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legten das Herz einer Stute, das sich aber wenig standhaft erwies, in den Riesenleib. Hrungnir aber trug ein Herz aus hartem Stein. Als Waffe schwang er einen Wetzstein. So harrten sie Thors. Thjalfi ruft Hrungnir zu, Thor werde in die Erde fahren und ihn von unten her angreifen, und darum schiebt Hrungnir den Schild unter die Füsse und stellt sich darauf. Hammer und Wetzstein treffen sich im Flug, der Stein bricht entzwei; die eine Hälfte fällt zu Boden, daher stammen alle Wetzsteinfelsen, die andere fliegt Thor in die Stirne, dass er zusammenbrach. Thjalfi hatte inzwischen den feigen Mokkurkalfi zu Fall gebracht. Hrungnir war vornüber gestürzt, sein einer Fuss lag auf Thors Halse. Weder Thjalfi noch die anderen Asen vermochten ihn wegzuheben. Da trat Magni, der Sohn Thors und der Jarnsaxa, der damals erst drei Nächte alt war, hinzu. Der warf den Fuss Hrungnirs von Thors Halse herunter und sprach: Jammerschade ist es, dass ich so spät herzukam; ich meine, dass ich diesen Riesen mit der Faust würde erschlagen haben, wenn ich ihn vorher getroffen hätte. Da stand Thor auf und begrüsste seinen Sohn mit grosser Freude und sagte, dass er einst ein tüchtiger Mann werden würde. Thor ging heim nach Thrud wang; das abgebrochene Stück des Wetzsteines steckte noch immer in seinem Kopfe. Da kam die Seherin Groa herbei, die Frau Aurwandils des Unverzagten. Sie sang ihre Zauberlieder über ihm, bis der Wetzstein lose wurde. Da wollte Thor sie mit guter Kunde erfreuen und erzählte ihr, er sei von Norden über die stürmischen Wogen gewatet und habe den Aurwandil in einem Korbe auf dem Rücken aus Jotunheim vom hohen Norden herübergetragen. Eine Zehe Aurwandils, die aus dem Korbe herauslugte, erfror; die habe er abgebrochen und an den Himmel geworfen und das Sternbild ,,Aurwandils Zehe" daraus geschaffen. Thor fügte hinzu, es werde nicht lang mehr dauern, bis Aurwandil aus dem Norden heimkomme. Groa ward hierüber so erfreut, dass sie ihre Zauberlieder vergass, und so ward der Wetzstein nicht völlig los, er steckt noch immer in Thors Haupt.

Klar ist der Grundgedanke dieser Thorssage besonders im Skaldenlied, ein Gewitter, das krachend ins Felsgebirg fährt. Schwieriger sind die andern Einzelheiten auszulegen. Hrungnir heisst der Lärmer (rungla, lärmen), Mokkurkalfi die Nebelwade (mokkr. Nebel, kalfi, Wade), ein Bild der Nebelwolke. Der Riese ist aus Lehm gefertigt, während Hrungnir im Felsgestein herrscht. Vielleicht ist damit der zähe, wässrige Lehmboden am dunstigen

Fusse des Felsgebirges gemeint. Lehm und Gestein widerstreben dem Anbau und werden mit Gewalt bezwungen. Bergsturz, Erdrutsch, Wasser und Nebel, alle Erscheinungen eines im Gebirge wütenden Gewitters mögen zusammengewirkt haben bei der Vorstellung, dass währenddem Thor den Riesen schlug. Schön erklärt Uhland:,,Den Lehmhügel hinan, am Abhang des Gebirgs, regt sich der mühsame Anbau, oben herein ragt das ungeheure Felshorn, an dem eine Gewitterwolke blitzt und donnert, dass plötzlich der ganze Gebirgsstock erbebt. Die Feldarbeiter blicken empor und siehe! der Fels wird zum Steinriesen, in der Wolke steht der feurige Wagenlenker Thor, den malmenden Hammer schleudernd. Da fühlt Thjalfi, dass er nicht allein arbeite, ein gewaltiger Gott ist hilfreich mit ihm, und während er das Geringe schafft, vollbringt jener das Grosse und hat das Schwerste schon vorgearbeitet." Weniger ungezwungen fügt sich das übrige der Naturdeutung. Groa (zu gróa wachsen und grünen, zuwachsen und heilen) soll das wachsende Saatengrün vorstellen, das vergeblich bemüht ist, die Steine des Feldes zu bedecken, Thors Wunde zu heilen. Aurwandil ist gleich Saxos jugendlichem Helden Horwendil. Im Ags. ist éarendel ein Name des Morgensternes, im Ahd. begegnet der Name Orentil, mhd. Orendel, der Held der gegen Ende des 12. Jahrhunderts verfassten Spielmannsdichtung. Ob man alle diese Einzelheiten als Trümmer eines altgermanischen Mythus betrachten darf, ist sehr fraglich. Aurwandil in der nordischen Sage ist ein Licht- oder Frühlingswesen, das der Donnerer aus der Macht winterlicher Eisriesen zu seiner harrenden Gattin zurückführt. Der Zusammenhang der verschiedenen Mythen wie in Snorris Erzählung fehlt bei Thjodolf und ist auch schwerlich alt. Thors Kampf mit Hrungnir war berühmt, öfters wird in den Eddaliedern und bei den Skalden darauf angespielt. Schon bei Bragi heisst Thor Hrungnirs Schädelzerschmetterer.')

Thor und Hymir.

Einst kam Thor zu einem Riesen mit Namen Hymir. Dieser fuhr morgens zum Fischfang. Thor verlangte, ihn zu begleiten; der Riese meinte, von einem so kleinen Burschen wenig Vorteil zu haben. Thor aber wurde zornig und wollte doch mit. Er fragte, was sie als Köder mitnehmen sollten. Hymir sagte, er

1) Hym. 16; Hárb. 14, 15; Lokas. 61; Grottasongr 9; bei Bragi SE. I 256.

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solle sich selbst einen verschaffen. Da packte Thor einen Stier Hymirs und riss ihm den Kopf ab. Dann setzte er sich im Boden des Fahrzeugs nieder und Hymir merkte, dass er gewaltig zu rudern verstand. Bald sagte der Riese, dass sie zu den Fischplätzen gekommen seien, wo er zu angeln gewohnt sei, und hiess ihn mit Rudern aufhören. Thor aber sprach, dass er viel weiter hinaus zu rudern gedenke, worauf Hymir erwiderte, dies sei gefährlich wegen der Midgardschlange. Thor ruderte also weiter zu Hymirs Missvergnügen. Thor machte die Angelschnur zurecht und steckte den Stierkopf an den Haken, der sofort zu Grunde sank. Die Schlange schnappte nach der Angel und der Haken blieb ihr im Gaumen stecken. Da zerrte sie so mächtig an der Leine, dass Thors beide Fäuste auf den Bord des Bootes aufschlugen. Thor rüstete sich mit seiner ganzen Asenstärke. So gewaltig stemmte er sich entgegen, dass er mit beiden Füssen den Boden des Fahrzeugs durchbrach und auf den Meergrund zu stehen kam. Nun zog er die Schlange zu sich herauf an den Bord des Schiffes. Thor richtete seine blitzenden Augen auf das Ungetüm, das ihn anstarrte und Gift schnaubte. Der Riese erschrak, als er die Schlange erblickte und die See ins Schiff stürzte. Als Thor nach dem Hammer griff, schnitt der Riese am Bord die Angelschnur entzwei, dass die Schlange ins Meer zurücksank. Thor warf mit dem Hammer und schlug ihr Haupt ab. Den Riesen aber traf er dermaassen ans Ohr, dass er kopfüber ins Meer stürzte. Thor watete zum Lande zurück.')

Thors Kampf mit der grossen Seeschlange ist öfters von den Skalden besungen worden, im 10. Jahrh. von Ulf Uggason (um 984) und Eystein Valdason. Der Vernichter der Trolle wurde dem Ungeheuer des Meeres gegenübergestellt. Übrigens beruht der abenteuerliche Fang des Wurmes mit Angel und Köder auf christlicher Vorstellung, wie Gottvater oder Christus den erdumgürtenden Leviathan mit der Angel fangen.

Ein norwegischer Skald dichtete am Ende des 10. Jahr

1) Gylfaginning Kap. 45; Ulf Uggason und Eystein Valdason im corpus II 24 und 26. Weitere Skaldenstellen sammelt Finn Magnusen im Lex. myth. 187 f.; 208. Das Angeln des Wurms beziehen Bugge, Studien S. 11 und E. H. Meyer, Myth. 145, ferner Bröndsted in der norsk historisk tidskrift II 3, 1852 S. 21 ff. und Bang ebenda S. 222 ff. auf den Leviathan. Über den Fang des Leviathan vgl. Diemer, Beiträge zur älteren deutschen Sprache und Litteratur, 4. Teil. Wien 1567 S. 45 ff.; R. Köhler, Germania 13, 159 f.

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hunderts das Hymirlied'), wo ebenfalls der Fang des Wurmes geschildert wird (Str. 17—25), nur dass hier der seltsame Fisch ,wieder lebendig ins Meer zurück sinkt". Denn am Ende der Tage erst soll er von Thor getötet werden. Ausserdem hat der Verfasser des Hymirliedes noch eine Anzahl weiterer Sagen herangezogen, ohne jedoch eine innere Verbindung zwischen ihnen herstellen zu können. Die wichtigste, am meisten ausgeführte, ist die Einholung von Hymirs Kessel. Die Asen wollen bei Aegir dem Meerriesen Gelage halten. Aber ihm fehlt ein Kessel, der gross genug ist, das nötige Bier zu brauen. Die Asen sollen ihn liefern, Thor soll ihn besorgen. Dazu weiss Tyr Rat. Sein Stiefvater Hymir, der am äussersten Himmelsrande wohnt, hat einen meilentiefen Kessel. Von Asgard aus fahren sie einen vollen Tag, bis zu Egill, dem Vater des Tbjalfi und der Roskwa, wo sie die Böcke einstellen. Dann schreiten sie zu Hymirs Halle. Dort fand Tyr die verhasste Ahne mit 900 Häuptern. Aber die lichte Frau, Tyrs Mutter brachte den Gästen Bier. Spät kam der Riese vom Waidwerk heim; Eiszapfen klirrten, wie er in den Sal trat, sein Bart war gefroren. Die schöne Frau sucht ihn freundlich zu stimmen für die Gäste, die ängstlich hinter einer Säule sich verstecken. Vor dem Blicke Hymirs birst der Balken und vom Brett herab kollern Kessel. Hervor treten die Gäste, ungern sieht Hymir den Thor, ihm ahnt Schlimmes. Beim Nachtmahl isst Thor allein zwei Ochsen. Am andern Tag fahren Thor und Hymir zum Fischen. Bei der Heimkehr hebt Thor das ganze Boot samt Inhalt auf und trägt es zum Gehöft. Der Riese versucht Thors Stärke und gibt ihm einen Kelch, den soll er zerschmettern. Steinerne Pfeiler zerbrechen, der Becher bleibt ganz, bis auf der jungen Frau Rat Thor ihn am harten Schädel Hymirs zerschellt. Jetzt darf er den Kessel mitnehmen. Umsonst setzt Tyr zweimal an ihn zu heben, Thor aber schwingt ihn aufs Haupt. Thor und Tyr fahren heimwärts. Da folgt ihnen vielköpfiges Volk, aus den Berghöhlen hervorbrechend. Alle erschlägt Thor mit dem Hammer. Einer der Böcke hinkt, wofür Thor Egils Kinder zur Busse empfängt. So brachten sie den gewaltigen Kessel zu den

1) Hymiskvipa; über ihre Entstehung aus willkürlicher Verknüpfung verschiedenartiger Sagen Finnur Jónsson, litteraturs historie 1, 153 ff. Uhlands Auslegung (Schriften 6, 90 ff.) scheitert schon daran, dass die Verbindung der Mythen für alt und ursprünglich erachtet wird. Zur Erklärung aus dem Märchen Bugge. Studien 26.

Thor und der Riesenbaumeister.

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Asen, die nun in Aegirs Halle zechen. Scheidet man diese letzte Sage vom hinkenden Bock aus, so bleibt als Grundlage dieser Geschichte ein Märchen übrig, das an Thors Namen geknüpft wurde. Zwei Brüder kommen zur Behausung eines menschenfressenden Riesen in Abwesenheit des Hausherrn und werden dort von einer mitleidigen Frau verborgen. Der Riese kehrt später heim und riecht die Fremden. Aber die barmherzige Frau weiss ihn mit schmeichelnden Worten zu besänftigen. Die Brüder kommen aus dem Versteck und erhalten Erlaubniss auf des Riesen Hof zu bleiben. Der kleine schwache Mensch betrügt oder besiegt zuletzt den gewaltigen Riesen. Wie Aegir das offene Meer beherrscht, so Hymir das Eismeer. Schwerlich ist aber Uhlands Deutung begründet, der Braukessel sei das offene Meer, das im Winter, wenn Buchten und Sunde zugefroren oder mit Treibeis bedeckt sind, in Hymirs Verschluss gehalten werde und von den Göttern des Lichtes und des Gewitters befreit werden müsse. Lust am Fabulieren, nicht sinnbildliche Naturanschauung schuf die Geschichten, die Thor und Hymir in Beziehung zu einander zeigen.

Märchen und Volkssage, nicht Naturmy thus bildet die Grundlage der meisten von den Skalden behandelten Thorsgeschichten, die uns nur zum kleinsten Teil in Gestalt der ursprünglichen Dichtungen, meistens nur in Snorris Nacherzählung erhalten sind.

Thor und der Riesenbaumeister.

Um die im Wanenkrieg zerstörte Burg wieder aufzubauen, dangen die Asen einen Baumeister aus Riesenheim. Der versprach, das Werk im Verlauf eines Winters auszuführen, wenn man ihm Freyja zum Weib gebe und Sonne und Mond abtrete. Auf Lokis Vorschlag wurde es bewilligt. Vor zahlreichen Zeugen war der Vertrag abgeschlossen worden. Thor aber war abwesend fern im Osten, um Unholde zu erschlagen. Mit dem einzigen Beistand seines Rosses Swadilfari führte der Riese den Bau rasch aus, nur noch drei Tage fehlten zum Ziel. Da gerieten die Asen in Angst und zwangen Loki, der zum Vertrag geraten hatte, Hilfe zu schaffen. In Stutengestalt lief er dem Hengste des Riesen entgegen. Swadilfari rannte alsbald der Stute nach und die Nacht über ruhte die Arbeit. Als der Werkmeister sah, dass er nicht mehr fertig werde, geriet er in Riesenzorn. Die Asen achteten nimmer der Eide und Verträge, sondern riefen nach Thor. AlsGolther. Germ. Mythologie.

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