den Einfluß des Fabrik- und Maschinenwesens auf den wirthschaftlichen, politischen, phyfischen und sittlichen Zustand der gewerbtreibenden

er in demselben, (S. 301.) „bat sich also nicht bloß absolut, sondern „sie hat sich auch relativ gegen frühere Zeiten gemehrt, wenn auch ,,die Verarmung nur Einzelne und nicht Massen arbeitsluftiger und ,,arbeitskräftiger Menschen getroffen hat, wie dies in England und den „Niederlanden der Fall gewesen ist.”

Diese betrübende Thatsäche erhält einen neuen Grad von Gewißheit durch folgende sehr einfache Bemerkung: Wären die neueren Gefeßgebungen umfassender und weniger einseitig, so würde sich die Armuth nicht nur nicht vermehren, so gering man auch diese Vermehrung auschlagen wolle, sondern, bei der Steigerung des Wohlstandes, wiewohl auch diese Steigerung selbst weder so baar und allgemein ist noch seyn kann, als gemeint wird, (Vergl. I. V. S. 293 xc.) um ein Bedeutendes vermindern. Damit das Uebel überhaupt nur zum Vorschein komme, müssen seine Ursachen schon sehr wirksam, sehr unheilbringend seyn. Zugleich verdient auch noch der Umstand in Erwägung gezogen zu werden, daß eine Steigerung des Wohlstandes,

Klassen, von Dr. Fr. Schmidt in Zittau. Gr. 8. 24 Bogen. Soviel mir bercits über dieses Werk bekannt geworden ist, so sind die Ansichten, welche der Verfasser darin aufstellt, immer noch ziemlich fern von den meinigen, ohne jedoch, ihnen gegenüber, eine feindliche Stellung einzunehmen; wie denn überhaupt der, in allen seinen Schriften sich aussprechende friedliche Charakter, lediglich auf das Erforschen der Wahrheit bedacht, jedes Polemisiren gern zu vermeiden scheint. Diesem Charakter gemäß scheint er vielmehr den Widerspruch zwischen den entgegengeseßten Meinungen: Daß die fortwährend gesteigerte Förderung der Industrie eine unerläßliche Bedingung der allgemeinen Wohlfahrt seiz und: Daß hingegen die allgemeine Wohlfahrt durch eben diese fortwährend gesteigerte Förderung immer mehr gefährdet werde, vermitteln zu wollen. Desto besser, wenn einfachere, zuverläßigere, leichter in Ausführung zu bringende Mittel, als die von mir vorgeschlagenen, sich auffinden lassen! Die Hauptsache bleibt immer, daß man mit den Mitteln welche nicht anders als gut vorauszusehen sind den guten Zweck erreicht. Jedenfalls kann das Werk des fleißigen, umsichtigen Verfassers, so wie die früheren, nur gründlich, lehrreich, wohlwollend ausfallen. Ich kenne Niemanden, welcher den von mir II. B. S. 110. ausgedrückten Wunsch besser zu erfüllen im Stande wäre. Seine bisherigen Schriften haben diesem Wunsche zwar schon im hohen Maße genügt. Dem würdigen Unternehmen fehlt aber noch der Bestand und Nußen der Periodicität und einer größeren Verbreitung in der Lesewelt. (Januar, 1838.)

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bei nicht verhältnißmäßiger Verminderung der Noth, schon eine Zunahme, oder wenigstens eine Verbitterung der Armuth mit sich bringt. Nicht unmöglich zwar ist es, daß, in Folge mancher volklichen Verbesserungen im Einzelnen, die natürliche Armuth überhaupt in der neueren Zeit weniger erblich, weniger hülflos geworden ist, und sich vielleicht im Verhältniß zu der Gesammt - Bevölkerung vermindert hat; sie wird aber weit mehr als im gleichen Maße durch die neu entstandene künstliche Armuthsart erseßt, welche sich indeß nicht so leicht, wie jene, berechnen und übersehen läßt. Unerwartet stark und ergreifend, wenigstens in den großen Städten, in Handels-, Fabrik- und gewerblichen Orten, würde das Verzeichniß derjenigen ausfallen, welche vor übermäßiger Arbeit, vor Vernachlässigung in Krankheitsfällen, vor Entbehrungen aller Art, Gram, Verzweiflung, sittlicher Ausartung, Trunkenheit, in Strafanstalten, bei gefährlichen Unternehmungen und äußersten, verzweifelten Rettungsversuchen, durch Selbstmorde, welche von Jahr zu Jahr immer häufiger werden 2c. in Folge der künstlichen Armuth umkommen. Armuthsfälle dieser Art werden und können um so weniger auf die gewöhnlichen Armenlisten statistisch verzeichnet werden, als man, bis jeßt, noch nicht einmal auf den aufklärenden Gedanken gerathen war, die künstliche Armuth von der natürlichen zu unterscheiden. · Das ganze Bestreben der Zeit ist nur Vermehrung des Reichthums und größere persönliche Unabhängigkeit, und eben darum erlaubt es Gott, daß wir durch Verlassenheit und Verarmung bestraft werden.

Da Reichthum und Armuth sich gleichzeitig in einem Lande vermehren können, so ist noch nichts in Ansehung der Armuth erwiesen, wenn man eine theilweise Vermehrung des Reichthums behauptet oder darthut. Indem man die eine Frage zu lösen wähnt, beantwortet man gerade die entgegengeseßte. Der angeregte Gegenstand bleibt ́rein verfehlt. Um die Frage über die Vermehrung oder Verminderung der Armuth wirklich zu lösen, muß man die Armuth selbst und nicht den Reichthum ins Auge fassen. Man muß die Zahl der Selbstentleibungen, Verbrechen, Diebstahlsfälle, Zwangsarbeiter, unehelichen Kinder, Ehescheidungen, Verwaiseten, Berwahrlofeten, Spitalkranken, häuslich unterstüßten Armen, Auswanderer :c., mit denen in früheren Zeiten vergleichen. Als augenscheinlich entscheidende statistische Thatsache, muß man auch nicht unterlassen, die Summen, welche die Armuth in früheren Zeiten kostete, mit denen zusammenzuhalten, welche jeßt für dieselbe an unmittelbaren Unterstühungen und mittelbaren Beiträgen aller Art verwendet werden müssen; vielleicht nicht einmal, wie ehemals,

aus christlicher Pflicht und Menschlichkeit, sondern wesentlich nur um die bedrohte häusliche und öffentliche Sicherheit weniger gefährdet zu erhalten.

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Die öffentliche Darstellung des Stadthaushaltes in einem der glänzendsten Hauptorte Deutschlands enthält, bei Weglaffung einiger hierher nicht gehörenden Bezeichnungen und Zwischensäße, wörtlich Folgendes: „Das Armenwesen wurde im Jahre 1820 der „Kommune überwiesen. Sie hat sich der neuen Pflicht mit Liebe „unterzogen; aber das Zuströmen mittelloser Personen, so wie das ,,Verarmen vieler Familien, welche leichtsinnig die, durch die Ge„werbefreiheit ihnen gestattete Gelegenheit benußten, sich eine scheinbare „Selbständigkeit zu verschaffen, die sie und Andere, weil sie in dem ,,ergriffenen Broderwerbe nicht gleiche Konkurrenz halten können, in „Armuth und Elend versenkt, so daß sie in den meisten Fällen aus „dem Armenfonds erhalten werden müssen verursachten sehr bald, „daß das Armenwesen viel bedeutendere Opfer von der Kommune in „Anspruch nahm, als Anfangs berechnet werden konnte.” ,,Nach „den Polizeilisten und Miethssteuer- Katastern sind in den Jahren ,,1830 und 1831 überhaupt 684 Familien hier eingezogen; davon, bis „Ende 1834, sind 548 wohnhaft geblieben, von denen der vierte „Theil wegen Armuth von den Miethssteuern befreit werden mußte, ,,mithin sogleich zu den Armen gehörte. Ein, wenn auch nicht gleiches, ,,doch ähnliches Mißverbältniß zeigen die Zusammenstellungen der im „Gefangenhause, im Arbeitshause und neuen Hospitale vorhandenen „Personen. Wie unverhältnißmäßig groß aber die Zahl der Armen „gegen die der Steuerzahlenden sich verhält, geht daraus hervor, daß „am 1sten Juli 1834 von 52,546 Familien, welche zur Miethssteuer „herangezogen sind, 10,821 wegen Armuth von der Steuer freigelassen ,,werden mußten." ,,Besonders war die Noth der hiesigen Stuhl,,arbeiter im Jahre 1835 so groß geworden, daß 137 Weberfamilien „völlig geschäftslos und in Noth verfunken waren, so daß, um sie vor „Hunger zu schüßen, auf Anlegung einer Suppenküche Bedacht genoms ,,men werden mußte." Im Jahre 1822 genügte noch ein Zuschuß „von 18,664 Rthlr., zehn Jahre später haben kaum 189,000 Rthlr. ,,ausgereicht. Diese Steigerung der Zuschüsse wurde in allen Zweigen „der Armenverwaltung unvermeidlich. So mag erwähnt werden, daß „das Armen - Medizinalwesen der Kommune im Jahre 1821 nur 7196 „Rthlr., im Jahre 1835 dagegen die Summe von 23,000 Rthlr., und „das Armenschulwesen, zu welchem vor dem Jahre 1820 noch 1000 „Rthlr. ausreichten, 40,800 Rthlr. im Jahre 1835 kostete.”

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