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Die Toten als die Westlichen".

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weiter lebt, sich um den Leib kümmert und darauf achtet, daß das Grab des Verstorbenen gepflegt und mit Speisen versehen wird, so verbinden die Babylonier im Grunde die gleichen Vorstellungen mit dem êkimmu, dem Totengeist, der aus der Totenwelt emporsteigt und den Menschen beunruhigt.

Zur ägyptischen Lehre, nach der die Seele unter Umständen in Tiergestalten eingeht, wie das „Totenbuch" bezeugt (nicht eigentliche Seelenwanderung), läßt sich auf Grund des zugänglichen Materials keine babylonische Parallele beibringen. Hingegen hat das Symbol für „Leben“ (Henkelkreuz), das dem Toten in den Mund gelegt wird, seine Parallele in dem „Lebenskraut", das nach babylonischer Anschauung dem Toten unter die Nase gelegt wird1.

Die Totenwelt selbst,,wird im Westen gesucht, die Toten werden als die Westlichen bezeichnet". Man wird wohl auch hier die Einkleidung der Vorstellungen nach kosmischen Gesichtspunkten von den Kreislaufvorstellungen zu unterscheiden haben. Die Totenwelt ist zunächst die unterirdische Welt, eine zweite Erde (= Ägypten), Dw-t genannt, von einem Strome durchflutet, auf dessen Ufern sich lange Gänge und (12) Höhlen ausdehnen. Trauer und Öde herrscht hier bei Tage. Aber bei Nacht zieht die Sonne vorüber. „Die Abgeschiedenen, die in den Höhlen sind, preisen die Sonne; ihre Augen öffnen sich, ihr Herz ist voll Wonne, wenn sie die Sonne sehen; es jauchzt, wenn ihr Leib über ihnen ist." Und ebenso grüßen

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nennen, näher verwandt? Bai ist im Leben untrennbar mit dem Körper verbunden, verläßt aber im Augenblick des Todes den Leichnam. Wie es sich zu Ka verhält, ist noch nicht aufgeklärt. Ka ist wohl der Geist im Sinne von Genius, Bai die animalische Seele, die dem Sinnenleben angehört. Vgl. Steindorff 1. c. S. 163.

1) S. ATAO2 199.

2) Koptische Aussprache Twet. Vgl. S. 37.

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3) Höhle und Grube Unterwelt. Nach dem Amduat (Buch von dem, der in der Unterwelt ist) zerfällt die Unterwelt in zwölf Höhlen; sie entsprechen den Häusern am Tierkreis. Die Zwölfteilung entspricht der Einteilung des Kreislaufs in 24 Teile (24 Tagesstunden). Auch von 12 Gauen der Unterwelt ist die Rede, durch 12 Tore bewacht, deren jedes von zwei feuerspeienden Schlangen und zwei Göttern bewacht ist (Steindorff 1. c. S. 166).

*) Steindorff 1. c. S. 165. Daß die astrale Unterwelt auch in Babylonien der südliche Ekliptikgürtel (die Wintergegend) ist, bestätigt Kugler, Die Sternkunde der Babylonier I, 262.

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Die Toten als die „Östlichen“.

nach dem Totenbuch die Bewohner der Höhlen den Mond auf seiner nächtlichen Fahrt (Osiris als der Mann im Monde). Aber da die Toten, wie wir sehen werden, am Kreislauf teilnehmen, so handelt es sich wohl schon bei der Angabe,die Westlichen" um den Kreislauf1.

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Wie die Gestirne im Westen untergehen, so geht die Seele des Verstorbenen (in Babylonien sowohl wie in Ägypten) nach Westen. Man hofft, daß er dann an dem himmlischen Geschick der Gestirne teilnimmt. Die Pyramidentexte geben der Hoffnung Ausdruck, daß er ,,als jener einzelne Stern, der an der Ostseite des Himmels aufsteigt", etwa zusammen mit Orion oder Sirius über den Himmel wandelt, oder daß er ,,zu der Ostseite des Himmels fährt, zu dem Ort, wo die Götter geboren werden und wo er mit ihnen geboren wird, erneut, verjüngt". Deshalb wohl nennt man später das ganze Totenbuch,,das Buch vom Herausgehen am Tage" (Osten).

,,Es gab eine Stätte für die Könige und andere auserlesene Seelen, für solche, die nach dem Befehle der Götter leben sollen'; diese Stätte lag am Himmel" (Erman S. 90). Wenn dann gelegentlich die Verstorbenen als „unvergängliche Sterne“ erscheinen, die die Himmelsgöttin Nut an ihrem Leibe befestigt hat (Erman S. 90), so ist das m. E. als eine poetische volkstümliche Vorstellung auf gleiche Linie zu stellen mit dem ,,Versetzt werden zu den Sternen", und von der eigentlichen Lehre, die das Geschick des Toten in den Kreislauf zieht, der durch den Tod zum Leben führt, zu unterscheiden. Das Hindurchdringen vom Tode zum Leben schildern schon die ältesten Pyramidentexte in der poetischen Ausgestaltung der Astrallehre. Diese sog.,,Pyramidentexte" aus dem Ende des alten Reiches mit ihren,,uralten Sprüchen", „die uns in die Urzeit [?] des ägyptischen Volkes hineinführen" (Erman S. 87), und ebenso die liturgischen Sprüche des ,,Totenbuches", die man den Toten beigab, beziehen sich gewiß sämtlich zunächst auf den König, der als Inkarnation der Gottheit, etwa als Osiris, Anrecht auf

1) Der kosmischen Vorstellung entspricht es, wenn eine Leiter vorn im Westen gen Himmel führt, die von Göttern bewacht ist und deren Betreten von der Kenntnis des Zauberwortes abhängt. Wen die Götter vor dem Absturz bewahrt haben, dem öffnen sich die gewaltigen Tore des Himmels, vgl. Steindorff 1. c. S. 164. Die Leiter entspricht wohl den Planetenstufen, s. ATAO2 S. 16. 3751.

2) Vgl. Hölle und Paradies AO I, 32 S. 19. 30.

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Der Tote als Mikrokosmos teilt das Geschick des Osiris. das Hindurchdringen vom Tode zum Leben hat, wie ihn die Weltenkreislauflehre zeigt. Das zeigen Stellen der Pyramidentexte, wie die S. 36 ff. besprochene, oder wie die folgende, die vom Verstorbenen sagt:

„Es gibt keinen Gott, der ihn aufhielte, es gibt keinen Widersacher, der sich ihm auf seinem Wege widersetzte.,Wohin geht er denn? Er geht zum Himmel voll Lebenskraft, daß er seinen Vater schaue, daß er den Re schaue."

Der Mensch, und in besonderem Sinne der König, ist ja das Bild der Gottheit1, ja noch mehr, er ist ein Bild des Kosmos, sein Leib ist ein Mikrokosmos, darum hat er teil am Geschick des Himmels. So wahr Osiris lebt, wird auch er leben; so wahr Osiris nicht gestorben ist, wird auch er nicht sterben; so wahr Osiris nicht vernichtet wird, wird auch er nicht vernichtet werden"".

Wenn solche Texte und alten Sprüche dann beliebigen Toten beigegeben wurden, so mochte das eine überschwengliche Übertragung bedeuten. Es ist das mutatis mutandis schließlich nichts anderes, als wenn in einer christlichen Leichenrede Züge vom Leiden des Erlösers auf das Geschick des Verstorbenen übertragen werden: „er trug sein Kreuz, nun wurde er erhöht, der Herr nahm ihn bei seiner Hand etc."

Daß es sich im einzelnen um Anschauungen handelt, die der Lehre vom Kreislauf des Hauptgestirns entnommen sind, dafür finden wir bei Erman die klarsten Belege. Nach S. 91 sagen die ältesten Pyramidentexte, der Tote „durchkreist den Himmel wie Re (Sonne) und er durchkreist den Himmel wie Thot (Mond)"; beide nehmen ihn in ihr Schiff auf3; neben den Emblemen des Re und Thot trägt er den Schurz der Hathor

1) geschaffen nach Gottes Bild, s. ATAO2 167. Vgl. das neugefundene Relief MDOG Oktober 1907, auf dem die Muttergöttin den König säugt in Gegenwart des widderköpfigen Chnum. Zum Menschen als Mikrokosmos vgl. Winckler, Babylonische Geisteskultur S. 99.

2) Erman ist durchaus im Irrtum, wenn er S. 96 diese Ausgestaltung der Lehre der „weiteren Entwicklung des ägyptischen Totenglaubens“ zuschreibt. Sie entspricht vielmehr den Grundideen der Lehre. Vgl. S. 37!

3) Die Mondsichel ist das Schiff. Diese Vorstellung ist dann auch auf die Sonne (neben Sonnen wagen) übertragen (Abend- und Morgenbarke der Sonne, z. B. Totenbuch 33). Der Mond-Fährmann heißt „Hintersichschauer und Wendegesicht", weil der sich umwendende und nach der Sonne zuwendende Mond zur Unterwelt fährt (Umkehr- Todesmotiv, s. die astronomische Zeichnung S. 49).

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Der Siegeslauf des Verstorbenen.

(also wiederum die Trias in ihm vereinigt). Der unvergäng

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liche Verklärte" ist „größer als Re", zugleich ist er der Sohn des Re. „O Re Atum, dein Sohn kommt zu dir, er kommt zu dir; du läßt ihn bei dir wohnen, du schließt ihn in deine Arme, ihn deinen leiblichen Sohn ewiglich. Bei seinem Erscheinen melden göttliche Boten, daß ein neuer Herrscher erschienen ist, sie verkünden den Repräsentanten der dunklen Kosmos- und Kreislaufhälfte, daß die Vollendung da ist:

,,Set und Nephtys eilet! Verkündet den südlichen Göttern und ihren Verklärten: Er kommt, ein vernichtungsloser Verklärter! Wenn er will, daß ihr sterbt, so sterbt ihr; wenn er will, daß ihr lebt, so lebt ihr'."

Es ist, als ob die Sprüche gar nicht mehr an den Toten selbst dächten. Es wird der große himmlische Vorgang geschildert; am großen himmlischen Zifferblatt wird abgelesen, daß der Zyklus vollendet ist. Und zwar ist es hier wiederum der Mondlauf, an den zu denken ist (Osiris mit Mondcharakter!). Dabei beachte man, daß der Schilderung astronomische Spekulation zugrunde liegt, nicht nur Naturbeobachtung. Deshalb erscheint der Verstorbene als Jäger, denn der Mond ist der Jäger 1.

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Erman nennt das „wilde Phantasie" (S. 92); wie er S. 40 eine der sinnvollsten Mythen als „Wahnwitz“ abtut. Es liegt das im letzten Grunde darin, daß die von Erman vertretene herrschende Auffassung der Religionsgeschichte sich von der Voraussetzung nicht losmachen kann, als müßten diese „uralten“ Sprüche, die auf die „Urzeit (s. oben S. 37 f.) des Volkes" zurückgehen sollen, Residuen niederer Religionsformen aufweisen. So passiert es Erman, daß er in der grotesken Poesie des Mondmythus, der das Anwachsen zum Vollmond bei vielen Völkern als Aufgefüttert werden mit allerlei Himmelskörpern schildert, mit ästhetischer Empörung glossiert. Diese Anschauung vom Verschlingen scheußlicher Kost finde sich „auch sonst bei Kannibalen". Da haben wir also die Ur-Ägypter als Kannibalen. Das geht noch über Totemismus!

Dem Wandern des Toten nach Westen entspricht die Vorstellung vom Wohnort der Verklärten im Osten. Denn vom 1) Die entsprechende Rolle am Fixsternhimmel, die den Planetenhimmel gleichsam kommentiert hat, Orion, s. S. 37 f.

2) Ausdrücke wie „der gute Osiris" S. 100 entspringen einem gewissen Mitleid mit den vermeintlichen primitiven Ideen.

Die Reinigung im Jenseits.

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Westen wandern die Gestirne durch die unterirdischen Regionen der „südlichen Götter" z. B. Set und Nephtys, (s. oben S. 45) nach Osten. Die Kreislauflehre wird ergänzt durch die kosmische Anschauung1. Erman entgeht dieser Zusammenhang völlig, wenn er S. 93 sagt, jene Phantasien (die wir als Wiederspiegelung des Gestirnlaufs im Geschick des Toten erklärten), seien nur die Ausnahme, die gewöhnliche Anschauung kenne einen festen Wohnort der Verklärten 2. Auf diesen Seligeninseln, die zur Milchstraße in Beziehung gesetzt werden 3, steht der Welten- und Lebensbaum, von dem die Toten leben (vgl. oben S. 51, Anm. 1)*.

Seite 96 schildert Erman, wie man von den Toten, der die Seligeninseln erreichen will, den Nachweis sittlicher Reinheit verlangt. Da er im letzten Grunde Spuren niederer Religionsformen erwartet in diesen alten Texten, wundert er sich über diese „merkwürdige Spur sittlichen Empfindens in dieser alten Zeit", die allerdings zu Kannibalismus schlecht stimmen würde. Dann fährt er fort:

„In der Regel ist es freilich mehr die körperliche Reinheit, die die Götter von ihrem neuen Himmelsgenossen verlangen, und zu dieser sind sie ihm selbst behülflich."

Wir erwähnen diesen nebensächlichen Zug, weil er den der gesamten Anschauung zugrunde liegenden verhängnisvollen Mangel an Verständnis für die Symbolsprache zeigt. Wir fragen: Was versteht man wohl hier unter rein, worin besteht der Körper dieser Verklärten?

„Zu den hier geschilderten Vorstellungen vom Leben nach dem Tode ist dann noch eine andere hinzugetreten, die, ursprünglich nebensächlich,

1) Der Kreislauf ruht in der Kulmination. Das gibt die örtlichen Vorstellungen (Raum Zeit, wie im Spätjüdischen

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2) Über die Vorstellung von den Zirkumpolarsternen im Nordosten, die sich an dieser Stelle bei Erman findet, haben wir S. 38 f. unsre Verwunderung geäußert.

*) Der Milchstraßenhimmel gleicht der Erde, d. h. Ägypten. Ein breiter Strom, Seen, Kanäle, Inseln. In den Seen muß sich der Tote reinigen, über die Flußläufe bringt ihn der himmlische Fährmann. Steindorff, 1. c. S. 164.

4) Der Gegensatz ist das „Kotessen“ in der Unterwelt, „das dem Agypter immer als äußerstes Schrecknis vorschwebt" (Erman S. 95, 101). Zum Sinn dieser Unterweltsvorstellung vgl. Winckler, Babylon. Kultur 48; ATAO* 71. 2164.

Im Kampfe, 1. 2. Aufl.

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