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ster brachten. Wo muntere Freiheit und Offenheit ist, da hat's keine Noth; aber wo Falschheit, Lüge, Unkeuschheit bey Ausgelassenheit sich findet, da ist nichts Gutes zu hoffen.“

„Aeltern, Informatoren und Pråceptoren müssen sich in der Erziehung ihrer Kinder, und Aufsicht über ihre Lehrlinge ja vor dem Zorne hüten, und nicht ihren Respekt erzwingen oder mit Gewalt der Untergebenen Eigensinn brechen wollen; sonst, wenn man sie zum Zorn reizt, überschlagen sie gern, bekommen harte Gemüther, und werden noch mehr verderbt. Der Endzweck muß einig und allein dieser seyn, ihnen zurecht zu helfen. Mir gefällt auch Vieles nicht an der Jugend; aber ich ziehe nie den Degen aus, ohne daß ich ihn mit Rene wieder einstecken müßte; nur das suche ich zu verhüten, daß ich nicht fremder Sünden mich theilhaftig mache. Oft kann man, wo ein gerin ges Versehen abgestraft worden ist, durch unvermuthete und doch bedächtliche Uebersehung eines Größern ein Gemüth beschåmen, und gewinnen. Am Ende muß ein jedes für sich selbst Rechenschaft ablegen. Ephraim der Syrer vergleicht einen Lehrer mit einem Schiff, und einen Schüler mit einem Nachen: „will dieser nicht fort, so legt sich darum jez nes nicht auf den Sand.“

„Bey unserer klösterlichen Verfassung ist das das Schlimmste, daß man die Leute haben muß; da man bey andern An-. stalten, z. B. im Pådagogium zu Halle, Leuten, die sich nicht in die Ordnung schicken wollen, das consilium abeundi (26schied) gibt und nicht Noth hat, sie cariren oder incarceriren (d. i. sie mit Entziehung des ihnen gebührenden Weines und mit Gefängniß bestrafen) zu lassen. Wenn aber bey uns in einer ganzen Promotion nur ein einziges råudiges Schaf ist, so ist nicht nur große Gefahr, auch Andere möchten von ihm angesteckt werden, sondern wenn man so oft strafen muß, kommt auch unter die Andern eine knechtische Furcht. Solche schlimme Leute sollte man keine Woche ungestraft lassen, aus dem Grunde, weil sich das Consistorium verwundert, wenn man einem ein schlechtes Zeugniß gibt, der nicht oft carirt hat. Am besten wäre es, man wiese sie gleich fort, daß sie, weil sie in diese Ordnung nicht taugen, ihr Heil anderwårts suchen mögen. Es gibt Lehrer, welche sich damit

brüsten, daß sie diesen und jenen conservirt: was heißt aber dieß conserviren: dafür sorgen, daß das råudige Schaf unter der Heerde bleiben darf, und oft Unheil genug anstiftet. Fort mit einem solchen, was hindert er das Land!"

Das Wohlthätige der nach diesen wohldurchdachten Grundsäßen eingerichteten Erziehung, so wie des ihnen von Bengel ertheilten Unterrichtes rühmten einstimmig gerade die trefflichsten seiner Schüler; statt vieler anderer Belege nur folgende zwey, davon der erste in dem Lebenslaufe des in der Würtemb. Geschichte rühmlich bekannten RegierungsRaths Dr. Huber (S. 17) sich findet; der andere einer brieflichen Aeußerung des trefflichen Zucht- u. Waisenhaus-Predigers zu Ludwigsburg, M. Matth. Friedr. Beckh, entnommen ist.

1) Bengel verschaffte mir die Bekanntschaft mit den Homilien des Chrysostomus; vorzüglich aber danke ich diesem gelehrten Manne, neben seinen beständigen Ermahnungen zur Tugend, seine historische Erklärung der Briefe des Cicero an seine Familiarèn.“

2) Ich kann Gott in der That nicht genug danken für das viele Gute, das ich nicht nur in wissenschaftlicher, fondern auch in praktischer und ascetischer Hinsicht durch gute Erinnerung und sonst auf andere viele Weise von Ihnen gez lernt. Und o was wünschte ich, daß ich solchen Schatz bes halten, und nicht nach meinem Abgange von Denkendorf zu Maulbronn, da ich ohne Gott gelebt, wieder verloren hätte. Ich muß meine eigene Schande zu Gottes Ehre bekennen. Wie oft, wie oft klingt mir noch jezt Ihr Abschiedswort, das Sie nach dem Abendgebet Samstags zum Adieu allemal hinterließen, Ihr colligite animas *) (sammelt eure Gemither) in den Ohren! Damals verstand ich es nicht, jezt aber weiß ich, was es ist! aber ob ich gleich noch nicht fagen kann: colligo semper animam, so bete ich doch: collige Domine, collige animam meam!" (Sammle, o Herr! meine Seele.)

*) Von einer solchen Abend-Ermahnung schreibt Bengel selbst 10. Nov. 1737:,,Gestern gab mir der HErr vor der Abend-Andacht ein so offenes Herz, daß ich einen viel tiefern Eingang in die Herzen der Alumnen fand als jemals. Midge Er, der mir's verlieh auch ferner Seinen Segen darauf legen, daß eine bleibende Frucht zu Stande komme.

Uebrigens begnügte sich Bengel keineswegs damit, scinen Kloster - Schülern sich nur allein so lange nüßlich zu erweisen, als sie bey ihm gegenwärtig waren: er sorgte für sie, schon ehe sie zu ihm kamen, und noch lange, nachdem sie von Denkendorf sich verabschiedet hatten. In ersterer Beziehung scheuete er die Mühe nicht, Våtern, die mit der Bitte an ihn sich_wandten, ihnen Rathschläge zu geben, wie sie ihre Söhne am zweckmäßigsten auf die Kloster - Schule vorbereiten könnten, die ausführlichste Belehrung zu geben. In der lettern scheint er ganz pon der dankbaren Erinnerung an die aufmunternde Güte, die er während seiner Jugend Zeit von so manchen seiner Lehrer hatte erfahren dürfen, in seiner Handlungsweise sich haben leiten zu lassen. Nicht nur entließ er seine Schüler mit einer wohldurchdachten Anweisung, wie sie ihre Studien in der Folge, namentlich während der Universitäts- Jahre, am zweckmäßigsten bes treiben sollten, sondern der mit so vielen und wichtigen Geschäften beladene Mann gestattete ihnen auch, fortwährend an ihn schreiben und ihn um Auskunft über Alles bitten zu dürfen, woran sie etwa bey ihren Studien anstoßen könnten. Mehrere bedienten sich dieser Erlaubniß in einer ziemlichen Ausdehnung, namentlich machten sich dieselbe, der nachmalige Kanzler Jeremias Friedrich Reuß, der Prålat zu Murrhardt Christoph Friedrich Oetinger und der juridische Professor Smalkalder in so hohem Grade zu Nußen, daß nach den vorhandenen Beweisen zuweilen von 8 Lagen zu 8 Tagen Briefe gewechselt wurden. Detinger sagt hierüber in seiner Lebens - Beschreibung: Reuß war des großen Bengels ehemaliger liebster Discipul: daher war er sein Correspondent über akademische Affairen. Bengel schrieb ihm auch von seinen apocalyptischen Erfindungen oder Gnaden-Geschenken immer etwas, was ich auch zu lesen bez kam, von der ersten Zeit an (1724), da er schriebe: „Inveni numerum bestiae, Domino dante." Reuß kam nach der Hand von der Universitåt ab zu dem General von Gråvenik, da wurde ich an seiner Statt der Correspondent des Herrn Bengels, und reiste je und je, wenigstens alle halbe Jahre, oft alle Vierteljahre, je noch öfters zu ihm, so daß er mir einmal zu verstehen gab, ich komme gar zu

oft zù ihm.` Ich sah der Geburt des apocalyptischen Systems nach allen Theilen zu, und ergößte mich an der Art und Weise, die Gott gebraucht hat, in diesem Werkzeuge der Weisheit nach und nach die zunehmende Erkenntniß zu lâutern, aufzuklären und zu befestigen."

Wie nüglich mußte diese Correspondenz *) mit einem so treuen und in allen Fächern des theologischen Wissens so gründlich bewanderten Lehrer für angehende Studierende seyn, zumal da er seine Belehrungen nicht mit der Miene eines auf die Mißtritte des schwachen Anfängers stolz herabsehenden Meisters, sondern mit der Herzlichkeit eines mehr als våterlichen, beynahe brüderlichen Freundes gab! Hat= ten Liebe und Hochachtung während ihres Aufenthalts zu Denkendorf an ihn sie gekettet, so hatten sie ja in ihren neuen Umgebungen Niemand, gegen den sie so offen und vertraulich, und doch zugleich mit so sicherer Hoffnung, einen gründlichen Aufschluß über ihre Bedenklichkeiten zu erhalten, fich erklären konnten. Wer es weiß, mit wie mißtrauischen Augen zuweilen der, von dem kleinen Vorrathe seines Wis= sens so leicht aufgeblåhte Geist junger Studierenden neue Lehrer zu betrachten pflegt, der wird es zumal bey dem damaligen Zustand der Universitåten sehr begreiflich finden, daß auch Bengels Schüler zuweilen eine Unzufriedenheit mit dem anwandelte, was in ihren neuen Umgebungen ihrem forschenden Geiste zur Nahrung dargeboten wurde. Wie schäßbar mußte es da für sie seyn, an ihm den Freund zu finden, der ihnen entweder die Ungerechtigkeit ihres Argwohnes durch deutliche Belehrung über den Standpunkt, von welchem aus sie die Sache betrachten sollten, benehmen, oder ihnen Anleitung geben konnte, wie sie die Lücken des öffentlichen Unterrichts durch Privat-Fleiß am zweckmäßigsten ergånzen könnten.

Auf der andern Seite mußte es auch manchen seiner Schüler erspriestich seyn, daß durch seine nüchternen, auf vieljährige Erfahrung gegründeten Belehrungen der jugendliche Enthusiasmus einigermaßen gedämpft wurde, mit dem

*) Ausführliche Mittheilungen aus derselben gibt der nächst folgende Paragraph.

fie auf solche Erscheinungen auf dem Gebiete der Philosophie oder Theologie herzufallen geneigt waren, die ihrer Phantasie oder ihrem Verstande durch den Reiß der Neuheit sich zu empfehlen wußten.

Mit diesen geistigen Wohlthaten verband er aber nicht selten auch leibliche, indem er hie und da seine Briefe an årmere Studierende mit ansehnlichen Geldstücken beschwerte: so suchte der fromme und erleuchtete Mann auf allerley Weise Gutes zu wirken, eingedenk, daß auch sein HErr und Meis fter leibliche und geistliche Segnungen, so lange es Tag war, auszuspenden bemüht gewesen. Die schönste, kräftigste Zeit seines Lebens vom 26— 54 Jahre, brachte er in dem auf's segensreichste wirkenden Lehr - Berufe zu; jezt aber begann er zu fühlen, daß seine Kräfte demselben nicht mehr gewach sen seyen, er sehnte sich nach einem minder anstrengenden Wirkungs-Kreise, und fand ihn durch seine Beförderung auf die durch den Tod Georg Friedrich Zügels erledigte Prås latur Herbrechtingen. Den 24. April 1741 schloß er denn seine Lehrer-Wirksamkeit zu Denkendorf, wie er sie 28 Jahre vorher begonnen hatte, mit einer lateinischen Rede,,über den wohlthätigen Einfluß der Gottseligkeit auf die Studien junger Leute." Zuerst begrüßte er die Vorsteher der KlosterSchule, vor allen seinen alten ehrwürdigen Freund, den Prålaten Philipp Heinrich Weissensee, von welchem ihm der Abschied besonders schwer fiel; denn schon als Stuttgarter Gymnasist hatte er seine Bekanntschaft im ålterlichen Hause zu Maulbronn gemacht, wo Weissensee damals als Klosters Pråceptor angestellt war und sich seiner auf's liebevollste und wohlthuendste, zumal während seiner Krankheit im Jahre 1705 annahm; engere durch wöchentliche Correspondenz ges pflegte Freundschaft hatte sie vom Jahre 1716 an verbunden, da sie nun in gleichem Amte standen und Weissensee nach Blaubeuren befördert, auch hinsichtlich seines WohnOrtes ihm etwas nåher gerückt war; aber seit einigen Monaten, waren nun die treuen in ihrer Liebe zu Christo so innig harmonirenden Freunde vollends an Einem Orte und an Einer Anstalt zusammengetroffen: wie hätte es nicht schmerzen sollen, daß nun so bald die Stunde der Trennung schlug!

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