ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub
[blocks in formation]

verkörpern sich gewissermaassen die eignen Seelen der einzelnen Menschen und zugleich die Seelen der abgeschiedenen Ahnen, aber als selbständige Wesen gedacht. Zusammenhang mit dem Seelenglauben bricht aber immer noch hervor. Von Olaf Tryggwason heisst es, seine Fylgjen seien besonders schön und glänzend gewesen (Olafssaga des Oddr Kap. 5). In der jüngeren Olafssaga Tryggvasonar Kap. 215 steht eine merkwürdige Geschichte von einem Isländer namens Thidrandi. Dieser hörte einmal in einer mondhellen Nacht an die Thüre seines Hauses anklopfen und trat, obwol gewarnt, mit einem Schwerte bewaffnet hinaus. Da sah er von Norden her neun Weiber in schwarzen Gewändern mit gezogenen Schwertern in den Händen heraureiten; von Süden her kamen auch neun Weiber geritten, alle in lichten. Gewändern und auf weissen Rossen. Thidrandi wollte wieder ins Haus zurück, wurde aber von den schwarzen Frauen angegriffen und auf den Tod verwundet. Morgens fand man ihn, und er erzählte alles, ehe er starb. Thorhall aber erklärte die Frauen für die Schutzgeister des Geschlechtes (fylgjur ydrar frænday. Die schwarzen Frauen (disir) seien die dem Heidentum, die weissen die dem Christentum geneigten Geister. Die heiduisch gesinnten verlangten noch vor der Bekehrung ein Opfer und holten darum den Thidrandi zu sich. fylgjur und disir werden also einander gleichgestellt und gelten als die aus den Seelengeistern hervorgegangenen Schutzgeister einer Sippe. Die Scheidung in schwarze und weisse, unholde und holde dürfte der christlichen Absicht der Erzählung zuzuschreiben sein. Ahnlich sagt Gisli in der Gislasaga Súrssonar 41: „Ich habe zwei Traumweiber (draumkonur); die eine ist gut gegen mich, die andre aber sagt mir immer das vorher, was mir eine Verschlechterung meines Geschickes zu sein scheint und prophezeit mir Böses." Die Fylgjur zeigen sich hier, wol auch unter christlichem Einfluss, als guter und böser Engel eines Menschen. Die Fylgjur erscheinen auch sonst als bewaffnete Frauen. Der Skald Hallfred sah einmal ein Weib in einer Brünne über die Wogen hin zum Schiffe schreiten. Es war seine fylgjukona (Fornsögur hrsg. von Gudbrand Vigfusson S. 114). Dem Asmund erscheinen im Traume bewaffnete Frauen, seine Schutzgöttinnen (spúdísir), die ihm Hilfe im Kampfe verheissen. (Fornaldarsögur 2, 483). Dem Wigaglum tritt die Schutzgöttin (hamingja) des Wigfuss behelmt entgegen und bietet ihm ihre Nachfolge an (Vigaglúmssaga Kap. 9). Den Zusammenhang der

Fylgjen mit den Seelengeistern lehren deutlich die Atlamól 27, wo die disir zugleich als tote Weiber (konor daudar) bezeichnet sind. Glaumwor warnt den Gunnar vor der Fahrt zu Atli durch Erzählung ihrer Träume:

Mir schiens, als träten bei Nacht tote Frauen hier ein, In dürftige Kleider gehüllt, die dich entführen wollten; Es luden zu ihren Bänken die leidigen Weiber dich ein; Die Schicksalsjungfrauen, glaub ich, haben den Schutz dir aufgesagt.

Die Fylgjur in ihrer Eigenschaft als selbständige Schutzgeister gingen beim heraunabenden oder eingetretenen Tode eines Mannes auf einen beliebigen Verwandten, dem sie sich antrugen, über. So übernimmt Wigaglum die Fylgja des Wigfuss, dem Hedin bot sich die Fylgja seines Bruders Helgi Hjorwardsson an, welcher darin ein Zeichen seines naben Todes sieht. Bei Gunnar und Thidrandi herrscht die Vorstellung, dass die Fylgjur den Todgeweihten zu sich holen, d. h. seine Seele geht zu den Toten ein. In der Njálssaga Kap. 41 erblickt Njál die Fylgja des Thord in Gestalt eines getöteten Bockes; also vollzieht sich hiernach an der Fylgja das Schicksal ihres Besitzers.

2. Verwandlungsfähigkeit: Werwölfe, Berserker.

Statt Fylgja begegnet auch der Ausdruck hamingja, im Sinne von Schutzgeist, Glück. Hamingja ist abgeleitet von hamr, Hülle, Gestalt. Mit humr wird aber namentlich die Gestalt bezeichnet, in welcher die verwandelte Seele sich zeigt. So heisst in den Atlamol 18 der Adler, von welchem Kostbera, Hognis Frau, träumt, des Atli hamr, wie ebenda 19 des Atli hugr. Fylgja wird also die Seele genannt, weil sie dem Menschen, so lang er lebt, überallhin folgt, Hamingja ihrer vielgestaltigen Verwandlungsfähigkeit halber. Bereits im nordischen Heidentum bestand nun der Glaube, dass einzelne Leute fähig wären, beliebig ihre Gestalt zu wechseln. Verwandlungssagen entstammen dem Seelenglauben. Was hier unwillkürlich, im Traume oder unter besonderen Umständen, sich ereignete, geschieht nun auch willkürlich, meist mit Hilfe von Zauberkünsten, wodurch die Verwandlungsfähigkeit der Seele nach Belieben benutzt werden kann. Solche Leute heissen eigi einhamir, nicht eingestaltig; ihre Fähigkeit ist at skipta họmum, die Gestalten zu tauschen, at hamast sich zu häuten, die Hülle zu wechseln.

Werwölfe und Berserker.

101

Sie sind hamramr oder hamhleypa, gestaltenläufig, sie sind der hamfur, der Fahrt in Verwandlungen mächtig. Die Annahme der fremden Gestalt geschieht nicht nur in der Art des Seelenglaubens, dass die Seele aus dem Leibe ausschlüpft und eine beliebige Hülle umthut, vielmehr auch so, dass das Umwerfen eines äusserlichen Gewandes den Wechsel der Gestalt hervorbringt. So hat Freyja ein Federgewand (fjaðrhamr), das sie dem Loki borgt, so haben die Valkyrjen Schwan- und Krähenhemden. Odin hat ein Adlergewand (arnarhamr). Besondere Bedeutung aber haben die Wolfsgewänder, die ulfahumir, deren Anlegen den Menschen zum Wolfe verwandelt. Der Werwolfsglaube') ist seit Alters den westarischen Völkern, namentlich den Slaven und Germanen vertraut. Er beruht auf den allgemeinen Vorstellungen der vielgestaltigen Seelen, wie die Fylgjur, die Mannahugir gar oft als Wölfe auftreten2), zum Teil vielleicht auch auf dem epidemischen Wolfswahnsinn), der pathologischen Lykanthropie. Werwolf bedeutet Mannwolf, ¡vzáv‡owzos1). Das Wort begegnet im ags. werewulf, in Deutschland zuerst bei Burkhard von Worms (credidisti, ut quandocunque homo ille voluerit, in lupum transformari possit, quod vulgaris stultitia werwolf rocat). Das frz. loup-garou ging aus altfränkischem werewulf hervor). Die nordische Sprache gebraucht dafür rargr oder vargulf, neunord. rarulf. verulfr begegnet als Schwertname in der Snorra Edda 1, 565, vermutlich als deutsches oder englisches Lehnwort. In der Volsungasaga Kap. 8 wird erzählt, wie Sigmund und Sinfjotli einmal in einem Waldhause zwei Männer mit dicken Goldringen schlafend fanden. Die waren ins Missgeschick geraten; denn Wolfshemden (ulfahamir) hingen über ihnen. Jeden zehnten Tag vermochten sie aus den Wolfshemden zu kommen. Es waren Königssöhne. Sigmund und Sinfjotli fuhren

1) Über diesen Glauben vgl. W. Hertz, Der Werwolf. Beitrag zur Sagengeschichte. Stuttgart 1562.

2) Fylgjur als Wölfe im Traum erscheinend in der Njálssaga 123; Fornaldar sögur 2, 413; 3, 77, 213, 560; Droplaugar sona saga 22; Þordar saga hređu 35; Gíslasaga Súrssonar 24.

3) Fälle davon bei Hertz, Werwolf S. 54 ff.

4) Kögel, Pauls Grundriss I, S. 1017 Anm. erklärt ahd. weriwolf aus *wariwulf, *waziwulf (zu got. wasjan as. werian kleiden). Werwolf ist also eigentlich Wolfsgewand, úlfshamr; ähnlich bedeutet vielleicht berserkr Bärengewand.

5) Vgl. Mackel, Die german. Elemente in der französ. und provenzal. Sprache. Heilbronn 1887, S. 14.

in die Gewänder und konnten nimmer heraus. Es folgte ihnen dieselbe Eigenschaft wie zuvor. Sie liessen Wolfsstimmen hören, verstunden aber beide ihre Stimmen. Sie fielen nun wie rechte Wölfe Menschen an und zerrissen sie. Sigmund biss den Sinfjotli fast zu Tode. Nachmals aber fuhren sie wieder zu dem Hause und warteten, bis sie aus den Wolfsgewändern kamen, die sie dann zu Asche verbrannten. Die Sage mag auf einem alten Missverständniss beruhen. Warg, Wolf hiess der Geächtete in der germanischen Rechtssprache. Warg wurde wörtlich als Wolf verstanden, und so bildete sich die Werwolfsgeschichte. Jedenfalls aber wird der Werwolfsglaube dadurch als altgermanisch erwiesen. Nach der neueren Volkssage verwandeln sich Menschen, sowol Männer als Frauen, zeitweilig in Wölfe, indem sie sich einen Gürtel, aus Wolfsleder oder Menschenhaut gemacht, um den blossen Leib schnallen. Wird der Gürtel gelöst, so nehmen sie wieder Menschengestalt an. Das Wolfshemd ist also zu einem Wolfsgürtel zusammengeschrumpft. Der Werwolf fällt dann in Herden und greift auch Menschen an. Der Zauber reicht aber nicht übers Leben hinaus. Wird ein Werwolf verwundet oder getötet, so findet man einen wunden oder toten Menschen. Wie alle Seelen und Maren hält er dem Namensauruf nicht stand, der Zauber weicht sofort, und statt des Wolfes sieht man einen nackten Menschen vor sich. Der „Böxenwolf" in Westfalen und Hessen hockt auf wie die Mare, d. h. er springt den Leuten auf den Rücken und lässt sich tragen.

Zu den Werwölfen scheinen ursprünglich die Berserker der nordischen Sagen gehört zu haben, obwol der rechte Sinn den Quellen abhanden kam1). Berserker sind Menschen, die plötzliche Wutanfälle haben. In diesem Zustande gebärden sie sich wie wilde Tiere, sie heulen, sperren den Rachen auf und recken die Zunge heraus, stossen Schaum aus dem Munde, knirschen mit den Zähnen und beissen in die Schilde. Zugleich werden sie übernatürlich stark und meinen für Feuer und Eisen unverwundbar zu sein; in ihrer Wut verschonen sie nichts, was ihnen in den Weg kommt, nach überstandenem Anfall aber sind sie um so schwächer und nahezu völlig kraftlos; durch Anrufen bei ihrem Namen wird der Zustand beseitigt, wie das Beschreien auch sonst zauberische oder übernatürliche Vorgänge und Verrichtungen stört.

1) Über Berserker als Werwölfe Maurer, Bekehrung 2, 108 ff.

Werwölfe und Berserker.

103

Von Verwandlungen in fremde Gestalten ist zwar bei den Berserkern nicht mehr die Rede, trotzdem heissen sie eigi einhamr, hamramr. Ihr Wutanfall wird als ein leiblich und seelisch ganz verschiedenartiger Zustand aufgefasst. Ursprünglich war diese tierische Wut eben mit Verwandlung in tierische, Wolfs- oder Bärengestalt verbunden. Darauf deuten noch einige Spuren. König Harald Hårfagr hatte in seiner Umgebung eine Schar von Berserkern, die úlfhednar, die Wolfsgewandigen, hiessen. Ulfhedinn und Ulfhamr kommen als Manusnamen vor. Die Überlieferung deutet diese Bezeichnung der Berserker allerdings dahin, dass die Kämpen Wolfspelze über den Brünnen getragen hätten. Indessen ist dies ein Missverständniss. Einst waren Leute in lfahamir, in Wolfshäuten, also Werwölfe gemeint. Sveinbjörn Egilsson im Lexicon poeticum S. 51 erklärt Berserkr als der Bärengewandige (aus berr, Bär und serkr, das Gewand). Berserkir und úlfhednar sind also Menschen in Bären- und Wolfsgestalt. Daher die tierische Wut, die ihnen anhaftet. Dem Namen Ulfhediun entspricht der Name Bjarnhedinn. Einen solchen,,Berserkr" im wahren Sinn führt uns die Sage von Hrolf Kraki leibhaftig vor. Hrolf wird von seinen Feinden überfallen. Mutig tritt er mit seinen Helden in den Kampf gegen Hjorward ein; alle seine Recken mit Ausnahme des Bodwar Bjarki begleiten den König Hrolf. In diesem Kampfe sahen Hjorward und seine Mannen, dass ein grosser und starker Bär dicht vor König Hrolf berging. Hieb- und Schusswaffen glitten ohne Wirkung an ihm ab, er stürzte Männer und Rosse nieder und zermalmte die Leute mit Klauen und Zähnen, so dass sich klägliches Geheul in Hjorwards Heer erhob. Hjalti, ein Recke Hrolfs und Freund Bodwars, sah sich um und vermisste noch immer seinen Freund Bodwar. Da lief er zurück zur Königshalle und hier sah er Bodwar ganz müssig sitzen. Hjalti schalt den Bodwar, dass er ruhig in der Halle bleibe, während der König Hrolf in Not sei, und bedrohte ihn. Da erhub sich Bodwar seufzend und ging mit hinaus zum Kampfe. Alsbald verschwand der Bär. Der Kampf aber endigte mit Hrolfs und seiner Recken Fall. In dieser Sage kämpft also die Seele, die Fylgja oder Hamingja eines tapferen Helden in Bärengestalt, während sein Leib in der Halle zurückbleibt. Die Geschichte mag als Grundtypus der Berserkersagen gelten, sie erwächst aber unmittelbar aus dem Seelenglauben.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »