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missen. Wode ist ein Gespenst, Wodan ein Gott, in Wode ist nur die dunkle, nächtige Seite hervorgekehrt, bei Wodan die helle, lichte. Dem Wode wird kein andrer Dienst gespendet als den übrigen Seelengeistern, Wodan wird um Sieg und Heldentum angerufen und lenkt vom hohen Himmel die Geschicke der Völker. Aber in Wodan fehlt trotzdem nicht der dunkle Untergrund. Der Schluss liegt nahe: Wodan ist der vergöttlichte Wode. Helles Himmelslicht fiel auf den Sturmgeist, der als Gott in den Himmelssaal aufstieg und über die älteren Götter den Sieg davon trug. Wenn Wode gemeingermanisch ist, Wodan aber nur einzelnen Stämmen gehört, so darf das nicht etwa so ausgelegt werden, als wären in der christlichen Zeit die hellen und freundlichen Züge des Gottes verblasst, und nur die finstern übrig geblieben, ja vielleicht noch feindselig gesteigert und vermehrt worden. Die dunkle Seite in Wodans Wesen ist schon im Heidentum entwickelt und muss als die ursprünglichste gelten. Wode aber ist, wie besonders die reiche nordische Überlieferung vermuten lässt, teils in Wodan aufgegangen, teils lebte er in der alten Weise neben ihm fort und hat ihn so auch um Jahrhunderte überdauert. Somit muss an der Trennung zwischen Wode und Wodan festgehalten werden. Die Namen gehören freilich zusammen: Wodan ist nichts als eine durch Ableitungssilbe weitergebildete Form von Wode. Der Anlass hiezu entzieht sich unserem Ermessen, auch ob irgend ein anderer Sinn mit dem Namen Wodan sich etwa verband. Vielleicht soll damit nur eine Verschiedenheit des Gottes von dem im Volksbewusstsein fest wurzelnden Sturmgeist erzielt werden. Wodans Göttlichkeit, im Vergleich zu Wode dem Seelenführer, liegt namentlich in zwei Merkmalen: Wodan ist Herr des Sieges und damit des Völkergeschickes und des Geistes; die letztere Seite ist namentlich im Norden hoch entwickelt, darf aber wol auch für Deutschland vorausgesetzt werden. Kein Gott bei den verwandten Indogermanen gleicht Wodan mehr als Hermes-Merkur, der auf ähnliche Art wie Wodan aus einem Windgott zu einem Gott des Geistes sich entwickelte. Da Wode in die germanische Urzeit zurückreicht, nicht aber Wodan, der vielmehr erst in den Jahrhunderten nach Chr. auf Kosten älterer Götter zu Macht und Ansehen gelangte, da Wodans Kult von niederdeutschem Gebiet, aus den Völkern, die zur fränkischen und sächsischen Gruppe gehören, sich verbreitete, und in ihm offenbar eine neue Zeit höherer Kultur sich verkörpert, darf wol die Frage

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aufgeworfen werden, ob nicht Wodan etwa am Unterrhein, wo römische Kultur auf die germanischen Stämme herüberströmte, aus Merkur hervorging. Nicht eine Nachahmung römischen Vorbildes soll damit behauptet, nur die Vermutung, es könnte ein Anstoss zu Wodan durch die Bekanntschaft mit Merkur gegeben. worden sein, ausgesprochen werden. Der Verkehr zwischen Germanen und Römern in den Rheinlanden brachte gegenseitige Mitteilungen mit sich. Die deutschen Götternamen wurden übersetzt und in der interpretatio romana von den Germanen gutgeheissen. 1) Merkur als Seelenführer, als stürmischer Liebhaber der Nymphen, als Beförderer der Fruchtbarkeit, gleicht dem Wode; nimmt man Merkur als Gott des Geistes hinzu, so entsteht Wodan. Die zweite Seite seiner göttlichen Thätigkeit kann Wodan nicht von Merkur bekommen haben. Der Hauptgott der Germanen, Tiuz, ist Kriegsgott. Diese Eigenschaft behielt er, auch als Wodan Heervater und Siegvater geworden war. Vielleicht darf demnach behauptet werden, aus Wode entwickelte sich am untern Rhein, als Germanen und Römer dort in ständigen feindlichen oder freundlichen Verkehr traten, als aus diesen Einwirkungen eine neue und höhere germanische Kultur sich erhub, der göttliche Wodan, welcher die geistige Thätigkeit von Merkur, die kriegerische Thätigkeit und seine Stellung als Himmelsgott von Tiuz, den er allmälig abzulösen bestimmt war, entnommen hat.

3. Wodan bei den Deutschen.

Tacitus berichtet von den Germanen, sie verehrten am meisten den Wodan.2) Das trifft nicht auf alle Germanen zu, an

1) Die Übersetzung Wodans mit Merkur ist sehr treffend, da beide Götter einander wesensgleich sind. Merkur ist Windgott und stürmischer Liebhaber, Seelenführer, Förderer der Fruchtbarkeit, Gott der Erfindung und Listen u. s. f. Er trägt Hut und Stab, die Wünschelrute. Vgl. Roscher, Hermes als Windgott, Leipzig 1878, S. 104 ff. Nur die kriegerische Seite, das Heldentum, gehört Wodan allein.

2) Tac. Germ. 9 deorum maxime Mercurium colunt, cui certis diebus humanis quoque hostiis litare fas habent. Ann. 13, 57 im Krieg zwischen Hermunduren und Chatten wird das feindliche Heer dem Tiuz und Wodan zum Opfer geweiht. Im Gespräch zwischen Chrothild und Chlodowech, wo die heidnischen Götter dem Christengott gegenübergestellt werden (Gregor Tur. hist. Franc. 2, 29), finden sich zwar offenbar gelehrte Bezüge auf klassische Mythen; mit Mars und Merkur können aber auch Tiu und Wodan gemeint

andern Stellen zeigt Tacitus selbst ganz andre Gottheiten im Mittelpunkt des Kultes. Vermutlich sind die Germanen am Unterrhein gemeint, von denen die Römer am meisten wussten, so dass Wodan nur bei ihnen, bei den rheinischen oder istvaeischen, nicht auch bei den ingvaeischen und suebischen Stämmen als höchster Gott für die damalige Zeit angesetzt werden darf. Noch später sieht man Wodans Macht im Wachstum begriffen, aus dem Sturmund Totengott wird der Himmelsherr, der Gott des Krieges und der geistigen Kultur, der die andern uralten und einfacheren Gestalten des germanischen Götterhimmels in Schatten stellt. Am untern Rhein und von da landeinwärts, wo eine Menge römischer Kultur auf die Germanen überging, kam Wodan auf und hatte im 1. Jahrhundert n. Chr. bereits den Sieg errungen.') Um eine Vorstellung vom Wesen dieses Gottes zu gewinnen, müssen sorgfältig alle die Züge gesammelt werden, welche auf einen eigentlichen, dem Gott Wodan geweihten Dienst hinweisen, nicht bloss mit dem Aberglauben an den stürmenden Wode zusammenhängen. Die lichte, geistige Seite muss vor der finstern, nächtigen vorherrschen, wo der göttliche Wodan waltet, wenn auch der dunkle Hintergrund, auf dem er sich abhebt, nie ganz verschwinden kann. 2) sein. Dass Mercurius die interpretatio romana für Wodan ist, bezeugt ausser dies Mercurii Wolans dag Paulus Diaconus I, 9 Wodan sane, quem adiecta litera Gwodan dixerunt, ipse est, qui apud Romanos Mercurius dicitur. Jonas von Bobbio, vita Columbani illi aiunt, deo suo Wodano, quem Mercurium vocant alii, se velle litare. In einem alten aus dem 10. Jahrh. stammenden Bücherverzeichniss von Werlamucester (J. Grimm, Myth. 1, 110) heisst es: coluerunt Mercurium, Woden anglice appellatum. Bei Galfred von Monmouth lib. 6 sagt Hengist zu Vortigern: ingressi sumus maria, regnum tuum duce Mercurio petivimus. colimus maxime Mercurium, quem Woden lingua nostra appellamus. huic veteres nostri dicaverunt quartam septimanae feriam, quae usque in hodiernum diem nomen Wodenesdai de nomine ipsius sortita est. post illum colimus deam inter ceteras potentissimam, cui et dicaverunt sextum feriam, quam de nomine eius Fredai vocamus.

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1) Über Wodans allmäliges Aufkommen vgl. Müllenhoff, ZfdA. 15, 251; 23. ; 30, 219.

2) Auf einem Weihstein im obern Ahrthal bei Blankenbeim steht

MERCVRI
CHANNINI

was Siebs Zfd Ph. 24, 1 ff. als Mercurio Channini liest und aus germanischer Sprache zu deuten sucht. Channini soll Dativ eines wg. Nom. Sing. zanniè sein, dessen Form ahd. as. *henno, afries. ags. * henna wäre. Dazu stellt sich der unerklärte mhd. Ausruf iâ henne! Henne der Teufel bei Agricola; săchs. fries. henneklêd, Totenkleid. Ob Freund Hein, der Tod, daraus etwa ver

Wodans Dienst bei den Norddeutschen.

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Unter den deutschen Stämmen im Norden Deutschlands muss Wodan bereits im 3. und 4. Jahrhundert eine hohe Machtstellung besessen haben. Auf nds. Gebiet wurde der dies Mercurii dem Wodan gegeben, bei Sachsen, Friesen, Niederfranken, woran noch heute der Sprachgebrauch festhält.') Auf hochdeutschem Gebiet steht seit Alters dafür der Name Mittwoch fest, schwerlich weil dadurch ein älterer Wotanstag verdrängt wurde. Haften doch die andern Götternamen auch in den hds. Mundarten. Und warum sollte gerade nur hier die Feindseligkeit der Geistlichen Wodan verdrängt haben, während er sonst ungekränkt blieb? Mit mehr Wahrscheinlichkeit ist anzunehmen, dass die später hochdeutschen Stämme, die Südgermanen, zur Zeit der Einführung der römischen Wochentage einen Gott Wodan, welcher dem Merkur entsprach, nicht gekannt haben. Die Heimat des Wodansdienstes ist Norddeutschland, nur in Ausläufern erstreckte er sich nach dem Süden. Ortsnamen wie Wodensweg, Wodensfeld, namentlich aber Wodensberge sind besonders in Niederdeutschland und in England üblich, Wodensberge kommen jedoch auch auf mds. Gebiete, wol unter fränkischem oder sächsischem Einfluss vor, ein Wodensberg bei Bonn und in Hessen. Unter den Bergen sind alte Kultstätten zu verstehen. Für altsächsischen Wodansdienst zeugt die Abschwörungsformel 2), in welcher die drei germanischen Hauptgötter, Wodan in der Mitte, vorkommen, sowie das derbt ist? zannie wäre als Töter zu deuten, der Stein ist Wodan dem Totengott, dem Seelenführer geweiht. Wodan-Mercurius zur Zeit des Tacitus war also nach Siebs Totengott. Much, ZfdA. 35, 207 u. Anzeiger 17, 184 stellt hanno zu an. hannarr geschickt, kunstfertig, griech. zovvɛir, kennen. Es sei Wodan, der listenreiche Gott gemeint. Aber der nord. Zwergname Hannarr ist sehr bedenklich für diese Etymologie. Scherer, Berliner Sitzungsberichte 1884, 1, 577 dachte an eine Verkürzung: Mercurio Channini[fatium], an Wodan der Canninefatcn. Alle Deutungen sind ganz unsicher.

1) Belege bei J. Grimm, Myth. 1, 114 f.; 3, 47. Frühzeitig bietet sich ags. Wodnes dag; mfries. aus dem 14. Jahrh zu belegen, Richthofen, Fries. Wb. 1142, Wonsdeg; die mndl. Form lautet schon im 13. Jahrh. Woensdach; fürs Niederrhein. bieten Urkunden des 14/15. Jahrh. Gudestag, Gudenstag. Ortsnamen mit Wodan bei Grimm, Myth. 1, 135 ff., 3, 58 f.; W. Arnold, Ansiedlungen und Wanderungen deutscher Stämme, Marburg 1877, S. 335; die engl. Namen bei Kemble, the Saxons 1, 343.

2) Die um 772 verfasste Taufformel bei Müllenhoff-Scherer, Denkmäler LI ec forsacho allum dioboles uuercum and uuordum Thunder ende Uuôden ende Sangle ende album thêm unholdum the hira genêlas sint. Im indiculus superstitionum ist de sacris Mercurii vel Iovis und de feriis quae faciunt Iovi vel Mercurio die Rede.

Verbot der Wodansopfer. Auf alemannisches Gebiet greift der Wodankult ebenfalls hinüber; allerdings begegnen Zeugnisse erst im 7. Jahrhundert. Die Schwaben sassen um eine gewaltige Bierkufe und hielten Opfer und Gelage dem Wodan zu Ehren.') Auf der im Abschnitt über Donar besprochenen Runenspange wird Wodan neben Donar angerufen. Durch fränkischen Einfluss kann Wodan in den letzten Zeiten des Heidentums auch zu den Alemannen gelangt sein. Als die römischen Wochentage ins Deutsche umgesetzt wurden, war er jedenfalls noch nicht bei ihnen. Sonst müsste irgendwo ein oberdeutscher Wuotanes tac der Mittawecha oder Mittwocha zur Seite stehen. Im zweiten Merseburger Segensspruch, der wol aus thüringischem Gebiete stammt, tritt wenigstens Wodans Thätigkeit deutlich hervor. Einem Götterpferd ist auf der Fahrt ein Unfall zugestossen. Mehrere Göttinnen, denen, gleich allen Frauen, Heilkunde eignet, versuchen umsonst den ausgerenkten Fuss durch Besprechen einzurichten. Da besprach ihn zuletzt Wodan, wie er es wol konnte. Wodan ist also der grösste Zauberer und Wunderer, er ist stärkeren Heilzaubers mächtig als die übrigen Götter. So geringfügig die Stelle auch scheint, sie eröffnet doch einen weiten Ausblick, sie zeigt den deutschen Wodan im Besitz der gleichen Kräfte, um deren willen der nordische Odin gerühmt wird.

Unter den Angelsachsen war Woden der oberste der Götter.2) Die Sage wusste, dass die Stämme einst unter seiner Führung

1) Jonas von Bobbio, vita Columbani, kurz nach 620 (Mabillon, ann. Bened. 2, 26) sunt etenim inibi vicinae nationes Suevorum; quo cum moraretur et inter habitatores illius loci progrederetur, reperit eos sacrificium profanum litare velle, vasque magnum, quod vulgo cupam vocant, quod viginti et sex modios amplius minusve capiebat, cerevisia plenum in medio habebant positum. ad quod vir dei accessit et sciscitatur, quid de illo fieri vellent? illi aiunt : deo suo Wodano, quem Mercurium vocant alii, se velle litare.

2) Alles auf Woden bezügliche stellte Kemble, The Saxons in England 1.335-46 zusammen. Dic ags. Genealogien bei J. Grimm, Myth. 3, 377 ff.; die um 600 geschriebene vita Kentigerni (Acta sanctorum 1, 820) nennt Woden principalem deum Anglorum. In den Denksprüchen des Exeterbuchs 133 bei Wülcker. Kleinere ags. Dichtungen, Halle 1882, S. 48

Woden worhte weos, wuldor alwalda

rime roderus: pet is rice god

wird Wodan als der. welcher Teuflisches wirkte. dem wahren allwaltenden Gott, dem Schöpfer der Himmel gegenübergestellt. In weos steckt jedenfalls wóh wó (as. wâh, got. wâhs), Böses, Übles, denn der ags. Spruch gibt die Psalterstelle omnes dii gentium daemonia, dominus autem coelos fecit, wieder;

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