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das Loos, führen Kriege, halten festliche Gelage, üben sich in den Waffen, halten Gericht, ergötzen sich am Brettspiel und lassen sich in Liebeshändel ein. Verzehrende Sehnsucht erfasst Freys Gemüt; Odin ist in allen Liebesränken wol erfahren. Die Götter haben auch Gefolgsleute und Diener. Skirnir ist Freys Schuhknecht, Fulla der Frigg Kammermagd. Über die Macht der Götter treffen wir abweichende Anschauungen. Sie sind die Lenker des Schicksals, das ja metodo und regano giskapu ist, andererseits ist aber auch das Schicksal unabhängig und selbständig gedacht (wurdgiskapu). In der nordischen Sage sind die Götter dem Verhängniss unterworfen. Die germanischen Götter und Wurd verhalten sich wol ähnlich zu einander wie die griechischen und die Moira. Das Schicksal gilt bald als Willensäusserung der Götter, bald steht es selbständig neben, ja über den Göttern. Regnator omnium, Allwalter, war der Semnonengott, die Bezeichnung lässt unumschränkte Allmacht vermuten. Die den Göttern zugemessene Macht sehen wir so geteilt, dass einer an der Spitze der übrigen steht, denen besondere Amter und Verrichtungen zugewiesen sind. Die Rangverhältnisse der Götter waren aber keineswegs gleichmässig geordnet, gerade hier treten bedeutende Unterschiede im Laufe der Jahrhunderte und bei den einzelnen Völkerschaften hervor, indem der Vorrang unter den Göttern wechselte, bald bei Tiuz, bald bei Wodan, bald bei Freyr, bald bei Thor stand. Mithin ist auch die Anzahl der germanischen Götter keine fest bestimmte, sondern eine ewig wechsel volle. Für die älteste Zeit erkennen wir drei Hauptgötter, deren Verehrung bei den meisten Stämmen sehr wahrscheinlich ist. Wieviele Götter aber die einzelnen Stämme daneben verehrten, lässt sich nicht feststellen. Die Zwölfzahl der Götter spielt weder im deutschen, noch im nordischen Glauben eine Rolle. Zuerst gedenkt ihrer das Hyndlalied 30:

Elf noch lebten vom Asenstamme,

Als Baldrs Leiche

auf den Brandstoss sank.

Die Stelle steht in dem Abschnitt, der als kurze Woluspa (Volospó en skamma) bezeichnet wird und wol erst der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zugehört.') Die Zwölfzahl entstammt gelehrter Nachahmung des antiken Götterkreises. Sie wird von

1) Zum Alter der Volospó en skamma vgl. Finnur Jónsson, Litteraturs historie 1, 204.

Snorri Sturluson in der Ynglingasaga Kap. 2 u. 7 und in der Gylfaginning Kap. 20 (SE. 1, 82) wiederholt, ist aber so wenig begründet, dass die Anzahl der wirklich bezeugten Asen damit gar nicht übereinstimmt. Wir haben es sicher mit einem späten gelehrten Versuche des 12./13. Jahrhunderts zu thun, der keine weitere Beachtung verdient.

Die Wohnstätte der Götter ist im lichten Himmel oder auf hohen Bergen gedacht, die in den Himmel hinein ragen und weite Überschau gewähren. Ásgardr, godheimr (Götterheim), heilakt land (heiliges Land), ragna sjot (Göttersitz), hodd goda (Götterbezirk) lauten die Bezeichnungen bei den nordischen Dichtern. Auf den Himmel weisen unmittelbar die Namen uppheimr, upplond, wie in mhd. Gedichten der Himmel oberland heisst, wo die uppregin hausen. Tiuz und die tirar gehören schon des Namens halber in den Himmel. Wodan, Odin und Freyr schauen vom himmlischen Hochsitz aus auf die Welt herab. Von den Namen der Götterwohnungen, welche das Grimnirlied aufzählt, bezeichnen einige den weiten glänzenden Himmel (Breidablik, Glitnir, Bilskirnir). Auf himmelhoch ragendes Gebirg deutet Heimdalls Wohnsitz Himinbjorg. Die Götterberge brauchen nicht immer als Kultstätten, sie können auch als Wohnsitz gedacht sein. Nach der SE. liegt Asgard inmitten der Erde, wol als hochragender Götterberg, dessen Gipfel durch die Wolkendecke in ewig heitere Klarheit ragt. Auch der Göttersitz Olymp ist Berg und Himmelsraum zugleich.

Die einzelnen Götter.

I. Tiuz.

1. Des Gottes Art und sein Kult.

Der idg. Deus, der Gott des strahlenden Himmels und Tages, wurde auch bei den Germanen verehrt. In den ältesten Zeiten, von denen die Geschichtsquellen spärliche Kunde gewähren, war Tiuz noch Erster der Götter. Die Mythen vom indogermanischen

1) Über die Form des idg. *dien-dien- (zur Wurzel diu) Brugmann, Grundriss der vergl. Grammatik d. idg. Spr. II S. 451; an. Týr < Tieuz Noreen An. Gr.2 § 68, 7; ags. Tín, Tig zu erschliessen aus überliefertem TíwesTigesdæg, Sievers Ags. Gr.2 § 250, 1 Anm. 2; das Fries. gewährt Tiesdi, Tisdei,

Tiuz als oberster der Götter.

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Himmelsgotte lassen noch deutlich die Naturerscheinung als Hintergrund der Sagenbildung erkennen. Mit Friede und Fruchtbarkeit segnet der Himmel die Erde. Einige Sagen und der Kult, den die Schweden noch lange Zeit dem Gotte widmeten, zeigen auch den germanischen Gott in seiner natürlichen Wirksamkeit. Sofern er nicht davon losgelöst wurde, darf sein Wesen auch aus der zu Grunde liegenden Vorstellung gedeutet werden. Daneben entwickelte sich aber eine völlig neue Seite seiner Thätigkeit, welche bei den meisten Stämmen fast einzig überwog. Nachdem Kampf und Kriegsfahrt zur ersten und wichtigsten Lebensaufgabe der Germanen geworden war, wandelte sich die leuchtende, in erhabener Ruhe über den Wolken in lichten Himmelshöhen thronende Gestalt des idg. Göttervaters zum schwertfrohen Helden. Denn sein eigen Ebenbild in höchster Vollkommenheit malt sich ein Volk in seinem Gotte aus. Der Gott steht in Beziehung zur Hauptbeschäftigung seines Volkes, er lenkt das Schicksal, das Los der Schlachten. Tiuz wurde zum Kriegsgott. In dieser Eigenschaft lernten ihn die Römer kennen, welche ihn als Mars umschrieben. Bei den Tencterern') ist er der vornehmste der Götter. Auch die Rheinländer, die im ersten Jahrhundert n. Chr. bereits dem Wodan sich zuwandten, brachten doch auch dem Tiuz besondere Tiere,

Richthofen, Afries. Wb. 1084; ahd. Zio, Ziu, aus überliefertem Ziestag, Graff, Ahd. Sprachschatz 5, 358, 361, mhd. zistag, Lexer, Mhd. Wb. III 1136, schwäb. zisteg, zeisteg, Schmeller, Bair. Wb. II 1071. Zu den Verderbnissen in zinstag, dingstag, dienstay Grimm, Deutsches Wb. II 1119, Andresen, ZfdA. 30, 415, Kluge, Etym. Wb. unter Dienstag. Ob die ahd. Glosse ziu, turbines hergehört? J. Grimm, Myth. 184 erklärte,,Wetter der Schlacht",,Mars trux oder saevus". In Deutschland sind keine Orts- oder Eigennamen mit Sicherheit auf Zio zurückzuführen. Ziolf Förstemann II, 1658 gehört nicht her. Über Ciesburg Ciuuari vgl. S. 205 Anm. Tewesley in England neben Thursley (Thunresléah) and Wanborough (Widenesbeorh) weist vielleicht auf ags. Tíwesléah; Kemble, the Saxons in England I, 351. Ganz anders erklärt Bremer (Indogerm. Forschungen 3, 301 f.) den Namen. Auf Grund von ags. Tin, afries. Tì an. tífur, mhd. zistac setzt er urgerm. Tîwaz lat. divus, aind. dēva, air. dia, lit. devas in der Bedeutung,,Gott, göttlich" an. Ahd. Zio wurde zu Zi und Zio (Braune Ahd. Gr. § 108 Anm. 2, § 43, Anm. 6). Ein Zusammenhang mit dem griech. lat. aind. Himmelsgott sei ausgeschlossen; vgl. auch Kögel, Geschichte der deutschen Litteratur I, 1, S. 14 Anm.

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1) Tac. Hist. IV 64 igitur Tencleri, Rheno discreta gens, missis legatis mandata apud concilium Agrippinensium edi iubent, quae ferocissimus e legatis in hunc modum protulit: redisse vos in corpus nomenque Germaniae communibus deis et praecipuo deorum Marti grates agimus.

wahrscheinlich Pferde zum Opfer.') Am feierlichsten wurde dem allwaltenden herrschenden Gott, dem alles gehorcht, bei den Semnonen2), dem ältesten und edelsten Stamme des Suebenvolkes gedient. Ein Hain von uralten heiligen Schauern durchweht war ihm geweiht. Nur mit Fesseln durfte man den Wald betreten, wer fiel, durfte nicht aufstehen, sondern musste sich hinauswälzen. Der schrecklichen, strafenden und rächenden Gewalt des Gottes, der Herr über Leib und Leben ist, dessen heilige Rechte niemand verletzen darf, geschieht mit diesem Brauch, durch welchen jeder wie ein Opfer hilflos in des Gottes Hand sich stellt, volle Genugthuung. Es ist ein Bundesheiligtum, das zu bestimmter Zeit von den einzelnen verbündeten Stämmen beschickt wird, um dem Gotte ein feierliches Menschenopfer darzubringen. Der Glaube verlegt den Ursprung des Volkes dorthin. Die Semnonen und durch sie auch ihre Stamm verwandten betrachteten sich demnach offenbar als Abkömmlinge des Allwaltenden. Im Kriege, den Hermunduren und Chatten3) um den Besitz der heiligen Salzquellen führten, opferten die Sieger dem Tiuz und Wodan alle Männer und Pferde des feindlichen Heeres. Bei den Norwegern galt im 6. Jahrhundert das Menschenopfer als Höchstes; den ersten Kriegsgefangenen gaben sie dem Tiuz, den sie damals noch für den vornehmsten der Götter hielten1). Auch die Goten weihten dem Tiuz, dem Lenker der Schlachten, der blutige Opfer forderte, das Leben der Gefangenen, dem Gotte gehörten die ersten

1) Tac. Germ. 9 Herculem ac Martem concessis animalibus placant. 2) Tac. Germ. 39 vetustissimos nobilissimosque Sucborum Semnones memorant; fides antiquitatis religione firmatur. Stato tempore in silvam auguriis patrum et prisca formidine sacram omnes eiusdem sanguinis populi legationibus cocunt caesoque publice homine celebrant barbari ritus horrenda primordiu. est et alia luco reverentia: nemo nisi vinculo ligatus ingreditur, ut minor et potestatem numinis prae se ferens. si forte prolapsus est, attolli et insurgere haud licitum: per humum evolvuntur. eoque omnis superstitio respicit, tanquam inde initia gentis, ibi regnator omnium deus, cetera subiecta atque parentia.

3) Tac. An. XIII, 57 sed bellum Hermunduris prosperum, Chattis exitiosius fuit, quia victores diversam aciem Marti ac Mercurio sacravere, quo voto equi viri, cuncta viva occidioni dantur. et minae quidem hostiles in ipsos vertebant. Zur Erklärung der Worte vgl. J. Grimm, Myth. 999 Anm.

4) Prokop, hell. got. 2, 15 von den Thuliten d. h. den Skandinaviern: θύουσι δὲ ἐνδελεχέστατα ἱερεῖα πάντα καὶ ἐναγίζουσι. τῶν δὲ ἱερείων σφισὶ τὸ κάλλιστον ἀνθρωπός ἐστιν, ὅνπερ ἂν δοριάλωτον ποιήσαιντο πρώτον. τοῦτον γὰρ τῷ Ἄρει θύουσιν, ἐπεὶ θεὸν αὐτὸν νομίζουσι μέγιστον εἶναι.

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Beutestücke, an den Baumstämmen seines Haines wurden die eroberten Waffen aufgehängt.1) Abzeichen des Kriegsgottes war das Schwert, bei dem die Quaden wie beim Gotte selber Eide schwuren.2) Vielleicht ist die Sage vom Marsschwert, worin Attila das Zeichen der Weltherrschaft sah, gotischen Ursprungs.") Denn gotische Lieder erzählten von Attila, als wäre er ein germanischer Heerkönig gewesen. Man würde begreifen, dass des Tiuz Schwert dem Menschen, der es als des Gottes erkorener Liebling führte, steten Sieg und gewaltige Macht verlieh. Nach Tacitus tanzten Jünglinge kunstvoll zwischen Schwertern und feindlich drohenden Speeren. Als Brauch der Zünfte hat sich der Schwerttanz bis ins späte Mittelalter herab erhalten. Die Tänzer führten kunstreiche Fechterschläge aus, ahmten den Schwertkampf nach und bildeten aus den zusammengehaltenen Klingen mannigfache Figuren. Der Tanz verlangte Übung und Gewandtheit.) Die Beziehung des Tiuz zum Schwert lässt vermuten, dass dieses Heldenspiel ihm zu Ehren geschah. Die weissen Rosse, die auf Staatskosten in Hainen gehegt, nur zum Dienste der Gottheit, nie zu dem der Menschen gebraucht werden, aus deren Wiehern Priester und König oder Fürst weissagen, waren wol Eigentum des Himmelsgottes.) Wenigstens haben die im Norden aus Tiuz, abgezweigten

1) Jord. Get. 5 quem Murtem Gothi semper asperrima placavere cultura. nam victimae eius mortes fuere captorum, opinantes bellorum praesulem aptius humani sanguinis effusione placandum. huic praedae primordia vovebantur, huic truncis suspendebantur exuviae.

2) Amm. Marc. XVII, 12 von den Quaden: eductis mucronibus, quos pro numinibus colunt, iuravere se permansuros in fide.

3) Jord. Get. 35 cum pastor quidam gregis unam buculam conspiceret claudicantem, nec causam tanti vulneris inveniret, sollicitus vestigia cruoris insequitur, tandemque venit ad gludium, quem depascens herbas incauta calcaverat, effossumque protinus ad Attilam defert. quo ille munere gratulatus, ut erat magnanimis, arbitratur se mundi totius principem constitutum et per Martis gladium potestatem sibi concessam esse bellorum.

4) Tac. Germ. 24 genus spectaculorum unum atque in omni coetu idem. nudi iuvenes, quibus id ludicrum est, inter gladios se atque infestas frameas saltu iaciunt. exercitatio artem paravit, ars decorem, non in quaestum tamen aut mercedem: quamvis audacis lasciviae pretium est voluptas spectantium. Vgl. Müllenhoff, Über den Schwerttanz (in den Festgaben für Gustav Homeier) Berlin 1872; weitere Litteratur gibt John Meier in Pauls Grundriss II 1, 835.

5) Tac. Germ. 10 proprium gentis equorum quoque praesagia ac monitus experiri. publice aluntur isdem nemoribus ac lucis, candidi et nullo mortali opere contacti; quos pressos sacro curru sacerdos ac rex vel princeps

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