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Der Bilwis. Die Riesen.

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Die Riesen.')

Riesen und Elbe sind weniger der Art als dem Maasse nach verschieden. Während diese vorwiegend die still und unsichtbar wirkenden Naturgeister sind, verkörpern die Riesen die rohen, ungezähmten Elementargewalten, das Ungeheure und Ungestüme, Finstre und Feindselige in der Natur. Bei den Riesen tritt der Zusammenhang mit Maren und Seelen mehr zurück, indem sie Gestalt und Wesen fast völlig aus dem Element, dem sie entspringen, zugeteilt erhalten. Wie die entfesselten Naturgewalten Angst und Schrecken unter den Menschen verbreiten, so sind die Riesen auch meistens feindselig und hösartig. Sie trachten nach Umsturz und Zerstörung, sie bedrohen die Weltordnung und sind die geschworenen Feinde der Götter und Menschen, welche die Erde wohnlich und wirtlich zu machen und zu erhalten bedacht sind. Gegen solche Kulturbestrebungen kehren sich hauptsächlich die Angriffe der Riesen. Sie sind die Dämone des kalten und nächtigen Winters, des ewigen Eises, des unwirtbaren Felsgebirges, des Sturmwinds, des verheerenden Gewitters, des wilden Meeres. Das älteste Geschlecht sind die Riesen. Indem sie nach nordischer Auffassung aus dem Chaos unmittelbar erwachsen, stellen sie die Naturmächte dar, welche vom Geiste noch nicht bewältigt sind. Sie sind daher voll unbändiger Kraft, wild und roh wie die Brandung des Meeres, das Geheul des Sturmes und die Wüste des Felsgebirges. Die Uppigkeit der Natur hat noch keine Beschränkung gefunden; darum sind ihre Leiber über alles Maass an Kraft, Grösse und Zahl der Glieder ausgestattet. Zuweilen ist aber ein Unterschied zwischen Riesen und Elben nur schwer anzugeben, indem dieselbe Naturkraft bald harmlos, bald gewaltsam sich äussert. Die Sage deutet dies dadurch an, dass der Zwerg zum Riesen aufwächst oder der Riese zum Zwerg einschrumpft. In einem Schweizer Dorf, dass durch Bergsturz verschüttet wurde, kehrte am Vorabend des Unglücks ein wandernder Zwerg bei Sturm und Regen ein und bat um Herberge. Er wurde von den Meisten mit Hohn abgewiesen, nur ein altes, armes, frommes Ehepaar am Ende des Dorfes gewährte dem wegmüden, regentriefenden

1) Vgl. Weinhold, Die Riesen des germanischen Mythus, in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie der Wissenschaften Band 26, 1858, S. 225-306.

Wanderer gastliche Aufnahme. Noch in der Nacht nahm er Abschied, um zur Fluh hinauf zu steigen. Bei Tagesanbruch wütete Unwetter, ein gewaltiger Fels löste sich vom Bergjoch los und rollte mit Bäumen, Steinen und Erde zum Dorfe hinab, Menschen und Vieh unter den Trümmern der Hütten und Ställe begrabend. Nur das Hüttchen der beiden Alten ward verschont. Mitten im Sturme sahen sie ein grosses Erdstück nahen, oben darauf hüpfte lustig das Zwerglein, als wenn es ritte, ruderte mit einem mächtigen Fichtenstamm, und der Fels staute das Wasser und wehrte es von der Hütte ab, dass sie unverletzt stand. Aber das Zwerglein schwoll immer grösser und höher, ward zu einem ungeheuren Riesen und zerfloss in Luft.) In der Nähe von Schleswig sah ein Schäfer plötzlich einen Mann vor sich aus der Erde steigen, der immer grösser und grösser ward, bis er endlich als ein Riese auf der Erde stand; bald aber ward er wieder kleiner und kleiner und sank langsam in die Erde hinein. Im wilden MiemingerAlpsee in Tirol wohnt eine Wassernixe. Bisweilen lässt sie sich blicken und schwebt wie ein Nebel über dem kleinen See, wächst hoch auf und macht sich wieder klein. Solche Sagen bilden sich wol aus der wechselnden Nebelsäule, die als gespenstische Gestalt gefasst wird. Saxo in Buch 1, S. 36 berichtet von der Riesin Harthigrepa (an. Hardgreip, der hart Zugreifenden. Sie konnte sich in jede Gestalt und Grösse verwandeln, bald war sie himmelhoch, bald klein und niedrig. Die Waldfrauen der Tiroler Sage, welche vom wilden Jäger gehetzt werden, erscheinen in doppelter Gestalt, bald elbisch, bald riesisch, so besonders die sog. Fanggen in Südtirol. Aus Hreidmars Geschlecht stammen Fafnir, der Riesenwurm, und Regin, der ein Zwerg von Wuchs war. Trotzdem heisst Regin im Fafnirliede 38 enn hrimkaldr jotonn, der eiskalte Riese, was im Hinblick auf die eben erörterten Vermischungen riesischen und elbischen Wesens nicht so unmöglich klingt und keineswegs notwendig nach Fofnismól 34 geändert zu werden braucht. Jedoch sind solche Mischungen verhältnissmässig selten, Elbe und Riesen sind in den alten Quellen meistens nach Gebühr verschieden gestaltet und verschieden geartet.

1) Vgl. die Deutschen Sagen der Brüder Grimm Nr. 45; Weiteres bei Laistner, Nebelsagen S. 256.

Die Namen der Riesen.

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1. Die Benennungen der Riesen.

Die gewöhnlichen Bezeichnungen der Riesen sind folgende. An. jotonn (lappisch jetanas), ags. eoten, as. etan (aus Ortsnamen wie Etanasfeld, Etenesleba erschlossen) weisen auf urgerm. etanaz, vermutlich zu etan, essen, gehörig, also edax, gefrässig.1) Im Neunds. weist J. Grimm das Femininum eteninne, Riesin nach. An. purs (finn. tursus) ist vielleicht aus älterem puris hervorgegangen. Im Abecedarium Nordmannicum (Müllenhoff-Scherer, Denkmäler No. V) wird die Rune mit thuris bezeichnet, und auf dieselbe Urform weisen ahd. duris, thuris, mhd. dürs, türs, alem. dürsch. In Eigennamen wie Thurismuth, Turisind begegnet das Wort auch bei Goten und Langobarden. Aus älterem puris ist auch ags. þyrs entwickelt. Mhd. ist ausserdem die schwache Form türse, vielleicht auch schon ahd. turso vorhanden; dazu steht der Ortsname Tursinriut, Tirschenreut. Uber die Formen des Wortes im Neunordischen und Neudeutschen (z. B. nds. dros mit Metathesis aus durs) sind die Mundartwörterbücher nachzulesen. Die germanische Grundform darf mithin als purisaz angesetzt werden, und diese scheint aus dem adj. puraz 2), skrt. turas, stark, kraftvoll abzustammen. Der purs ist also der Starke. Auf skrt. vṛšan, stark, kräftig, weist der nur im Deutschen belegte Ausdruck,,Riese" (ahd. risi und riso aus wrisi, wie as. wrisil und wrisilic lehren) hin. Im An., wo das Wort namentlich in der Zusammensetzung bergrisi vorkommt, ist es vermutlich aus dem Nds. entlehnt. Im Mhd. findet sich hiune, mds. húne für Riese, im Neuniederdeutschen hüne3) ist das Wort bewahrt. Ein entsprechendes älteres *hunio ist nicht nachweislich, wol aber wahrscheinlich. Viele altgermanische Eigennamen enthalten den Stamm wie z. B. Hûn, Húnila, Húnarix, Hûnirîx, Hûnimund,

1) Ob die von Tacitus Germ. 46 erwähnten Etionas als itjans, gefrässige Riesen gedeutet werden können (Müllenhoff, Altertumskunde 2, 354), bleibe dahingestellt.

2) Vgl. Kögel, AnzfdA. 18, 49; aus derselben Wurzel ist der Volksname ermun-duri und thuringi gebildet, und das nord. Zeitwort pora, wagen. Die frühere Erklärung z. B. noch Mogk im Grundriss 1, 1041 zieht skrt. trš lechzen, gierig sein, heran, indem das s in purs als wurzelhaft betrachtet wird, was es aber schwerlich ist.

3) Zur Etymologie von Hüne vgl. J. Grimm, Myth. 491; Deutsche Grammatik 2, 462; Müllenhoff, ZfdA. 13, 576; Kögel, AnzfdA. 18, 50; anders Kluge im Etym. Wb. unter Hüne.

Golther, Germ. Mythologie.

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Hûnolt u. s. w. Mit dem Volksnamen der Hunnen (ahd. Hûni, mhd. Hiune) fand frühzeitige Vermischung statt, schwerlich aber ist das germanische Wort dorther zu leiten. Schon längst ist auf an. húnn, Bär hingewiesen, ein Wort, das in der Form hûnaz als gemeingermanisch anzusetzen ist. Hú-na entstammt einer Wurzel, welche mit anderer Ableitungssilbe im Aind. und Apers. als çû-ra, im Griech. als zugos xigios wiederkehrt. Der Sinn geht auch hier auf Kraft und Kühnheit. Hûnaz ist also wie purisaz und wriso der Starke, Kräftige. Das Ags. gewährt noch ent, plur. entas für Riesen, einmal als Übersetzung von gigas. In den baierischen Mundarten erscheint ein verstärkendes Präfix ens- mit dem Begriff von ungeheuer, gewaltig, und dazu das adj. enzerisch (Schmeller, Bayer. Wb. 12, 117). Vielleicht gehört auch der Enzensberg, Enzinsperig als Riesenberg hierher. Aber sicher ist hds. enz neben ags. ent keineswegs. Die neunordischen Sprachen gebrauchten die allgemeine Bezeichnung der Unholde, troll, mhd. trol, trolle, die ursprünglich dem Kreise der Marenvorstellungen zukommt, mit Vorliebe für die Riesen. Frühzeitig wurde im Ags. und Ahd. gigant entlehnt und sogar in ungelehrten Werken z. B. im Beowulf neben den heimischen Benennungen angewandt.

2. Gestalt, Aussehen und Art der Riesen.

Eine grosse, menschliches Maass weit überragende Gestalt wird allen Riesen beigelegt, sie stehen gleich Bergen und hohen Bäumen, starr und unbeholfen. In den Riesen waltet volle ungebändigte Naturkraft, die zu wildem, trotzigem Übermut entarten kann. Die Riesen zumal in den älteren Quellen erscheinen wolgebildet und von vollkommenem Wuchs, so Aegir, Thrym und Thjazi. Thrym, ein behaglicher stattlicher Mann, der Thursenbeherrscher, sitzt auf dem Hügel und flicht seinen Hunden goldene Halsbänder, glättet seinen Rossen die Mähne; Aegir führt gastliche Wirtschaft. Einzelne Riesinnen sind sogar ausnehmend schön, so Gerd, von deren glänzenden Armen Luft und Wasser wiederleuchten. Skadi des Thjazi Tochter ist ebenso schön, der Gunlod naht Odin in Minne. Dem edlen Äussern entspricht auch ihr wolbestelltes Innere. Erfahrung, Vielwissenheit, Gutmütigkeit und Gutmütigkeit und Gastfreundschaft schmücken das Riesengeschlecht, der kindliche Frohsinn friedlicher einfacher Verhältnisse lagert über ihnen, und daraus entspringt ihre Treue. Barnteitr, froh wie ein Kind, ist Aegir. Ihr hohes

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in die Urzeit hinaufreichendes Alter gewährt den Riesen tiefe Weisheit. Hundviss, vielwissend, fjolkunnigr, vielkundig werden sie genannt. Wafthrudnir, von dem Odin Kunde der Vorzeit erfragt, ist enn alsvinne jotonn, der allweise Riese, dem Örgelmir und Bergelmir wird das Beiwort enn frópe, der Kluge gegeben. Fenja und Menja sind framvísar, Zukunft wissend. Trolltryggr, treu wie ein Riese, ist eine sprichwörtliche Redensart, welche auf die unverbrüchliche Treue der Riesen hinweist. Übermütig, hochgemut (stórúþegr) ist Hrungnir, ebenso heisst ein deutscher Riese in der Virginal 890 Höhermuot. Prúpmóþegr, thatkräftig, harþmóþegr, rauh, ámáttegr, übermächtig werden Riesen genannt. Aus ihrer gutmütigen Ruhe aufgereizt geraten die Riesen aber in grossen Zorn, jotonmópr. Deutsche Gedichte und Volkssagen schildern solchen Zustand. Wenn die Riesen im Zorne entbrennen, so schleudern sie Felsen, reiben Flamme aus Steinen, drücken Wasser aus Steinen, entwurzeln Bäume, flechten Tannen wie Weiden und stampfen mit dem Fuss bis ans Knie in die Erde. Widolt im König Rother wird seines unbändigen Wesens halber in Fesseln gelegt und nur im Kampf gegen den Feind losgelassen. Steine und Felsen, Baumstämme sind des Riesengeschlechtes Waffen, allenfalls auch Steinschilde, Steinkeulen, Stahlstangen. In der Bewaffnung verkörpert der Riese dem wolgerüsteten, mit Speer und Schwert bewehrten Helden gegenüber ein uraltes vergangenes Geschlecht, das noch keine kunstvollen Waffen zu schmieden verstand. Neben den wolgestalteten, gutartigen Riesen stehen aber ebensoviele ungestaltige, bösartige. Die nordischen Riesennamen Swart, Alswart, Swarthöfdi (Schwarzkopf), Surt, Blain (dunkel), Syrpa (die Schmutzfarbige) geben den Unholden hässliche, abschreckende Farbe, Lodin (der Zottige) und Lodinfingra (die Zottelfingrige) zeigen sie behaart und zottig, Liota ist die Garstige. Diesen allgemeinen Eigenschaften gesellen sich besondere. Jarnhaus (Eisenschädel), Hardhaus (Hartschädel) erweisen die Hartnäckigkeit der ungeschlachten Gesellen, Wagnhofdi muss einen Kopf wie einen Wagen so gross gehabt haben, Skalli ist ein grosser Kahlkopf. Die Nase war von ungewöhnlicher Grösse und Dicke, wovon Nefja (die Benaste) ihren Namen trug. Skinnnefja die Pelznasige, Hornnefja die Hornnasige, Jarnnef der Eisennasige verraten solche Entstellung. Bei Henginkjapt und Henginkepta hängt der Kiefer herab, Muli ist der Grossmäulige. Um Wange und Kinn starrte ein struppiger Bart, kalter Hauch wehte daraus, wie die

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