Alten Gymnasiums Für Freunde der Dichtung jiberhaupt und für Lehrer der deutschen Sprache insbesondere. Zweiter Theil. Leipzig, bei J. F. Hartknoch. 8ürich, bei Ziegler u. Söhne. Vorrede. Mit einiger Besorgnis übergebe ich diesen zweiten Theil meines Werkes dem Publikum, da er vielleicht die Freunde, welche der erste Theil dem Unternehmen gewonnen hat, wieder verscheucht, indem sie nicht finden, was sie erwarteten. Sie hofften ohne Zweifel dieselbe Unterhaltung, dieselbe Masse interessanter Nachrichten von schon bekannten und ihnen längst theuren Dichtungen, und finden hier großentheils Gedichte, die ihnen vielleicht nichts weniger als theuer sind, finden einen Commentar, der sich oft sehr weit verliert und ihnen we nig Neues giebt, sondern nur das schon Vorhandene zerlegt und zergliedert; finden endlich manche ihrer Lieblinge aus älterer und neuerer Zeit gar nicht. Alle diese Klagen, wenn sie aufgeworfen würden, müßte ich für gerecht anerkennen; ich könnte aber doch manches zu meiner Rechtfertigung vorbringen. Das Anziehende des ersten Theiles betraf besonders den Inhalt der dort aufgenommenen Balladen; mein Verdienst bestand oft bloß darin, aus alten, unbekannten, schwer zugänglichen Büchern und Quellen geschöpft und Stoff zu Vergleichungen, die der Mensch so gern macht, geliefert zu haben. In diesem zweiten Theile konnte, dem Wesen der Lyrik zufolge, von einem sol chen Interesse selten oder nie die Rede seyn; hier ist der Geist des Dichters selbst die Quelle, aus der er schöpfte, und die ei |