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arbeiten; die Ausübung dieser Pflicht ist aber keine philologische Gabe."

Da das Hebräische des alten Testamentes Schäße in sich birgt, von denen dem ganzen Land Arabia noch nie eine Ahnung gekommen ist, so wird die von Michaelis angepriesene „arabische Dialectenconcordanz ein unzuverlässiges und verführerisches Mittel sein," die hebräische Sprache des alten Bundes verstehen zu lernen, ebenso unzuverlässig, als wenn man, wie es im ersten Briefe heißt, einen französischen Salamalec d. i. Bückling aus dem Arabischen, woher das Wort doch stammt, erklären wollte. *) Durch die Kenntnis des Arabischen mag man sich bei Auslegung des alten Testamentes gegen Laien in jener Sprache noch so fest verschanzen; man gräbt mit arabischen Wurzeln kein Lebensbrot aus dem hebräischen Texte, und was hilft einem die sprödeste Vestung, wenn man Hungersnot darin leidet, und bald im Geiste nach Rom wallfahrt, um Manuscripte zu sammeln, bald sich erniedrigen muß, die kahlen Federn, womit Meisterstücke geschrieben werden, um Beitrag zu raufen!" Man kann keinem Gelehrten seine Neigung zum Arabischen vorwerfen; aber ein solcher darf aus Liebe zur Sprache des Volkes nicht die Sitten desselben für den Löseschlüssel jener Geheimnisse ausgeben, die ganz anderswo als im Arabischen liegen, auch nicht jungen Leuten und Männern den blauen Dunst vormachen, daß man fechten kann, sobald man weiß, wie man pariren und ausfallen, seinen Degen und Leib halten soll." Man sieht, H. wird nicht müde, in allerlei Wendungen und Formen auf die schlichte Thatsache hinzuweisen, daß Wissen nicht Leben ist. Ob im Hebräischen des alten Bundes Leben ist oder nicht, kann also nicht durch das Wissen weder des Hebräischen noch Arabischen ausgemacht werden; und gefeßt, es sei Leben darin, wie will man dasselbe durch Sprachkenntnisse offenbaren und in sich saugen! Dazu gehört ein anderes Organ, das Leben selbst, wie schon der erste Brief in Bezug auf die neutestamentliche Offenbarung gezeigt hat.

*) Auch in den Magi spricht H. von diesem Projekt, das alte Testament zu entziffern, vrgl. S. 189, ebenso Aesthetica in nuce. II, 293.

Der Gelehrte nennt die hebräische Sprache ausgestorben; sie ist und bleibt trot arabischer Dialectenconcordanz und aller Grammatik ausgestorben, tötlich verwundet, bis man wieder erkennt, daß die virtus asinaria d. i. die schlichte, niedrige, nicht dem stolzen Nosse, sondern dem Eselein gleichende Bibelsprache die köstlichsten Lebensschäge trägt. (S. 205) Wer diese gefunden hat, für den lebt die tote hebräische Sprache. Die einzige und sichere Methode, die hebräische Sprache zu erwecken, ist also die, ein Liebhaber des Lebens zu sein, dessen Trägerin sie ist. Aber ,,ob man sich von der neuesten Methode, die ausgestorbene hebräische Sprache zu erwecken, mehr versprechen kann, als von dem Anschlag jenes irrenden Ritters, der die zerstreuten Glieder des Volks selbst unter einen Hut bringen wollte, muß die Zeit lehren." Für H. steht es fest, daß wissenschaftlich und vernünftig, d. h. mit dem innersten Wesen der Sache übereinstimmend, das allein ist, beides nur vom Lebenshauch Gottes zu erwarten. Freilich hat die hebräische Sprache schon mehr als 7 Brüder zu Männern gehabt, gelehrte Leute und Sprachmeister, ohne durch sie befruchtet zu sein, und neues Leben geboren zu haben; freilich kann diese Thatsache den Sadduzäern unserer Zeit eine neue Parabel gegen unsere Religion, insbesondere die Offenbarung des alten Bundes an die Hand geben. Es könnte aber bei allen Kunstmitteln auch hier heißen: Ihr versteht die Schrift nicht, noch die Kraft Gottes, weder ihre Eingebung noch Auslegung, die nicht von philologischen Gründen abhängt." Jene Thatsache bezeugt nicht die Unfruchtbarkeit des alten Bundes. Kann dieselbe nicht auf der absoluten Lebensimpotenz der sieben Ehemänner, der stolzen Gelehrten beruhen? „Die wunderthätigsten Sprachforscher sind bisweilen auch die ohnmächtigsten Exegeten; die strengsten Gesetzgeber die Zerscheiterer ihrer Tafeln, oder werden auch einäugig durch die Schuld ihrer Kinder."

Daß die Schriften des alten Bundes, daß auch die H.'s dunkel sind, liegt in der Natur des Lebens, das sie in sich bergen, welches immer geheimnisvoll ist. Die Deutlichkeit gewisser Bücher ist oft Betrug und Mangel, auch vielem Mißbrauch aus

gesezt. Die nichts als den Mechanismum der Wissenschaften bekennen, haben gut schreiben, und dürfen für Leser nicht sorgen." Wer die Natur, das Leben darstellt, bleibt immer ein dunkler Autor, weil man das Leben erst kennen muß, das in ihm pulsirt, ehe man ihn versteht. Die Originalschönheiten eines Dichters, der vor tausend Jahren lebte, oder gar eines, der einer andern Welt angehört, sind in der Sprache unserer Zeit und unserer Welt unübersehbar. Nur wer das Leben jener Zeit und der andern Welt kennt, kann sie ahnen; aber auch nicht in seiner eigenen Sprache wiedergeben. Ist dies allgemein anerkannte Thatsache, so ist es auch vernünftig und wissenschaftlich, sie beim Lesen der Schriften des alten Bundes nicht zu vergessen. Das sind Schriften aus einer andern Welt, als der sogenannten Wissenschaften. Ihr eigenster Charakter kann darum auch nicht von der Wissenschaft, sondern nur von dem Leben eben jener Welt gefaßt werden. Das will, denke ich, H. mit den Gedankenstrichen sagen, womit er nach dem angeführten Bilde den Brief abbricht.

5. Aesthetica in Nuce.

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Eine Rhapsodie in Kabbalistischer Prose.
Buch der Nicht. 5, 30.

Wie Gildemeister mitteilt, hatte schon 1754 ein Gottschedianer eine Satyre gegen Klopstok „Aesthetik in einer Nuß“ betitelt. Ich weiß nicht, ob H. von dieser bedeutungslosen Schrift den Namen für die feinige (Dezember 1761) geborgt hat. Jedenfalls hat er ihn mit Inhalt gefüllt. Was er mit dem Titel sagen will, läßt sich aus seinen Aeußerungen mit ziemlicher Sicherheit erkennen. —

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Die Aesthetik überhaupt sucht aus den vorhandenen Meisterwerken der Dichtkunst eine Erkenntnis über das Grundwesen und die Lebensgefeße der letteren zu gewinnen und dadurch deren Verständnis zu vermitteln. Die Poeten sind es, die uns die Denkungsart und die Neigungen der Menschen und eines Volkes aufschließen und am getreusten und stärksten malen." (I, 119.) Da Gott in seinen Werken sich aufgeschlossen und uns ein kräftiges Bild von sich gegeben hat, nennt H. ihn nach menschlicher Ana

logie den Poeten am Anfang der Tage (II, 282. 301.) Die Natur, die Menschheit sammt deren Geschichte und die Offenbarung sind die große poetische Autorschaft Gottes; die Schöpfung der Erde vergleicht H. dem epischen, die des Menschen dem dramatischen Gedichte. (II, 264.) Die Grundgeseße, aus denen dieses Gottesgedicht geboren ist und auch allein verstanden wird, find in unserer Schrift dargelegt, und darum heißt sie Aesthetika. *) „Laßt uns jeßt, so schließt das Werk, die Hauptsumme seiner neusten Aesthetik, welche die älteste ist, hören: Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre u. s. w." Gott hat sich und seine Herrlichkeit offenbaren wollen, das ist die Wurzel und das Entwicklungsgesetz seines Weltgedichtes; Gott und seine Herrlichkeit in seiner Poesie suchen, ist der Schlüssel zum Verständnis derselben. Das Schriftchen ist aber eine Aesthetika in nuce, d. h. nicht eine entfaltete, ausgewachsene, sondern erst im Kern gegebene, sodann eine von der notwendigen, verdeckenden Schale noch umschloffene. Wer die Schale nicht zu öffnen versteht, für den ist diese Aesthetika, wie die Zeitgenossen beweisen, hölzern, widerwärtig; wer durch sie hindurch zum Kerne kommt, wird ihre süße Lebenskraft schmecken. Oder besser, findet diese Aesthetik den rechten Boden und fruchtbare Witterung, so werden die verschlossenen Schalen von selbst sich öffnen und der Kern wird zum Baume erwachsen. **) —

*) Auch folgende Stelle aus dem 5. Hirtenbriefe dient zur Erklärung: "Die Poeteret, sagt Martin Opig, ist anfangs nichts anders als eine verborgene Theologie und Unterricht von göttlichen Sachen gewesen. Folglich war das Drama ein Teil der heidnischen Liturgie. — Diesen rohen Diamant zu schleifen? Das mag ich nicht: und unsere Aesthetik für böhmisch Glas auszugeben, oder die Falschheit ihrer Spitfindigkeit zu erweisen, dazu bin ich zu schamhaft.“ (II, 436.) Die H.sche Aesthetik hat den rohen Diamanten des Opig geschliffen, denn sie zeigt, daß die wahre Poesie die Gottes ist und alle Poesie Gottes und der Menschen eine verborgene Theologie. Nur solche Aesthetik ist kein böhmisch Glas, sondern ächter Diamant.

**) An Mendelssohn, der seine Kritik der chimärischen Einfälle H.'s als Fulbert Kulm unterzeichnete, schreibt Hamann über die Aesthetica in nuce (Br. 99): „Ich meide, mein lieber Moses, das Licht vielleicht mehr aus Feigheit als Niederträchtigkeit, 1. aus Furcht, die auch wie die Liebe von sich selbst

Wie die Rhapsoden die Gesänge Homers, des Vaters nicht nur der hellenischen Poesie, sondern auch der hellenischen Lebens anschauung, dem Volke offenbar machten, so ist H. ein Rhapsode des großen Dichters von Anfang, des Vaters aller Poeten, und seiner ewigen, wunderbaren Gesänge, deren Inhalt Natur, Mensch und Offenbarung ist. Diese sind die Hermeneuten, die Erklärer Gottes, und die Aesthetika ist die Hermeneutik dieser Hermeneuten; darum muß sie eine Rhapsodie genannt werden, δα im älteften Serfante δίε 'Ραψωδοὶ ἑρμηνέων ἑρμηνεῖς waren. Die Rhapsodie ist in Prosa geschrieben und zwar in kabbalistischer, die, wie ihr Inhalt, von der Geheimsprache der h. Schriften ab= stammt. Man hat dieses Wort Leibnizens führt H. selbst zur Erklärung an, - die Kabbala oder Zeichenkunst nicht nur in den hebräischen Sprachgeheimnissen, sondern auch bei einer jeden Sprache, nicht zwar in gewissen, buchstäblichen Deuteleien, sondern im rechten Verstand und Gebrauch der Worte zu suchen." (VIII, 124.) Wie die Worte der Offenbarung, so sind auch H.'s Säße Zeichen, Geheimnisse, welche die Sache vom Keim bis zur Entfaltung in sich schließen, aber ungeweihten Augen verbergen. Diese Eigenschaft nennt H. kabbalistisch. (Vergl. II, 269.) Zugleich deutet er damit an, daß seine Aesthetika auf der Offenbarung ruht, während er durch die Bezeichnung Rhapsodie zu erkennen gibt, daß auch der Hellenismus ihn genährt hat. Er schreibt an Mendelssohn: Abermal Schimmel!"" (s. S. 149) Graut Jhnen nicht vor einer Nachahmung a. des hellenistischen Briefstils, b. der kabbalistischen vox faucibus haesit. Das letzte Scheusal zu vergrößern, hat der Verfasser den Kabbalisten mit dem Rhapsodisten zusammengeflochten. Weil im ältesten Verstande Paywdoì ¿ounvéwv équηveis waren, so wird Fulbert Kulm nach dieser ersten Grundbedeutung den Zusammenhang der Rhapsodie anfängt; 2. aus Furcht vor meinen Lesern, da ich feierlich dem großen Haufen und der Menge refignirt habe; 3. aus Furcht vor solchen Kunstrichtern als Fulbert Kulm, die nicht so viel Spleen und lange Weile zu verlieren haben, als ich — Zeilen zu pflanzen, deren Wachstum von Sonne, Boden und Wetter abhängt."

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