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individuelle Steigerung des allgemeinen unbewussten Identitätsgefühles ist; der Unterschied ist, dass die Mutterliebe in die Zeit nach Entstehung des Kindes (als Embryo), die Geschlechtsliebe vor dieselbe fällt, und auch bei schon vollzogener Zeugung doch immer auf die noch erst zu zeugenden Kinder sich bezieht. Während die Mutterliebe also das Kind selbst (sei es als geborenes oder noch ungeborenes) zum Object hat, hat die Geschlechtsliebe nicht das Kind, das ja noch nicht existirt, und dessen Zustandekommen sogar zweifelhaft ist, zum Object des Identitätsgefühls, sondern das Individuum, mit Hülfe dessen die Zeugung vollzogen werden soll und in welchem der Liebende die. polarische Ergänzung seiner selbst zum menschlichen Gesammttypus erkennt. Die Mutterliebe beginnt erst mit Erfüllung ihres unbewussten Zweckes, die Geschlechtsliebe liegt vor der Erfüllung des unbewussten Zweckes; in der Mutterliebe äussert sich daher unter normalen Verhältnissen, wenn keine unnatürliche Trennung vom Kinde eintritt, das Identitätsgefühl wesentlich als Hingebung, in der Geschlechtsliebe wesentlich als Sehnsucht nach Realisirung des Zweckes, als Verlangen nach äusserer und bewusster Verwirklichung der inneren unbewussten Identität im Sinne des Naturzweckes.

Auch die Geschlechtsliebe im individuellen Sinne reicht ziemlich tief in das Thierreich hinab, wenn auch bei weitem nicht so tief wie die Mutterliebe. Mutterliebe und Geschlechtsliebe bilden ebensowohl im Thierreich das dämmernde Frühroth, dessen Strahlen zuerst die Nacht des Egoismus überwinden, als sie in der menschlichen Gesellschaft den leuchtendsten Glanz und den verzehrendsten Brand der Sonne der Liebe darstellen. Geschlechts- und Elternliebe im Verein schaffen das Liebesleben der Familie, und rufen bei dauernderem Zusammenbleiben der Eltern und Kinder durch den Rückschlag der Dankbarkeit und durch die Gewohnheit der Anhänglichkeit die Kindesliebe hervor. Auf dem Naturgrund der Familie erwächst ferner die Geschwisterliebe der vom Erwachen des Bewusstseins an aneinander gewöhnten, Freude und Leid mit einander theilenden Kleinen, wenngleich dieselbe ohne anderweitige sittliche Grundlagen schwerlich tief gehen dürfte, und ohne das hinzutretende Band der Freundschaft nicht nur in Gleichgültigkeit, sondern auch gar leicht in Hass übergehen kann, weil zwischen Geschwistern in der Regel mehr Gelegenheit zu Collisionen der Interessen gegeben sind als zwischen Fremden. In noch höherem Grade ist die Verwandtenliebe im weiteren Sinne auf

die Mitwirkung der Freundschaft und auf anderweitige sittliche Grundlagen (Pflichtgefühl, Bewusstsein von der Solidarität der Familie u. s. w. angewiesen, und man wird kaum behaupten können, dass ohne letztere zwischen persönlich einander unbekannt gebliebenen Verwandten eine Liebe von Natur bestehe, welche das Niveau der allgemeinen Nächste liebe erheblich überstiege. Wohl aber wird man behaupten dürfer. dass die Gleichheit des Stammes, des Volkes, der Race natürliche Sympathien zwischen den Menschen erweckt, die erst da besonders merklich werden, wo sie in Contrast treten, zu den natürlichen Antipathien gegen Personen von fremden Stämmen und Racen.

Diese natürlichen Zuneigungen und Abneigungen ethnologischer Ursprungs sind durch kein noch so kosmopolitisches Bewusstsein 2 überwinden; sie sind auch nur da sittlich fehlerhaft, wo sie den Pflichten der allgemeinen Menschenliebe hinderlich zu werden droher. bilden aber im Uebrigen eine keineswegs sittlich werthlose natürlich Unterstützung der unerlässlichen organischen Systematisirung der sittlichen Thätigkeit, welche nothwendig in engere und weitere Krese sich gliedern, nähere und fernere Liebespflichten unterscheiden muss. wenn sie sich nicht durch Zersplitterung ins Unendliche entwerth und aufreiben soll. In diesem Sinne haben alle speciellen Gebietsgrenzen (wie Heimat, Landsmannschaft, Religions- und Confessiongemeinschaft, Genossenschaft an speciellen Verbindungen u. s. W eine Bedeutung für das leichtere ins-Leben - Treten der Liebe un Freundschaft und für Vorzeichnung von Motiven zur Herstellung ein Ordnung im Näher- und Fernerstehen der Menschen für die Entfaltung der Liebe.

Auf der anderen Seite dürfen aber auch alle solche Gebiet grenzen nicht erstarren und zu festen kastenartigen Absonderunge führen; es muss der Liebe Freiheit der individuellen Auswahl st wohl für die Geschlechtsliebe wie für die Freundschaft vergönnt bleiber. welche den natürlichen und socialen Schranken gegenüber doch imme das höhere unveräusserliche Recht bleibt.

In der Freundschaft ist es nicht mehr irgend ein unbewusst Naturzweck, nicht mehr eine aus gegebenen natürlichen und social Verhältnissen mittelbar sich herleitende Forderung, was das unbewusst Identitätsgefühl der allgemeinen Menschenliebe bis zu dem Grade individuell verstärkt, dass es bestimmendes Moment für das Handel und Leben wird; sondern diese Verstärkung des Gefühls der ur

bewussten Identität entspringt hier mehr oder minder aus bewusst geistigen Quellen. Mehr als irgend eine andere Erscheinungsform der Liebe ausgehend von dem Boden des Geselligkeitstriebes und emporrankend an dem festen Stamm der sittlichen Achtung und des gegenseitigen Vertrauens, ist es hier die Gemeinsamkeit der Interessen, insbesondere der höheren, idealen Interessen, welche als festes Band lie zarte Schlingpflanze der Freundschaft an den Stamm der Achtung and des Vertrauens knüpft. Während die Geschlechtsliebe selbst bei Verachtung und Misstrauen bestehen kann, wenn auch nur als dämonisches Qualgefühl, so ist die Freundschaft unbedingt von der Achtung und dem Vertrauen als ihren Voraussetzungen abhängig, obwohl sie keineswegs in diesen aufgeht. Während die Geschlechtsliebe zuerst Vereinigungssehnsucht und persönliche Hingebung ist, und dann erst um der Befriedigung dieser Gefühle willen sich gemeinsame geistige Interessen zu schaffen sucht, ist das Entstehen der Freundschaft ohne vorangehende Gemeinsamkeit der Interessen undenkbar, kann aber sehr wohl die Gemeinsamkeit der Interessen, durch welche sie geknüpft wurde, überdauern bis in den Tod. Die Wahrnehmung der polarischen Ergänzung in geistiger Hinsicht nährt ebenso die Freundschaft wie. die Liebe, nur wird erstere dadurch nicht zur Leidenschaft, weil ihr der unbewusste Naturzweck und der Zwang zu seiner rücksichtslosen Erfüllung fehlt.

Weil die Freundschaft am unmittelbarsten aus dem Boden der Geselligkeit entspringt, und die Gemeinsamkeit irgend welcher Interessen ihr vorangeht, darum liefert dieselbe, wo sie noch nicht zur idealen Höhe gelangt ist, eine weniger entschiedene Ueberwindung des Egoismus, als die mehr instinctiven Erscheinungsformen der Liebe; dafür ist aber auch die Freundschaft weniger exclusiv als jene und weniger zur Rücksichtslosigkeit und Verletzung in Bezug auf alle ausserhalb dieses engen persönlichen Liebesbundes stehenden Menschen geneigt. Die Geschlechtsliebe ist ein Götzendienst, der keine Nebengötter duldet, die Mutterliebe zeigt, wie schon oben angedeutet, nicht selten die unsittliche Engherzigkeit der crassesten Selbstsucht gegen alles, was nicht sie und ihren Gegenstand betrifft, die Freundschaft aber ist tolerant und schliesst andere Freundschaftsbeziehungen daneben nicht aus, wenngleich die höchste und idealste Freundschaft von einem Menschen jederzeit nur nach einer Seite entfaltet werden kann. Erst in der Freundschaft bethätigt sich der Mensch als für sich seiende

Persönlichkeit, während er in der Geschlechts- und Mutterliebe noch als blindes Werkzeug einer unpersönlichen Macht wirkt, von der er gleichsam besessen ist. Deshalb ist es eine wahrhaft sittliche Forderung, dass sowohl die Geschlechtsliebe als die Elternliebe (letztere natürlich erst bei zunehmender Reife des Kindes) durch Freundschaft geadelt und vergeistigt werde. So lange die Liebe nur instinctiv auf unbewussten Naturzwecken ruht, geht sie mit Erfüllung dieser vorüber, wie wir es bei der Mutterliebe der Thiere oder der freundschaftslosen Geschlechtsleidenschaft der Menschen sehen können; die lebenslängliche Dauer des Identitätsgefühls kann nur durch die Freundschaft verbürgt werden. Letztere findet aber auch in der Solidarität der Interessen in der Ehe und in der polarischen Ergänzung der geistigen Eigenschaften (wenn die Geschlechtsliebe auf diese und nicht blos auf körperliche sinnliche Reize sich stützte) so günstige Bedingungen zur Entfaltung, dass die zahlreichen Gelegenheiten zu kleinlichen Conflicten in Folge des engen Zusammenlebens bei hinreichender Klugheit und Nachgiebigkeit auf Seiten beider Gatten kein entsprechendes Gegengewicht bieten können, und es giebt daher auch trotz aller Verkehrtheiten bei der Gattenwahl und trotz aller Unklugheit und Ungeschicklichkeit der Menschen doch nicht wenige Ehen, in denen die Gatten, ungeachtet des nebenbei besonders vom weiblichen Theile häufig unterhaltenen kleinen Krieges. einander gute und treue Freunde geworden sind und fürs Leben bleiben.

Von jeher ist die Freundschaft als die höchste Form der menschlichen Vereinigung gepriesen worden, und die Hochstellung derselben ging aus dem allgemeinen Bewusstsein des Alterthums auch in desser Philosophie über. Ohne uns hier bei dem philosophischen Eros Platons aufzuhalten, sei nur daran erinnert, dass die Stoiker die Inconsequenz gegen ihr Princip der Selbstgenügsamkeit des Weisen in seiner Isolirung nicht scheuten, um dem allgemeinen Bewusstsein von der Erhabenheit und Schönheit der Freundschaft Rechnung zu tragen, und dass die Epikureer in ihrer Schwärmerei für das Ideal der Freundschaft unwillkürlich ihr Princip des Individualeudämonismus durch das der selbstlosen Hingebung an den Freund überwanden, ohne die μετάβασις εἰς ἀλλὰ γένος τu merken. Die Hochstellung der Freundschaft im Alterthum ist um so natürlicher, als dieselbe damals in der Geschlechtsliebe keinen solchen Concurrenten besass wie in der

modernen Welt; denn das Weib war namentlich im Hellenenthum noch so wenig in das geistige Leben der Menschheit eingeführt, dass selbst in geschlechtlicher Hinsicht die ekelhafte Verirrung der Knabenliebe ihr den Rang ablief. Sowohl die gesellschaftliche Stellung des Weibes als auch ihre geistige Unbildung schlossen die Frage aus, ob das Ideal der Freundschaft zwischen Männern oder zwischen Personen entgegengesetzten Geschlechts mehr Chancen zur Verwirklichung habe. Gegenwärtig aber, wo die sittliche Gleichberechtigung der Geschlechter mehr und mehr anerkannt, und ihre polarische Ergänzung durch Vorzüge entgegengesetzter Art immer zweifelloser gewürdigt wird, ist es wohl an der Zeit, obige Frage in's Auge zu fassen.

Die Freundschaft zwischen Männern im antiken Sinne scheint jetzt nur noch zwischen Familienlosen realisirbar; denn wir nehmen die Pflichten gegen die Familie zu ernst, um zwei Familienvätern jene unbedingte Gütergemeinschaft zu gestatten, welche das Ideal der Freundschaft zweifellos erfordert, da nur so die Identificirung der Interessen nach der Seite des Eigenthums eine vollständige wird. Von selbst gegeben ist diese Gütergemeinschaft hingegen in der Ehe und schafft als solche allein schon eine hinreichend starke Gemeinsamkeit der Interessen, um das Band der Freundschaft durch dieselbe zu knüpfen. Nicht nur den Besitz haben die Gatten gemeinsam, sondern auch die Interessen der Erhaltung und Mehrung des Besitzes, was nur bei voller Wirthschaftsgemeinschaft möglich ist, ein für männliche Freunde noch schwerer als blosse Gütergemeinschaft durchzuführender Zustand, der aber so lange, als materielle Interessen nicht gänzlich aus dem Leben ausgeschieden werden, nothwendig mit zur Identificirung der Interessen gehört. Wenn männliche Freunde an den gemeinsamen geistigen Interessen des Berufs einen Kitt besitzen, der oft der erste Anlass zu Freundschaften ist, so ist dem gegenüber zu bemerken, dass dergleichen intellectuelle Interessen doch nur eine sehr äusserliche Vereinigung zu Stande bringen, wenn nicht Gemüthsinteressen hinzutreten, die sich auf das rein menschliche Privatleben der Freunde beziehen. Letztere aber können gar nicht in höherem Grade gegeben werden als durch den gemeinsamen Besitz von Kindern und durch die gemeinsame Sorge für deren Erziehung und Fortkommen in der Welt. Bieten sich schon hierbei auch intellectuelle Anregungen genug, so liegt doch in der Ehe ein noch wichtigerer intellectueller Ersatz für für die gemeinsamen Berufs

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