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Gideon, ein andermal ein Hamann, wie auch Verleger und Publikum seine geringe Autorschaft verachtet. Und weil die Gotteskraft ihre Macht beweisen wird, kann und will Hamann „in dieser, dieser neuen Zeit," nachdem er zu einem kurzen Worte den Mund aufgethan, vor dem Zeitgeists-Geschrei schweigen, und dadurch beweisen, daß er Philosoph ist. Das aber, was er geschrieben hat, bleibt als gewaltige Ueberschrift stehen, wie die Ueberschrift, welche Pontius Pilatus über das Kreuz Christi sezte.

III. Versuch einer Sibylle

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„Ich muß jezt schreibt H. an Herder am 4. Oktober 1774, ein expedirender Copist sein, und Sie können leicht denken, wie mir bei einer solchen Arbeit zu Mute ist... Doch arbeite ich in verlorenen Augenblicken an einem Versuch über die Ehe, den Hartknoch als ein Denkmal auf seine Hochzeit verlegen soll. Wenn er auch nur einen Bogen beträgt, in Wirklichkeit betrug er nur einen halben, so soll er Sterling sein, wie ich hoffe und wünsche und trachte." An Hartknoch selbst schreibt er am 30. Nov.: „Ich habe den Anfang in ihrer Hochzeitwoche gemacht, und bisher so wenig ins Reine und soviel im Kleck davon geschrieben, daß ich nach der Mühe, die es mich gekostet und noch kosten wird, einen so kleinen Embryo zu liefern, nicht anders als etwas eitel und zuverlässig von dessen Tugend und Kraft mutmaßen muß.“ (V, 111.) Am 2. Adventssonntage meldet er: „Der kleine Sibyllenversuch ist fertig... Auf die Ostermesse muß er in die Welt als ein kleines klimakterisches Monument meines 45ften Jahres. Ob Sie ihn ohne Anstoß des Gewissens werden drucken können, hierüber erwarte ich Ihr treuherziges Bekenntnis, melde aber zum

voraus, daß der ganze Knoten eben darin liegt, daß er Scandal unserm moralischen Jahrhundert geben soll; und wenn er diese Wirkung zu thun im Stande ist, so habe ich meinen Endzweck erreicht."

Das Jahrhundert sezte seine Ehre darein, aus dem dogmatischen das moralische zu werden, hielt es aber zugleich für seine Aufgabe, sowol die ewige Grundlage der Moral, das Leben in Gott, durch Gott, als die zeitliche, die Ehe, zu zerstören. Weil das Verhältnis von Mann und Weiß ein Abbild des Verhältnisses zwischen Gott und Menschheit ist, muß jede Trübung des erstern die Erkenntnis des legtern verhindern. Einem ehebrecherischen Geschlecht, in jedem Sinne des Worts, muß also „die Weisheit unserer Glaubensgeheimnisse ewig verschleiert und versiegelt bleiben." (S. 262.) War es H.'s Tagewerk, diese Weisheit zu entschleiern, so mußte seine Muse, wenn auch als Sibylle, den Versuch machen, die Offenbarung Gottes über die Ehe in der ehebrecherischen Zeit wie eine Fackel leuchten zu lassen. Drei Bücher, in welchen sich der Zeitgeist über die Ehe in verschiedener Weise ausspricht, gaben, wie H. erzählt, den äußeren Anstoß, des Nordbritten Wilke's Essay on Woman, Hippels Buch über die Ehe, welches H. indeß dem preußischen Grecourt Scheffner zuschrieb, und eine Sammlung Hochzeitsgedichte von Hinze, unter dem Titel Galimafree, (d. i. ein Gehäck, Fricassee, haché.)

Die Majestät des Menschen ist seine Gottähnlichkeit, das Majestätische und Heilige der Ehe ist die der ehelichen Verbindung gegebene, göttliche, relativ schöpferische Kraft, mit Bewußtsein und aus freier Wahl ein Bild Gottes ins Dasein zu rufen. Daß wir uns dieser Gleichheit mit Gott in der Ausübung schämen, das Majestätische, Gottähnliche verhüllen, verhüllen müssen, dadurch dem herrlichen, allein weisen und hochgelobten Schöpfer einen stummen Vorwurf machen, das beweist, wie kaum eine andere Thatsache, daß in unserer Natur ein heimlicher Schandfleck verborgen liegt. Er ist ein bedeutendes Zeichen und Merkmal zur Erhaltung einer urkundlichen Begebenheit,“ die H. hier nicht näher bezeichnet, die aber keine andere ist als die Loslösung

der Menschennatur von der Majestät Gottes, wodurch die uns gebliebene Majestät zum Diebstahl und Raube, zum Gegenstande der Scham und Schande und zur Ursache immer schmächlicherer Verunehrung wird.

Das, was das Majestätische in der Vereinigung von Mann und Weib ist und sein sollte, wird die Quelle der kräftigsten, selbstsüchtigen, niedrigen, thierischen Lust. Dieser Lust gibt unsere Gesetzgebung Recht und Freiheit, und verlangt noch dazu, wie ein Gott, absolute und alleinige Anbetung. Da durch den Ehestand die Gottähnlichkeit fortgepflanzt und entwickelt wird, so ist er seinem Wesen nach der köstliche Grund- und Eckstein der ganzen Gesellschaft, wie blinde Heiden und selbst der allezeit fröhliche Horaz erkannt haben. Darum „offenbart sich der menschenfeindliche Geist unsers Jahrhunderts am allerstärksten in den Ehegeseßen,“ welche die Majestät der Ehe zur Sklavin willkürlicher, selbstsüchtiger Gelüste herabwürdigen. „Wenn es aber Barmherzigkeit von Seiten der Gesetzgeber sein soll, der Verstockung des menschlichen Herzens zu Gefallen öffentliche Sünden und Laster zu privilegiren; so ist es die höchste Gerechtigkeit von Seiten des Weltrichters, die Schänder seiner Majestät einem paraphysischen Gebrauche ihrer eigenen Leiber zu übergeben," sie deswegen und ebendadurch, daß sie das Göttliche, Majestätische in die hauptsächlichste und üppigste Weide ihrer Sündenluft verwandeln, aus der majestätischen Höhe, die der Mensch hat, in den Koth zu stoßen.

Darum wäre nichts heilsamer für das menschliche Geschlecht, als dem Ideal der Heiligkeit für den Ehestand nachzustreben, das der Erfüller des mosaischen Rechtes als ein Reichsgesetz des Himmels und seiner neuen Erde gepredigt hat. Alle Ehebrecher müssen, wie Moses geboten, gesteinigt werden. Das Gesetz kann nicht wie der Schemen unserer zeitigen Moral und ihrer eitlen Prediger aufgelöst werden. Es ist ein festes, prophetisches Wort. Es muß in irgend einer Weise erfüllt werden. Die Ehebrecher, auch die, welche es im Sinne Jesu sind, steinigen durch ihre Sünde ihr eigenes Leben.

Das Geheimnis, das in der Ehe liegt, ist also groß: fie offenbart das gottebenbildliche Wesen des Menschen; „Gottes Ebenbild und Ehre der Mann, und dessen Ehre das Weib das heißt: Der Mann verhält sich zu Gott, wie das Weib zum Manne und wo diese Drei Eins sind, wird „das Weib durch Kinderzeugen selig und der Mann des Leibes Heiland.“

Das Verhältnis der Geschlechter hat allerdings auch seine leibliche Seite. Auf sie hinschauend, soll der Versuch den Stimmen des Zeitgeistes in Prosa und Poesie nicht nachbuhlen; denn alle taube Freude seines Geschmacks und der laute Kigel seines Wizes ist vermummte Traurigkeit und Verzweiflung."

Aber wo springt die Quelle dieser heimlichen Weisheit, welche die Sibylle sich über die Ehe, auch über deren leibliche Seite erworben hat? In der Ueberwindung der Afterkeuschheit, der Tochter jener Gott verurteilenden Scham! Sie fühlt sich im Innersten gekränkt, wenn nicht ihre Sprache geredet wird, und kann nur schöne, schmachtende, geistige Beiwörter vertragen, bis sie im Scheine der Aufrichtigkeit ihr Inneres schaut, und in der Afterkeuschheit Unkeuschheit erkennt. „Durch diesen Feuerstral der Selbsterkenntnis werden alle schönen Beiwörter kohlschwarz." Man fängt an, alle ehrbaren, schmachtenden, entzückten Liebhaber für Wehrwölfe, kriechende Widersacher und geistliche Ungeheuer zu halten, „die Milch und Honig auf der Spige der Zunge, aber Gift und Galle in den Schazkammern des Herzens führen."

Die Afterkeuschheit, der tote und unfruchtbare Wohlstand, ihr hoher Geschmack, der Land ihrer Verdienste, ist nichts als Caviar des Leviathans, der hoch in den Wellen des Luftkreises herrscht," Samen des Fürsten der Finsternis. „Die Schamröte eurer Jungferschaft, ihr schönen Geister! ist gallikanische Schminke, Kreide und Insektendotter, aber kein adelig angeborner Purpur eines gesunden, vom Himmel geschenkten, belebten Fleisches und Blutes."

Es wird die Ueberwindung der Afterkeuschheit der Unschuld stets ein Opfer, oft ein schmerzliches kosten; aber ohne dies „bleibt

das Kleinod und Heiligtum der Keuschheit unbekannt und der Eingang dieser himmlischen Tugend undurchdringlich.“

Sie aber versteht auch die leibliche Seite, ihren Grund und Zweck, wie Gott selbst ihn nach H.'s bildlicher Darstellung *) geordnet und gedeutet hat. Mag nun dieser ganze Versuch als ein Gericht Irrlichter angesehen werden, die H. aus dem faulen Graben seiner benachbarten Wiesen gefischt, **) so wird er sich doch nicht wie eine Galimafree, jenes Gehäcksel von irrlichtelirenden Liebesliedern, genießen und verdauen lassen. Vielmehr bleibt die Muse, die über die Geheimniffe der Liebe und Ehe schreibt, eine Sibylle, die ihr Medusenbild dem Busen einer Minerva weiht."

IV. Vettii Epagathi Regiomonticulae
hierophantische Briefe.

Joel III, 9. 10. Matth. XIX, 11. Klagl. IV, 15. (1775.)

Schon in des Zacchäus Prolegomena, erwähnt H., wie ich erzählt habe (S. 258), daß von dem Schmerz über die Semilibell des Oberhofpredigers Stark, der ein rechtschaffener Sohn seiner Zeit, und zugleich ein heimlicher Jesuit und Papist war, sein Geist aufs neue befruchtet sei. Ausführlicher schreibt er am Osterfeste 1774, 3. April, darüber an Herder (V, 64 ff.): „Dieser Mann hat den 24. März pro loco Prof. Theol. ord. Disputirt: Tralatitia ex Gentilismo in religionem christianam. Dies ist sein Steckenpferd, und er hat mit mir von Boulangers Christianisme développé geredet, als einem seltenen und merkwürdigen Buche . . Der Mann schreibt ein ziemlich gentilisch tralatitisches Latein, sonst hat er nicht den geringsten Verstand von Heidentum und

*) Hippel sagt von ihr, es liege darin „ein gewisses Licht, das, wenn mans in einer Laterne trägt, gute Dienste thut.“

**) Im Briefe vom 13. Febr. 1775 (V, 130) an Hartknoch erklärt H. demselben auf eine Anfrage dieses einem besondern Erlebnis entnommene Bild.

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