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Verfasser desselben war Johann Michael von Loen; ein Schrifts steller, welcher jekt gänzlich verschollen ist, aber auf seine Zeitgenossen beachtenswerth eingewirkt hat.

Loen war am 21. December 1694 zu Frankfurt am Main geboren; sein Vater stammte aus den Niederlanden. Er gehörte zu den angesehensten und reichsten Månnern Frankfurt's, nahm aber, weil er durch ein freisinniges theologisches Buch namentlich mit den Gießener Theologen in unangenehme Verwicklung gekommen war, 1753 einen Ruf Friedrich's des Großen als Regierungspråsident der Grafschaften Teklenburg und Lingen an. In Lingen starb er 1776.

Der Roman schildert unter leichter Hülle die nächste Wirklichkeit. An der Spitze des Staates ein König, der zwar viele gute Eigenschaften hat und keineswegs zum Tyrannen geboren ist, der aber, durch üble Erziehung verdorben, dennoch nur deswegen König zu sein meint, um seinen Begierden desto freier nachleben zu können. Soll er an einem Morgen zehn bis zwanzig Mal seinen Namen unterzeichnen, so ist dies eine all zu große Bemühung für einen König, der in dem Gedanken steht, die Ehre der Krone sei für ihn und die Last der Regierung für seine Råthe. Dazu ein Staatsminister von der liebenswürdig= sten und prächtigsten äußeren Erscheinung, der aber einen Jeden thun låßt, was er will. Entzweien sich zwei Staatsbedienten über einige Vortheile, da wird der Streit sogleich auf Unkosten des Staats beigelegt. Die Kriegsleute lieben ihn, weil er ihnen viel Freiheit und Muthwillen verstattet; die Staatsråthe und Hofbedienten sind durchgehends mit ihm zufrieden, weil er von ihnen keine Rechenschaft fordert; die Geistlichkeit verehrt an ihm einen guten Christen, weil er sich in ihre Glaubenshåndel nicht mischt und ihnen die Keher zum Besten giebt. Die Gelehrten auf hohen Schulen sowohl wie die Dichter, die von der Schmeichelei leben müssen, vergöttern seinen Namen,

weil er ihnen für ihre Lobsprüche stattliche Geschenke reichen läßt. Nur der Staat allein leidet. Das Land wird bei Hofe verzehrt. Der Landmann, durch die schweren Gelderpressungen ganz entkråftet, beginnt bereits an etlichen Orten den Pflug zu verlassen und sich auf Plündern und Betteln zu legen; die Pachter und Beamten aber, welche das arme Volk wie Blutegel aussaugen, schleppen ihre feisten Wånnste und gefüllten Beutel in die Städte und werden zu des Landes Verderben vornehme Herren. Schifffahrt und Handel liegen darnieder. Dem Soldaten wird die Zeit, und dem Staat werden die Soldaten zur Last; sie sind Müßiggånger. Der junge Adel lebt in der größten Ueppigkeit; wer das Herz hat wider alle Geseße zu handeln und mit der Religion sein Gespått zu treiben, wird für den besten Edelmann gehalten. In den Gerichtshöfen sieht es jåmmerlich aus; viele tausend Wortfechter nåhren sich von den unglücklichen Parteien, Geschenke allein treiben auf einen günstigen Spruch. Da tritt mitten in diese allgemeine Zerrüttung ein junger Staatsmann, der Graf von Rivera, so tugendsam, engelrein und taubenklug, daß man oft an Richardson's Grandison erinnert wird, obgleich der Verfasser damals erst Richardson's Pamela kennen konnte. Die Absicht dieser Geschichte erhellt aus folgenden Worten: »Der Graf von Rivera zeiget einer jungen Standesperson, wie sie bei den Erhebungen ihres Glücks sich måßigen und ihre Begierden einschränken soll. Man glaubet nicht mehr, daß sich die Tugend noch für artige Leute, am wenigsten aber, daß sie sich am Hofe schicke; es ist auch wahr, daß sie da insgemein eine gar schlechte Figur zu machen pflegt. Die Aufführung des Grafen von Rivera zeigt uns nichtsdestoweniger, daß sie allenthalben zu Hause sei, und daß, wo sie nur mit ein wenig Klugheit begleitet wird, sie alle Menschen ohne Unterschied zu ihrer Verehrung zwingt.« Kurz, die Grundlage weiser und wohlmeinen=

Hettner, Literaturgeschichte. III. 2.

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der Regierung soll in weisen und wohlmeinenden Ministern liegen.

Was hier von Loen in einem langweiligen und erfin= dungslosen Roman in leerer und farbloser Tugendsalbung vorgetragen wird, das hat er in anderen Schriften und kleinen Abhandlungen mit größerer wissenschaftlicher Strenge und darum mehr auf Einzelheiten eingehend behandelt. Auch in diesen dringt er zunächst auf Besserung der Höfe und der Höflinge, auf geschärfte Gewissenhaftigkeit der Verwaltung und auf Abkürzung des Proceßwesens; sodann aber vor allem auf Hebung des Bauernstandes, dessen Bedrückung er rückhaltslos der Sklaverei gleich erachtet, auf Lockerung der Zunftschranken und, was in dieser Zeit äußerst überraschend ist, auf Ersehung der »>um Sold gedungenen Soldaten durch eine ordentliche National- und Landmiliz.« Jedoch wahrt auch er in seinem adels stolzen Buch über den Adel (1752), gleich Friedrich dem Großen, den bevorrechteten Stånden noch immer die naturund zweckwidrigsten Vorrechte.

Friedrich's des Großen That war es, daß dieser Regierungsform des aufgeklårten Despotismus die Zukunft gehörte.

Viertes Kapitel.

Die Heft het i k.

Ul. G. Baumgarten. G. F. Meier. J. A. Schlegel.

Die Anhänger der Wolff'schen Philosophie beschränkten sich nicht blos auf das eifrige Bemühen, ihre Denkweise zum Gemeingut der gesammten Volksbildung zu machen; sie suchten auch die Grenzen der Philosophie selbst zu erweitern. Aus diesen Bestrebungen erhob sich eine neue philosophische Wissenschaft; in ihren Anfången zwar noch sehr dürftig und unscheinbar, aber von vielversprechender Entwicklungsfähigkeit. Es war die Wissenschaft der Aesthetik.

Zunächst war diese neue Wissenschaft aus dem Bedürfniß hervorgegangen, eine fühlbare Lücke des Wolff'schen Systems zu ergänzen. Wolff hatte ein unteres und oberes Erkenntnißvermögen, dunkle und deutliche Vorstellungen, unterschieden; die menschliche Erkenntniß ist entweder Empfindungs- und Einbildungskraft oder sie ist Verstand und Vernunft, sie ist entweder sinnlich (sensitiv) oder vernünftig (intellectuell). Gleichwohl hatte Wolff's Logik nur das obere Erkenntnißvermögen behandelt. Bereits 1725 war daher von Bülffinger in seinen Dilucidationes philosophicae (§. 268) auf die Nothwendigkeit einer Logik der Einbildungskraft hingewiesen worden; ja Bülffinger hatte bereits hinzugefügt, daß diese verlangte Logik der Einbildungskraft namentlich den Dichtern sehr nüßlich werden

könne. Diese Forderung wurde von Alexander Gottlieb Baumgarten aufgegriffen und verwirklicht.

Alexander Gottlieb Baumgarten, der jüngere Bruder des Halleschen Theologen Siegmund Jacob Baumgarten, war am 17. Juni 1714 in Berlin geboren. Seine Studien hatte er auf dem Waisenhause und auf der Universität zu Halle gemacht; seit 1735 war er Privatdocent in Halle, seit 1740 ordentlicher Professor der Philosophie in Frankfurt an der Oder. Nach langer Krånklichkeit, welche ihn zuleht fast gånzlich zur Arbeit unfähig machte, starb er am 27. Mai 1762. Baumgarten war unbedingt einer der bedeutendsten und einflußreichsten Wolffianer. Noch in spåter Zeit pflegte Kant Baumgarten's Handbücher vielen seiner Vorlesungen zu Grunde zu legen.

Schon in seiner ersten Abhandlung, mit welcher 1735 Baumgarten seine Universitåtslaufbahn in Halle begann, in den Meditationes philosophicae de nonnullis ad poema pertinentibus, wurde von ihm die Begründung dieser neuen Wissenschaft angekündigt. Dort heißt es §. 115: »Die Philosophie schreibt dem Dichter das untere Erkenntnißvermögen zu. Auch diese sinnliche Erkenntniß erlaubt und braucht die Leitung einer im allgemeineren Sinn aufgefaßten Logik; wer aber unsere Logik kennt, weiß, wie unangebaut dieses Feld ist. Warum also wollen wir diese zu engbegrenzte Logik nicht erweitern? Durch diese Erweiterung würde der Philosophie die Gelegenheit geboten, die Mittel zu erforschen, durch welche auch die unteren Erkenntnißkråfte ausgebildet und vortheilhaft verwendet werden können. Da die Psychologie feste Grundsåhe an die Hand giebt, so zweifeln wir nicht, daß eine solche Wissenschaft des unteren Erkenntnißvermögens, eine Wissenschaft der sinnlichen Erkenntniß möglich sei.« Seit 1742 hielt Baumgarten Vorlesungen über diese neue Erkenntnißlehre. In den Jahren 1748 bis 1750 erschienen, mit Baumgarten's Genehmigung und auf Grundlage und

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