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Anhänger der astralen Weltauffassung.

die Einteilung der großen Weltenuhr und ihr Bild klar gegenwärtig haben, wenn man die antike Weltauffassung verstehen will. Mancher Kritiker gibt in dieser Beziehung ganz unbefangen sein mangelndes Wissen zu, ohne daraus die Folgerung zu ziehen, auf Grund deren er sein Urteil zurückstellen müßte, bis die Vorbedingungen für eine wissenschaftliche Urteilsabgabe erfüllt sind. Es muß aber doch schließlich als unstatthaft gelten, wenn ernste Arbeiten der Männer, die ihre Kraft an die Erforschung dieser Dinge gesetzt haben, von denjenigen als „Spielerei" hingestellt werden, welche es nicht für nötig erachtet haben, sich mit den Tatsachen vertraut zu machen.

Gewiß ist es nicht unsere Auffassung, daß eine wissenschaftliche Frage dadurch erledigt wird, daß ihre bestimmte Beantwortung eine wachsende Zahl von Anhängern aufweist, und unsre innere Stellung zur Sache wird dadurch keineswegs beeinflußt. Aber die Ungerechtigkeit des geschilderten kritischen Verfahrens dürfte doch vielleicht eine uns willkommene Beleuchtung erfahren, wenn einmal eine Übersicht aller derer gegeben wird, die sich über die Grundsätze der astralen oder altorientalischen Weltauffassung einig sind und deren wissenschaftliche Arbeiten „Phantastereien" im gedachten Sinne darstellen würden. Vielleicht ist sich doch mancher, der leicht über die Dinge weggehen zu können glaubt, nicht bewußt, wie weit der Kreis derer ist, die die Schlüssigkeit und Richtigkeit der umstrittenen Geschichtsauffassung erkannt haben.

Die „Astralmythen" Eduard Stuckens1 haben die Betrachtung der orientalischen Mythen aus den Banden der bis dahin herrschenden rein philologischen, sprachwissenschaftlichen Betrachtung befreit. Es wurde hier auf die orientalische und biblische Gedankenwelt die vergleichende mythologische Methode angewendet, welche keine Schranken von Zeit und Landesgrenze oder Sprache kennt. In bezug auf die Erforschung der altorientalischen Weltauffassung beruht Stuckens Verdienst in der Erkenntnis von dem astralen Charakter aller Mythen und in der Erkenntnis von der Wichtigkeit der Vorstellungen vom Himmel für die Beurteilung des Erdenbildes 2.

1) Leipzig, Ed. Pfeiffer, 1906 ff. Ferner: Beiträge zur orientalischen Mythologie in MVAG 1902, 121 ff.

2) Es ist durch den Zweck dieser Schriften ausgeschlossen, auf theologische Fragen einzugehen. Der Schreiber dieser Zeilen hat in seinen

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Hugo Wincklers Forschungen knüpften an die selbständigen astralmythologischen Untersuchungen seines Schülers Ed. Stucken an. Er erkannte das eigentliche Wesen der astralen Mythologie als Bestandteil einer großen Weltanschauung1, die aus dem Heimatlande aller Astronomie, Babylonien, stammt und sich über die ganze Welt verbreitet hat. Er stellte ferner die Grundgedanken dieser Weltanschauung fest: Himmelsbild gleich Weltenbild; alles Irdische hat seine Entsprechung am Himmel; am Himmel ist vorgezeichnet, was auf Erden sich vollziehen muß; alles wissenschaftliche Denken ist astral (astrologisch); darum werden alle Wissenschaften und Künste (Mathematik, Musik, "pythagoräische" Zahlenlehre, Harmonie) in Beziehung zu der Sternenlehre gesetzt, und auch irdische geschichtliche Vorgänge werden als am Himmel vorgezeichnet unter astrologischem Gesichtswinkel aufgefaßt und dementsprechend zur Darstellung gebracht. Hierauf ruht die Erkenntnis von der mythologischen oder astralen Darstellungsform', die mit der antiken Geschichtserzählung gleich dem Netz einer Landkarte verwoben ist.

andern Schriften diese Sache behandelt und verweist hier nur darauf, daß Stucken bei seinen Ausführungen lediglich auf die mythologische Seite der Frage eingegangen ist, die anderen Seiten nicht berücksichtigt hat. Es sei deshalb nur in aller Kürze zur Vermeidung von Irrtümern betont, daß die Frage nach dem sachlichen Inhalt der biblischen Erzählungen durch die Erörterungen Stuckens nicht getroffen ist. Wenn auch für die theologische Betrachtung die Schriften Stuckens ungenießbar erscheinen, so sollte doch darum Stuckens Verdienst um die Mythologie nicht verkannt werden.

1) Zum ersten Male entwickelt in den Zeiten des Babel-Bibel-Sturmes in einem Vortrag über „die babylonische Kultur in ihrer Beziehung zur unsrigen" (J. C. Hinrichs, 1902). Winckler hat damit versucht, die Frage von dem speziell religiösen auf das allgemein kulturgeschichtliche Gebiet überzulenken damals ohne Erfolg. Vgl. jetzt auch H. Winckler, Babylonische Geisteskultur in „Wissenschaft und Bildung" Heft 15, Leipzig, Quelle und Meyer 1907.

*) Vgl. Geschichte Israels, II, Schlußkapitel: das System. Die Mißverständnisse, die Wincklers Geschichte Israels veranlaßt hat, sind teilweise durch ihn selbst verschuldet (oder gewollt?), da er es unterlassen hat, in einem Nachwort mitzuteilen, daß sich seine Grundanschauungen über Geschichte und Mythus im Laufe der Arbeit und als deren Ergebnis gewandelt haben, so daß die vorderen und hinteren Partien des Buches von verschiedenen Voraussetzungen ausgehen.

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Dieser Ergebnisse der Arbeiten des „radikalen Orientalisten" hat sich der Verfasser dieser Zeilen bedient, um das, was sie für das formale Verständnis der biblischen Schriften bieten, für die theologische Forschung und für die Erklärung biblischer Schriften nutzbar zu machen. Unterschiede der Anschauung liegen zwischen uns beiden vor, betreffen aber weder die babylonische Weltanschauung, noch die Frage nach ihrer Einwirkung auf die Entwickelung der Kulturmenschheit; sie liegen vielmehr auf theologischem Gebiete und kommen infolgedessen hier nicht in Betracht'.

1) Im Kampfe um Babel und Bibel (4. Aufl. 1903/4); Monotheistische Strömungen innerhalb der babylonischen Religion (1904); Das Alte Testament im Lichte des alten Orients (2. Aufl. 1906); Babylonisches im Neuen Testament (1904). Sämtlich J. C. Hinrichs. In der Einleitung zu seinem Buche über das Alte Testament versuchte Verfasser, das altorientalische System und die damit zusammenhängende Götterlehre und Mythologie im Zusammenhange darzustellen, in einzelnen Punkten weiterzuführen und durch neue Gründe und urkundliche Belege zu stützen.

2) Es ist nötig, an dieser Stelle ein Wort zu sagen über einen Vortrag, den Lic. Wilke (Privatdozent in Greifswald) im November vorigen Jahres auf der Lutherischen Konferenz zu Greifswald gehalten hat über das Thema: War Abraham eine historische Persönlichkeit? Schon aus der Berichterstattung in kirchlichen Zeitschriften ersah ich, daß Wilke sich mit dem neuen Material für eine neue konservative Behandlung der Frage, wie es von Winckler und von dem Schreiber dieser Zeilen vorgelegt worden ist, wohl vertraut gemacht hat, daß es aber bei dem Vortrag wesentlich darauf ankam, das Hineinspielen astralmythologischer Motive in die biblische Geschichtserzählung im Gegensatz zu uns als abgetan hinzustellen. Es wurde berichtet, es habe besonderen Eindruck gemacht, daß Wilke auf Grund des Zeugnisses hervorragender assyriologischer Autoritäten habe dartun können, daß das astralmythologische System nichts als ein Phantasiegebilde sei. Der Vortrag liegt jetzt im Druck vor (Leipzig, Theodor Weicher, 1907). Im zweiten Teile wird untersucht, ob die berichteten Stoffe dem Milieu der geschichtlichen Entwicklung entsprechen, wie sie für den fraglichen Zeitraum bekannt ist. Den gleichen Nachweis zu liefern, war eine Hauptaufgabe meines Buches „Das Alte Testament im Lichte des Alten Orients“ (vgl. 2. Aufl. die Schlußworte über das „Milieu der Vätergeschichte“). Hier vermisse ich das Zeugnis der Zustimmung, vor allem bei der Hervorhebung des Eherechts. Meine Arbeit fällt bei Wilke vielmehr unter die Behandlung des ersten Teiles, wo der angeblich mythologische Charakter der Vätergeschichte" behandelt wird, unter den Einwänden, „die der historischen Glaubwürdigkeit der Vätergeschichte entgegenstehen würden". Die astral

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Mit vollem Verständnis für die Tragweite der neuen Erkenntnis trat auf assyriologischer Seite ferner Otto Weber in

mythologischen Motive stehen aber nach meiner Darstellung der Geschichtlichkeit der Ereignisse durchaus nicht im Wege. Sie betreffen vielmehr den Stil der Darstellung, durch den Abraham als Träger der großen Erwartung gekennzeichnet wird. Im letzten Grunde hängt dieser Stil freilich mit dem großartigen astralmythologischen System zusammen, das im außerbiblischen Alten Orient die Erlösererwartung ausprägt. Was die von Wilke zitierte Außerung anlangt, daß nach dem Urteil von „Assyriologen von Ruf" (nach S. 19 Anm. 2 handelt es sich um Bezold und Jensen) das ganze astrale System „ein kühnes Phantasiegebilde sei, zu dem die Keilinschriften selbst auch nicht den geringsten Anhalt bieten“, so sei hier im voraus auf das S. 15 ff. Gesagte und auf H. Wincklers Ausführungen im 2. Hefte dieser Wehrschriften-Serie verwiesen. Als irreführend bezeichnet Wilke ferner die Behauptung, daß bei der Wanderung von Ur nach Haran es sich um Bewegung von einer Hauptkultstätte des Mondgottes zur andern handle. Es sei vielmehr von assyriologischer Seite festgestellt, „daß keine einzige Stelle aus der Keilschriftliteratur Ur und Haran gegenüber anderen babylonischen Städten, wie etwa Isin, Larsa oder Nippur als,Hauptkultstätten' des Mondgottes erweise". Das wäre ähnlich, wie wenn jemand bestreiten wollte, daß Athen die Hauptkultstätte der Athene und Delphi die des Apollo gewesen sei. Aber das steht gar nicht in der angezogenen Schrift Bezolds. B. bezweifelt im allgemeinen, daß Ur und Haran besonders hervorragende Kultstätten gewesen seien, was freilich angesichts der inschriftlichen Zeugnisse auch nur Verwunderung hervorrufen kann. In der Hauptfrage betr. der Historizität der Vätergeschichten haben wir Wilke gegenüber vor allem dies zu sagen: Es ist Wincklers und mein Bestreben gewesen (jeder von seinem sehr verschiedenartigen Standpunkt aus), zunächst nachzuweisen, daß trotz der mythologischen Form in den Vätergeschichten geschichtlicher Inhalt möglich ist. Wilke glaubt, mit den Mitteln moderner historischer Kritik, die Geschichtlichkeit erweisen zu können. Wir halten das für unmöglich (vgl. ATAO' S. 365 f.). Bei einem solchen Nachweis wird sich immer unvermerkt theologische Voraussetzung einstellen. Daß ich mit einer solchen Voraussetzung sympathisiere, hat mit der historischen Untersuchung nichts zu tun. Über den Erweis der Möglichkeit historischer Wirklichkeit der Vätergeschichten hinaus war es aber ferner unsre Absicht, zu zeigen, daß Unwahrscheinlichkeiten und Widersprüche, die von den Gegnern der Historizität ins Feld geführt wurden, durch die Erkenntnis der astralmythologischen Motivmalerei ihren Sinn finden, ohne daß dadurch der geschichtliche Inhalt in Frage gestellt wird. Wenn nun Wilke z. B. S. 18 sagt: „Entweder war Abraham wirklich der Gatte und Halbbruder Saras, dann ist die Erinnerung an das ähnliche Verhältnis zwischen Tammuz und Ištar bedeutungslos, oder

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seiner Schrift „Theologie und Assyriologie im Streite um Babel und Bibel" für die Sache ein. Und ebenso hat Leopold Messerschmidt „Wesen und Wirkung der altorientalischen Weltanschauung" anerkannt und vertreten. Auch Heinrich Zimmern, wenngleich er sich zu dem ausdrücklichen Bekenntnis der bedingungslosen Richtigkeit des babylonischen Weltsystems noch nicht hat entschließen können, bringt in seinen verschiedenen Arbeiten eine reiche Fülle von Tatsachen, die als Bestätigung von größtem Werte sind. Ebenso stimmt Fr. Hommel dem Satze von der den gesamten Orient umspannenden einheitlichen Weltanschauung zu. Ferner hat neuerdings Hilprecht bei seiner Veröffentlichung altbaby. lonischer mathematischer Tafeln ebenfalls sein volles Einverständnis erklärt. Morris Jastrow hat seine Zustimmung für

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wir haben bei der Darstellung dieser Familienbeziehung einen mythischen Zug zu konstatieren, dann wird die Geschichtlichkeit zweifelhaft", haben wir darüber zu klagen, daß ihm jene Pointe unsrer Untersuchung entgangen ist. Wir haben nur gezeigt, daß astralmythologische Motive hineinspielen. Die von Wilke vorausgesetzte Folgerung, dann werde die Geschichtlichkeit zweifelhaft, haben wir keineswegs gezogen und wir bestreiten ihre Berechtigung. [Anm. zur 2. Auflage. Die kritischen Bemerkungen über die Wilke'sche Schrift, die erst während des Druckes der 1. Auflage in meine Hände kam, waren in einigen Punkten schief. Die obigen Ausführungen sollen als Korrektur gelten.]

1) Leipzig, Hinrichs 1904.

2) S. Geschäftl. Mittlgn. der Vorderasiat. Gesellschaft 1904, II, S. 4/5 (Sitzungen vom 2., 3. und 13./4. 1904).

*) Abgesehen von KAT, wo Zimmern die gelegentlichen Anzweiflungen Wincklerscher Aufstellungen inzwischen wohl aufgegeben hat, sei besonders verwiesen auf die ausgezeichneten Studien über „Das Prinzip unsrer Zeit- und Raumteilung“ (Abhandlungen der Kgl. Sächs. Gesellschaft der Wissenschaften; philol. histor. Klasse, 53. Bd. 1901, S. 47 ff.), Zum babylonischen Neujahrsfest (ib. 58. Bd. 1907, S. 126 ff.).

*) Vgl. Grundriß der Geographie und Geschichte S. 235 (irdische Vertreter der himmlischen Kabiren), S. 186 (astrales Schema der 12 Stämme Israels), S. 182 (Tierkreis im Jakobssegen), S. 119 (Astralmythen in den biblischen Urgeschichten). Vgl. jetzt ferner Hommels Aufsatz in Prof. Freiherr von Lichtenbergs Zeitschrift Memnon I, 80 ff.: Zum babylonischen Ursprung der ägyptischen Kultur. Zu seiner u. E. unhaltbaren Trennung zwischen Mondlehre und Sonnenlehre gilt das S. 14, Anm. 6 Gesagte. Vgl. ferner zu Hommels Stellung meine kritischen Bemerkungen ThLZtg. 1906, Sp. 292; Winckler, Krit. Schriften IV, 21.

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