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nicht des himmlischen Vaters Vorsorge“: denn ein Freund des Entschlafenen, David Wendel Spindler, nahm sich bald darauf mit eben so viel Geschicklichkeit als Liebe der Bildung des verwaisten Knaben an; aber die Kriegs-Heere Ludwigs XIV. von Frankreich, welche mehrere Mal hinter einander zerstörende Einfälle in Schwaben machten, verwandelten nicht nur das von seiner Mutter kurz zuvor erkaufte Haus, so wie des Schůz lers vom Vater ererbte Bibliothek in Asche (worin er mit Dank gegen Gott eine heilsame Bewahrung vor schädlicher Biellesercy erkannte), sondern trieben auch den eifrigen Lehrer, der anfangs im Schloß Winnenthal feine Schule gehalten hatte, von Ort zu Ort, bis er endlich 1699 am Gymnasium zu Stuttgart eine bleibendere Ståtte fand. Ueberall hin durfte der Schüler, der zugleich auch sein Kostgånger war, ihm folgen. Keine Veränderung seiner Lage håtte aber für Bengel vortheilhafter seyn können als die zulcht genannte. Er war jest so weit in seinen Kenntnissen vorangeschritten,

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in ihrer Jugend gehört und bisher behalten haben. jemalen ein frühzeitiger Tod eines treuen Lehrers allhier zu beklagen gewesen, so war es gewiß der frühe und unvermuthete Abschied dieses lieben Mannes: denn im 43sten Jahre seines Alters, und im 12ten seïnes so wohl ge= führten Amtes hieß ihn der HErr den 21sten April 1693 als einen frommen und getreuen Knecht schon zu Seiner Freude eingehen, nachdem er von der damals hier gefähr= lich umgehenden hißigen Krankheit, bey seiner Tags als Nachts unermüdeten Besuchung der Kranken, absonderlich auf dem Filial-Ort Hartmannsweiler, wo er, wie man mir erzählt, sich nicht gescheuer hat, in die elendesten Hütten hineinzugehen, auch selbst ergriffen, und nach einem kurzen Kranken-Lager von Gott heimgerufen worden. Höchst bedenklich war es, daß gleich 4 Monate darauf die leidige Zerstörung und Einäscherung unserer armen Stadt durch die französische Invasion erfolgt ist, und so an ihm Jes. 57, 1.2. erfüllt wurde: Die Gerechten werden weggerafft vor dem Unglück" u. s. w.

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Auch seine hinterlassene Wittwe, die vor nicht langen Jahren im Kloster Denkendorf im Glauben munter und fröhlich entschlafen ist, und eine Tochter des Stifts-Prediger J. L. Schmidlin's und Urenkelin des Würtemb. Reformators Joh. Brentius war ist noch immer allhier in gesegnetem Andenken, u. s. w.

daß der für die bisherige Zeit vollkommen entsprechende Elementar-Unterricht Spindler's ihm nicht mehr genügen konnte : in Stuttgart aber traf er die trefflichsten Lehrer des Landes versammelt, und in manchen beinahe unentbehrlichen Fächern. des menschlichen Wissens hätte er in seinem Vaterlande nirs gends als hier gründlichen Unterricht erhalten können.

Seinem Alter und seinen Kenntnissen gemäß wurde er in die oberste Klasse des mittleren Gymnasiums aufgenommen, in welcher Sebastian Kneer, ein vorzüglicher Kenner der griechischen Sprache, lehrte. Unter der trefflichen Anleitung desselben vollendete er innerhalb eines Jahres seine Elementar-Bildung, und wurde nun in einem Alter von 13 Jahren für fähig erklärt, in das obere Gymnasium überzugehen. Hier genoß er den Unterricht der Professoren: Tobias Meurer, Johannes Schuckard, Matthäus Conrad Hochstetter, Erhard, Canstetter, Essich u. s. w., und machte nicht nur in dem Studium der alten Sprachen die befriedigendsten Fortschritte, sondern fand auch Gelegenheit, in der Geschichte und Mathematik, so wie in der französischen und italienischen Sprache, schöne Kenntnisse sich zu erwerben.

Da sich im Jahr 1703 seine Mutter nach 1 0jährigem Wittwen-Stande mit Joh. Albrecht Glöckler, Kloster-Verwalter zu Maulbronn, wieder verheirathete, bekam er an diesem rechtschaffenen und frommen Manne einen zweiten Vater; und wie es scheint, haben Kirche und Wissenschaft diesem glücklichen Ereignisse es zu verdanken, daß der hoffnungsvolle Jüngling ihrem Dienste erhalten wurde; denn er bemerkt ausdrücklich, daß er durch die Unterstüßung seines zweiten Vaters in den Stand gesetzt worden sey, die Universitåt zu beziehen. Seine Aufnahme in das theologische Stift zu Tübingen erfolgte noch in demselben Jahre, da diese Verbindung angeknüpft worden war.

Um besonderer, aber nicht nåher angegebener Umstände willen, durfte Bengel nur ein einziges Jahr dem Studium der Philosophie und hdhern Philologie sich widmen, während sonst die Stipendiaten 2 Jahre damit zubringen mußten:,,was ihm dadurch abgieng, hatte er aber in der Folge reichliche Gelegenheit zu ergänzen." Seine Lehrer waren: Andreas Adam

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Hochstetter, nachmals Doctor der Theologie, Matthaus Hiller, Professor der hebräischen Sprache, Johann Conrad Klemm, Rösler und Creiling. Zu seinem Privat-Studium wählte Bengel vorzüglich die Schriften des Aristoteles und Benedict Spinoza; dagegen wurden Poiret, Leibniz und Bayle's Dictionnaire historique et critique etwas flüchtiger durchgesehen. Schäßbar wurden ihm besonders die moralischen Werke der beiden ersten, zumal da er die Moral-Philosophie, über welche er Hochstetter's Vorlesungen hörte, vorzugsweise unter den philosophischen Wiffenschaften zu betreiben sich gedrungen fühlte. Indeß machte er sich doch auch mit dem metaphysischen Theile der Forschungen Spinoza's in dem Grade bekannt, daß ihm Professor Jåger die Vorarbeit zu einer nachher unter seinem Namen erschienenen Disputation:,,De Spinocismo" übertrug; und er konnte als Gewinn seiner philosophischen Studien in der Folge rühmen:,,Vernunftlehre und Mathematik eröffnete mir die richtige Bahn zur Zergliederung und Auflösung des Textes der Heil. Schrift.“ Seinen philosophischen Cursus schloß er das mit, daß er des nun zur theologischen Fakultät übergehenden Professors A. A. Hochstetter letzte philosophische Disputation:,,De pretio redemtionis“ als Respondens vertheidigte, und die philosophische Magisterwürde annahm. Bey der Location wurde feinen Talenten und seinen in jeder Beziehung vorzüglichen Kenntnissen die Auszeichnung zu Th:il, daß ihm unter seinen Compromotionalen, von denen der größte Theil ålter als er war, der erste Platz zuerkannt wurde.

Das Studium der Theologie begann er jetzt mit um so größerem Ernst und Eifer,,,da er lange zuvor schon besondern Fleiß auf geistliche Dinge gewandt, und jederzeit an der Heil. Schrift den besten Geschmack gefunden hatte.“

Seine Lehrer waren: der nachmalige Kanzler Dr. Johann Wolfgang Fåger, Michael Förtsch, bald darauf Professor in Jena, Christoph Reuchlin, Joh. Christoph Pfaff, And. Adam Hochstetter, Johann Christian Klemm und Gottfried Hoffmann. Mehrere derselben, namentlich Jåger und Hochstetter, nahmen sich seiner mit besonderem Wohlwollen an. Jäger übertrug ihm nicht nur die obgenannte Abhandlung über den Spinozismus, sondern auch meh

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rere Vorarbeiten zu seiner Kirchen-Historie, gieng dieselben sorgfältig mit ihm durch, und gewöhnte ihn hiedurch an jene Klarheit des Vortrages, durch welche sich seine eigenen Arbeiten auszuzeichnen pflegten.

Noch enger wurde er mit Hochstetter verbunden, der überhaupt das Eigene hatte, „daß er bey jungen Leuten jeden auf etwas Gutes abzweckenden Versuch, wenn er auch schwach und unreif war, in seinem Werthe anerkannte, und durch liebevolle Rathschläge zur Beförderung derselben beitrug, ja zuweilen sogar der Sache die Wendung zu geben' pflegte, als ob ihm selbst durch weitere Ausführung des begonnenen Werkes eine Gefälligkeit geschehe." Er hatte an ihm einen treuen und erfahrnen Führer in allen seinen Studien, und ward auch durch ihn zu manchen nüßlichen Nebenarbeiten veranlaßt. So erwies er ihm z. B. die Ehre, ihn bey seiner Disputation pro loco in facultate theologica, die ex thesibus selectis bestand, von freien Stücken zum Respondenten auzunehmen. Nachher übertrug er ihm die Correctur einer deutschen Bibel-Ausgabe, dazu er selbst die Summarien und Vorrede besorgte, und billigte und unterstüßte es, daß Bengel die Unterscheidungszeichen, vornehmlich vom Buch Hiob an bis auf Maleachi, so viel es sich ohne Veränderung der Uebersetzungsworte Luthers thun ließ, nach den hebräischen Accenten einrichtete; eine Arbeit, die ihn nicht nur mit dem Grundterte der Heil. Schrift näher bekannt machte, sondern auch als eine Vorbereitung auf seine nachmalige kritische Bearbeitung des Neuen Testamentes angesehen werden kann. — Daneben verdankte ihr auch ein Auffäß über die hebräischen Accente seine Entstehung, darin er nachzuweisen versuchte, daß die einzelnen Propheten in der Behandlung der Accente zwar im Allgemeinen denselben Regeln folgen, aber im Einzelnen doch auch hierin ihren eigenthümlichen Charakter behaupten: eine Wahrnehmung,, worauf er den Beweis gründen zu können meinte, daß die hebräischen Accente, wo nicht gleichzeitig mit dem Terte, doch demselben vollkommen angemessen seyen.

Bengel's Verbindung mit Hochstetter dauerte noch über die Universitäts-Jahre hinaus, denn er wurde in der Folge unter dem Pastorat Hochstetter's Vicarius an der Stadtkirche zu Tübingen, und sein Vicariat zu Stuttgart

1711–1713 fiel gerade in die Zeit, da jener Ober-Hof-Pres diger daselbst war: somit genoß er also seines bildenden und belehrenden Umganges beynahe zehn Jahre lang.

Neben dem, daß Bengel mit angestrengtestem Fleiße die Vorlesungen der obengenannten Lehrer über Alt- und Neutestamentliche Exegese, Didaktik, Polemik, Kirchen-Geschichte und Homiletik benüßte, studirte er noch für sich (privatim) vorzüglich folgende Schriften:

Theologische Methodologie suchte er aus Spener's Schrift:,,De impedimentis studii theologici," die Art mit der Heil. Schrift umzugehen aus A. H. Franke's Vors rede zum griechischen N. L. und seiner „Manuductio“ zu erlernen. Er las die Heil. Schrift nicht nur im Grund-Terte, sondern auch in verschiedenen Uebersehungen mehrere Male durch, und benüßte zur Eregese: Flacius, Glassius, Sebastian Schmid, Hedinger, und zur Erläuterung der alts testamentlichen Geschichts - Bücher: Joh, Meyers Seder Olam. Die Katechetik studiṛte er nach Speners deutscher Erklärung des Katechismus, die christliche Moral nach Arndt und Schomer, aber so fleißig er auch die beyden leztern benügte, so wünschte er doch in der Folge, statt mehrerer andern dahin einschlagenden Bücher, diese desto dfter gelesen zu haben. Acroamatik erlernte er zuerst aus J. F. König's Schrift:,,Theologia positiva acroamatica,“ über welche J. Ch. Pfaff Vorlesungen hielt, sodann aus den symboliz schen Büchern, Chemniz und Spener. Diese mannig= faltigen Studien ließen ihm dann wenig Zeit übrig, sich nach fremden abentheuerlichen Meinungen umzusehen, die man oft lieber nicht weiß, als man sich ihrer nachher erst erwehrt. Auch legte er sich nicht sowohl auf eigenes Lesen, als auf einen wackern Umgang vornehmlich mit geübten Veteranen, und auf ein bedächtliches Benüßen der öffentlichen Vorlesungen,

Mit dem theoretischen Studium der Theologie verband er in den 2 letzten Jahren seines Aufenthaltes auf der Unis versität auch noch einige Uebungen im Predigen, und endete in einem Alter von 20 Jahren mit dem im December 1706 zu Stuttgart erstandenen Consistorial Examen und einer Anfangs des Jahres 1707 unter dem Vorsiße Dr. J. W. Jägers gehaltenen Disputation:,,De theolo

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