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Ing. Der Herr der Ingwine, der Ostdänen, hiess Yngwe. Inglinger sind Ingwes Söhne. Wie die Ingvaeonen in Ingwo den Begründer ihres Volkes ehrten, so die daraus hervorgegangenen Ingwine den Ingwe als Stammvater ihrer Könige. 1) Dass IngwoIngwe für des höchsten Himmelsgottes Sohn galt, ist sehr wahrscheinlich. Aber erst durch Missverständniss warf der Skald Thiodolf im Ausgang des 9. Jahrhunderts den Ingunafreyr, Ingwe den Stifter der Ynglingar, mit dem Schwedengott Freyr zu Uppsala zusammen, und verlegte dadurch den Ursprung der Ynglinger nach Uppsala. Daher erscheint Yngve als Beiname Freys bei Snorri, Yngve als Njords Vater bei Ari, dem ersten um 1130 schreibenden isländischen Historiker. Dass übrigens schon im Fréa Ingwine der ingwaeonische Himmelsherr anklang, ist durch diese Erklärung nicht ausgeschlossen.

Wie Thor auf seinen Fahrten oft von einem dienenden Paar Thjalfi und Roskwa begleitet wird, so folgen auch Freyr Dienstleute Byggwir (Nebenform Beyggwir) und sein Weib Beyla.2) Beide erscheinen nur in der Lokasenna und werden von dem argen Schelter auch beschuldigt. Byggwir rühmt sich, von Göttern und Menschen hurtig genannt zu werden. Loki wirft ihm vor, an der Mühle (bei Knechtsarbeit) schwatze er. Er habe den Leuten nie die Speise zuzuteilen vermocht; als die Männer sich schlugen, hätten sie ihn im Stroh nicht finden können. Beyla sei mit Freveln befleckt; kein ärgeres Scheusal als diese mistbesudelte Magd sei noch zu den Asen gekommen. Vertreten etwa die Dienstleute Freys wie die Thors die friedliche Bauerschaft, die von Krieger

1) Munch, Das heroische Zeitalter der nord. germ. Völker. S. 20, Anm. 2. „Von dem Ing oder Ingwi haben vermutlich alle ingwinsche oder gotische Fürstengeschlechter ursprünglich ihre Herkunft abgeleitet, wie es auch nicht an Beispielen fehlt, dass der Name mehr als einem Geschlecht beigelegt worden ist."

2) Lokas. 13-46; 56, byggwir bedeutet Anwohner; Zusammensetzungen wie hrein-, jaritbyggvir u. a. Sveinbjörn Egilsson, lex. poet. 89; beyggvir stellt man zu beygja, biegen. Die natursymbolische Auslegung bei Uhland Schriften 6, 96 (Bieger und Biegung sind Sommerlüfte, die nur leicht und schmeichelnd Gezweig und Halme biegen) und Müllenhoff, ZfdA. 7, 420 (Bieger und Buckel, Windgottbeiten, die gleichmässige Senkung und Erhebung der Wellen andeutend) ist doch zu wenig begründet. Byggwir und Beyla sind nach Sievers, Beiträge 18, 553 f. ..Herr Gerstenkorn und Frau Bohne", eine passende Dienerschaft des Fruchtbarkeit spendenden Freyr.

Byggwir und Beyla. Freys Werbung.

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und Edeling wie Thor selbst im Harbardslied verhöhnt wird? Im Gefolge des Gottes des Ackerbaues würden sie recht wol passen.

2. Sagen.

Unter den Eddaliedern, die fast alle entsprechend ihrem norwegisch-isländischen Ursprung zur Verherrlichung Odins und Thors dienen, gehen zwei auf den Himmelsgott, die Rigspula, welche bei Heimdall zu erwähnen ist, und die Skírnismól.1) Ihre Grundlage, die Verehrung des Himmelsherrn, weist auf eine ältere Zeit oder auf eine andere Heimat, als für die Odins- und Thorslieder vorauszusetzen ist. Doch trifft dies nur auf die darin behandelten Mythen zu, nicht auf die Lieder in ihrer überlieferten Gestalt.

Vom Hochsitz des Himmels blickte einst Freyr über alle Welt. Da sah er im Riesenheim eine schöne Maid, Gerd; vom Glanz ihrer Arme leuchtete Himmel und Meer. Freyr wurde schwermütig aus Liebesgram. Auf Njords Geheiss ging Skirnir, Freys vertrauter Diener, zu ihm und fragte nach dem Grund seiner Trauer. Freyr gestand, wie er von Liebe zu Gerd ergriffen wurde. Inniger hat niemals seit der Urzeit Tagen

Ein Mann ein Mädchen geliebt,

Doch von Asen und Elben kein einziger will es,

Dass wir beide zusammen sind.

Da erbot sich Skirnir, die Fahrt zu thun auf des Gottes Ross, das die Waberlohe durchläuft, mit des Gottes Schwert, das von selber wider der Thursen Tross sich schwingt. So kam Skirnir nach Riesenheim zu Gymirs Gehöft. Bissige Hunde waren am Zaune angebunden, auf einem Hügel sass ein Wächter, der alle Wege bewachte. Der versagte ihm die Zwiesprache mit Gerd. Doch Skirnirs mutiger Sinn liess sich nicht einschüchtern. Gerd vernahm lautes Getöse, es erzitterte das Gehöft. Skirnir stieg vom Rosse und trat ein. Skirnir brachte nun seine Werbung vor und bot elf goldene Äpfel und einen Ring. Doch Gerd wollte nichts davon wissen. Da bedrohte sie Skirnir mit dem Schwert, wieder umsonst. Nun übte Skirnir Beschwörung und Zauberzwang, er verwünschte Gerd unter die greulichsten Riesen, ans Ende der

1) Skírnesmól; daraus Gylfag. Kap. 37. Vgl. Uhland, Schriften 6, 417 ff.; Niedner, ZfdA. 30, 132 ff.; Finnur Jónsson, Litteraturs historie 1, 171 ff.

Welt, zur Hölle, an die Seite eines unerträglichen Gatten, falls sie Freys Werbung nicht annehme. Da wagt Gerd nimmer zu widerstehen, sie reicht dem Boten zur Versöhnung den gefüllten Metbecher:,,Nicht ahnte ich, dass einst der Wanenspross meine Liebe gewänne." Skirnir verlangt, Gerd solle eine Zusammenkunft mit Freyr anberaumen.,,Barri (der Knospende) heisst ein heimlich trauter Hain, nach neun Nächten wird dort Gerd Njords Sohne Liebesgenuss gönnen." Da ritt Skirnir mit diesem Bescheid zum ungeduldig harrenden Freyr heim.

,,Lang ist eine Nacht, lang sind zweie,
Wie geduld ich mich drei?

Ein Monat oft schien mir minder lang
Als des Harrens halbe Nacht."

Das Gedicht, etwa um 900 in Norwegen verfasst, hat zur Grundlage den Mythus vom Bund des Lichtgottes mit der tragbaren Erde, den Sieg des Lichtes über das Dunkel, des Frühlings über den Winter. Doch ist alles dichterisch, menschlich schön geschildert. Was in dem Lied an Odin und Runenkunde erinnert, ist später hineingetragen, wol vom norwegischen Dichter. Denn der Stoff gehört ursprünglich nach Schweden und kennt Freyr noch in unumschränkter Herrschaft. Die Sage gehört dem Himmelsgott selber, Skirnir, der Erhellende, Aufklärende ist ein Beiwort des Gottes, worunter später eine besondere, von ihm verschiedene Gestalt verstanden wurde. Grimn. 43 wird Freyr selber enn skíre, der Lichte, Schimmernde genannt. In der Lokas. 42 wird auch noch darauf angespielt, als ob Freyr selber die Fahrt ausgeführt hätte:

Mit Gold erwarbst du Gymirs Tochter

Und gabst dein Schwert dahin.

Vielleicht waren einmal auch Riesenkämpfe damit verbunden. Gerd nennt Freyr den Mörder ihres Bruders (bróþorbane). In den nordischen Gedichten heisst Freyr mehrmals des brüllenden Sturmriesen Beli Mörder (Belja bane). Gylfag. Kap. 37 erwähnt kurz diese That, allerdings schon mit der Voraussetzung, dass Freyr damals sein gutes Schwert bereits weggegeben habe. Deshalb sei er in Kampf mit Beli waffenlos gewesen und habe den Unhold mit der Faust oder mit einem Hirschgeweih getötet.') Der Wächter im 1) Zu Freys Kampf mit Beli vgl. die Vermutungen Detters in den Beiträgen 15, 59.

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Riesenheim, der Skirnir aufzuhalten sucht, deutet auf einstigen Widerstand. Man darf den ursprünglichen Mythus von des Himmelsgottes Werbung wol dahin ergänzen, dass er erst nach Kämpfen mit Riesen, welche Gerd gefangen hielten, die Braut gewann. Dabei ging das Schwert verloren.

Auf denselben Mythus geht das Lied von Swipdag 1) zurück. Der junge Swipdag soll um die schöne Menglod werben. Er geht zum Grabbügel seiner toten Mutter Groa und beschwört sie, ihm dabei zu helfen. Die Tote erwacht und spricht Segen gegen jede Not und Gefahr über ihren Sohn aus. Vielleicht gab sie ihm auch, wie im spätern Volkslied, Ross und Schwert. So gerüstet macht sich Swipdag auf den Weg und gelangt zu Menglods Burg, die auf der Spitze eines Speeres sich dreht und von lodernden Flammen umgeben ist. Er stösst auf den Wächter der Burg, Fiolswid und nennt sich, seinen wahren Namen verhehlend, Windkald, Warkalds Sohn, Fiolkalds Enkel. Vom Wächter hört er, dass Menglod des Saales Herrin ist. Eine hohe Mauer umzieht die Burg, das kunstvoll gearbeitete Thor erfasst den Eindringling wie feste Fessel. Hunde umkreisen das Gehöft und wehren den Eintritt. Nur eine Speise könnte sie kirren, aber unmöglich ist sie zu bekommen. Nur einem Einzigen öffnen sich Menglods Arme, dem Swipdag ist die sonnenhelle Maid zum Gemahl bestimmt. Da gibt sich der Held zu erkennen, freudig umwedeln ihn die wilden Hunde, das Haus thut sich auf, Fjolswid eilt, ihn zu melden. Menglod fragt nach Wahrzeichen, Namen und Abkunft.

,,Swipdag heiss ich, Solbjart hiess mein Vater,
Dorther ging ich auf windigem Weg."
,,Heil dir, Wandrer! Mein Wunsch ist erfüllt;
Komm und empfange den Kuss!

Ersehnter Anblick beseligt jeden,

Der heisse Liebe hegt.

Lange sass ich

auf Lyfjaberg,

Deiner harrend von Tag zu Tag;

1) Die Svipdagsmól (Groogaldr und Fjolsvinsmól) nach Sijmons, die Lieder der Edda I. 196 ff. Vgl. Bugge, Danmarks gaml. folkeviser II, 667 ff.; Bugge, forbindelsen mellem Grógaldr og Fjölsvinnsmál oplyst ved sammenligning med den dansk-svenske folkevise om Sveidal (forhandl. i videnskabs-selsk. i Christiania 1860); Bugge, norræn fornkvædi, Christiania 1867, S. 352 ff.; 445a. Zur mythischen Grundlage, Müllenhoff, ZfdA. 30, 219. Zum Liede Finnur Jónsson, Litteraturs historic, 1. 217 #

Nun ward Gewährung dem Wunsch endlich,

Da du, Held, dich der Halle genaht.
Lang hab ich Sehnsucht nach dem Liebsten erduldet,

Wie nach meiner Minne du;

Wahr jetzt wird es, dass wonnige Tage

Uns beiden für immer blühn."

Der mythische Gehalt des Gedichtes kommt in den Namen der handelnden Personen deutlich zum Ausdruck. Swipdagr ist der rasche Tag, Menglod die des Halsschmuckes Frohe, ein Beiname der Freyja oder Frigg, ursprünglich der Gemahlin des Himmelsgottes. Diese ist bald als die Erdgöttin, bald als die himmlische Sonnenjungfrau gedacht und letzteres scheint hier der Fall zu sein. Ostwärts am Himmelsrand schläft Jungfrau Sonne hinter hohem Berge, vom flammenden Zaune der Morgenröte umgeben und jedem Unberufenen unzugänglich. In früher Dämmerung, im Morgenwind als Windkald, Kalds Sohn erscheint der Freier. Die Hindernisse fallen, als sein wahres Wesen, sein wirklicher Name offenbar wird: Svipdagr, Solbjarts, des Sonnenhellen Sohn. Mit Märchenzügen ausgestattet, mit allerlei fremdartiger, mythologischer Gelehrsamkeit versetzt, schimmert trotzdem die Grundbedeutung des Stoffes hervor. ')

Auch von Njord geht eine Sage.2) Er hatte Skadi, des Riesen Thjazi Tochter zur Frau. Thjazi war von den Asen getötet worden. Skadi seine Tochter rüstete sich mit dem Heergewand, um ihn zu rächen. Die Asen boten ihr zur Sühne einen aus ihrer Mitte zum Gemahl, den sie selbst wählen dürfe. Doch sollte sie nur die Füsse der Auszuwählenden sehen. Sie bemerkte nun einen mit sehr schönen Füssen und wählte ihn, in der Meinung, es sei Baldr, der Gewählte war jedoch Njord. Sie wollte

1) Noreen, Uppsalastudier 208 ff. sucht in mythischen Königssagen der Schweden einen Nachklang der von ihm anders ausgelegten Göttersage: der Sonnengott (Freyr, Skirner, Suipdagr, Vanlandi, d. h. der aus dem Vanenlande, Vísburr) besiegt einen winterlichen Riesen (Frosti, den Frost, oder den Nordsturm Piazi, Beli), aber nimmt ein Weib aus ihrem Geschlecht, das Nordlicht (Gerdr, Menglod, Skiolf) oder die glänzende Schneetrift (Drífa) oder den Nordwind (Skadi), doch nur indem er seine eigenen Gaben, den Sonnenstrahl (das Schwert oder das Halsband) dafür fahren lässt. Dadurch verfällt er dem Tod. Die geistvollen Deutungen Noreens haben fast durchweg den Fehler, dass sie allzu einseitig auf Etymologie begründet sind und daher keine sichere Gewähr besitzen.

2) Über Njord und Skadi Bragar. Kap. 2; Gylfag. Kap. 23.

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