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am Schandpfahl des Kreuzes der wahre Idiotismus ?" (B. VI, S. 14.) und der das klare Bewußtsein von jenem Idiotismus, der dem Menschen wesenhaft und die Mutter der Weisheit ist, unter den klugen Leuten der Zeit zu wecken für seine Lebensaufgabe hält. (B. IV, 136.) Wäre uns nicht noch ein kleiner Same von solchen Idioten übrig geblieben, die beste Welt wäre längst ein todtes Meer geworden!" (II, 389.) Was wollte ich lieber, als daß nach zehn Jahren dies Büchlein eben so überflüssig geworden wäre, als heute jenes erste ist, so unnüß wie ein Wegweiser für den, welcher selbst den Weg sammt dem Ziele kennt.

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Es haben vor mir Andere, die wahrlich mehr, als eines Hauptes höher sind, als ich, auf Hamann hingewiesen. Das sei zuerst in's Gedächtniß zurückgerufen, zumal man unter diesen Häuptern Kinder dieser, wie einer andern Welt antrifft.

Man weiß es ziemlich allgemein, daß der edle Moser nach harten Schlägen, die er von Hamanns Stabe empfangen hatte, seinen Züchtiger als den Magus aus dem Norden verherrlicht hat. (1760.) Selten ist ein Wort mit mehr Gedankenlosigkeit nachgesprochen, als dieses. Moser wußte wohl, was er sagte. Sie haben, schreibt er an Hamann, den Stern gesehen; lassen Sie Andere Jrrwischen nachlaufen!" Hamann sah den Stern, den Gott aus Natur, Geschichte und Offenbarung, aus Sünde und Sehnsucht der Menschenbrust und des Völkerlebens am geistigen Himmel als Herold jenes Königes leuchten läßt, der einherzieht der Wahrheit zu gute. Es ist nicht leicht zu sagen, wer durch ödere Wüsten und Steppen gezogen, von giftigeren Feinden angefallen ist, wer mehr Heuchelei und Leichengeruch der Hohen und der Hefe, der Schriftgelehrten und der Vernünftigen im Lande des gesuchten Königes angetroffen hat, die Magier aus dem Osten oder der Magus aus dem Norden. Jene durften ihre Lasten in Gemeinschaft tragen, dieser mußte seine Straße einsam ziehen. „Meine Muse mit besudeltem Gewande, schreibt er an Moses Mendelssohn (Br. 99.), kommt von Edom und tritt die Kelter allein," und an J. G. Lindner (Br. 82.): „Ich arbeite allein Keiner, der mir mit seinen Einsichten, Urteil oder

Sie können leicht denken, Aber auch von der andern

wenigstens Geschmack zu Hilfe kommt. wie verlegen mich das öfters macht. Seite desto mehr Vorteile, und der Lohn meiner Mühe wird desto reicher sein am Ziele meiner Laufbahn." Als er an's Ende derselben angekommen war, ruft er aus: „Mit wie viel getäuschter Sehnsucht habe ich wie ein anderer Diogenes einen Menschen oder vielmehr einen Nächsten gesucht, dem ich mich ganz anvertrauen könnte!" (B. VII, 241.) Dennoch hat er, fröhlich und stark durch Hoffnung, nicht aufgehört, wiewohl ein unverstandener Fremdling aus einer anderen Welt, angestaunt wie ein Meteor, belächelt wie ein Narr, gehaßt wie ein Barbar, seinen König zu suchen und der Cultur unseres Aeons zu bezeugen, daß sie einen König und Erlöser hat. Anbetend ist er vor diesem niedergefallen, hat ihm seine Schäße aufgethan und gegeben, was er hatte, den ganzen Inhalt eines Mannesgeistes, wie die haushälterische Vorsehung in jedem Jahrhundert kaum einen läßt geboren werden. "Jerusalem, sagt der Magus in seinem legten fliegenden Blatte, als er an der Grenze zwischen Zeit und Ewigkeit auf sein Leben zurückblickte, Jerusalem ist eines großen Königs Stadt. Diesem König, dessen Name wie sein Ruhm groß und unbekannt ist, ergoß sich der kleine Bach meiner Autorschaft, verachtet wie das Wasser Siloah, das stille geht. Kunstrichterlicher Ernst verfolgte den dürren Halm und jedes fliegende Blatt meiner Muse, weil der dürre Halm mit den Kindlein, die am Markte sigen, spielend pfiff, und das fliegende Blatt taumelte und schwindelte vom Ideal eines Königs, der mit der größten Sanftmut und Demut des Herzens von sich rühmen konnte: Hier ist mehr, denn Salomo! Wie ein lieber Buhle mit dem Namen seines lieben Buhlen das willige Echo ermüdet, und keinen jungen Baum des Gartens noch Waldes mit den Schriftzügen und Malzeichen des markinnigen Namens verschont: so war das Gedächtniß des schönsten unter den Menschenkindern, mitten unter den Feinden des Königs, eine ausgeschüttete MagdalenenSalbe, und floß wie der köstliche Balsam vom Haupte Aarons hinab in seinen ganzen Bart, hinab in sein Kleid. Das Haus Simonis des Aussäßigen ward voll vom Geruche der evangelischen

Salbung; einige barmherzige Brüder und Kunstrichter aber waren unwillig über den Unrat und hatten ihre Nase nur vom Leichengeruche voll." So hat der Magus aus dem Norden den König geküsset.

Was Herder und F. H. Jakobi ihrem Freunde Hamann zu danken und wie sie ihn gepriesen haben, würde vollständig erst durch ein Eingehen auf beider Schriften und Entwicklung sich zeigen. lassen. Hier genügen einzelne Aussprüche: „Dieser Mann, ruft Jakobi, durch kein Beiwort läßt er sich näher bezeichnen, ein wahrer Pan!" eine ganze, in sich gegliederte Welt. Aehnlich drückt sich Herder aus. Er schreibt einmal an Hamann selbst: ‚Du Ruprecht Pförtner, ein Magus von Natur, bist allein geschaffen, den König des Himmelreichs zu feiern. Lebe wohl, lieber, treuer Ruprecht Pan, dem seine höhere, unverwelkliche Krone über all sein Mühen und Leiden aufbewahrt bleibt!" (V, 147.) Uns alle, die wir vom Glauben leben, sollte insbesondere folgendes Wort Jakobis zur gründlichen Bekanntschaft mit Hamann reizen: Ihm ist der wahre Glaube, wie dem Verfasser des Briefes an die Hebräer, auf den er sich beruft, Hypostasis. Alles Andere, spricht er verwegen, ist heiliger Kot des großen Lama. Wer aber den wahren Glauben hat, der weiß auch, wie er dazu gekommen ist, und hält sich nicht mit eitlen Versuchen auf, Anderen die Wahrheit einzutrichtern."

Drei andere Männer, die mehr Licht hatten, als der Mensch aus sich selbst zu schöpfen vermag, Claudius, Lavater und Sailer, haben die innerste Bedeutung der Hamannschen Autorschaft noch klarer gesehen. Die beiden erstern vergleichen ihn mit dem Beherrscher der Meere, der im Toben der Wellen sein Haupt emporhebt und mit einem Worte die schwagenden Rebellen zur Ruhe bringt. Wir unseres Orts können, sagt Claudius, auch diesen Recensenten (Hamann) mit nichts besser vergleichen, als mit dem bekannten Mann bei Virgil, der, wenn er sein Haupt über die Wellen heraushebt, Majestate oris und manus alle windige beaux Esprits, Dog- und Schis-Matiker der Wasserwelt auf der Stelle mores lehrt."

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Lavater, der Physiognomiker, knüpft sein dithyrambisches Urteil an die Betrachtung des Hamannschen Antlizes: Siehe, den hochstaunenden Satrapen!... Im Auge ist gediegener Lichtstral. Was es sieht, sieht's durch, ohne mühsame Meditation und Ideenreihung.... Kann ein Blick mehr tiefer Seherblick sein? Prophetenblick zur Zermalmung mit dem Blige des Wizes. ... Und im Munde? Wie kann ich aussprechen die Vielbedeutsamkeit dieses Mundes, der spricht, und innehält im Sprechen spräche Areopagiten Urteil - Weisheit Licht und Dunkel u. s. w. Diesen Prophetenblick! Dieses durchschauende, Ehrfurcht erregende Staunen! voll wirksamer, gebärender, treffender Urkraft! Dieses stille, kräftige Geben weniger, gewogener Goldworte - diese Verlegenheit, keine Scheidemünze für den Empfänger und Warter an der Hand zu haben - Hieroglyphensäule! Ein lebendiges:

Quos ego

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sed motos praestat componere fluctus."

Der Bischof Sailer sagt in seiner Schrift über Erziehung: „Bibliothekenwert haben Hamanns socratische Denkwürdig= keiten, die nur 64 Seiten stark sind. Solche Wurzelmänner kannst du vergessen, liebe Zeit, um dein Laub und Gras andächtig auf den Altar zu sehen."

Noch zwei Männer entgegengeseßter Art stelle ich zusammen, Lessing, den Denker, und Jean Paul, den edlen Uebersprudler. Kein Hamburger Göze hat mit so markigen Griffen wie Hamann die aufgeblähte Vernunft zerquetscht und alle ihre Ausgeburten mit so unerbittlichem Grimme in die Löcher der Fledermäuse gejagt, noch auch mit solcher Energie Gott und seine Offenbarung als das einzige Licht der Welt gepriesen. Während Lessing mit Göße umgeht, wie mit einem Schuljungen, steht er mit Ehrfurcht vor Hamann und bekennt wenigstens, daß, um ihn zu verstehen, Panhistorie nötig sei. Für Jean Paul ist der „große“ Hamann „ein Heros und Kind zugleich, ein tiefer Himmel voll teleskopischer Sterne." Er nennt ihn gleichsam mit einer Ewigkeit geboren," so daß er „jede Zeit antizipirte.“ Von seiner Kürze sagt er, daß ihre Kommata zuweilen aus Planeten-Systemen und deren Perioden aus Sonnen-Systemen bestehen und deren Worte ganze Säße sind.

Ich komme zu Göthe, dem schönen, ruhig-stolzen, hehaglichen Weltkinde, welcher durch seine außerordentliche Gabe, die Erscheinungen des Lebens objektiv aufzufassen, so manches Geheimnis ausgesprochen hat, von dem seine Seele wenig wußte. Derselbe, welcher den Inhalt der Weltgeschichte den Kampf des Unglaubens und Glaubens nennen und seiner Zeit weissagen konnte, daß das verirrte Christentum sich stets wieder am Kreuze zurecht finden werde und müsse, derselbe konnte auch ahnen, was Deutschland an Hamann besigt. Nachdem er in Wahrheit und Dichtung erzählt, daß „eine aufstrebende Jugend" sich von Hamann angezogen gefühlt, und er selbst, Göthe, die Hoffnung nicht aufgegeben habe, eine Herausgabe der Hamannschen Werke entweder selbst zu besorgen, oder wenigstens zu befördern, fährt er fort: „Das Prinzip, auf welches die sämmtlichen Aeußerungen Hamanns sich zurückführen lassen, ist dieses: Alles, was der Mensch zu leisten unternimmt, es werde nun durch That oder Wort oder sonst hervorgebracht, muß aus sämmtlichen vereinigten Kräften entspringen; alles Vereinzelte ist verwerflich!"

Auf seiner italienischen Reise lernte Göthe die Schriften des Italieners Johann Baptista Vico kennen und sagt, es seien darin sybillinische Vorahnungen des Guten und Rechten, das einst kommen soll, gegründet auf ernste Betrachtungen des Ueberlieferten und des Lebens. Dann fügt er das weissagende Wort hinzu, auf das, wie auch auf das erste, ich noch später zurückkommen muß: „Es ist gar schön, wenn ein Volk solch einen Aeltervater besigt; den Deutschen wird einst Hamann ein ähnlicher Coder werden!"

Zulezt stehe hier das Urteil der Fürstin Amalie von Galligin, geb. von Schmettau, die unbestritten als eine der bedeutendsten Frauen des letzten Jahrhunderts dasteht. In einem Fragmente über ihren Entwicklungsgang (1789) erzählt sie ausführlich, welchen Eindruck Göthe, Lavater, Herder und der eben heimgegangene Hamann auf sie gemacht haben.*)

*) Mitteilungen aus dem Tagebuche und Briefwechsel der Fürstin A. A. von Galligin. Stuttgart. Liesching 1868.

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