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Namens eine Bedingung ist, ohne die man zum Titel eines Weltweisen keine Ansprüche wagen darf. Daher wird es den boshaftesten und unvernünftigsten Schriftstellern immer leichter, durch ein eitles Nichts das Publikum zu bezaubern, ohne in ihrer Abscheulichkeit erkannt zu werden." (III, 244.) „Verführer des Volks und Gotteslästerer seht Christen; das ist euer Haupt. Sein und seiner Worte schämt sich ein philosophisch-politisches Weltalter!" (III, 255.) Er nicht. Er weiß, daß er ihm alles verdankt, was er hat, sein Leben mit allen Kräften und Trieben. (I, 228.) So gewiß nämlich jeder von uns weiß, daß er sein Leben nicht von sich selbst, sondern von anderm Leben empfangen hat, so unzweifelhaft gewiß ist Hamann, daß sein neues Leben nicht aus ihm selbst, sondern aus Gott, durch Geist und Wort, durch das ewige, persönliche, fleischgewordene Wort Gottes geboren ist. Es ist sammt allen seinen Anlagen eine freie Gnadengabe, die nicht erworben, sondern nur angenommen und durch Aufnahme der naturgemäßen Nahrung zu dem Ziele hin entwickelt werden kann, welches vom Geber schon in den Keim hineingelegt ist. „Nicht nur das Ende, heißt es in den Magi, sondern der ganze Wandel eines Christen ist das Meisterstück (Eph. II, 10.) des unbekannten Genies,, das Himmel und Erde für den einigen Schöpfer, Mittler und Selbsterhalter erkennt und erkennen wird in verklärter Menschengestalt." (II, 159.) An seinen Freund J. G. Lindner schreibt der Neugeborne: „Das Pfund ist von Gott, der Gebrauch desselben von Gott, der Gewinn gehört ihm. Meine Sele ist in seiner Hand mit allen moralischen Mängeln und Grundkrümmen derselben. Ihre Richtigkeit ist das Werk eines Geistes, eines Schöpfers, eines Erlösers; und sie grade und gesund zu machen, gehört weder für mich noch meinen Freund, gehört auch nicht für diesen Leib und für dieses Leben." (I, 363.)

So kräftig dieses Bewußtsein war, eben so kräftig mußte es Hamann dringen, den Schöpfer und Erlöser seines Lebens auch als solchen anzuerkennen und zu bekennen, und den Baum der Erkenntnis, welcher aus diesem Samenkorn erwuchs, mit Fleiß zu hüten und ihm freies Wachstum zu erkämpfen. Zugleich stammt

aus diesem Bewußtsein jener charakteristische Doppelzug in Hamanus Natur, den er selbst oft und gerne securitas Dei und imbecillitas hominis nennt. (IV, 323.)*) Er trägt in sich ein aus Gott geborenes, aus menschlicher Kleinheit und Verkrüppelung zur göttlichen Größe sich entfaltendes Leben; daher jene mutige Sicherheit, jener kräftige, erhabene Stolz, jener zerschmetternde Spott, jene Majestät gegen die, welche, vom Leben aus Gott nichts ahnend, gleichwol ihr aufgeblasenes Dasein über Gott erhöhen, Gott und Gottesleben in der Menschheit zu nichts und sich und das von Gott emanzipirte Menschenleben zu Alles machen. Aber er besigt das wahrhaftige Gottesleben als eine Gabe, deren Erhaltung und Vollendung durch die fortwährende Verbindung mit dem Geber bedingt ist, er besigt dieses einzige Gotteskleinod noch dazu in einem unreinen irdischen Gefäße, in dem alten Leben, das kein Leben, sondern ein Hinsiechen zum Tode ist: daher die tiefe Demut und unbedingte Beugung vor dem ewigen, absoluten Geber, die heilige Scheu, auch nur ein Sandkorn mehr nehmen, ein Haarbreit weiter dringen zu wollen, als dem Menschenleben in seiner jeßigen Entwicklung gegeben ist, **) der Heldenmut, der unwiderstehliche Drang, vor einem sich selbst vergötternden und Gott verhöhnenden Zeitalter die Grenzen der menschlichen Kraft und Erkenntnis zu

*) „Alles ist gut Alles ist eitel! Wol mir, daß ich imbecillitatem hominis und securitatem Dei mit gleicher Intension zu fühlen im Stande bin!" (Hamanns Briefwechsel mit Fr. H. Jacobi, herausgeg. v. Gildemeister. S. 571. Vgl. S. 41. 60.)

**) Ich kenne keinen christlichen Forscher, welcher diese Demut so unbedingt

geübt und das Bewußtsein, daß ein Mensch nichts nehmen kann, was ihm nicht gegeben ist, so kräftig in seinem Denken hat herrschen lassen. Selbst ein Luther schlug mit dem Simonsschwerte drein und meinte, mit seinem Geiste, oder mit der Erkenntnis, die er aus Gottes Wort besaß, bestimmen zu können, daß der Brief Jakobi eine stroherne Epistel sei. Detinger ist der Magus des Südens genannt. Aber ist bei ihm die unbedingte Demut? Er vermißt sich, durch theosophische Blicke auch dahin eindringen zu können, wo der Geber des Lebens fein Licht gegeben hat.

bekennen und nachzuweisen! Aus demselben Mutterschoße geboren und innigst verwandt mit der securitas Dei und imbecillitas hominis ist die kräftige Gebundenheit an Gott und die Freiheit vom Despotismus menschlicher Autorität. Es ist ein wahres Labsal und eine Erhebung über den Jammer des zu ärgster Menschensklaverei geneigten Jahrhunderts, wenn man sieht, wie Hamann vom ersten Augenblick des neuen Lebens an bis zum legten Athemzuge die Flügelmänner sammt den Schleppenträgern der Tagesmeinungen von sich schleudert, die mit ihren Ketten ihn binden wollen, wie die Philister den Simson. Keine philosophische Delila hat den Helden gefangen. Er kann es nur Feigheit nennen, wenn der Kiel oder die Kehle unserer Kundschafter jeden Schöps, der in einer thierischen Eingebung die Erstgeburt und Priesterstimme der natürlichen Religion, der ephemeren Modeweisheit annimmt, zum Riesenwuchs starker Geister oder Enakskinder erhöht, wenn die ganze Gemeinde derer, welchen Gott sein Leben mitgeteilt und verheißen, sich zu Heuschrecken erniedrigt und vor den vermeintlichen Riesengeistern davon läuft. (II, 169.) Diese epidemische Heuschreckenangst vor der aufgeblähten Menschenvernunft hat Hamann nie gekannt. Er steht da, ein freier Mann. Es ist keine Ueberhebung, wenn er schreibt: „Stehen muß man wenigstens können, um ein Erdbeweger oder Welterschütterer zu sein!“ (VII, 274.) Er hat gestanden, ein einsamer Leuchtturm im brandenden Ozean. Er hat gestanden, auch als die Imbezillität seines Leibes so groß war, daß er nur an einem Stock stehen oder gehen konnte. Ich werde noch oft Gelegenheit haben, auf den Freien hinzuweisen, welcher dem Zeitgeiste auch nicht ein Körnlein Weihrauch gestreut hat.

Dieser Freie ist ein Gebundener Gottes; seine Freiheit von Menschen ist nur eine Offenbarung seiner Gebundenheit an das Leben, aus dem er stammt. Oft und in verschiedener Weise betont er, daß allein seine Einwurzelung im Leben Gottes ihn in den Wirbeln der Zeit frei und aufrecht erhält, daß er ohne Gott ein elender Sklave der Zeitideen sein würde, wie der große Haufe.

Wie Gott es ist, welcher das neue Leben geschaffen hat, so ist Er es auch, der es erhält, nährt, aus der Frre zurecht bringt,

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zum Ziele führt. „Alles muß uns zum Besten dienen, wenn wir nur unsere Fehler erkennen und auf Gott uns verlassen, der Andere und uns regiert, und ihnen und uns öfter den Zügel schießen läßt, nicht uns zu stürzen, sondern Ehre in unserer Schwachheit einzuLegen." (1, 384.) So in seiner Jugend, und im Alter: „Der das Leben gibt, wird auch alles, was dazu gehört, uns schenken, und Ernte wird auch erfolgen zu seiner Zeit, wenn gleich die Sichel ebenso müde macht und zuweilen mehr Schweiß auspreßt, als der Pflug. Gott wird für Keller und Tenne sorgen, den Mühseligen zu erquicken." (VII, 132.) Diese Erkenntnis ist das Lebensgefeß Hamanns. Es ist, das fühlt er, eine Sisyphusarbeit und muß den Menschen vernichten, etwas erringen zu wollen, was Gott entweder gar nicht oder noch nicht geben will. Die arme Raupe thut am besten, daß sie die Vorsehung walten und für die Flügel sorgen läßt zur Erreichung unserer Wünsche, die auch ihre Absichten sind." (VII, 208.) Jegt Raupe, einst Schmetterling. Es wäre Unnatur und Unvernunft, im Raupenstande die Wissenschaft sich erarbeiten zu wollen, welche der Schmetterling durch sein Leben von sich selbst hat. Je älter ich werde, desto weiser kommt mir der Spruch vor - Hamann führt ihn oft und mit Vorliebe an -: Quae supra nos nihil ad nos. (VI, 222. 253.) Der edle Wein wird freilich aus dem Moste. Aber man muß den Most ausgähren lassen, auch den jungen Most des Erdenlebens, sonst läuft man Gefahr, hintergangen zu werden. (Vgl. III, 386.) Jhn, der das Leben gegeben hat, das Leben mit allen darin enthaltenen Keimen und Trieben ausgestalten, ausreifen lassen: das ist Weisheit. Unus est Oeconomus!" ist Hamanns Lied auf Erden und wird es sein im höheren Chor. (III, 357). „Ich überlasse alles der göttlichen Vorsehung, versichert er seinen Vater, ich sehe mich als ihren Ball an, der durch nichts anders als die Kraft seiner Hände lebt.“ (III, 359.) In Gottes Händen sieht Hamann die Umstände, die den Ball zum Ziele treiben, aus seinen Händen entsprungen sieht er die einzelnen Triebe des menschlichen Lebens, die in kräftiger Frische auswachsen sollen. Daher das ebenso kühne als tiefe Wort: „Man muß mit ebenso viel

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Vertrauen sich dem Strome der Umstände als dem Strome der Leidenschaften*) überlassen, wenn Gott mit uns, und unser Leben in ihm verborgen ist." (III, 185.) An Herder schreibt er: Bisweilen komme ich mir unter meinem Druck als ein Palmbaum vor. Also mit dem Lose auf des Zeus Schoße zufrieden zu sein, ist das wahre Geheimnis des Optimisten. Also, vom Laufe der Umstände gegängelt, mit den Mutterhänden der Vorsehung geleitet hin und her unter dem Vaterauge des Alten der Tage, wollen wir ein jeder dem Ziele entgegengehen - wieder aufrichten die lässigen Hände und die müden Kniee und aufsehen auf den αρχηγον και τελειωτην αἰσχυνης καταφρονησαντα.” (ΙΙΙ, 120.) Von den vielen Bekenntnissen dieser Art hier nur noch ein Wort aus seinem Alter an Frau S. M. Courtan: „Desto besser für uns, daß das beste Teil nicht von unserer Wahl abhängt, die oft ärger als kindisch ausfallen würde. Ein höherer Vater und guter Meister wählt für uns, nicht was angenehm, sondern was heilsam ist, und den wollen wir walten und schalten lassen, so wird es uns immer wol gehen im Lande der Lebendigen." (VII, 336.)

Läse man solche Stellen allein und wüßte nicht schon aus dem früheren Leben Hamanns, was für ein Meer von lebendigen Kräften und Trieben in dem Manne gewogt hat, so könnte man auf die Meinung kommen, daß er wie ein Stoiker oder Aszet sich verhalten habe. Aber eben weil er sein Leben von Gott empfangen hat, verlangt er mit Nachdruck, daß alle Keime dieses Lebens nach der Absicht des Gebers entwickelt, keiner unterdrückt oder gar getötet werde. Nur in der gesunden Entfaltung aller Lebenstriebe offen bart sich ihm das Leben in seiner Wahrheit und Herrlichkeit. Es ist dem gesunden Leben eigen, daß es pulsirt, in Kraft ausbricht, nicht daß es hinschleicht wie im Sande. Darum nennt Hamann diese Triebe Leidenschaften*), die zum Wesen des neuen Lebens gehören. Ein Herz ohne Leidenschaften, ohne Affekte, ist ein Kopf ohne Begriffe, ohne Mark. Ob das Christentum solche Herzen

*) Ohne Verständnis dieses charakteristischen Wortes bleibt Hamann an vielen Stellen unverständlich. Zur Erklärung diene noch, was er am

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