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Göthe's Demissionsgesuch.

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Einen ganzen Monat hatten sich die beiden einstigen Freunde auf diese Weise verbittert; ein zweiter ging nun damit vorüber, daß Göthe ganze Actenstöße über eine neue Organisation der Theatercommission entwarf, der Herzog und Voigt sie durchberiethen, beide Theile sich auf's Unerquicklichste stritten, Göthe (am 18. December) neue Ursache fand, höchst verdrießlich und mißtrauisch zu sein“, und endlich darüber erkrankte 1.

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Em. Durchlaucht," schreibt Voigt, werden aus der Beylage (die ich Nachmittag 3 Uhr erst erhielt) wahrzunehmen geruhen, daß Göthe wirklich krank ist. Die Theater-Sache scheint so in ihm wiederzuhallen, daß er alles, was er für Angriff auf sein Theater-Leben und Weben ansieht, sich zu Gemüth nimmt, und darüber an Leib und Geist krank wird. Ich muß gestehen, daß ich aus vielen Ursachen bekümmert über die Sache bin."

"Ich hatte an Göthe (Ew. Durchlaucht Befehl zu Folge) vorläufig gemeldet, daß der Commission der Plan zur Theaterorganisation überlassen werden solle. Darauf schrieb er dieses anliegende Blatt. Er sucht darin seine gänzliche Entlassung, um sich, wie der alte Ziegesar, zur Ruhe zu begeben."

Das war der Welt Lohn dafür, daß Göthe unermüdlich über dreißig Jahre sich der theatralischen Unterhaltung des Hofes von Weimar gewidmet, erst das Liebhabertheater in Gang gebracht, dann die Hofbühne von unbedeutenden Anfängen zu einer der ersten Bühnen von Deutschland herangeschult hatte. Zahllose fröhliche Theaterabende, Schillers Dramen, Götz und Stella, Iphigenie und Tasso Alles war vergessen um einer herrschsüchtigen Schauspielerin willen, welche zu dem Herzog in einem wieder. Ich möchte gern meiner Frau die sehr wunderbare Mey= nung dieses kleinen Tyrannen lesen lassen“ u. s. w. Ebdf. S. 73.

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1 Ebds. S. 527. 529. In den Tag- und Jahresheften sagt Göthe nur: „Gegen Ende des Jahres ergaben sich beim Theater allerlei Mißhelligkeiten, welche zwar, ohne den Gang der Vorstellungen zu unterbrechen, doch den December verkümmerten." Göthe's Werke [Hempel]. XXVII. 184.

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Wiederaussöhnung durch Voigt.

nichts weniger als rühmlichen Verhältniß stand. Göthe hatte seinen Dienst gethan; er konnte nun gehen, und er wäre wahrscheinlich um seine Theaterdirection gekommen, wenn es nicht dem persönlichen Einfluß Voigts gelungen wäre, den vollständigen Bruch zwischen dem Herzog und ihm für dießmal noch zu hindern und einen Ausgleich herbeizuführen, den er mit Ehren annehmen konnte. Weder seine unendlich kleinlichen bureaukratischen Theateracten, noch seine empfindlichen Klagen aber stimmen zu Napoleons Urtheil: Voilà un homme! Dazu folterte den tiefgekränkten Dichter die ebenso thörichte als unglückliche Liebe zu einem noch kaum den Kinderschuhen entwachsenen Mädchen, nachdem er eben erst seiner langjährigen Lebensgenossin die bürgerlichen Rechte einer Gattin verschafft hatte. Das alte Weimar war schon halb ausgestorben. Hof, Stadt und Land seufzten unter dem fremden Joch. Göthe's poetische Thätigkeit durchkreuzten prosaische Studien und Sorgen. Ein Drama „Pandora“ blieb, wie so vieles Andere, Fragment, ein neuer Roman war erst im Werden, die Farbenlehre zehrte einstweilen die beste Zeit und Kraft auf.

3. Die Wahlverwandtschaften.

1807-1810.

„Die Absicht des Dichters war offenbar, hier den Menschen ebenso als Herrn der Natur darzustellen, wie er ihn in den Angelegenheiten des Herzens zu ihrem Sklaven macht. Dieser Zug tiefer Ironie, dies echt dämonische Element geht durch die ganzen Wahlverwandtschaften' hindurch."

N. von Gottschall.

„Niemand verkennt an diesem Roman eine tief= leidenschaftliche Wunde, die im Heilen sich zu schließen scheut, ein Herz, das zu genesen fürchtet.“

Göthe, Tages- und Jahreshefte, 1809.

Wie ein Meteor entschwand der Glanz, den Napoleons Fürstentag über Thüringen ausgebreitet. Weimar trat aus der grellen weltgeschichtlichen Beleuchtung wieder in sein stilles literarisches Dämmerlicht zurück. Herzog Karl August führte die Umgestaltung der landständischen Verwaltung, die er schon im Juli 1808 in Angriff genommen, im Laufe des Winters energisch durch. Der treue Christian von Voigt sorgte, daß alles, was auf Credit Beziehung haben konnte, nicht angetastet wurde 1. Am 9. Januar 1809 wurde den vereinigten Abgeordneten der drei Landschaften Weimar, Jena und Eisenach eine neue Verfassung vorgelegt, welche den Ständen mehr Einsicht in die Finanzverwaltung und mehr Antheil daran gewährte und diese selbst vereinfachte und praktischer gestaltete. An die Stelle der bisher getrennten Landschaftsvertretungen trat eine gemeinsame ständische Deputation, mit einem Generallandschaftsdirector an der Spiße. Für Steuerwesen und

1. Jahn, Göthe's Briefe an Voigt. Leipzig 1868. S. 94 ff.

60 Die „Oberaufsicht“ über Kunst und Wissenschaft.

sämmtliche Landeskassen wurde eine permanente einheitliche Behörde, das Landschaftscollegium, eingesetzt, die frühere Kriegscommission mit diesem verschmolzen. Generallandschaftsdirector wurde Voigts alter Freund, Herr von Ziegesar, Vicepräsident des neuen Collegiums Herr von Müffling.

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Göthe wurde von diesen kleinen Staatsveränderungen nur insofern betroffen, als im Laufe des Jahres 1809 auch sein Geschäftsbereich genauer abgegrenzt und einheitlicher organisirt wurde. Derselbe umfaßte die Oberaufsicht über die Bibliothek, das Münzcabinet, die freie Kunstschule, die Gemälde- und Kupferstichsammlung in Weimar, das lithographische Institut und die Zeichenschule in Eisenach, dann die zoologischen, botanischen, mineralogischen, anatomischen, physikalisch-chemischen Cabinete, den botanischen Garten, die Sternwarte und die Thierarzneischule in Jena, und endlich kraft besondern Auftrags der höchsten Erhalter der Universität Jena die dortige akademische Bibliothek. Diese Institute hatten früher ihre besonderen Behörden gehabt, wurden aber jetzt einer einheitlichen Verwaltung unterstellt, der „Oberaufsicht über die unmittelbaren Anstalten für Wissenschaft und Kunst“. „Die einzelnen Etats wurden verschmolzen, und es hing von dem Ermessen der Oberaufsicht ab, wo jedesmal, nach Vorkommen der Umstände, Verwendungen gemacht, und diesem oder jenem Zweige nachgeholfen werden sollte; welches bei lebendiger Uebersicht und vorurtheilsfreien Gesinnungen um desto möglicher war, da der Fürst nicht sowohl Vorschläge zu dem, was geschehen sollte, verlangte, als vielmehr gern von dem, was geschehen war, berichtliche und persönliche Kenntniß nahm." 1

Bis zum Jahre 1819 führte Göthe diese „Oberaufsicht" gemeinschaftlich mit seinem Freunde Gottlob Christian von Voigt, dann allein, nur mit stellvertretender oder sonstiger Hilfe seines Sohnes und des Dr. C. Vogel, der später Göthe's Amtsleben zuerst

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1 Tages- und Jahreshefte, 1809. Göthe's Werke [Hempel]. XXVII. 188. Dr. C. Vogel, Göthe in amtlichen Verhältnissen. Jena 1834. S. 6 ff.

Göthe's Verdienste in diesem Geschäftskreis.

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beschrieben hat. So dilettantisch auch die Art und Weise war, in welcher Göthe früher die verschiedenen Zweige der Naturwissenschaft und der schönen Künste betrieben hatte, so hatte er doch, theils spielend, theils forschend, im Laufe von mehr als dreißig Jahren ein buntes, mannigfaltiges Detailwissen in allen Zweigen derselben aufgespeichert. Manche jener Anstalten dankten seinem Sammelsleiß ihr Entstehen, andere ihre Bereicherung und glückliche Entwicklung. Mit seinem mehr zersplitterten als einheitlichen Wissen, seiner Sammellust, seiner methodischen Ordnungsliebe, seinem empirischen Forschertrieb und seiner Künstlerfreude am Schönen, war er für eine solche Mittelstellung zwischen Hof und Wissenschaft eine überaus geeignete Persönlichkeit. Sein Ruf 30g tüchtige Leute an. Als gewandter Weltmann wußte er sowohl bei Hofe die Interessen der Kunst und Wissenschaft anregend zu vertreten, als auch für die Beamtungen die richtigen. Kräfte ausfindig zu machen und sie praktisch zu leiten. Was man auch über seine wissenschaftlichen und Kunstanschauungen denken mag, praktischen Blick, reiches Wissen und musterhafte Amtsführung in jener ihm so recht völlig entsprechenden Sphäre hat ihm Niemand abgestritten. Mit Theologie und Philosophie kam er da höchstens nebenher in Berührung; sein Amtskreis umfaßte zunächst das moderne Realwissen, besonders die Medicin, die Naturwissenschaften, Philologie, Literatur und Kunst. Da war es von Nußen, daß er für alle Fächer Interesse hatte, keines nach Art eines gründlichen Fachmannes einseitig begünstigte. Sein Wirken hat nicht wenig dazu beigetragen, daß Weimar und Jena heute so reiche und bedeutende Sammlungen besißen 1. Ihm allein das zuzuschreiben, ist aber eitel Ruhmrednerei. Eine ganze Schaar tüchtiger Fachgelehrter, Bibliothekare, Custoden, Gehilfen und Schreiber haben den Löwenantheil an der Arbeit, Göthe aber den Löwenantheil am Ruhm und Nußen gehabt.

1 Die Großherzogliche Bibliothek in Weimar zählt jezt über 170 000 Bände, nebst einer werthvollen Handschriftensammlung, einer Militärbibliothek von 6000 Bänden und 7500 Landkarten. Die Universitätsbibliothek von Jena zählt 200 000 Bände u. s. w.

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