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weniger vor unndthigem Richten zu hûten hat. Das Beste ist, man gebe gerade vor sich hin, wie man das Panier vor den Augen hat.

Gegen Andere, z. E. im Stipendium, suche man sich nicht besonders auszuzeichnen, durch Strengigkeit, Morositat, frühe oder unzeitige Bestrafung, indiscretes Bezeugen, hüte sich aber auch vor Furcht oder Gefälligkeit der vorigen Kameraden, bis auf gleichgültig scheinende Fälle. Man lasse sich's ohne Worte anspüren, daß es eine Freude wäre, alle Andere auf gleichem Einn, ja mit einem Vorzug über sich selbst zu sehen. Das köstlichste Werk aber ist und bleibt der Glaube, und der wird durch den Glauben gelernt, geübt und gestärkt, wie man das Gehen, das Reden, das Schreiben u. s. w. durch das Gehen, durch das Reden, durch das Schreiben lernt. Der Unterschied ist nur dieser, daß das Gehen u. s. w. natürlich ist. Der Glaube aber überläßt sich der Wirkung des Geistes im Wort ohne eigene unruhige Bewegung. Ein Mehreres weiß ich in Abwesenheit nicht anzuführen, werde mich aber freuen, wenn ich von gutem Fortgange hören werde. Die Gnade walte über diese und andere lieben Seelen gewaltig, und insonderheit auch über Ihnen 2c.

Anhang.

Auszug aus einer erbaulichen Rede, vor Studierenden in Tübingen gehalten, im Jahre 1748.

Siehe oben 1. Abschn. Kap. 2. S. 21.

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Wenn ich zur Zeit meines Kloster Pråceptorats einen rechtschaffenen Kloster Schüler sah, so habe ich ihn immer für höher geachtet, als mich selbst; denn ich dachte: dieser Mensch hat noch nicht so viel versäumt, noch nicht so viel Gnade verschleudert als ich. Machen Sie daher, meine lieben jungen Freunde! daß Sie nicht einst auch so sagen müssen. Ich dachte oft, wenn ich nur wieder von vornen anfangen könnte, so wollte ich es vielleicht besser machen.

Doch fiel mir ein, ich bin froh, daß ich einmal da bin, es ist vielleicht doch das erste Mal am besten gerathen, und so ist denn meine und eines jeden Christen summa summarum (Hauptsache) der Seufzer: „HErr erbarme Dich meiner!“ Ja der HErr ist treu, darum werde ich wohl bleiben! An der Selbstkenntniß ist viel gelegen, aber wenn die Erkenntniß Gottes und Christi dazu kommt, so gibt's erst etwas Rechtes und Ganzes. Durch diese wird jene erst recht lauter und helle. Jene wird als eine Zugabe noch gegeben. Wenn man immer nur auf sich allein sieht, so hat Gott keine Ehre davon.

Des ist eine edle Zeit, so lange man im Stipendium ist, wo man dem Worte Gottes und dem Gebete so abwarten kann. Wer sich's recht zu Nutzen macht, der bekommt eis nen Vorrath zusammen für die Zukunft, davon er hernach leben kann. Wenn man jetzt in diesem Stande schon auch etwas thun muß, um der Ordnung und der äußerlichen Verz hältnisse willen, so ist es doch eine große Unabhängigkeit gegen denen, die wirklich im Amte stehen. Und wie gesagt, wer sich's recht zu Nußen macht, der bekommt eine Realität in's Herz, zu der man, wenn man einmal im Amte steht, schwerlich gelangen kann. Draußen erfährt man erst, was es ist um die Welt, und was es auf sich hat, ein Diener Gottes zu seyn, ein Bote Gottes in die Welt und an die Welt. Wenn man sich während der Studien Jahre ernsts lich an's Ziel legt, so kann man hernach die Sache dem licben Gott anbefehlen und sagen: „Mein Gott! so habe ich die Welt angetroffen; ich für mich kann sie nicht anders mas chen, sie fey Dir befohlen. Ich liebe zwar die mir anvers trauten Seelen, aber Du liebst sie noch viel mehr.“

Einmüthiges, brüderliches Zusammenhalten ist unter denen, die einerley Ziel haben, etwas Vortreffliches. Das lernt man erst dann recht einsehen, wenn man zerstreut wird, und ein Jeder für seinen Manu stehen muß. ·

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Die Hauptsache ist, daß wir in jedem gegenwärtigen Augenblicke in guter Fassung vor Gott stehen; das vergans gene Gute ist in den Schäßen Gottes wohl aufgehoben, das vergangene Böse kann ein einiges Tröpflein des Blutes Christi wieder gut machen. Je weniger ich an das Vergangene denke, desto besser; ich strecke mich nach dem, das da vorne ist. Auf Gottes väterliche Erbarmung leben wir hier. Hie mit beantwortet sich auch die Klage derer, die da sagen: Ich habe nur eben vorübergehende Blicke der Gnade." Es ist wie bey'm Essen. Man ißt nicht immer und der Geschmack dauert nur so lange, als das Essen, aber der Leib empfängt doch hintendrein noch lange die stärkende Kraft desselben. So ist es mit den Gnaden - Blicken; es ist nicht nöthig, daß fie andauernd find, sie geben doch die Kraft für die Zukunft. Dadurch wird Gott nicht gedienet, wenn wir uns immer an den Tisch setzen und Gnaden-Blicke speisen wollen. Wir sind nicht in der Welt, um immer Lecker-Bissen zu genießen, aber wohl dürfen wir einen ruhigen SeelenGrund und Frieden begehren. Es ist oft ein Mensch unter dem Gedränge lauterer, und steht in tieferer Abhängigkeit vor Gott, als wenn er in Heiterkeit ist. Wenn es so finster in uns wird, müssen wir unser Verlangen üben nach dem Pas nier, das wir schon einmal erblickt. Ob wir es schon gez genwärtig nicht sehen, wissen wir doch die Gegend: wie wenn man bey Nacht ein Licht gesehen, und solches wieder verliert, weiß man doch die Richtung. Unsere Natur ist immer tråge und kalt, und hyß beståndig durch's Wort Gottes und Gebet aufgeregt werden. Es ist wie bey'm Wasser, das zwar in sich kalt, aber doch fähig ist, eine ziemliche Hize anzunehmen. Thut man das Feuer wieder hinweg, so wird es von selbst wieder lau und kalt. Wenn daher unser Herz auch einmal munter und warm `ist, und man schürt nicht nach, so nimmt's ab. Das Leben ist zwar da, ehe man anschint, aber die Lebenswårme wird durch Thätigkeit angefacht. So sagt Jacobus:,,der Glaube werde durch Werke, d. i. durch unsere beständige Thätigkeit und Lebendigs. keit vollkommen." Wer mitten in den Tumult der schlimms sten Zeiten hinein kommt, hat doch mehr Munterkeit als Leute, die so für sich in der Stille Christen sind. Deßwegen

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haben die Separatisten gewöhnlich mehr Licht als Leben. Warum haben die Altvåter in ihren Eindden so viele Nachstellungen von bösen Geistern gehabt? Es war eine göttliche Herablassung. Sie hätten es können überhoben seyn, wenn sie im Umgang mit andern Menschen geblieben wåren. So aber mußten sie auch etwas haben, wodurch sie geübt. wurden. Wie einer geführt wird, so gehe er, nur nicht über feinen modum hinaus. Die Erkenntniß zeigt einem, wie weit sein modus gehe? wo Schatten und Licht ist? So auch die Fort- und Rückschritte in der Liebe zeigen, wie einer in seinem Laufe stehe: in der Liebe des Heilandes muß ein Christ sein Reglement (Gesetz) haben. Das Herz ist ers staunlich beweglich. Es gibt Tag und Nacht keine Minute, da nicht im Menschen etliche Veränderung vorgienge! Man bemühe sich daher stets um die praesentiam Dei (Gegenwart Gottes). Wie sich einer Gott vorstellt, so kann er ihn erfahren. Wer sich ihn mit kindlichem Vertrauen als Vater vorstellt, kommt leicht hindurch, (schwerer der, der an ihm nur den strengen Gesetzgeber und Richter hat). — Wenn einer einen gefährlichen Weg gehen muß, so ist es nicht eben ndthig, daß er immer die Höhe und gefährliche Gegend ansehe und betrachte, sondern er gibt eben auf den gegenwärtigen Weg Acht, und kommt auf diese Art glücklich fort.

Gewiß ist es in den Augen Gottes etwas Großes um so eine Handvoll guter Leute, die das Salz und Gewürz eis nes ganzen Herzogthums ausmachen sollen, die wie ein Same ein neues Salz im Reiche Gottes werden sollen.

Man macht so viel daraus, wenn man in der Welt wohl ankommt; aber bey Gott kann man jezt recht wohl aus kommen, da der Arbeiter so wenige sind, und da diejenigen so nahe zusammen gehen, die sich dem HErrn ergeben. Die Kaufleute auf dem Markt können jezt nicht so begierig seyn, Käufer zu bekommen, als Gott begierig ist, uns anzunehmen. Er bietet sich uns immer an, aber wir sind nicht immer be reit. Ein um so besseres Lob kann derjenige bekommen, der es sich immer wahren Ernst seyn läßt. Auf einen einigen Augenblick kommt oft sehr viel an: wenn Gott einem bey Tag oder Nacht besonders nahe ist.

Der

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Der Satan steckt sich hinter die Welt: er geht auf den Glauben los, fie auf die Liebe. Wie man den Bösewicht überwunden hat, kann man auch die Welt überwinden. Wer sich aber einmal aus seinen Stricken losgerissen hat, der bewahre sein Herz wohl in der Liebe Gottes, so wird er immer den Sieg in den Hånden haben, und behaupten. Wer den Willen Gottes thut, der bleibt in Ewigkeit, wie Gott selbst ewig lebt und bleibt.

Viele irren dadurch, daß sie meynen, es sey nur Ein Weg der rechte, da es doch vielerley Wege geben kann, die richtig zum Ziele führen, und alle dem Willen Gottes ges måß sind. Seiner Sache gewiß zu werden, kommt mehr auf eine gute Fassung des Gemüthes, als auf VerstandesGaben an. Oft macht man sich seine Sache zu leicht, oft zu schwer. Opfert man Gott seinen Willen gauz auf, gibt man sich in Seinen heiligen und füßen Willen ohne irgend einen Vorbehalt, so schenkt Er einem auch wieder einen Billent. [Das it ἐξουσία τοῦ ἰδίου θηλήματος (Madt iiber den eigenen Willen.)] Da darf man sich dann seiner freyen Wahl bedienen, und nicht immer sorgen, man sündige. Man lebt ingenue (gleichsam als ein Freiherr). &B ist aber keine gefährliche Freiheit. Es ist die Freiheit des Glaubens und der Liebe. Da heißt es:

Iß Dein Brod mit gutem Muth,
Dein Thun gefällt Gott wohl!

Aber freylich, der Bissen im Mund muß Dir nicht zu lieb feyn, daß Du ihn nicht gerne wieder heraus giebest, weun es Gott haben wollte.

Das Leben des Menschen ist ein Kampf auf Erden. Gott wollte uns Anfangs den besten und leichtesten Weg führen, weil wir uns aber nicht konnten darein schicken, so ist's uns gegangen wie den Israeliten in der Wüste, die ihre Reise geraden Wegs in acht Tagen håtten vollenden können, aber aus ihrer Schuld und doch zu ihrem Nußen mußten sie 40 Jahre damit zubringen. Darum müssen wir es uns jezt auch so gefallen lassen. Es ist einem oft, als wenn er

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