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"Göthe, der einzige der berühmten Männer, der mich als Mensch wahrlich begeistert und mein Herz berührt hatte, gab mir den schmeichelhaftesten Anlaß, in Correspondenz mit ihm zu treten, indem er mir nach meiner Rückkehr schrieb, ich allein hätte den Schlüssel seines lange verschlossenen Herzens gefunden, mir möchte er sich ganz öffnen, nach meinem gegenseitigen Vertrauen verlange ihn. Einen ganzen Winter blieb ich im Kampf, solle ich, solle ich nicht. Aber da ich keinen wahrscheinlichen Nugen, Zeitaufwand und vielleicht zu viel Beschäftigung für mein Herz darin mutmaßte, konnte ich mich zu keiner Antwort entschließen. Kurz vorher hatte Lavater mir zweimal geschrieben und denselben Anlaß zu einer Verbindung angeboten. Diese unbeantwortet zu lassen, kostete mich nicht einmal einen Kampf, und Herdern, der auch nachher an mich schrieb, dessen Berühmtheit aber meinem Herzen gar nichts anbot, zu antworten, fühlte ich, so zu sagen, einen unüberwindlichen Widerwillen. Diese Erfahrungen beruhigten mich ungeachtet der fortdauernden augenblicklichen Versuchungen über das, was man Zustand der Sele nennen kann, aber nun fing ich an, ein besonderes Wohlgefallen an meiner Ehrgeizlosigkeit und an der Verachtung der Gelehrsamkeit zu haben. Da mir aber nun das Christentum zur Seite stand, ließ mir dieses es nicht lange unbemerkt, daß auch das nichts taugte. Endlich kam Hamann und zeigte mir den Himmel wahrer Demut und Ergebenheit Kindersinn

gegen Gott. Dieser begeisterte mich über alles, was ich bis dahin gesehen hatte, für die Religion Christi, indem er mich das Bild ihrer wahren Anhänger von der erhabensten Seite lebendig an sich wahrnehmen ließ. Ihm allein bis dorthin war es gegeben, mir die schwerste Kruste von den Augen zu reißen — er allein sah auch darin eine Kruste. Alle übrigen Freunde, Fürstenberg nicht ausgenommen, hatten bisher meinen starken Vervollkommnungstrieb als das liebenswürdigste, ja als etwas bewunderungswürdig Schönes an mir betrachtet. Weit entfernt also, selbst darin etwas Böses zu sehen, war dieses beständige Gefühl ein Ruhekissen in drohender Mutlosigkeit für mich. Hamann aber sah darin Stolz und sagte es mir. Die Haut riß er mir mit dieser Erklärung von den

Knochen; mich dünkte, man raubte mir Lahmen eine einzige Krücke, aber ich liebte und ehrte ihn zu tief, um seine Erklärung nicht in meine Sele aufzunehmen. Ja, ich liebte ihn mehr als jemals für diese väterliche Härte, wälzte daher die Sache ernsthaft in meiner Sele und befand sie wahr. Nach dieser Zeit ward unser Umgang immer vertraulicher, und siehe, ich verlor ihn mitten im besten Genuß dieser Vertraulichkeit, diesen ersten wahren Vater, der mich liebte, wie noch keiner mich geliebt hatte. Aber zum Glück verlor ich ihn den Tag vor seiner Abreise, da er mir ohnehin für immer entrissen werden sollte, und ich glaube, er betet dort wirksamer für uns, als er es zu Königsberg hätte thun können. Nach seinem Lode ging eine wunderbare Veränderung oder vielmehr die Fortsegung der Veränderung in mir vor, die sein Umgang schon bei seinem Leben in mir angefangen hatte. Bisher hatten die Leidenschaften, bald mehrere auf einmal, bald eine, nur mit Abwechselung der Art in meiner Sele gebrauset und sie in anhaltender Unruhe erhalten. Die lezte herrschende war Vervollkommnungssucht für mich, meine Kinder und Freunde. Jegt ward mir ungefähr so zu Mute, wie wenn man aus einem dauerhaften großen Lärmen mit einmal in eine totale Stille gerät."

So haben Deutschlands hervorragende Geister, Männer und Frauen, über Hamann gedacht. Aber erst 1821, also ein volles Menschenalter nach seinem Tode, begann die Herausgabe seiner Schriften, für die sich in ganz Deutschland, troßdem dieselbe in besonderen Briefen und drei Literatur-Zeitungen angekündigt wurde, nur 481 Subscribenten fanden.

Seitdem ist beinahe ein halbes Jahrhundert dahin geschwunden. Noch ist die von Göthe vorhergesehene Zeit nicht da, auch jene Nachwelt nicht, welche der gläubige Hamann als gegenwärtig schmeckte, wenn er in der Vorrede seiner Kreuzzüge sagt: „Man überwindet leicht das doppelte Herzeleid, von seinen Zeitverwandten nicht verstanden und dafür gemißhandelt zu werden, durch den Geschmack an den Kräften einer besseren Nachwelt."

Sollen die Kinder des Reiches sich nicht schämen, daß ein Fremdling, wie Göthe, ihnen sagen muß, welchen Schaß sie befizen?

Müssen sie sich nicht zehnfach schämen, daß sie diesen Schat bis heute noch nicht gehoben haben! Wenn sie nicht Gold graben mögen, um sich selbst zur Lust ihrem Könige eine Krone zu schmieden, deren er nicht bedarf, warum schämen sie sich nicht wenigstens, apologetische Flicken und Lappen zu betteln, um in sündhafter Scham seine Blößen zu decken, die seine Kraft und Ehre sind!

„Um Zions willen, so will ich nicht schweigen, und um Jerusalems willen, so will ich nicht inne halten, bis daß ihre Gerechtigkeit aufgehe wie ein Glanz und ihr Heil entbrenne, wie eine Fackel!" Denn ich bin gewiß, daß Bauleute und Anbeter mit fähigem Kopfe und brennendem Herzen in den irdischen Gefäßen des nordischen Magus viel Gold, Weihrauch und Myrrhen für den leuchtenden König dieser großen Stadt finden werden.

Aus Hamanns Leben.

1. Hamann vor seiner Umwandlung.

Das Wort ist uns gegeben, daß es die Offenbarung des unsichtbaren Wesens sei. Seitdem aber die Menschennatur durch den Glauben an die Urlüge: „Ihr werdet sein, wie Gott!" von ihrem Urgrunde sich geschieden hat, scheidet sich Alles, was Gott zusammengefügt hat, auch Wesen und Wort. Das Wort wird statt des wahren Spiegels die verdeckende Hülle des Wesens. So lange daher in einem Schriftsteller die Urscheidung fortwirkt, ist stets ein Unterschied zwischen seinen Worten und seinem Wesen zu machen, und diesen nicht zu beachten, bringt Verwirrung. Bileam hat gesegnet, wiewohl sein Herz ferne davon war. Wer aus den Worten Bileams seine Frömmigkeit beweisen wollte, würde dieselbe Narrheit begehen wie der, welcher aus seinem Leben zu demonstriren versuchte, daß auch seine Worte nicht von dem Meister in Israel zeugen können. Erst wenn in einem Menschen die Urscheidung aufhört, haben auch die getrennten Theile den Trieb, sich wieder so zusammen zu fügen, wie sie zusammen gehören. Man muß sich daher ebenso sehr hüten, für das eigentliche Verständnis bileamitischer Schriftsteller den Commentar in ihrem Leben zu suchen, als man sich Mühe geben muß, bei allen denen, in welchen der Wiederhersteller der Werke Gottes aus zweien eines gemacht hat, auf Leben und Charakter zu achten. In diesem Sinne gilt Hamanns Wort in Aesthetica in nuce: Man kann allerdings ein Mensch sein, ohne daß man nötig hat, ein Autor zu werden. Wer aber guten

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Freunden zumutet, daß sie den Schriftsteller ohne den Menschen denken sollen, ist mehr zu dichterischen als philosophischen Abstractionen aufgelegt." Hamann kann also, wie wir dies schon Göthe als das Charakteristische hervorheben hörten, nur in der Einheit seines Wesens begriffen werden. Wir müssen daher zunächst zum Verständnis seines Lebens zu gelangen suchen. „Welcher Mensch weiß, was im Menschen ist, ohne der Geist des Menschen, der in ihm ist?" Wir folgen also den Winken, die Hamann selbst über seinen verborgenen Menschen gibt; wollen aber vorher den äußeren Lebensgang mit wenigen Worten andeuten.

In Königsberg 1730 geboren, hat er einige Winkel- und öffentliche Schulen, darnach die Universität daselbst besucht. Im Jahr 1752 ging er als Hauslehrer nach Liefland, bald darauf nach Kurland. Durch seinen Freund Joh. Christoph Berens in Riga veranlaßt, machte er 1756 im Auftrage dieses Hauses eine Geschäftsreise nach London, die gänzlich verunglückte, ihn in äußere und innere Gefahr, und aus beiden zu einem neuen Leben brachte. Er kehrte 1758 nach Riga in das Haus Berens zurück, hielt vergebens um Katharina Berens an und reiste auf die Aufforderung seines kranken Vaters 1759 nach Königsberg, bei dem er vier Jahre in Muße lebte, worauf er sich als Kopist beim Magistrat, dann als Kanzlist der Kriegs- und Domänenkammer zu Königsberg sein täglich Brot zu verdienen suchte, was er indeß nur ein halbes Jahr aushielt. In dieser Zeit - 1763 — schloß er die sogenannte Gewissens-Ehe mit der Magd seines Vaters. Von 1765-67 war er wieder auswärts in Mietau und Warschau, bis ihn der Tod seines Vaters nach Königsberg zurückrief, wo er zehn Jahre lang,,copista bilinguis" d. i. Schreiber und Ueberseger bei der Accise-Direktion war, bis er 1777 Packhofverwalter wurde, aber 1782 durch einen Machtspruch der General-AcciseDirektion den größten Teil seiner Nebeneinkünfte verlor. Edelmut des jungen Franz Buchholz in Münster, Besizers von Wellbergen, schüßte ihn vor Hunger. Wider Willen pensionirt, reiste er 1787 nach Düsseldorf zu Jacobi und nach Münster zu Buchholz, und starb hier am 20. Juni 1788, nachdem der Düssel

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