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doch nicht gut. Wenn bey einer Seele einmal das Widerstreben gegen den Willen Gottes auf die Seite geschafft ist, besteht ein großer Theil des Gottesdienstes in Erkenntniß (in intellectu).. Man kann einem Künstler keine größere Ehre anthun, als wenn man sein Werk recht genau betrachtet, und eben dieß gibt dann den Antrieb, das Werk recht zu loben und zu erheben. Deßwegen wird die Seligkeit in's Schauen gesetzt.“

57.,,Es thut mir viel weher, wenn einer meine Ansicht unrichtig erzählt, und dem Andern somit einen falschen Begriff von meinem System beybringt, als wenn mich einer noch so schmählich behandelt. Ist es nun bey unser einem also, wie muß es denn seyn vor Gott? Ohne Zweifel ist vor Ihm auch die große Differenz (Verschiedenheit) der Erkenntniß der göttlichen Dinge bey den Menschen, auch bey den ordentlichen und ehrbaren, ein großer Greuel, ob es schon bey denen, die in der Furcht Gottes stehen, zu keinem wirklichen Schaden und Verdammung ausschlägt. Es ist etwas Edles um die Wahrheit."

58. Ueber die Erzählung von einer besessenen Weibsperson äußerte sich Bengel dahin: „Man sollte den Zustand dieser Person unbefangen untersuchen, indem man ein solches Gespräch mit ihr anfienge, als ob man ihren Zustand nicht so ansåhe wie sie selbst, und sie dadurch unvermerkt verans lassen, selbst den Beweis zu führen, daß sie besessen sey. Man müßte aber hiezu eine Zeit wählen, wo sie möglichst ruhig ist; überhaupt mit aller Behutsamkeit zu Werke gehen, und sich bey ihren Eltern befragen, ob sie milder sey, wenn wenige oder viele Leute zugegen seyen? Sie selbst könnte man fragen, ob sie begehre frey zu seyn, und in Lauterkeit des Herzens Gott zu dienen? Man sollte von der Reinigkeit, von dem Lichte und ähnlichen Materien mit ihr sprechen, aber ja nicht zu viele Worte machen. Man könnte auch einen Versuch machen mit Musik und melodischem Gesang von gut gearteten Kindern. Man hätte zu beten, daß Gott die Wohlthat der Befreiung gehörig schäßen lehre, und dürfte fich auf die Verheißung Matth. 17, 20. stützen, damit man im Flehen um so anhaltender werde. Ob es in Wahrheit eine körperliche Besizung sey, ist schwer zu entscheiden.

Lauteren Betrng vermuthe ich hier deßwegen nicht, weil ja die unglückliche Person gegen ihr eigenes Interesse handelte, das auf Fortsetzung ihres unkeuschen Lebenswandels hingeht. Eher möchte sie in ihrem vieljährigen Sündenleben manche Bestrafung in ihrem Gewissen gefühlt, und von Beispielen gehört haben, daß Leute um ihrer Ausschweifungen willen in den Besitz des Satans gekommen seyen, wozu noch eine plößliche Angst über sie gekommen seyn möchte, und sie daher die Ueberzeugung haben dürfte, sie sey auch besessen, so daß sie jezt in der Phantasie selbst meint, fie müsse sich mit Lachen, Geberden und bösen Reden also aufführen, wie sonst Besessene thun, ja es sey wirklich ein anderes Princip in ihr, welches die verschiedenartigen Stimmen und Geberden hervorbringe, und hingegen verwehre, die nachdrucksvollen Worte nachzusprechen, die man ihr vorbetet. Wenn also auch keine wirks liche Besitzung vorhanden seyn sollte, welches doch nicht für unglaublich zu halten wåre, zumal wenn noch mehrere Ums stånde dazu kåmen, so ist doch dieß offenbar, daß der Satan dabey nicht feiern werde, auch viel satanisches Wesen damit einmische, so daß eine besondere göttliche Kraft dazu gehört, diesem Uebelstande, seine Ursache sey nun welche sie wolle, gehörig zu begegnen. Ohne äußerliche Veranlassung ist es übrigens in keinem Falle rathsam, fich der Sache aus zunehmen."

59. Einst war bey Bengel ein eben nicht gar frommer Des kan auf Besuch, als ein christlicher Bruder von gemeinem Stande in's Zimmer trat. Bengel gieng dem Lettern freundlich entges gen, grüßte und küßte ihn, und wandte sich hierauf an den Dekan mit den Worten des 15. Psalm: sondern ehret die Gottesfürchtigen," die Ergänzung des Vordersaßes ihm überlassend.

60. Während einer Krankheit wünschte Bengel den Zuz spruch eines Geistlichen, es war aber Niemand zu haben. als ein Kloster-Schüler (alumnus); er verlangte daher, diesen herbeizurufen. Als er kam, forderte Bengel ihn auf, er solle ihm zusprechen. Der Jüngling aber erwiederte: ,,Wie könnte ein Alumnus dem Hrn. Práceptor zusprechen?"

,,Ey"-fagte Bengel -,,das wäre doch eine Schande, ein Student seyn, und keinen Zuspruch geben können." In seiner Noth hub endlich der Student an:,,Das Blut JEsu

Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von allen Süns den.“ „Nun jezt ist's recht, ich habe genug"

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Bengel, und entließ den Studenten freundlich.

fagte

61.,,Die heiligen Thränen solcher Menschen, die über natürliche Dinge niemals oder doch höchst selten weinen, find eine herrliche Probe der Wirksamkeit und ein Beweis der Wahrheit der christlichen Religion. Apostelgesch. 20, 19. 9. Matth. 26, 75.“

62.,,Die Schönheit der christlichen Lehre zeigt sich oft auch bey denen, welche sie nicht ganz fassen. Marc. 12, 28.“ 63.,,Ein Beweis für die Wahrheit der Religion liegt in der geheimen Angst der Gottlosen und in ihrer Achtung vor åchter Frömmigkeit. Marc. 6, 20.“

64.,,Unbedenklich hat die Welt von den Philosophen ihre såmmtlichen Lehren angenommen; allein die christliche Lehre zeichnet sich dadurch aus, daß sie etwas dem verdorbenen Menschenherzen besonders Verhaßtes hat, und eben das ist ein Beweis ihrer Wahrheit. Apostelgesch. 16,21.“

65.,,Wenn ein Prediger des Evangeliums sich ders jenigen Dinge entäußert, in welchen er die meiste (natürliche) Kraft hat, und es deßwegen thut, damit er rein und lauter Christum predigen möge, so wird er eine reiche Frucht seiner Arbeit sehen.“

66. Es kommt einem Lehrer nicht zu, zu lehren, was er eben gerade weiß, sondern was für seine Zuhörer paßt.“ 67. In welchem Stücke einer weise werden will, in dem halte er sich vorerst für einen Thoren; dann wird er weise werden."

68.,,Der Umstand, daß die Gläubigen aller Orte und Zeiten dieselben Kämpfe haben, dieselben Erfahrungen und Früchte, das ist ein Prüfstein der evangelischen Wahrheit.“ 1 Thessal. 2, 14.

69.,,Das ist ein thdrichter Wanderer, der, wenn er in weitem Felde einen gebahnten Weg hat, stets an dem äußers sten Rand des schlüpfrigen Ufers hingeht. Und doch leben also viele Menschen auch von denen, welche für fromm gelten.“

70.,,Beide irren, diejenigen, welche meinen, man dürfe Gott nur innerlich verehren, und die, welche sich auf die äußerliche Verehrung beschränken."

71. Auch der Geringfte unter den Gläubigen ist ein
wünschenswertherer und weiserer Richter, als ein Gottloser."

72. Im Geistlichen darf das zartere Alter nicht allzu
begierig nach der Speise der Gereifteren verlangen."

73. Der Winter bringt den Frühling nicht, sondern
der Frühling verdrångt den Winter; so ist es mit den See-
len und mit der Kirche."

74. In unseren Tagen ist man allzu sparsam damit,
öffentliche Zeugnisse davon abzulegen, welche Kraft man vom
Worte Gottes empfunden und erfahren habe.“

75. „Die Christen sind selige Leute, aber nicht wegen
dessen, was die Weide der Andern ist; und nåhme man ih-
nen die Hoffnung des andern Lebens hinweg, so würde ihre
gegenwärtige geistige Freude sehr verringert werden.“

76.,,Die H. Schrift hat es hauptsächlich mit den
Gläubigen zu thun; so handelt sie 1 Thessal. 4, 13. ausz
drücklich von ihrer Auferstehung, und berührt die Auferste
hung der Gottlosen nur im Vorbeigehen.“

77. Die Auferstehung gehört nothwendig dazu, daß
es dahin komme, daß Gott Alles in Allem sey.“

78.,,Diejenigen, welche die Sünde nur im Willen,
nicht auch im Verstande suchen, irren und fündigen eben hiemit."

79. „Zwischen der Weinhefe und dem daraus gezogez
nen Geiste ist kein so großer Unterschied als zwischen dem
sterblichen und verklärten Menschen.“

80.,,Unsere Lebendigmachung hindert der Tod nicht,
er geht nur voran, und zeigt den Weg.“

81. „Wenn man den Gelehrten Alles so auffangen
will, z. B. alle ihre Briefe, wovon gemeiniglich das Meiste
in sensu communi (allgemeinen Verstandes-Anlage) liegt,
so ist es eben, als wenn man um deßwillen, weil es so eine
nöthige Sache um die gesunde Luft ist, dieselbe auch in bes
fondere Büchsen auffassen, und in den Apotheken aufbe-
halten wollte. Man zerstreuet sich damit gar sehr. Es hångt
eben jedesmal von der besondern Leitung Gottes ab, wenn
man über eine Sache nachdrücklicher und deutlicher als sonst
sich ausdrücken kann. Solches verdient dann allerdings der
Beachtung; es ist daher keine gute Mode, daß man gegens
wärtig zu den Briefen besondere Couverte macht. Die

Nachkommenschaft wird darüber klagen, wenn fie eine Menge Briefe in die Hand bekommt, von denen sie nicht weiß, an wen sie geschrieben find.“

82.,,Luc. 12, 37: Wahrlich ich sage euch, Er wird sich aufschürzen und wird sie zu Tische setzen und vor ihnen gehen und ihnen dienen." Dieß halte ich für die allergrößte Verheißung, und verstehe die Worte eigentlich. Gleichwie ein Hochzeiter an seinem Hochzeittage unbedenklich den Gås ften aufwartet und zuspricht, so wird es JEsus an Seinem. Hochzeittage in der Ewigkeit auch thun."

83.,,Das Bekenntniß seiner Schwächen ist sehr gut, doch muß man nicht darauf stehen bleiben, wie es Manchen Man muß reden geht, die bloße queruli (Klåger) werden. `von der Gerechtigkeit Gottes, und rühmen von Seiner Gnade, man muß sich den Mund nicht stopfen lassen.“

84.,,Dasjenige Lob, das von der göttlichen Gnade abgeleitet wird, nåhrt die Demuth, und dient zugleich zur Aufweckung."

85.,,Man siehet insgemein die Apostel, wie sie Jünger Christi worden, als gestandene Månner an; sie waren aber lauter junge Leute, junge Studenten. Petrus, der ålteste, hatte eine Schwieger, sonst wird es von keinem gelesen; doch wird auch er jünger als der Heiland gewesen seyn, weßSie wegen Er sie auch immer Texvia (Kindlein) nenut. waren meistens rohe Leute, doch nicht verhärtet. Sonst würde vermuthlich auch Petrus nicht gleich mit dem Schwerte dreingeschlagen und so geschworen haben, wenn er nicht vorher wie ein grober Hamburger Schiffer gewesen wäre. Daher erklås ren sich ihre vielen Fehler,. die JEsus immer tadelt. Daher ist zu verwundern, daß sie JEsus in kurzer Zeit hat so weit bringen können, ob Er sie schon auch hie und da mit Recht tadelt, daß sie noch weiter håtten kommen sollen.“

86.,,Ezech. 15. gibt Gott ein Gleichniß von dem Rebholz, und dieß ist ein Bild von den Christen. — Joh. 15. Wer ein rechtschaffener Christ ist und bleibt, ist sehr nüßlich, wie das Rebholz den Menschen großen Nußen bringt. Wenn aber ein Christ wieder in die Welt gehet, so ist er auch in zeitlichen Geschäften nicht zu gebrauchen, eben wie das Rebholz, außer am Rebstock, wenn es grünet und Wein trägt,

'zu

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