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Göthe's Entschluß, Christiane zu legitimiren.

mehr wuchs seine Achtung vor ihr. Auf seine Zimmer zurückgekehrt, sagte er zu General Rapp: „Das ist einmal eine Frau, der unsere zweihundert Kanonen keine Angst haben machen können." Am 17. früh verließ er die Stadt, um seinen Sieg weiter zu verfolgen 1.

Denselben Tag faßte Göthe, durch Christiane's treue Aufopferung tief gerührt und durch die Noth rundum wohl auch ein wenig an seinen Tod gemahnt, den Entschluß, ihre Stellung für die Zukunft zu sichern, und schrieb deßhalb an den Oberconsistorialrath und Hofprediger Wilhelm Christoph Günther:

„Dieser Tage und Nächte ist ein alter Vorsaß bei mir zur Reife gekommen, ich will meine kleine Freundin, die so viel an mir gethan und auch diese Stunden der Prüfung mit mir durchlebt, völlig und bürgerlich anerkennen als die meine. Sagen Sie mir, würdiger geistlicher Herr und Vater, wie es anzufangen ist, daß wir so bald wie möglich, Sonntag oder vorher, getraut werden. Was sind deshalb für Schritte zu thun? Können Sie die Handlung nicht selber verrichten? Ich wünschte, daß sie in der Sakristei der Stadtkirche geschähe. Geben Sie dem Boten, wenn sich's trifft, Antwort. Bitte. Göthe." 2

Günther war nicht Pfarrer an der Stadtkirche, sondern an der Jakobskirche (Stadt- und Garnisonskirche), an deren Friedhofmauer Schiller begraben war. Die Hauptschwierigkeit war aber das dreimalige, durch die Kirchenordnung an drei aufeinanderfolgenden Sonntagen vorgeschriebene Aufgebot, von dem das Oberconsistorium allerdings gegen eine festgesette Gebühr dispensiren konnte. Göthe mußte sich deßhalb an seinen Freund, den Minister Voigt, wenden, welcher, als augenblicklich höchste Instanz, Sonntag den 19. die erforderliche Dispens gab:

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Alsbald gestern, wie ich ein Blättchen von E. E. erhielt, das mir unsern affreusen Zustand doppelt fühlbar machte besorgte ich, was nöthig war, mittelst eines Voti, das sofort

1 Müller, Erinnerungen. S. 2 ff. 2 Reil S. 54.

Keil S. 41-45.

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an die Geistl. Instanz gegeben und die Nachsendung eines Rescripts verheißen wurde. Es versteht sich, daß alle die Dis pensations- und Canzley-Brocken wegfallen, woraus vormals unsere Waisen und Armen sich ihr Brod nehmen halfen Fuimus!

"Möge die Befestigung Ihres häuslichen Zustandes und seiner externen rechtl. Folgen, E. E. zu einiger mehrer innern Ruhe des Lebens gereichen, und die treue Gefährtin Ihres Lebens solches verlängern und theilen helfen!

"Was noch an Leben bey mir übrig seyn wird, soll Ihnen usque ad cineres gewidmet bleiben.

„Allerlei betrübte Unterhandlungen haben mir gestern den Tag genommen; besonders die möglichste Erhaltung des . . .

Doch ich schweige mein übrig gebliebener Wunsch ist blog: daß alles endlich ende; ich bin auf das Aeußerste bereit. Sonntags, den 19. Oct. 1806.

V." 1

Noch am Sonntag Morgen, an welchem er dieses Billet erhielt, fuhr Göthe mit Christiane Vulpius zur Jakobskirche. Ihr sechzehnjähriger August und dessen Lehrer Dr. Riemer fuhren als Zeugen mit. Der Oberconsistorialrath Günther vollzog die Trauung in der Sacristei. Christiane war nun Frau Geheimräthin und Göthe's anerkannte Gattin, ein großes Aergerniß gefühnt. Frau von Stein aber grollte, und für Herders Frau, Karoline, hatte diese Trauung „etwas Grausenhaftes“.

Poetisch war diese Hochzeit jedenfalls nicht: es war das prosaische Ende einer höchst bedauerlichen Verirrung. Keine Festglocken tönten, keine Kränze schmückten Haus und Kirche; es war nicht einmal Zeit, Brautkleider machen zu lassen. Weimar und Jena befanden sich in unsäglichem Jammer. Alles geplündert, kaum irgendwo noch ganze Fenster und verschließbare Thüren! Voigt hielt noch das Aeußerste für möglich. Den Muth verlor der wackere Beamte indeß nicht.

1 Ebdf. S. 66.

2 S. die Schilderung von Vulpius, Göthe-Jahrbuch. II. 424.

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Müllers Sendung an Napoleon.

„Meine Gesundheit,“ schrieb er (am 19.)1, „und die meiner ganzen kleinen Familie ist gut genug, unsere Muthlosigkeit ist auch erhoben, weil wir nicht aufgehört haben, an einen Gott zu glauben.“

Sein Besißthum blieb, bis auf einige Kleinigkeiten, verschont; mit Victualien, an denen großer Mangel, ward er von seinen Freunden in Allstedt versorgt. Es gelang ihm, die öffentlichen Kassen, wovon er die wichtigste in seinem Hause hatte, unversehrt zu retten. Nächst der Herzogin zeigte er am meisten sittliche Kraft und Charakter.

Im Einverständniß mit ihm und der Herzogin ging am 20. der Regierungsrath Müller in das Hauptquartier des Kaisers ab, um für die noch immer nicht erfolgte Begnadigung des Herzogs und die Erhaltung der Universität Jena zu wirken. Denn der Herzog war noch nicht nach Weimar zurückgekehrt, Napoleon legte das als Troß aus und grollte noch immer 2. Noch am 5. November erklärte er dem Regierungsrath Müller, der ihm bis Breslau nachgereist war und dort Audienz erhalten hatte: „Mir ist es Pflicht, Fürsten, die so gegen mich handeln, wie der Ihrige, ohne Weiteres abzusetzen. Sie sehen, wie ich's mit dem Herzog von Braunschweig gemacht habe. Ich will diese Welfen in die Sümpfe Italiens zurückjagen, aus denen sie hervorgegangen sind. Wie diesen Hut will ich sie zertreten und vernichten, daß ihrer in Deutschland nie mehr gedacht werde." Umsonst suchte Müller den Herzog mit seiner militärischen Pflicht zu entschuldigen. „Nein," sagte Napoleon, „sein Ehrgeiz überwog, er wollte eine Rolle spielen, nun mag er dafür büßen, da er seine Familie und sein Land in's größte Elend gestürzt hat."

Als Karl August am 23. November in Berlin eintraf, um eine Audienz bei dem französischen Imperator nachzusuchen, war dieser schon weiter nach Polen aufgebrochen. Am 11. December trat Kursachsen, am 15. Weimar, Gotha, Meiningen, Hildburghausen, Coburg nach kurzer Unterhandlung in Posen dem Rhein

1 O. Jahn, Briefe an Voigt. S. 88 ff.

2 Müller, Erinnerungen. S. 27.

Die Weimarische Contribution. Abbé Henry.

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bund bei. Dem Herzogthum Weimar wurde eine Kriegssteuer von 2200 000 Franken nebst großen materiellen Kriegslieferungen auferlegt. Der Herzog war zum Theil selbst daran schuld, da er gezögert hatte, Napoleon zu huldigen, dieser aber wahrscheinlich sehr gewünscht hatte, ihn zu Unterhandlungen mit Rußland zu verwenden. Die aufgebürdete Last war groß; aber wie die Dinge lagen, konnte Karl August zufrieden sein, daß wenigstens seine Absetzung nicht erfolgte 1.

Die Unterhandlungen mit Napoleon führte der erwähnte Regierungsrath und spätere Kanzler Müller. Dem Minister Voigt gelang es nur unter unsäglichen Mühen und Anstrengungen, die verlangte Contribution zusammenzubringen, zu welcher die Herzogin Luise ihre Juwelen opferte 2. Göthe's Sorge war während der trüben und angstvollen Zeit besonders darauf gerichtet, die wissenschaftlichen und Kunstanstalten zu Jena und Weimar für die Zukunft zu retten. Nachdem eine Abordnung der Universität vergeblich einen kaiserlichen Schußbrief zu erwirken versucht, wandte sich die Behörde derselben an den französischen Kriegsminister Berthier in Berlin. Ein emigrirter französischer Priester, Abbé Henry, arbeitete die Bittschrift aus 3. Göthe legte ein Erposé bei, in welchem er die literarischen Zustände von Weimar und Jena mit bureaukratischer Genauigkeit schilderte und besonders seine Stellung als conseiller privé de Goethe

1 Müller, Erinnerungen. S. 93 ff. – Häusser. III. 62. 2 O. Jahn, Briefe an Voigt. 90. 91.

3 Knebel, welcher die ganze Zeit über in Jena war, schrieb an Göthe (24. Oct.): „Henri, der französische Geistliche, ist auch un= ermüdet und brav. Es wäre zu wünschen, daß die Männer, die wirklich Antheil an der gemeinschaftlichen Sache genommen, künftig mehr distinguirt würden, und nicht immer nur die Heuchler, Schlechten und Gefälligen. Die Stadt ist eigentlich durch die Fremden errettet worden, die aber zu nichts authorisirt waren, und überall Wider= spruch fanden." Keil a. a. D. S. 105. Henry wurde später des Verrathes bezichtigt; ein amtliches „Precis“ documentirt aber seine segensreiche Wirksamkeit. Grenzboten 1874. I. 40.

Baumgartner, Göthe. III. 2. Aufl.

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Göthe's Amtsbericht an Berthier.

"

mit all seinen Aufsichten“ und „Oberaufsichten“ sorgfältigst verzeichnete.

Auf das übereinstimmende Zeugniß Deutschlands und fremder Nationen sich berufend, erklärt er, daß Weimar und Jena zwei ganz hervorragende Culturstätten seien, durch ausgezeichnete Gelehrte berühmt, von denen Wieland als „Dechant der deutschen Literatur" (doyen de la littérature allemande) hervorgehoben wird. Dann folgt eine Uebersicht der wissenschaftlichen Einrichtung der Universität Jena, nebst Lectionskatalog.

Als „seiner“ Amtsführung unterstellt erwähnt Göthe: 1) den botanischen Garten, 2) das zoologische Cabinet, 3) das anatomische Cabinet, 4) die Büttner'sche Bibliothek, 5) die mineralogische Gesellschaft, 6) die naturforschende Gesellschaft, sämmtlich in Jena; in Weimar aber 7) die Zeichenschule mit der ihr annexen „Gesellschaft von Kunstfreunden“ und deren Preisausschreiben und Kunstausstellungen, und 8) die weimarische Bibliothek nebst Kupferstich-, Münz- und Antiquitätensammlung.

Daneben findet dann auch die „Jenaische Literaturzeitung“ Erwähnung, die von Eichstädt präsidirte lateinische Gesellschaft, Bertuchs Industriecomptoir und geographisches Institut, die Hofkapelle, das Hoftheater, die Gymnasien zu Weimar und Jena1.

Auf diesen Amtsbericht, in welchem Göthe sich selbst als Director der ganzen Wissenschaft und Kunst in Weimar und Jena hervorhob 2, erfolgte keine einläßlichere Nachricht; dagegen stellte der Kriegsminister Berthier, „Fürst von Neuffchâtel", am 24. November 1806 den verlangten Schußbrief für Jena aus. Durch sorgfältigen Haushalt brachte es der treue Minister Voigt nicht nur zu Stande, trotz der Contribution noch alle Gehalte und Pensionen regelmäßig auszuzahlen, sondern auch die An

1 Der französische und deutsche Text des Berichtes nach Göthe's Dictat und mit seinen Correcturen bei Keil a. a. D. S. 134—148.

2 Auf Humboldts Anrathen sollte der Regierungsrath Fr. Müller in Berlin den Vorschlag anregen, Göthe zum Kanzler der Universität Jena mit ausgedehnter Vollmacht zu ernennen. Müller, Erinne= rungen. S. 111.

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