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Wenn ich schwach bin, so bin ich stark!*) aber noch seliger ist der Mensch, dessen Ziel und Laufbahn sich in die Wolke jener Zeugen verliert, deren die Welt nicht wert war."

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Ich hebe aus den Kreuzzügen die Magi, das Kleeblatt hellenistischer Briefe und die Aesthetica in nuce heraus. Außerdem werde ich die Hauptgedanken aus dem Versuch über eine akademische Frage und den chimärischen Einfällen mitteilen, welche auf die hellenistischen Briefe und die Aesthetika vorbereiten.

Ausdrücke. Jede Schönheit ist eine Tugend, die da frühe blühet und bald welk wird; hingegen lästert und verschmäht der finnliche Schiedsrichter jede bittere Wahrheit, die gleich der Aloe rothe Wangen, jedes ekle Salz, das Teppiche gleich der Flora macht, schüttelt zu Arzneien den Kopf und zieht Gift vor, das der Kehle süß ist; weil alles, was ihm nicht gut schmeckt, dumm heißt, und keinen Verstand oder Geschmack hat.“ (II, 483.) „Ich sage, daß des Philologen Original, gleich Loths Weib, eine Salzsäule für jeden Höllenbrand sei, der sich unter den Morgensternen der neuesten Literatur noch durch Funken von Genie zeigt und erhält, und dessen System die Göttin Laverna mit faulem Holze erleuchtet." (II, 496.)

*) Was die unverständigen Freunde und Verurteiler H.'s Grillen, Blößen, Verirrungen u. s. w. nannten, das gerade ist der Kern seiner Kraft, den er sich nicht, um den Kindern des Zeitgeistes zu gefallen, ausschneiden lassen mochte. "Was soll ein Schriftsteller sagen, heißt es über die Kreuzzüge in einem Briefe an I. G. Lindner (Br. 120), dem sie seine Lieblingsgrillen verbieten? Wird ihm noch Lust und Kraft, die Feder zu führen, übrig bleiben? Drei Schritt vom Leibe, Herr Recensent! Sie mögen sein, wer sie wollen. Wer dahin greift, wohin er griff,

Der greift den Musen an die Selen.

Wenn des Philologen seine kein Mädchen ist, so ist ihre gewiß eine Delila mit dem Scheermesser, die ihn erst zum Kahlkopf und dann zum Spott der Kinder machen will. Geduld, Ideen zu entwickeln, muß man Leser lehren, und kann man bei Lesern von Selbstprüfung zum voraus sehen. Spinnen und ihrem Bewunderer Spinoza ist die geometrische Bauart natürlich. Können wir alle Systematiker sein? Und wo blieben die Seidenwürmer, diese Lieblinge unsers Salomo?"

1. Die Magi aus Morgenlande, zu Bethlehem.

Gott redet durch Natur, Geschichte, Offenbarung. Wer versteht seine Sprache? Die erste Antwort geben die Magi.

Um den, mit großem Pomp auf den 6. Juni 1761 angekündigten Durchgang der Venus durch die Sonnenscheibe zu beobachten, machte Cook seine erste Reise in die Südsee, um die orientalischen Sitten, Gebräuche, Dialekte zur bessern Aufklärung der Bibel zu erforschen, wurde auf Antrag des Orientalisten Michaelis von Friedrich V. von Dänemark eine Gesandtschaft Gelehrter nach Arabien gesandt. Es sollte also Natur und Schrift in besonderer Weise studirt werden. H. ist wahrlich nicht der Mann, welcher das Studium der menschlichen Hilfsmittel zur Erkenntnis der Werke Gottes verachtet hätte. Er hat es sich sehr sauer werden lassen, das, was man wissen kann und muß, gründlich zu lernen. Aber er spottet derer, welche dünkelhaft wähnen, daß sie durch das menschlich Lernbare zum Wissen des eigentlichen Lebenskernes gelangt seien, und die unwissend genug sind, ihr stückweises Wissen von einzelnen Erscheinungen für die Wissenschaft des Wesens und Lebens auszugeben. Ihnen wirft er bald mit launigem Humor, bald mit Zorn und Verachtung ihre Wissens - Spreu ins Gesicht, und haucht den Verständigen die Lust ein, ins Wesen zu dringen.

Was wird, denkt er, die in allen Frag- und Anzeigungsblättern unterrichtend und erwecklich behandelte aftronomische Erscheinung" wirklich Lebendiges wirken? Und was wird die Gesandtschaft nach Arabien zum Verständnis der Bibel beitragen? Sie kann, lautet die bittere Antwort, „die Geschichte des mensch= lichen Geschlechts sowol als der christlichen Religion in ihren Altertümern mit vielen Anekdoten bereichern." Natur und Schrift sind wert, besser studirt zu werden. Die Magi aus Morgenlande, die Abfassung fällt in die Christzeit, sollen fähigen Herzen als Lehrmeister dienen. H. will keine geschichtliche und naturgeschichtliche Monographie von der Theogonie und Astrologie der Magier und ihrem Stern schreiben; er will diesen Männern nur „einige Weihrauchkörner sokratischer Einfälle anzünden.“ Wie in Sokrates sich das

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Gesez krystallisirt, daß aus dem ächten Nichtwissen das ächte Wissen erwächst, so steht man in der Geschichte der Magier, daß allein derjenige Natur und Offenbarung recht versteht, welcher sie recht gebraucht, nämlich zur Erreichung des eigentlichen Lebenszieles, und daß in dem wahren Gebrauch der Gaben Gottes die „Moralität“ unsers Lebens und unserer Handlungen besteht.

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Alle Handlungen des Menschen sind symbolisch; sie geben nicht das Wesen selbst, sondern nur Sinnbilder, Andeutungen. Wie nämlich der Mensch selbst, so hat auch jede Handlung des Menschen etwas Sichtbares und etwas Unsichtbares, Leib und Sele. Der bloße Körper einer Handlung kann uns ihren Wert niemals entdecken", kann auch das unsichtbare Wesen eines Menschen niemals offenbaren. Will man aus der Handlung die unsichtbare Natur der Sele erkennen, so muß man zuerst das Unsichtbare, die Sele der Handlung schauen. Vernunft und Erfahrung find gewohnt, den Wert der Handlung in deren Bewegungsgründe und Folgen zu sezen. Werden mit diesem gang und gäben Maße die Magier und ihre Geistesverwandten gemessen, so ist ihre Verurteilung sicher! „Der Bewegungsgrund ihrer Ankunft aus ihrem eigenen Munde dringt unserm Urteil einen. längst verjährten Wahn, den Eindruck einer Sage auf," wozu noch kommt, daß sie durch eine so weit getriebene Hochachtung für einen fremden König Unrecht an ihrem Vaterlande begingen; die Folgen ihrer Handlung sind das Blutbad der bethlehemifischen Kinder und die Todesgefahr und Flucht des neugeborenen Königs der Juden. Aber die Kinder des Zeitgeistes, welche die Pilgerfahrt der Magier aus einem Wahn, ihre eigenen Handlungen dagegen aus dem Adel ihrer mit dem Zeitgeiste übereinstimmenden, gepriesenen Gesinnung herleiten, *) darum jene verdammen und sich verherrlichen, werden ihren Betrug bald genug einsehen und noch zittern müssen, während die Geistesverwandten der Magier, wenn

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*) Schon im Nov. 1758 hatte Hamann an G. C. Lindner geschrieben: „Gott sei uns gnädig! und vergebe uns die Sünden unserer guten Absichten und guten Werke!" (Vrgl. III, 254.)

fie unter den Folgen ihrer aus dem Glauben geborenen guten Werke oft verzweifeln wollen, Mut schöpfen sollen. Denn man muß die Wahrheit der Dinge, auch das wahre Wesen und den Wert der Handlungen nicht nach der Gemächlichkeit, selbige verstehen zu können, schäßen. „Es gibt Handlungen höherer Ordnung, für die keine Gleichung durch die Elemente (Sagungen) dieser Welt herausgebracht werden kann." Das sind die Handlungen, die aus dem Glauben fließen, der in der unsichtbaren Geistes- und Gotteswelt seine Nahrung sucht. Dieser Glaube machte den Magiern die Naturerscheinung zum Wegweiser nach Bethlehem; durch diesen Glauben hielten sie sich an die Sage, als ein fest prophetisch Wort. Sie gebrauchten also Natur und Offenbarung, um ihr Ziel, die Anbetung des Königs ihrer Herzen, zu erreichen, und darum verstanden sie die Naturerscheinung sowol wie die Gottesverheißung ganz anders, wie ihre daheim bleibenden Brüder, die vielleicht klügere Astrologen waren, als sie, und wie die Schriftgelehrten in Jerusalem, denen die Antwort auf Herodis schwere Frage nur ein Kinderspiel deuchte. Der unbekannte König, welcher sie mit Macht an sich zog, war also der eigentliche Urheber ihrer Reise, der Bildner ihrer Handlung. Dieses Göttliche in den menschlichen Handlungen bildet das Merkzeichen der Thaten berufener Heiligen. „Nicht nur das Ende, sondern der ganze Wandel eines Christen ist das Meisterstück (Ephes. 2, 10.) des unbekannten Genies, das Himmel und Erde für den einigen Schöpfer, Mittler und Selbsthalter erkennt und erkennen wird in verklärter Menschengestalt." Dieser Unbekannte, den wir kennen, ist also Quell und Gestalter unsers Lebens; aber dieses ist noch verborgen in Gott. Ihn suchen wir, seine Erscheinung erwarten wir. Er ist unser König. Durch Natur und Offenbarung zieht er uns, deren Wesen und Wandel die Welt nicht kennt, weil sie ihn nicht kennt, aus dem angebornen Vaterlande in die Pilgrimschaft, bis wir ihn finden. Zu diesem Zwecke Natur und Offenbarung gebrauchen, das heißt, Natur und Offenbarung in ihrem Lebenskerne verstehen. Und wenn man Natur und Offenbarung so gebraucht und versteht, ,,wie unendlich wird die Wollust derjenigen, die Seine Erscheinung

lieb haben, es der hohen Freude unserer Schwärmer aus Morgenland, da sie den Stern sahen, zuvor thun! Voll Nachdruck us Ginfalt fagt sie urfdrift ufers Glaubens: ἐχάρησαν χαραν μεγάλην σφοδρα."

Die Magi, welche noch nicht fünf Seiten in klein Oktav füllen, sind ein Schlüffel für H.'s verborgenes Wesen und lassen es uns zugleich verstehen, warum er den ihm von Moser verliehenen Beinamen „Magus aus dem Norden“ sofort sich aneignete. Was seine Freunde Wahn, Märchen, Sage nannten, das erzählte ihm von dem Könige seines Geistes und machte sein ganzes Leben, Sinnen, Denken zu einer Pilgerfahrt nach diesem Könige, auf welcher ihm alle Erscheinungen in Natur und Geschichte zu klaren Wegweisern dienten. (Vgl. S. 114. 130.) Für die Welt und seine Freunde wurde er dadurch unbrauchbar, und er selbst hat oft gezittert über die Folgen, welche aus dieser entschlossenen Reise entsprangen, aber in diesem Zittern allezeit nur Fersenstiche des besiegten Feindes gesehen. Seine Freunde haben ihm seinen Pilgergeist, den sie Stolz und Starrfinn nannten, bitter vorgeworfen, und sich ihm gegenüber mit dem Adel ihrer Zeitgeist - Gesinnung aufgebläht. Aber er hat das Alles überwunden durch die urkräftige Freude, wenn ihm irgend ein neuer Stral leuchtete, der ihn auf seinen bekannten und doch noch verborgenen König hinwies.

2. und 3. Versuch über eine akademische Frage und Chimärische Einfälle.

Im ersten hellenistischen Briefe sagt Hamann: „Der Streit über die Sprache und Schreibart des Neuen Testaments ist mir nicht ganz unbekannt; ich zweifle daher, daß eine bloße Sprachkunst hinreiche, den Widerspruch der Meinungen aufzuheben. Man muß nicht nur wissen, was gut griechisch ist, wie der R... sagt, sondern auch, was Sprache überhaupt, nicht nur, was die Wolredenheit eines klassischen Schriftstellers, sondern was Schreibart überhaupt sei. Ueber beide Gegenstände hat man wenig philoso

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