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,,Woher weiß ich, daß ich ein Erbe des Himmels bin? Woher weiß ich, daß Gott in mir ist? Von dem Pfande: wenn der Geist mich treibet, wenn ich Liebe habe, wenn ich das Rufen: Abba! höre, und das Seufzen des Geistes vers nehme; dieß sind die Früchte der Taufe."

„Man findet in der Heil. Schrift überall einerley, und das freut einen."

„Wir siten gleichsam in dem Mittelpunkte des Christenthums. Was wird Gott von uns fordern, wenn er uns so viel anvertraut.“

Die Gebote Christi sind keine neuen Gebote; sie sind dieselben, die Möses gegeben. Ist nicht die Liebe Gottes und des Nächsten das tiefste von allen? Die Socinianer sind schuld, daß man Christo eine neue Gesetzgebung zugeschrieben hat. Sie verachten und verkleinern das Priesterthum Christi, damit sie aber Christo nicht Alles zu nehmen scheinen, erheben sie sein Lehr- Amt, und daher treiben sie auch die christliche Moral so hoch und schön, wie z. B. in „Crells Ethik" zu sehen ist."

„Das Bleiben am HErrn ist sehr nöthig.“

Je mehr sich die Beweisungen der Treue Gottes an uns von einer Zeit zur andern häufen, desto mehr nimmt billig unsere Dank-Begierde und Gegen-Liebe, somit das Vertrauen zu Ihm zu.“

Den Schlußstein endlich erhielt Bengels religiöse Jugend - Bildung durch seine im Sommer 1713 unternommene gelehrte Reise durch Deutschland. Denn was war na türlicher, als daß er, der die Wissenschaft, mit so treuem Fleiße und glücklichem Erfolge er sie auch pflegte, niemals zum letzten, geschweige ausschließlichen Zielpunkte seines Strebens gemacht hatte, auf dieser Reise weit von der Einseitigkeit derjenigen sich entfernt hielt, welche nur allein

für ihren Kopf, nicht aber auch für ihr Herz Schäße zu sammeln sich bemühen.

Schon der Grundsaß, den er auf dieser Reise zu bez folgen allenthalben sich angelegen seyn ließ,,,vorzüglich diejenigen ausgezeichneten Männer aufzusuchen, welche die Reichthümer ihres Geistes und Herzens noch nicht durch Druckschriften öffentlich mitgetheilt haben,“ führte ihn häufig zu reichlich-fließenden Quellen lebendiger Christen-Erfahrung. Aber auch unter den damaligen Schriftstellern Deutschlands lernte er nicht wenige kennen, die zwar auf verschiedene Weisen, aber doch in Aufrichtigkeit und Redlichkeit des Herzens Christo öffentlich und in der Stille dienten, und sein Reich auf jedem ihnen offen stehenden Wege zu fördern trachteten. Vor allen verdienen hier erwähnt zu werden: I. E. Stolthe zu Jena, Weidling zu Weissenfels, H. C. Crell, die beyden Lang, Tennhardt und August Herrmann Franke. Er hatte das Glück, diese gottesfürchtigen Männer nicht etwa bloß in schnell und fruchtlos vorübereilenden Höflichkeits-Be- suchen kennen zu lernen, sondern Tage- und Wochen-lang in ihrem Hause und an ihrem Tische zuzubringen, sie somit im eigentlichen Privat-Umgange beobachten und genießen zu dürfen. Zwar traf er unter ihnen und Andern, die er auf dieser Reise kennen und schätzen lernte, Männer von den entgegengesetztesten religiösen Ansichten: eifernde Lutheraner, strenge Calvinisten, Speneríaner, Inspirirte, Separatisten, und zu Altorf sogar einen Griechen, Alexander Helladius aus Larissa; aber gerade diese Verschiedenheit bey der Einheit in der Hauptsache des Glaubens, Hoffens und Strebens, war bildend und lehrreich. In frischer Lebendigkeit trat Alles vor seine Seele, was für und wider diese und jene Ansicht gesagt werden konnte, und wirklich auch gesagt wurde, und leitete viel sicherer als alle theoretische Belehrung auf jene goldene Mittelstraße hin, welche von enthusiastischer Schwärmerey und kaltsinniger Verständigkeit gleichweit ent fernt bleibt.

Zugleich förderte aber auch das Anschauen der liebenswürdigen Persönlichkeit und der segensreichen Thätigkeit mancher in offenbaren und sogar bedeutenden Irrthümern Befangenen jene edle Toleranz des glaubigen Christen, welche so

wenig auf Indifferentismus sich gründet, daß fie vielmehr in dem positivsten Glauben an Christum den allgemeinen Heis land der Sünder ihre Nahrung findet. Somit brachte Bengel nicht nur ein in seinem Glauben befestigtes, durch den Anblick so vieler weiter geförderten Christen gedemüthigtes und zur Nacheiferung entflammtes, sondern auch ein erweis tertes Herz von der Reise zurück. Wenn ihm danu auch auf derselben, wie überhaupt keinem aufmerksamen Reisenden, das große Verderben der Welt nicht hatte unbekannt bleiben können, wenn er von so vielen redlichen und mit ausgezeichneten Gaben ausgerüsteteu Männern die bittersten Klagen über die mannigfaltigen, täglich sich häufenden Hindernisse hörte, die sich ihrem Wirken für das Reich Gottes in den Weg stellen, so konnte es unmöglich fehlen, daß er sich nicht je långer je mehr gewöhnte, sein deutsches Vaterland und die ganze Menschheit - mit dem Glaubens - Wunsche zu überblicken:,,Ach! daß die Hülfe aus Zion käme, und der HErr sein gefangen Volk erlösete!"

Zum Belege dieser Bemerkungen über den vielfachen Gewinn, welchen diese Reise Bengeln gewährte, mögen fol gende zwey Briefe dienen, die er von Halle aus geschrieben, das er mit Recht als den Centralpunkt des wahrhaft christs lichen Lebens in der damaligen Zeit betrachtete; der eine ders selben, an einen Jugend-Freund in lateinischer Sprache geschriez ben, möchte vorzugsweise dazu dienen, den Gewinn zu veranz schaulichen, den sein Verstand, der andere an seine Mutter gerichtete, den welchen sein Herz von dieser Reise zog.

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Drittes Kapitel.

Briefe aus der Jugend-Zeit.

Halle, den 17. Jun. 1713.

Mein lieber Vetter!

Ich kann Dich versichern, daß, je weiter ich

bisher auf meiner Reise gekommen bin, desto reichlicherer

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Gewinn mir zu Theil geworden ist, für welche unendliche Wohlthat ich dem himmlischen Vater ewig danken werde, und euch Alle, die mich lieben, bitten möchte, Ihm mit mir zu danken. Ich sehe jetzt meine Erzählung da fort, wo ich sie in meinem unter dem 23. März von Nürnberg aus an Dich geschriebenen Briefe unterbrochen habe. Zu Coburg, Saalfeld, Rudolstadt und Weimar habe ich viele Güte bey den ausgezeichnetsten Gelehrten genossen, und mit unges meiner Gefälligkeit haben sie mir sehr vieles Interessante mitgetheilt, vornehmlich in Beziehung auf Echulsachen. Wo ich am wenigsten erwartete, habe ich gerade das Meiste gefunden. Den 5. April kam ich nach Jena. Ich hatte nicht im Einne, mich lange daselbst zu verweilen. Aber durch die wunderbare Leitung Gottes wurde ich zu einem Manne von erprobter Frömmigkeit und seltener Gelehrsams keit geführt, der mich nicht nur in sein Haus, sondern auch an seinen Tisch aufnahm: zu M. Stolthe. Dieser Mann hat eine ausgezeichnete Erweckungs- Gabe, und hat dadurch schon sehr vielen jungen Leuten genützt, und that es noch immer. Er ist zwar Manchen verhaßt und verdächtig; dage= gen gibt es auch wieder Andere, welche mit der innigsten Liebe an ihm hången, ihre Studien von ihm leiten lassen, und durch gemeinschaftliche Gebets - Uebungen mit ihm verbunden find, indem er alle Sonntage eine Betstunde in seinem Hause hålt: außerdem alle Tage, nach dem Mittagessen, eine Biz belstunde. Die Studierenden, welche zum heil. Abendmahl gehen wollen, bereitet er mehrere Wochen lang darauf vor, indem er ihnen den Katechismus sorgfältig erklärt. —

Außerdem hatte ich auch nicht geringen Gewinn von dem Umgange des Buddeus und anderer gelehrten Männer, und so geschah es, daß ich anderthalb Monate zu Jena verweilte. Sodann gieng ich über Naumburg und Schul-Pforte nach Weissenfels, hier blieb ich 10 Tage, die ich meistens im Umgang Christian Weidlings zubrachte, der mich, obwohl ich meine Vorliebe für die Hallenser aufrichtig gestand, sehr liebreich und freundschaftlich aufnahm; ich lernte in ihm einen frommen, fleißigen und in großem Segen arbeitenden Lehrer kennen; er beginnt seinen Unterricht mit Gebet, und streut, wo sich Gelegenheit darbietet, heilsame

Ermahnungen ein. Im Unterrichte hålt er ausserordentlich viel auf's Wiederholen, so wie er überhaupt mit der punkts lichsten Genauigkeit darauf hålt, daß seine Schüler Alles gründlich verstehen lernen, was vorgetragen wird.

Zu Langendorf betrachtete ich mit großem Vergnügen ein Waisenhaus, das ein frommer Fuhrmann, Namens Bucher, errichtet hatte.

Den 29. May kam ich hieher, und gleich die erste Herz berge, welche sich mir darbot, entsprach meinen Wünschen: sie ist nicht weit von den Wohnungen der Professoren und wird vorzugsweise von frommen Studierenden bewohnt. Nun aber weiß ich nicht, wo ich weiter zu erzählen anfangen soll, denn ich bin in Halle, von dem ich leicht ein gans zes Buch schreiben könnte. Vorerst kann ich Dich versichern, daß Alles der Erwartung entspricht, welche ich mir von dies sem Sige der Weisheit und Frömmigkeit gemacht hatte; und äußerst angenehm ist es, das Alles selbst zu erfahren und zu sehen, was man davon in öffentlichen Beschreibungen liest. Der neue König von Preussen har vor nicht gar langer Zeit das Waisenhaus selbst eingesehen, und demselben ein ausgezeichnetes Privilegium verliehen, das bereits allges mein bekannt ist. Das Pädagogium ist im blühendsten Zustande, und kommt ganz mit dem Traktate überein, der 1710 unter dem Titel erschienen ist : „Bericht von der Verfassung des paedagogii regii," außer daß jezt Alles mit mehr Bes quemlichkeit betrieben werden kann, seitdem alle Lehrer und Schüler unter Einem Dache wohnen; sie bewohnen nämlich jezt ein neues Gebäude, das nicht weit von dem Waisenhause entfernt ist. In beyden finde ich sehr Vieles, das mir nügt; vor Allem aber schätze ich es, daß mir Freyer seine Gunst und Liebe zugewendet hat. Nächstens wird die fiebente,,Fortsetzung von den Spuren der noch immer fortdauernden Vorsorge Gottes für die Hallischen Anstalten“ an's Licht treten. Breithaupt hat mit Einstimmung der Facultåt gegen Thomasius de concubinatu disputirt, diesen hat es aber sehr verdrossen, und er behauptet, er sey mißverstans den worden. Dr. Anton erklärt die Offenbarung Johannis, und trägt die Kirchen-Geschichte des siebenzehnten Jahrhunderts vor: in beyden Vorlesungen streuet er mit großer

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