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Erfolglosigkeit ihres Studierens und der daraus sich so leicht ergebenden Muthlosigkeit bewahren, sondern sie auch von jenem jugendlichen Uebermuthe ferne halten, der gleich bey den ersten Anfängen in der Wissenschaft das vorgesteckte Ziel erreicht zu haben, wähnt. Daher zeigte er auch in einer gedrångten, aber jedes Fach bis in seine kleinsten Verzweigungen hinaus verfolgenden Darstellung, den großen Umfang des Gebietes derjenigen gelehrten Wissenschaften, welche mit der Zeit ihr Eigenthum werden sollten, und machte

1) bey jedem einzelnen Fache darauf aufmerksam, was das unumgänglich Nothwendige, was das Nüßliche, und was das Angenehme sey. Hiedurch sollte nämlich auch der Minderfähige in den Stand gesetzt werden, aus der großen Masse des Lehrstoffes dasjenige herauszufinden, was vor allem Andern von ihm gefordert werde;

2) würde Anleitung zu einer zweckmäßigen Verbindung des Privatfleißes mit dem Fleiße in den öffentlichen Lectio= nen — durch Vorbereitung und Wiederholung gegeben, und gezeigt, was in dieser Beziehung in jedem Fache geschehen sollte;

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3) specielle Anweisung, wie die freie Zeit jedes WochenTages anzuwenden sey. Für den Sonntag wird neben dem Besuche des öffentlichen Gottesdienstes fleißiges Lesen der Heil. Schrift und nüßlicher Erbauungs-Bücher empfohlen. Ferner sollen diejenigen Wochentage, wo nur we nige Stunden frey seyen, zur Vorbereitung auf die Lectionen und Wiederholung derselben, die freieren Tage aber zu einem ausgedehnteren Privat-Studium verwendet werden. Für alle Tage der Woche wird eingeschärft, tåglich eine volle Stunde der eigentlichen Erholung, wo möglich im freien Felde, zu widmen, die übrige Erholungszeit aber auf eine ermunternde Lecture, namentlich das Lesen der Poeten, Geographen, Historiker u. dgl. zu verwenden.

4) Unter den Sprachen wird gesagt, verdiene nach dem gegenwärtigen Stande der Dinge das Lateinische die meiste Beachtung, demnächst das Griechische und Hebräische; die übrigen morgenländischen Sprachen gewähren unter Hunderten kaum Einem wesentlichen Vortheil, und sollten daher nur von den Begabtesten betrieben werden; dagegen ge=

währe die Kenntniß neuerer Sprachen in der Regel einen ausgedehnteren Nußen.

5) Bey dem Studium der Philologie sey es etwas gar Gutes um das fleißige Lesen der alten Klassiker in beiden Sprachen, unter denselben solle man zu seiner Lecture stets gleichzeitige Schriftsteller wählen, das Lesen aber der nicht klassischen Lateiner so lange vermeiden, bis man sich einen reinen Styl angeeignet habe. Plautus, Terenz, Catull, Tis bull und Properz eignen sich erst für ein reiferes Alter.

6) Wurde ausführlich der Nutzen auseinandergesetzt, den allgemeine Sprachkunde, Logik, Psychologie, Geschichte, Geographie u. s. w. zur Exegese der profanen und heiligen Schriftsteller gewähren.

7) Mit besonderer Beziehung auf die Bedürfnisse der Kloster-Schüler zu Denkendorf wird von den philosoph. Wissenschaften vorzugsweise die Logik empfohlen, die sich aber aller nuglosen scholastischen Spielereien möglichst entledigen sollte.

8) Als Vorübung auf das Studium der Theologie soll die Heil. Schrift A. u. N. T. fleißig, sowohl deutsch als im Grundterte gelesen, und die dogmatischen Beweisstellen jezt schon dem Gedächtnisse eingeprägt werden.

Zum Schlusse wird noch die Befolgung einiger allgemeis nen Regeln angerathen:

1) Lebe fromm, rechtschaffen, weise.

2) Laß den Eifer in der Gottseligkeit und in deinem Studium nie ermatten.

3) Dein einziges Ziel und Bestreben in allen Dingen sey die Ehre Gottes, das gute Gewissen und die einst dem ge= meinen Besten zu leistenden Dienste.

4) Tag- und Notizen-Büchlein halte sorgfältig.

5) Uebe dich im zweckmäßigen Excerpiren.

6) Prüfe dich von Zeit zu Zeit, namentlich am Schlusse jeder Woche, welche Fortschritte du gemacht habest.

7) Fliehe wie den Tod jede schlechte Gesellschaft.

8) Bemühe dich dagegen um den Umgang mit gelehrten und frommen Männern, mache dir Alles, was du bey ihnen hörst und siehst, auf's sorgfältigste zu Nußen, und halte dich niemals selbst für gelehrt und fromm.

Was Bengel seinerseits als Kloster-Prâceptor zu leisten sich bemühte, beschreibt er selbst in einem Auffaße vom 7. Mårz 1740 auf folgende Weise, wobey übrigens zu erinuern ist, daß er hiebey von dem allgemeinen Grundsaße ausgieng: Es ist bey einem Schüler nicht blos darum zu thun, daß er diese oder jene specialia mehr oder weniger wisse, als daß er einen guten habitum bekomme“ (also mehr um formelle als materielle Bildung).

1) Mit einer jeden neuen Promotion pflege ich den Cornelius Nepos kursorisch zu repetiren, damit sie an diesem, den Meisten bereits bekannten Autor, sich an meine Methede gewöhnen.

2) Sodann gehe ich zu den Briefen Cicero's über, welche in der Cynosura ecclesiastica (Würtemb. KirchenOrdnung) vorgeschrieben sind. Jeder einzelne Brief wird bei'm Unterricht sorgfältig erklärt, und hernach von jedem Schüler schriftlich in's Deutsche übersetzt.

3) Diese Erklärung der Ciceronischen Briefe unterbreche ich zuweilen durch) exercitia extemporanea, welche ich aus den vorzüglichsten Stellen der Klassiker, vornehmlich aber aus solchen wähle, welche mit dem kürzlich behandelten Ciceronischen Texte in irgend einer nåheren Verbindung stehen.

4) Die klassischen Antiquitäten und andere den jungen. Leuten nöthigen Kenntnisse bringe ich ihnen gelegentlich bey, verweise auch zuweilen nur kurzweg auf ein Buch, wo sie dieses oder jenes selbst nachlesen können.

5) Bey den wöchentlichen Exercitien dringe ich auf Schönschreiben und bey'm Deutschen auf's Rechtschreiben; ich korrigire sie in Anwesenheit der Schüler, doch mehr`mit der Feder als mit Worten. Wenn die Conversion diktirt ist, fordre ich die Schüler selbst auf, mir ihre Bemerkungen mitzutheilen, welche ich sodann berichtige und ergänze.

Im Griechischen wende ich eine besondere Zeit darauf, die grammatikalischen Paradigmen und Regeln zu wiederholen und zu erläutern. Das Griech. Testament absolvire ich in 2 Jahren. In den ersten Monaten lasse ich den Tert Wort für Wort übersehen; nachher, wenn ich bez merke, daß ich rascher vorwärts eilen darf, lasse ich abwechselnd bald bloß den Griechischen Text, bald die Uebersetzung

in lateinischer Sprache vorlesen. Die wichtigeren Stellen werden auswendig gelernt. Die copia verborum (Wort-Kenntniß) meiner Schüler zu vermehren, lasse ich sie den Leus den repetiren. Am Ende des Cursus erkläre ich noch des Chrysostomus Abhandlung vom Priesterthum. Den weiter Geförderten wird ,,Nonni umschreibung des Evangeliums Johannis," und ,,Macarius" empfohlen.

Die Logik behandle ich so, daß ich sie die Regeln, welche sie schon in den Stadt-Schulen gelernt haben, wiederholen lasse; ich gehe nicht zu weit von dem Handbuche ab. Den Unterschied und die Uebereinstimmung der ålteren und neueren Lehr-Methode entwickle ich etwas ausführlicher, und streue hie und da einige Gedanken ein, die als Vorbereitung auf die dereinstige tiefer gehende Darstellung der Logik gelten können. Gelegentlich lasse ich sodann bey der Erklärung eines römischen Autoren oder auch des N. T. praktische Uebungen der Logik anstellen.

Die Geschichte wird in den 2 letzten Monaten des zweijährigen Cursus nach Anleitung des Essich'schen Compendiums gelehrt, und ich sehe hiebey vornehmlich darauf, jungen Leuten einen Ueberblick der Haupt-Epochen zu vers schaffen, und sie auf den Zusammenhang der Universal-Historie mit der Kirchengeschichte aufmerksam zu machen.

Da übrigens die Kloster-Pråceptoren nicht bloß Lehrer, sondern auch Erzieher ihrer Schüler seyen, da eben hierin der eigenthümliche Vorzug der Anstalt bestehen sollte, an welcher sie arbeiteten, daß die jungen Leute während der Freistunden nicht ihrer eigenen Willkühr, wie auf den Gymnasien übers lassen wåren, so faßte Bengel auch diesen Theil seines Berufes mit treuer Gewissenhaftigkeit in's Auge. Es war ihm eine eigentliche Herzens-Angelegenheit,,,die Kloster-Jugend zur Ehrerbietung gegen heilige Dinge zu gewöhnen, und sie vor den eben so häufigen als gefährlichen Jugend-Sünden, dem Lügen und der Unkeuschheit, zu bewahren.“ Auch be= mühte er sich,,,ihnen fein frühe einen Samen von denjenigen Sachen beizubringen, die ihnen mit der Zeit bey'm Kirchendienste am brauchbarsten seyn möchten.“

Die Erreichung dieser Absicht konnte Bengel'n um so ficherer gelingen, da seine Erziehungs-Grundsåße nichts weniger als pedantisch, sondern im Gegentheil höchst liberal

waren.

,,Bey der Jugend“

sagt er

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,,mache ich nicht viel aus den so gewöhnlich vorkommenden Bübereien und juz gendlichen Leichtsinnigkeiten! ich erkläre es ihnen wohl überhaupt für Sünde, aber ahnde es nicht eben bey jedem vorkommenden Falle, weil es bey Leuten, die auf die innere Zucht nicht achten, doch nicht wohl anders seyn kann. Und das habe ich gelernt von dem sel. Rector .Essich, der hat, wenn bey der Jugend Alles durcheinander gegangen, eben gesagt: Ihr Veiren!" Bald ist Alles still worden, und ein jeder wieder an seine Pflicht gegangen. Ich habe ihnen deßwegen auch schon gesagt:,,an eurer Majestät ist nichts gelegen; lasset nur Gottes Majestät unangetastet.“ Ein Anderes ist's, wo hernach schädliche und gefährliche Ausbrüche dazu kommen, da muß man freilich darein sehen.“

,,So bedenklich es ist, bey der Jugend sogleich das Schärfste hervorzusuchen, weil man sich damit so leicht die Wirksamkeit für die Zukunft abschneidet, so ist es doch bey einem solchen Haufen junger Leute, wie ihn ein KlosterPråceptor um sich hat, zuweilen gut, wenn man das Rauhe ein wenig herauskehrt, nur muß man dabey blicken lassen, daß man es gut meint, und Alles innerhalb der Klostermauern bleibt. Aus eben diesem Grunde schreibe ich nicht gerne von den Fehlern der jungen Leute an ihre Eltern" u. s. w.

,,Wenn man die Kinder allzu sorglich hütet, so pflegen sie hernach, wenn sie ein hischen Luft bekommen, desto mehr auszuschweifen, und man har bey solchen so behutsam Gewarteten Noth, Natur und Gnade zu unterscheiden. Will das Jemand unter dem Schein einer Vernünftelei vernichten, so muß man es geschehen lassen; die Erfahrung aber bestätigt es doch. Man muß die Kinder nur nicht nach erwachsenen Personen beurtheilen, wiewohl es auch bey ihnen heißt: „zuerst der natürliche Mensch, hernach der geistliche Mensch.“

„Es zeigt sich bald, wie junge Leute werden wollen, oft habe ich's schon an den Eltern gesehen, die sie in's Klo

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