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Anhänger der astralen Weltauffassung.

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ein besonderes Kapitel seiner im Druck befindlichen Religion Babyloniens und Assyriens angekündigt. Friedrich Jeremias stellte in seiner Bearbeitung der 3. Auflage des Lehrbuches der Religionsgeschichte von Chantepie de la Saussaye die babylonische und phönizische Religion von dem neuen Standpunkte aus dar. Einen Beitrag zur Verwertung des Astralschemas für die Beurteilung geographischer Verhältnisse bietet sein Aufsatz über Nibiru in der Orientalistischen Literaturzeitung vom Februar 1907. Als Historiker hat C. Niebuhr bei verschiedenen Gelegenheiten von Anfang an die neue Erkenntnis in ihrer Bedeutung für die Mythologie und für die Geschichtslegende verfolgt. Und der Philologe C. Fries hat in verschiedenen Arbeiten die Spuren der altorientalischen Weltanschauung in der griechischen Mythologie nachgewiesen1. Unter den Arabisten hat Graf C. von Landberg im weitesten Sinne seine Zustimmung zu der neuen Auffassung erklärt2.

Besonders wertvoll muß es erscheinen, daß zwei auf assyriologischem Gebiete arbeitende Astronomen die Schlüssig. keit der von uns vertretenen Auffassung vom babylonischen Weltsystem durch ihre Arbeiten tatsächlich anerkannt haben: F. X. Kugler in seinen Aufsätzen über die Sternenfahrt des Gilgamesch und Ed. Mahler in seinen Aufsätzen über altorientalische Kalenderlehre. Auch das groß angelegte Werk des astronomischen Mathematikers F. K. Ginzel über das Zeitrechnungswesen der Völker erkennt die astralen Grundlagen der babylonischen Kultur an. — Unter den Medicohistorikern ist

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1) Babylonische und griechische Mythologie in Neue Jahrb. für das klassische Altertum IX, 689 ff. — Griechisch-orientalische Untersuchungen in Beitr. zur alten Geschichte IV, 227 ff. Einen temperamentvollen Appell an die klassische Philologie brachte die „Nationalzeitung“ aus Fries' Feder in der Wissensch. Beilage vom 5. Oktober 1906.

2) Nach mündlicher Aussprache. Vgl. auch das Zitat bei Winckler, Kritische Schriften IV, S. 48, Anm. 2 (OLZ 1905, Sp. 293, Anm. 1). Zu Hub. Grimme s. S. 29, Anm. 1.

$) Stimmen aus Maria Laach 1904, 4. u. 5. Heft. Im ersten Bande seines Werkes über die Sternkunde der Babylonier unterschätzt Kugler das Alter und die Einheitlichkeit der babylonischen Geisteskultur, aber er schließt sich S. 227 z. B. ausdrücklich Hommels Satz an, daß Altägypten von Babylonien kulturell abhängig ist.

4) OLZ 1905, 473 ff. 535 ff. ZDMG 1906, 825 ff.

5) Handbuch der mathematischen und technischen Chronologie, I. Band, Leipzig, Hinrichs 1906,

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von Oefele für den astralen und „babylonischen" Charakter der medizinischen Grundanschauungen energisch eingetreten1.

Aus der Mitte der alttestamentlichen Forscher sind neuerdings Bruno Baentsch und Willy Staerk (beide in Jena) für das panbabylonische System und insbesondere für den Einfluß eines astralmythologischen Schemas auf die Darstellungsform der Bibel eingetreten. Der erstgenannte in seinem Buche über ,,Altorientalischen und israelitischen Monotheismus" und der letztere in der Besprechung des Buches in der Christlichen Welt. Daß die Erkenntnis des inneren Zusammenhanges aller Kulturzweige für eine Darstellung der biblischen Archäologie von einschneidender Bedeutung ist, hat Benzinger veranlaßt, die biblische Archäologie in ihrer Neubearbeitung nach pan

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1) Vgl. die Referate in Mittl. der Deutschen Ges. für Gesch. der Medizin. 2) Im einzelnen sind diese biblisch-orientalischen Zusammenhänge schon früher erkannt worden. Zuerst ist hier Buddes Urgeschichte zu nennen. In neuerer Zeit hatte H. Gunkel die Fenster nach Osten geöffnet für die Auslegung des Alten Testaments. S. XLI seiner Genesis (1. Auflage) bedeutete einen wichtigen Vorstoß. Aber Gunkel erkannte die Wesenseinheit des Alten Orients noch nicht. Er denkt an einzelne literarische Einflüsse von Babylon her, von Ägypten her etc. (vgl. das S. 13, Anm. 2 Gesagte).

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*) Freiburg, Mohr 1906. Vgl. jetzt auch David und sein Zeitalter in Wissenschaft und Bildung" Heft 16, Leipzig, Quelle & Meyer 1907. *) 1906, Nr. 28. Vgl. „Die assyrische Weltmacht im Urteil der Propheten" (im Druck).

5) 2. Auflage (Freiburg, Mohr), inzwischen erschienen. Im Vorwort erklärt Benzinger ausdrücklich seine Stellung zum „Panbabylonismus“: „Wer hier im Orient es tagtäglich mit Händen greifen kann, daß der Orient nicht nur ein geographischer Begriff ist, sondern eine reale Macht, eine gewaltige Kulturwelt, die vom Nil bis zum Euphrat die verschiedenen Länder und Völker zusammenfaßt, der kann sich auch den alten Orient gar nicht mehr anders vorstellen, und der Gedanke einer gemeinsamen alt orientalischen Weltanschauung ist ihm ein ganz selbstverständlicher. Er müßte die Annahme einer solchen verlangen, auch wenn sie gar nicht mehr aufgezeigt werden könnte. Alles Weitere ergibt sich dann als einfache Konsequenz hieraus. Ich lege aber Wert darauf, zu betonen, daß ich und zwar nicht erst heute von ganz anderem Ausgangspunkt als die Assyriologen zu dem als einem Postulat gekommen bin, was sie uns als vorhanden darlegen. Man braucht nicht Assyriologe zu sein, um aus innern Gründen grade die Hauptgedanken der neuen, von H. Winckler zuerst klar gelegten Anschauung vom alten Orient als richtig zu erkennen.“

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babylonischen Gesichtspunkten umzuarbeiten. Auch Köberle in Rostock ist, wie seine neuesten Aufsätze in verschiedenen theologischen Zeitschriften zeigen, auf bestem Wege, sich das Verständnis der Frage zu erschließen1. Dasselbe gilt von

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E. Sellin nach seinen Aufsätzen über die Ziele der alttestamentlichen Forschung, auch von von Orelli in seinen letzten Kritiken über die einschlägigen Bücher und Schriften. Auf theologischer Seite sind noch besonders zu nennen einige Arbeiten von Joh. Lepsius, der in seiner Zeitschrift „Das Reich Christi" den Sinn des Weltbildes klar erfaßt und ihn mit glücklichem Blick auf die Interpretation alttestamentlicher

1) s. jetzt vor allem Die Theologie der Gegenwart I, 1, S. 11 ff. *) Ev.-luth. Kirchenzeitung 1907, 48 f. Sellin liefert dabei eine theologische Kritisierung Wincklers und stellt Forderungen in bezug auf die biblische Anwendung. Es freut den Verfasser, daß die theologischen Fragen von Sellin in gleichem Sinne behandelt werden, wie es der Verfasser bereits früher in Gegensatz zu Winckler gefordert und getan hat. Was die Frage des biblischen Orientalismus anlangt, so ist Sellin mit uns eins in der Erkenntnis, „daß die alttestamentliche Religion (abgesehen von ihrem einzigartigen originalen Faktor) organisch mit den andern altorientalischen Religionen verbunden ist und selbst als eine altorientalische verstanden werden muß“. Also in der Intensität des Orientalismus stimmen wir überein. Aber Sellin verkennt die geistige Einheit der einzelnen orientalischen nur national verschieden ausgeprägten Kulturen. Aus dem empirischen Befund der palästinensischen Ausgrabungen, die etwa 2/3 ägyptischen, 3 babylonischen Kultureinfluß zeigen (abgesehen von andern speziellen Einschlägen „phönizischer", vielleicht auch mykenischer Herkunft), würde z. B. nach Sellin zu schließen sein, daß die Behauptung babylonischen Einflusses von unsrer Seite übertrieben worden sei (ein ähnliches Urteil fand ich bei G. Hölscher). Wir aber sagen: 2/3 ägyptisch, babylonisch entspricht den politischen Verhältnissen, es war also so zu erwarten. In unserm Sinne (sofern es sich um das ABC der Geisteswelt handelt) ist aber ägyptisch identisch mit „babylonisch" (in dem S. 18. 23 und sonst oft erläuterten Sinne).

9) Weitgehende Zustimmung in bezug auf den astralmythologischen Einschlag in die biblische Geschichtserzählung findet sich auch bei Oettli Theol. Lit.-Bericht 1907, Nr. 4. Um Mißverständnissen zu begegnen, sei ausdrücklich gesagt, daß die Nennung dieses Gelehrten, ebenso wie die von Köberle und von Orelli nicht im Sinne einer Gefolgschaft gemeint sein kann; aber es ist schon sehr wertvoll, daß auch auf diesen Seiten der astrale Charakter der orientalischen Kultur und die Berechtigung der neuen Betrachtungsweise anerkannt wird im Gegensatz zu sonstigen unbegründet absprechenden Urteilen.

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Stellen angewendet hat 1, und W. Erbt, der sich besonders der Weiterführung der Untersuchungen Wincklers nach der geschichtlichen Seite hin gewidmet hat und dabei namentlich die Art der Analyse der geschichtlichen Legende nach ihrer vollen Bedeutung würdigt'. - Unter den christlichen Talmudisten haben August Wünsche und Erich Bischoff die neuen Erkenntnisse verwertet; der erstere in einigen Arbeiten der Wincklerschen Sammlung Ex oriente lux', der letztere in seinem Buche Astralmythologisches im Talmud und Midrasch'.

Seit einem Jahre haben sich in Deutschland eine Anzahl von Gelehrten, die, von verschiedenen Grundanschauungen ausgehend, zu dem Resultat gekommen sind, daß in allen Mythologien der Welt bestimmte einheitliche Vorstellungen wiederkehren, deren Grundlage am gestirnten Himmel zu suchen ist, zu einer Gesellschaft für vergleichende Mythologie vereinigt'. Aus der Reihe ihrer Mitglieder seien Arbeiten hervorgehoben, wie die von Ernst Siecke, welcher bereits vor Stucken die astrale Grundlage vieler Mythen erkannt hatte, G. Hüsing, der neben der Bedeutung des Gestirnhimmels für die Mythologie auch die Untersuchung mythischer Elemente in der Geschichtslegende gepflegt hat, H. Less

1) Reich Christi, besonders im 6. Jahrgang 1903, auch im 10. Jahrg. Lepsius nimmt an, daß die mythologische Ausgestaltung und Darstellung des Weltsystems eine materielle Realität habe. Es handelt sich jedoch nur um eine Versinnbildlichung (Darstellung zu populären Zwecken) einer geistigen Vorstellungswelt.

2) Vgl. bes. „Die Ebräer", Leipzig, Hinrichs 1905 und Untersuchungen zur Geschichte der Hebräer, Heft 1, Elias, Elisa, Jona, Leipzig, Ed. Pfeiffer 1907. Wir sprechen hier wie in allen Fällen natürlich nur von den allgemeinen Gesichtspunkten und den gemeinsamen Regeln des Verfahrens. Für den einzelnen Fall bestehen Verschiedenheiten der Auffassung. 4) Leipzig, Hinrichs 1907.

*) Leipzig, Pfeiffer 1904 ff.

*) Sitz Berlin, Sekretär: Dr. Lessmann. Ihr Organ, die „Mythologische Bibliothek“ (Bd. I 1907) erscheint in Leipzig bei Hinrichs.

6) Beiträge zur Kyrossage; Berlin, Wolf Peiser 1906. Hüsing und die seiner Anschauung nahestehende Gruppe erkennt für historische Zeiten die von Asien kommende Geistesströmung durchaus an. Aber über den astralen Kalenderkult, der rückwärts gesehen hinter dieser Strömung liegen soll, gehen unsere Meinungen auseinander. Nach Siecke und Hüsing würden in den meisten antiken Religionen (bei Ägyptern, Eraniern, Germanen) die mit dem Monde zusammenhängenden mythologischen Erscheinungen erst durch Einführung eines Sonnenkalenders in Sonnenwesen verwandelt

Babylonisches Phantasiebild?

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mann1. Auch auf dem Gebiete der Amerikanistik hat sich die Erkenntnis von der Bedeutung der Sterne für die Mythologie Bahn gebrochen. Besonders Paul Ehrenreich2 hat reichhaltigen und lehrreichen Stoff unter diesem Ge. sichtspunkte mitgeteilt. Jüngst hat auch Heinrich Seler' seinen Beitritt zu dieser Auffassung ausdrücklich erklärt.

In den Schriften und Aufsätzen der Kritiker begegnen wir, wie bereits bemerkt, wiederholt dem Hinweis, daß Assyriologen von Ruf das ganze System als „ein kühnes Phantasiegebilde" bezeichnen, „zu dem die Keilinschriften selbst auch nicht den geringsten Anhalt bieten"". Wir haben darauf folgendes zu erwidern.

Die babylonischen Inschriften bieten freilich kein Kompendium der Lehre - sie muß herausgelesen werden. Es scheint, daß auf Seite der Laien (aber nicht nur auf dieser Seite) der Nachweis einer Schrift verlangt wird, in der die Lehre im Zusammenhange dargestellt wird. Eine solche Urkunde wird sich worden sein. Für uns ist die Mondlehre nur eine Seite und Ausprägung der Lehre vom Kreislauf der Himmelserscheinungen. Eine Mondkalenderlehre, die nicht irgendwie auf die Sonne Rücksicht nimmt, ist unmöglich. Wenn es richtig ist, daß die eranische Welt weder in Mythus noch Sprache das Jahr kennt und daß hier als höchste Zeiteinheit nur der Mondumlauf nachweisbar ist, so setzt grade diese mit den einfachsten Naturvorgängen unvereinbare Anschauung eine vielleicht aus verhältnismäßig prähistorischer Zeit stammende künstliche Lehre voraus. Wir werden bei Gelegenheit der Besprechung der ägyptischen Religion an einem Beispiel die Verschiedenheit und doch im letzten Grunde innere Einheit der Anschauungen zur Sprache bringen (S. 28 ff.).

1) Die Kyrossage in Europa, Berl. 1905. Vgl. Bork in OLZ 1906, 594 ff. Während des Druckes finde ich eine Würdigung der Trias (Sonne, Mond, Venus) bei A. Döhring in „Etymol. Beiträge zur griech. und deutschen Mythologie" im Progr. des Kgl. Friedrich-Kollegiums, Königsberg 1907.

2) Mythen der nordamerikanischen Naturvölker, Beiband zu der Zeitschrift für Ethnologie 1905, vgl. dazu die Besprechung Wincklers OLZ 1906, No. 8 u. 9 und KS V, S. 81; Götter und Heilbringer in Zeitschrift für Ethnologie 1906, S. 536 ff.

$) Zeitschrift für Ethnologie 1907, 1. Vgl. die Kritik Wincklers OLZ 1906, 447 ff.

4) So formuliert bei Bezold, Die babyl.-assyr. Keilinschriften und ihre Bedeutung für das A. T. S. 23 und danach zitiert bei Wilke, War Abraham eine historische Persönlichkeit (vgl. zu dieser Schrift die Bemerkungen S. 8 Anm. 2) unter Berufung auf C. Bezold und P. Jensen.

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