ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

gia mystica," seine theologische Lauf-Bahn. Hierauf verlteß er Tübingen (nachdem er noch auf Veranlassung der phis losophischen Facultåt die Disputation der Candidaten der Philosophie geleitet hatte), um auf die Pfarramts Verwese rey in Metingen unter Urach überzugehen.

Hiemit eröffnete sich ihm eine ganz neue Schule: das ausserordentliche Zutrauen, das man in ihn seßte, hatte ihm gegen die herkömmliche Ordnung nicht ein Vicariat bey einem åltern Geistlichen, sondern einen selbstständigen WirkungsKreis übertragen: er mußte daher nicht nur viel häufiger, als es sonst der Fall gewesen seyn möchte, predigen und katechisiren, sondern auch die såmmtlichen Seelsorger- und Kanzley - Geschäfte des ihm anvertrauten Pfarr- Amtes besorgen. Welch' eine lehrreiche Schule für ihn dieß gewesen, bezeichnet er mit den wenigen, aber bedeutsamen Worten in seinem Lebens - Laufe:,,Schon die ersten 14 Tage meines Vicariates zu Mezingen haben mich auf gar Mancherley aufmerksam gemacht, was ein Candidat der Theologie nothwendiger Weise auf's Vicariat mitbringen sollte, aber leider so selten mitbringt; denn man findet Vieles ganz anders, als man sich's in Tübingen eingebildet hat."

[ocr errors]

Nachdem er kein volles Jahr auf diesem Vicariate zugebracht hatte, wurde ihm eine Repetenten Stelle am theologischen Stifte zu Tübingen übertragen, und er hierauf wieder in einen veränderten, aber seiner weitern wissenschaftli chen Ausbildung ungleich günstigeren Wirkungs-Kreis verseßt ; denn neben dem, daß ihm die Gelegenheit offen blieb, im Predigen fortwährend sich zu üben, fand er in seiner Verpflichtung, die philologischen, philosophischen und theologischen Studien der seiner Aufsicht anvertrauten Stipendiaten zu leiten, und von Zeit zu Zeit Examinatorien in der Dogmatik zu halten, die erwünschteste Aufforderung, seine Kenntnisse in allen diesen Fächern noch mehr zu vervollständigen und noch tiefer zu begründen. Daneben konnte er auf's neue des bildenden Umganges mit Professoren und Alters-Genossen ge= nießen. Er selbst äußerte hierüber: wenn man einige Zeit unter den Leuten draußen (auf einem ländlichen Vicariate) ge= wesen ist, und einen gustum plebejum et popularem (Vorstellung, wie das Volk die Religion ansieht) bekommen hat, so ist's

gut, wenn man hernach eine Weile wieder in's Stipendium zurückgeht, und seine Theologie auf's Neue vor die Hand nimmt,und mit mehr Application durchgeht. Kommt man hernach wieder hinaus, so kann man weit besser fortkommen und im Segen arbeiten.“

[ocr errors]
[ocr errors]

Von der Fortsetzung seiner Studien in dieser Zeit gibt vornehmlich ein Aufsatz nåhere Kunde, den er unter dem Titel:,,Syntagma de Sanctitate Dei," verfaßte. Der selbe ist zwar niemals ausführlich gedruckt worden, wird aber in der Corona Tubing. Anni 1718 rühmlich erwähnt, und gieng den Haupt - Gedanken nach in Bengels spåteṛe Schriften (z. B. Erklärte Offenb. 3te Ausg. S. 310.) über. Er war philosophisch - theologischen Inhalts, und suchte aus Stellen der Heil. Schrift darzuthun, daß in dem hebräischen Worte kadosch, so wie in dem entsprechenden griechischen aylos und oσios, d. h. in dem Begriffe von der Heiligkeit Gottes, die Gesammtheit der göttlichen Eigenschaften concentrirt sey. Zugleich wies er dann aus Vernunft-Gründen die Richtigkeit dieser biblischen Ansicht nach, und zeigte histos risch durch Citationen aus den Kirchen Lehrern der ganzen christlichen Zeitrechnung, daß auch viele Andere vor ihm åhnliche Gedanken hierüber gehabt haben. Dagegen trat er, jez doch mit großer Bescheidenheit, der Ansicht des Professors Neumann in Breslau entgegen, welcher nach cabbalistischer Manier behauptete, daß in den einzelnen Buchstaben des Wortes kadosch besondere höhere Andeutungen liegen. Da er die Haupt- Punkte dieses Auffages dem Professor Neumann in einem lateinischen Briefe mittheilte, so veranlaßte dieses eine interessante Correspondenz, welche leicht zur Folge håtte haben können, daß Bengel, durch Neumanns Aufmunterung bewogen, sich entschlossen håtte, mit ganzer Kraft dem hebräisch-rabbinischen Sprach- Studium sich zu widmen. Allein seine bald darauf erfolgte Ernennung zum KlosterPråceptor in dem neueingerichteten Seminar zu Denkendorf führte ihn in einen Wirkungs-Kreis, der mannigfaltigere Ansprüche an ihn machte, und die gelehrte Reise, welche er zur Vorbereitung auf denselben auf herrschaftliche Kosten durch einen großen Theil Deutschlands im Sommer 1713 unternehmen durfte, regte ohnedieß auch wieder verschiedenes Andere bey ihm auf.

Den 7. Merz 1713 trat er die Reise an, und vollens dete sie im September desselbigen Jahrs. Er besuchte vornehmlich folgende Städte: Nürnberg, Altorf, Erlangen, Kloster Heilsbronn, Coburg, Saalfeld, Rudolstadt, Weimar, Jena, Naumburg, Schul-Pforte, Weissenfels, Merseburg, Critz, Altenburg, Gotha, Eisenach, Frankfurt am Mayn, Hanau, Heidelberg, Leipzig, Halle und Gießen; noch etwas weiter zu gehen, wurde er durch eine damals in Norddeutschland graffirende Epidemie verhindert. Ueberall machte er es sich, eingedenk des seiner im Vaterlande wartenden Berufes, zur Hauptsache, die lateinischen Schulen und andere Lehr - Anstalten kennen zu lernen, die verschiedenen Unterrichts- Methoden und ihre Früchte einzusehen und zu vergleichen. Wirklich bot auch jene Zeit einem für diesen Zweck Reisenden ungemein viel Interessantes und Lehrreiches dar. Sie war eine Zeit des Kampfes zwischen den verschiedenen Partheyen der alten scholastischen Schul - Methode, theils unter sich, theils gegen die neue spenerisch - frankische Methode, und man stritt jedoch glücklicher Weise mehr durch thätigen Wetteifer als durch nußlose Streit - Schriften, ebenso über dieSumme dessen-Was? als über die Art-Wie? gelehrt werden solle. Vornehmlich klagten die Spenerianer über die Vernachlässigung der griechischen Sprache im Allgemeinen, und namentlich darüber, daß das Neue Testament zu selten cursorisch gelesen, und durch beygefügte kurze, grammatische, historische und ascetische Anmerkungen erläutert werde. Eben dieselben wünschten, daß die Schüler nicht bloß durch's Gedächtniß, sondern auch durch den Verstand zum Besize der ihnen nöthigen Kenntnisse geführt werden möchten, faßten überhaupt bey ihrem Unterrichte mehr, als die frühere Pädagogik zu thun gewohnt war, den ganzen Menschen, und insbesondere auch seine Bestimmung für die Ewigkeit schärfer in's Auge. Auch in Hinsicht der SchulDisciplin hatten die Spenerianer ihre abweichenden Ansichten: sie wünschten, daß die Schüler nicht bloß während der SchulZeit, sondern den ganzen Tag über, auch bey ihren Erholungen und Spielen unter einer sorgfältigen Aufsicht stehen, dabey aber mehr durch ernste Liebe, als durch eiserne Gewalt in den Schranken der Ordnung gehalten werden möchten, u. s. w.

Wenn nun bereits diese pådagogische Regsamkeit in Deutschland der Wißbegierde des reisenden Jünglinges die erwünschteste Gelegenheit zur Sammlung der Klagen, Vorschläge und Gedanken der erfahrensten Schul- Männer, und den reichhaltigsten Stoff zu nüglichen Beobachtungen darbot, so fand dieselbe auch in theologischer Hinsicht mancherley Anregung; in vielen Gegenden wurden die pietistischen Streis tigkeiten noch immer mit großem Interesse behandelt, in andern erregten separatistische Fanatiker bedeutendes Aufsehen, oder man befürchtete, daß die Nachfolger des Christian Thomasius auf juridischem Wege die Kirche bedrången möchten u. s. w.

[ocr errors]

Ueber Alles nun, was Bengel auf seiner Reise sah und hörte, verfaßte er um sich den Gewinn derselben um so gewisser zu sichern ein getreues Tagebuch; schon der von demselben noch vorhandene Auszug enthält zahlreiche Beweise: welch' ein ruhiger, umsichtiger und unpartheyischer Beobachter er gewesen, und wie sorgfältig er darauf Bedacht genommen habe, Alles und Jedes sich zu Nußen zu machen, von welcher Seite immer etwas Interessantes und Nügliches sich ihm darbot. Mit gleicher Lernbegierde und Unbefangenheit besuchte er lutherische, reformirte und katholische Lehr-Anstalten der verschiedensten Art, überall machte er sich auf's genaueste mit der Theorie und Praxis der. das bey angestellten Lehrer bekannt, und sein Bericht über ihre Ansichten und Leistungen ist durchgängig mit einer Deutlichkeit und Unpartheylichkeit gegeben, welche ebenso laut von der Bescheidenheit als von der Urtheils - Fähigkeit des Vers fassers zeugt.

Somit nüßte diese Reise Bengeln nicht bloß in Beziehung auf seinen bevorstehenden Lehrer - Beruf, sondern auch in Beziehung auf seine gelehrte Bildung überhaupt. Sie war aber auch für seine künftige schriftstellerische Lauf-Bahn fruchtbringend in einigen besonderen Rücksichten: 1) Bestärkte ihn M. Stark, ein tüchtiger Lehrer des Hebräischen auf der Universitåt Leipzig, in seiner früher schon gefaßten Ueberzeugung, daß die Hypothese des Helmontius und Neumann von der hieroglyphischen Bedeutsamkeit der hebräischen Buchstaben eine

[ocr errors]

völlig grundlose sey, und warnte ihn aufs ernstlichste vor dem gefährlichen Abwege, auf welchen diese Art von Betrachtungen so leicht verführen könne, indem er durch Beispiele es bethätigte, daß Alle, welche sich zu tief darin eingelassen haben, in offenbare Verstan des-Verwirrung hineingerathen seyen. Wirklich schäßte sich auch Bengel in der Folge glücklich, mit aufrichtis gem Herzen versichern zu können:,,daß er von keiner Cabbala, keiner Punktir- Kunst, keinen astrologischen Einflüssen und englischen Erscheinungen etwas wisse." 2) Wurde er durch Dr. Menz in Heidelberg auf die kris tischen Canones des Gerhard v. Mastricht, als auf einen vorzüglich brauchbaren Leitfaden durch das Laby= rinth der kritischen Forschungen des N. Z. aufmerksam gemacht. Wie wichtig dieser Wink Bengel geworden sey, wird sich weiter unten bey der Darlegung seiner Verdienste um die neutestamentliche Kritik deutlicher nachweisen lassen.

3) Hörte er nicht nur zu Halle einen Theil der Vorlesun

gen Dr. Anton's über die Offenbarung Johannis, und ließ sich nachher die ganze Vorlesung abschreiben, sondern es machte ihn auch Professor Lang. daselbst auf Vitringa's Anacrisis ad Apocalypsin aufmerksam, und er sowohl als mehrere andere Spenerianer sprachen mit ihm über nächst bevorstehende wichtige Entwicklungen des Reiches Gottes; Gedanken und Andeutungen, die in seinem forschbegierigen Geiste zu Saatkörnern jenes merkwürdigen apokalyptischen Systemes wurden, durch welches sein Name weiter, als durch alle seine übrigen Leistungen bekannt geworden ist.

Zweites Kapitel.

Geschichte seiner religidsen Bildung.

Nach der allgemeinen Erfahrung unterscheiden sich diejenigen Menschen, welche im Laufe ihrer irdischen Wallfahrt

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »