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Der Wode als Frauenjäger. Wode im Berg.

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Neubildung des allgemeinen Aberglaubens. Im Jahr 1117 wurde Graf Emicho getötet. Er ging wie alle eines gewaltsamen Todes Verstorbenen ins wütende Heer ein. Bei Worms zeigte es sich 1123. Mehrere Tage lang kamen Schaaren bewaffneter Reiter aus einem Berge hervor und kehrten dabin wieder zurück. Einer aus der Schaar wird beschworen und gibt Auskunft: sie seien die Geister gefallener Krieger. 1) Man glaubt auch vom Wind, er ruhe in Bergen und breche dann zu Zeiten daraus hervor. Dass Wode das Totenreich im Schooss der Berge beherrschte, nachdem er die Toten in sein Heer versammelte, darf als sehr wahrscheinlich gelten, obschon trotz den vielen Sagen von bergversunkenen Helden und Heerscharen kein bestimmtes Zeugniss von Wode im Berge spricht. Aber man darf einerseits auf die zahlreichen Wodansberge in Niederdeutschland und Mitteldeutschland hinweisen, die nicht bloss als Kultstätten Wodans, sondern auch als Aufenthalt Wodans gedacht werden können, andererseits auf die nordische Sage, wo Odin sich den Alten vom Berge, Bergesgott 2) nennt. König Sveigdir fuhr aus, Odin und das Heim der Götter zu suchen. Im östlichen Schweden heisst ein Gehöft zum Steine (at Steini), der Stein ist so gross wie ein ansehnliches Haus. Abends nach Sonnenuntergang, als Sveigdir vom Trunk zum Schlafhaus ging, erblickte er einen Zwerg unter dem Steine sitzen. Sveigdir und seine Leute waren angetrunken und liefen zum Steine. Der Zwerg stand am Eingang, rief Sveigdir an, hereinzukommen, wenn er Odin besuchen wolle. Sveigdir lief in den Stein, der sich alsbald hinter ihm zuthat. Niemals kehrte Sveigdir zurück.3) Merkwürdig ist auch die Benennung Walhall für einige schwedische Berge.) Schwerlich sind sie nach der himmlischen

1) Chron. Urspergense ad ann. 1123.

2) Reginsmól 18 kar! af bjargi; Fjallgaur SE. 1, 258; Fjallgeiguðr SE. 2, 555.

3) Ynglingasaga Kap. 15. Die Strophe des Ynglingatals. die von Sveigdir erzählt, scheint allerdings eine ganz andere Sage vorauszusetzen: den Mythus von der hinter dem Berg hinabsinkenden Sonne, Odins Besuch bei Gunnlod im Berge; vgl. Noreen, Uppsalastudier 200 ff. Aber Snorri geht offenbar von der Vorstellung aus, man komme zu Odin durch Eintritt in den Schooss der Berge.

4) Rietz, svenskt dialekt-lexicon S. 759 Valhall, Namen einiger Berge, auf denen vorzeiten Felsen zum Herabstürzen (ättestupor) waren. Ein solcher findet sich in Blekingen (Hellaryds sokn) nahe der Kirche und nach alter Sage stürzten sich die Leute in den unterhalb des Berges belegenen Valsee Golther. Germ. Mythologie.

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Halle genannt. Vergeblich sucht man nach einem Grund solcher Ubertragung. Man begreift, dass geräumige irdische Säle und Hallen, um ihre besondere Pracht anzudeuten, auf Island und in Grönland Walhall heissen. Aber warum ein Berg? Vielmehr dürfte gerade am Bergnamen das Ursprüngliche haften. Walhall ist die Halle der Kampftoten. Die Seelen der Erschlagenen hausen aber im Berge und ziehen im wütenden Heer. Die Schilderung von Odins himmlischer Halle, die von einem Gitter mit wunderbarer Pforte umschlossen, von einem reissenden Fluss umströmt ist, lässt noch deutlich erkennen, dass darunter die Hölle, das unterirdische Totenland gemeint ist, das erst später in himmlisches Licht erhoben wurde, ohne darin seine düstere Herkunft verleugnen zu können.1) Odin in Walhall stand wol ursprünglich dem Wode, der mit dem Totenheer im Berge sitzt, gleich. Auch hierin waltet die Nachtseite in Odins Art vor, der als Odr gleich Wode aus dem finstern Sturm- und Seelengott hervorging. Ebenso zeigt sich dieser Zug in der nordischen Benennung Odins als des Herren der Gespenster und Gehängten.2) Die eines gewaltsamen Todes starben, kommen ins wilde Heer, nach Walhall in den Berg. Vergeistigt und vertieft erscheint der Gedanke im Walhall nordischer Skalden: die den Heldentod starben, gehen nach Walhall zu Odin.

Der Wode hat Einfluss auf Ackerbau und Gedeihen der Frucht. In Mecklenburg liess man einige Ähren stehen, die zur Garbe zusammengebunden wurden. Die Schnitter traten im Kreis darum und riefen: Wode, Wode, hale dinem rosse nu voder! Sie opferten also dem Beherrscher des Windes. 3) Denn vom Winde hängt die

(Totensee), der jetzt fast ganz vertrocknet ist. Ein solcher Felsen kommt auch beim Berg Valhall in Vestergötland (Kylingareds sokn) vor; ebenso auf dem Berg Valhall in Gemshögs sokn. Auf dem Hilleberg in Vestergötland heisst der Gipfel Valhall und die Sage erzählt, dass die, welche sich herabstürzten, in einem jetzt überwachsenen Teich, der Odins Quelle (Ons-källa) hiess, gewaschen wurden. Die Felsen zum Herabstürzen begegnen in der jungen Gautrekssaga K. 1 u. 2, wo die alten Leute sich herunter stürzen, úm zu Odin nach Walhall zu fahren.

1) Walhall als unterirdisches Totenreich fasst Schullerus, Beiträge 12, 227 u. 258 ff.

2) drauga drottinn, hanya dróttinn Yngl. Kap. 7; bei den Skalden hangatýr, hangagut, SE. 1, 84, 230, 232 u. ö. galga valdr, Islendinga sögur 1, 307.

3) J. Grimm, Myth. 1,141 nach Gryse's 1593 erschienenem Spegel des antichristischen pawestdoms. laher denn ok noch an dissen orden dar heiden

Der Wode im Ackerbrauch.

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Saat vielfach ab und es ist gut, ihn günstig zu stimmen. Auf adligen Höfen wurde, wenn der Roggen ab war, den Schnittern Wodelbier gereicht. Auf Wodenstag soll man keinen Lein jäten, damit Wodens Pferd den Samen nicht zertrete. Im Schaumburgischen schlägt man beim Erntebier mit den Sensen zusammen und ruft dabei: Wold, Wold, Wold! Unterbleibt die Feierlichkeit, so ist das nächste Jahr Misswachs an Heu und Getreide. Am Steinhuder See entzünden die Burschen nach der Ernte ein Feuer und rufen, wenn die Flamme lodert, unter Hutschwenken: Wauden, Wauden! In Wold und Wauden soll nur der Göttername verderbt sein. In Baiern') gehört der Ährenbüschel für den Waudlgaul, Bier, Milch und Brot, das man dabei stehen lässt, für die Waudlhunde, die in der dritten Nacht kommen und fressen. Wer nichts stehn lässt, über dessen Felder geht ein gespenstischer Kornverderber. Im vorigen Jahrhundert galt noch ein Erntefest, die Waudlsmähe genannt, wo man den schwarzen Rossen des Waude Futter aussetzte. Waude ist wol als Woude Wuote zu verstehen. Entsprechend wird von Passau bis Pressburg das Wudfutter ausgesetzt. Das Volk im Aargau freut sich, wenn das Guetisheer schön singt, denn dann gibts ein fruchtbares Jahr. In Schonen und Blekingen blieb es lang Sitte, dass die Ernter auf dem Acker eine Gabe für Odens Pferde zurück liessen; ebenso in Småland. Der Wode auf seinem Rosse dahin reitend, von seinen Hunden begleitet, brachte also nach dem Volksglauben den Äckern Fruchtbarkeit und wurde darum mit Opfer verehrt. Da der Brauch gleichmässig übers ganze germanische Gebiet sich erstreckt, reicht

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gewanet, bi etliken ackerlüden solker avergelövischer gebruk in anropinge des Woden tor tid der arne gespöret werd, und ok oft desülve helsche jeger, sonderliken im winter des nachtes up dem velde, mit sinen jagethunden sik hören let." Vgl. auch Bartsch, Sagen aus Mecklenburg 2, 307. Die weiteren nds. Bräuche bei Grimm a. a. O. Von diesen Wodeopfern handelt ausführlich aber unkritisch U. Jahn, Die deutschen Opferbräuche S. 163 ff.

1) Den bayer. Brauch des Wuude-Opfers verzeichnet Panzer, Beitrag zur deutschen Myth. 2, 216; J. Grimm, Myth. 3, 59; Woude für Wuode, ou uo Weinhold, Bayr. Gr. § 103. Das Wudfutter U. Jahn, Die deutschen Opferbräuche 1884 S. 165; übers Guetisheer Rochholz, Schweizersagen aus dem Aargau 1, 91. Über das schwed. Odinsopfer J. Grimm, Myth. 1, 140; Hyltén-Cavallius, Wärend och Wirdarne 212. Was mit Wodan und seinen Beziehungen zum Ackerbau zusammenhängt, sammelt U. Jahn a. a. O. besonders S. 163 ff.; nur zieht er allzuviel Unbrauchbares heran z. B. den,, Vergodendeel", dessen wahre Bedeutung Knoop, Zeitschr. f. Volkskunde 3, 41 ff. erkannte

er sicherlich in hohes Altertum zurück. Dazu stimmt, dass Odin nach dem Zeugniss der Ynglingasaga in Schweden schon zur Zeit des Heidentums beim Winteropfer um Jahressegen und Wachstum angerufen wurde. Im faeröischen Liede vermag Odin in einer Nacht ein Getreidefeld aufwachsen zu lassen. ')

2. Wode und Wodan.

Wie hängen nun lode und Wodan zusammen? Beide Namen gehören zusammen, beide Gestalten sind im Norden nimmer auseinander gehalten. Nur in einer Sage, die allerdings schon alt ist, begegnete Odr, sonst konnten wir den deutschen Sagen von Wode im Norden immer nur solche von Odin gegenüber halten. Die Vorstellungen, welche mit Wode verknüpft sind, wurzeln durchweg im uralten Volksaberglauben. Wode und sein wütendes Heer erscheinen nur als eine offenbar uralte und allen Germanen vom Süden bis zum Norden bekannte besondere Form der unter einem Führer umziehenden Geisterschar, die dem Seelenglauben aller Völker zugehört. Hat die Schar einen Führer, so ist dieser entweder durch den Hang zu fassbaren Einzelgestalten, wie er in der Volkssage waltet, als besonderer Vertreter der Gesamtheit entstanden oder in Anlehnung an bestimmte örtliche und geschichtliche Vorkommnisse neu hinzugetreten, so wenn Könige, Helden, Feldherrn, Burgherrn aller Zeiten einander nach von der Volkssage mit der Führerschaft des Totenheeres betraut werden. Der letztere Fall kann bei Wode kaum in Frage kommen, dass etwa ein germanischer Gott zum Heerführer wurde und nach ihm die Schaar den Namen trug. Andererseits gehören Wode und das wütende Heer unlöslich zusammen. Die Sprache lehrt, dass * wódaz wütig und * wôdjan wüten denselben Begriff als Eigenschaftswort und Zeitwort enthalten. Die Erklärung liegt nahe, dass die Germanen das Heer der Seelen als das wütende benannten, wie es auch das wilde heisst, womit auch sein Erscheinen in der Wut des Sturmes angezeigt ist. Aus dem gleichen Begriff, welcher den Namen der Geisterschaar schuf, leitete sich die Bezeichnung des Führers ab. Das Eigenschaftswort erhielt nach und nach den Rang eines Eigennamens. Wode ist als das wütende Heer in einer be

1) Ynglingasaga Kap. S; Lokka táttur 10 bei Hammershaimb. færöiske kvæder 1, 140.

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stimmten Person verkörpert zu deuten, wie ja der Sturm auch als Riese persönlich wird, und diese auf dem allgemeinen, daneben in zahllosen Sonderbildungen fortwuchernden Aberglauben begründete Volkssage dürfte schon in der germanischen Urzeit entstanden sein.

Wie eine längere Form neben der verkürzten steht Wodan1) neben Wode. Man möchte zunächst geneigt sein, Wode als jüngere Verkürzung aus Woden, Wodan wie schwedisch Ode aus Oden, Odin zu nehmen, besonders da Wode nur aus späterer Überlieferung vorliegt. Und dann wäre auch der Schluss erlaubt, Wodan lebe in Wode noch fort. Nachdem aber gerade die alte nordische Überlieferung zwischen Odr und Odin unterscheidet, müssen Wode und Wodan entsprechend auseinander gehalten werden. Uberblickt man die gesamten Nachrichten von Wodan-Odin, so ergibt sich, dass Wode allerdings in Wodan aufging, aber daneben zeigt Wodan ganz andere Züge, welche wir an Wode ver

1) Die urgermanische Form des Namens war wôdanaz, as. Wòdan, ags. Woden, anorw. aisl. Openn Ocinn, aschw. pan; zu den nordischen Formen Noreen, An. Gr. 1. Aufl. § 167, 3b; ebenda 2. Aufl. § 228, 1. Über Suffix -ana Kluge, Nominale Stammbildungslehre § 20, Brugmann, Grundriss 2 § 67, S. 144. Im Althochdeutschen kommt zwar der Gott selber nicht vor, aber der Name teils als Appellativum wuotan, tyrannus, herus malus in Glossen, teils als Mannsname l'uotan in Urkunden; Belege bei J. Grimm, Myth. 1, 120; 3, 45 ff. Der ahd. Name ist natürlich vom Gott abgeleitet und zeigt, dass Wodan in der späteren Zeit des Heidentums auch im Süden nicht unbekannt war. Die Erklärung des Namens hat vom Begriff,, Wut“ auszugehen. J. Grimm, Myth. 1, 121 schlug vor das Verb. wadan wôd, an. vađu it, waten, durchdringen. Wôdan sei demnach das allmächtige, alldurchdringende Wesen, qui omnia permeat. Die Ableitung ist viel zu geistig. Zimmer, ZfdA. 19, 172, 179f., Mannhardt, ebenda 22, 4 stellen den indischen Windgott Vata als Urbild des german. Wodan auf. Ihnen folgen Mogk und E. H. Meyer. Doch vâtu ist idg. weto, gr. dzýtys Brugmann, Grundriss 2 § 79, S. 210, eine Nebenform zu Hento, Wind, und entspricht lautlich keineswegs Wodan. Im Anschluss an Zimmers Behauptung zeigt V. Rydberg, undersökningar i germanisk mythologi 2, 29 ff. das glänzende Bild des Vâta-Vayu als Sturm- und Kriegsgott, natürlich um Wodans Gestalt als indogermanisch zu retten. Man lernt nur, wie sich eine solche Göttergestalt aus der Naturbeseelung, aus dem persönlich gedachten Sturm auch anderswo entwickeln kann. Kluge (bei Bradke, Dyâus Asura, Halle 1995, S. X Anm.) vermutet idg. nâtenos (lat. vates, air. fáith), germ. wôdanas, Herr des Gesanges. Gleich der Deutung J. Grimms nimmt auch die Kluges Wodan in seiner höchsten und letzten Entwicklung zum Ausgangspunkt, verzichtet auf die nächstliegende natürliche Anknüpfung und sucht eine künstliche auf. Das Rechte sah schon Adam von Bremen, wenn er sagt: Wodan id est furor.

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