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Da diese selbstverklärten Sterne erster Größe Meister in der hypokritischen Kunst sind, himmelschreiende Zweifel an der eigenen Majestät, für welche lettere sie nur stumme Beweise führen, zu unterdrücken (II, 389), so ist der Magus, welchen der Stern zu seines Königs Majestät geführt hatte, in die angenehme Notwen= digkeit gedrängt worden, dem Modegeiste seines Jahrhunderts durch Zweifel räuchern zu können. (IV, 48.) Und noch immer gehen Zweifel an der Mode - Wahrheit, himmelschreiende Zweifel, die nicht zu unterdrücken sind, von dem Magus aus und machen, wie ihn, jeden Nachfolger zu einem ebensolchen Anbeter des guten Willens, der gesunden, reinen Vernunft und ihres sklavischen Publikums, als Jehu des Baal (III, 31), von dessen königlichem Fanatismus man einen genauen Bericht im zweiten Buche der Könige findet. (X, 18-20.)

Noch haben alle Zweifel die Mode-Wahrheit nicht von ihrem Thron im Busen der Zeitgenossen gestürzt. Noch umschwärmen fie viele Legionen Mietlinge, die schreiend versichern, daß sie mit ihren Augen die Klarheit ihrer Göttin geschaut, in ihrem Angesichte Wahrheit gelesen und für sie von den Elias-Geistern Feuerregen erduldet haben. Aber die Unverschämtheit der Mietlinge wird Niemanden überreden, daß ihre Brillen die Gabe zu lesen und die Stelle der Augen vertreten, noch daß ihre Brandmarkė Narben der Tapferkeit bedeuten können; unterdessen duldet man die Misbräuche der Zeitungsschreiber im Reiche der Gelehrsamkeit, wie man die Zeichen der Tagwählerinnen in den Kalendern beibehält, weil der gemeine Mann ihrer nicht entbehren kann.” (II, 382.)

Wir können und wollen ihrer entbehren. Wir haben den Stern gesehen und sind nicht mehr gewillt, Irrlichtern nachzulaufen. Der Stern führt uns zu dem Könige, welcher dem Interregnum (S. 389) und allen Usurpatoren ein Ende machen wird mit dem Geifte seines Mundes. Uns macht er frei, und die Er frei macht, die sind recht frei, denn in Ihm ist das Leben und das Leben ist das Licht der Welt!

Beilage I.

Die hier nicht erklärten kleineren Schriften und

Recensionen Hamanns

wird jeder, welchem ich ein Wegweiser zum Verständnis der Haupterzeugnisse der Hamann-
schen Autorschaft geworden sein sollte, mit den vorhandenen Hilfsmitteln sich selbst aufzuschließen
im Stande sein. Der Zusammenhang, in dem ich einzelne Stellen aus diesen Schriften ange-
führt habe, wird dem eingehenderen Selbststudium vielleicht einige nicht ganz unnüße Winke
geben. Darum lasse ich anhangsweise ein Verzeichnis dieser Schriften folgen mit Angabe der
Seitenzahl, wo Stellen aus ihnen in diesem Wegweiser angeführt sind.

1. Beilage zu Dangeuils Anmerkungen. 1756. Hamanns Werke B. I, 1. Eigentliche
Bedeutung dieser Schrift S. 55 Anm. Selbstcharakterisirung Hamanns S. 14. 18.

20. 55. 101.

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2. Kindliches Denkmal. Juli 1756. (II, 329.) G. 21.

3. Biblische Betrachtungen. März 1758. I, 49. S. 107 ff. 109 Anm. 113 ff. 118-123;
125-127; 130-132; 135. 136.

4. Gedanken über meinen Lebenslauf. April 1758; I, 149. S. 13 ff; 107 ff.

5. Broden. Mai 1758. I, 125. S. 110. 114-116. 119. 124. 130. 133. 134. 136.

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6. Zugabe zweener Liebesbriefe an einen Lehrer der Weltweisheit, der eine Physit
für Kinder schreiben wollte. (Kant.) 1759. II, 443. S. 161 Anm. 204 Anm. 219
Anm. 260 Anm.

7. Vermischte Anmerkungen über die Wortfügung in der franz. Sprache. Oktober 1760.
II, 133. S. 93. 148 ff. Anm. 202 Anm. 398 Anm.

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8. Klagegedicht in Gestalt eines Sendschreibens über die Kirchenmusik. Januar
1761. II, 161. S. 30. 35. 81. 82. 89. 90. 204 Anm. 224.

9. Französisches Project einer nühlichen, bewährten und neuen Einpfropfung. Ueber-
sezt nach verjüngtem Maßstabe. Juli 1761. II, 175. S. 82.

10. Lettre néologique et provincaile sur l'inoculation du Bon Sens. 1761. II,
S. 81 Tert u. Anm.

11. Glose Philippique. 1761. II, 357. S. 233 Anm.

345.

12. Näschereien in die Dreßkammer eines Geistlichen im Oberland. Januar 1762.
II, 237. S. 405.

13. Schriftsteller und Kunstrichter, geschildert in Lebensgröße, von einem Leser, der keine
Lust hat, Kunstrichter und Schriftsteller zu werden. Mai 1762. II, 377. S. 3. 208 ff.
Anm. 260 Anm. 313 Anm. 314 Anm.

14. Fünf Hirtenbriefe, das Schuldrama betreffend. Jan. 1763. B. II, 413. S. 36
und 37. 216 Anm.

15. Hamburgische Nachricht, Göttingische Anzeige, Berlinische Beurteilung der Kreuz-
züge des Philologen. Recenfion, 1763; II, 451. G. 74. 184. 185 Anm. 186. 187 63
Anm. 200 ff. 365 Anm.

16. De la Nature par Robinet. Recension. Februar 1764. III, 241. S. 27. 28. 17. Bernunft und schriftmäßige Gedanken von den Lebenspflichten der Chriften, von Arnold. Recension. März 1764. III, 249. 6. 28. 333.

18. Zwo Recensionen nebst einer Beilage, betreffend den Ursprung der Sprache. März 1772. IV, 6. S. 202 Anm. 252 Anm.

19. Des Ritters von Rosencreuz lehte Willensmeinung über den göttlichen und menschlichen Ursprung der Sprache. April 1772. IV, 21. 6. 202 Anm. 220 Anm. 230 Anm. 252 Anm. 365 Anm.

20. Philologische Einfälle und Zweifel über eine akademische Preisschrift. October 1772. IV, 37. 6. 202 Anm. 220 Anm. 229 Anm. 252 Anm. 285 Anm. 326.

21. Lettre perdue d'un Sauvage du Nord. März 1773. IV, 149. S. 81 Anm.

22. Aug. Ludw. Schlözers Vorstellung einer Universalhistorie. Anzeige. Januar 1774. IV, 373. 6. 222 Anm.

23. Die Taufe der Chriften. Anzeige. Januar 1774. IV, 379. S. 261 Anm. 262 Anm. 24. Fragment eines Programms ober Zuruf von der Eule. Anzeige der deutschen Ges lehrten-Republik von Klopstock. 1775. IV, 426. S. 259 Anm.

25. Ueber den Stil. 1776. IV, 451. G. 78. 80. 87 und 88.

26. Zwei Scherflein zur neuesten, deutschen Literatur. März 1780. VI, 23. S. 240 und 241 Anm. 390 Anm. 2.

27. Recension der Kritik der reinen Bernunft. 1781. VI, 44. S. 334. 327. 334.

Beilage II.

Zur Titel-Photographie.

Hier noch die nötige Aufklärung über die Titel-Photographie. Sie ist nach dem OriginalDelbilde gemacht worden. Von der Entstehung und Geschichte beffelben erzählt Hamann dem Herrn F. C. von Moser, der ihn zuerst Magus im Norden und sich Laienbruder genannt hatte, im Briefe vom 1. Dez. 1773 Folgendes:

„Auf den Handel in petto zu kommen, so betrifft selbiger den Autor selbst, und zwar in effigie am öffentlichen Pranger. Ich traue dem treuherzigen Laienbruder soviel chriftliche Barmherzigkeit gegen das Werk seiner Hände, den Magum im Norden, zu, als Rizpa, die Tochter Aja, und der König David nach 2 Sam. 21 an den Gebeinen Saul und Jonathan erwiesen. Die ganze geheime Geschichte ist folgenden Inhalts: Eine der selsamsten Leidenschaften, die sich aus einer Hölle auf Erden für mich in einen irdischen Himmel verwandelt, trieb mich von meiner fruchtlofen Wallfart zu einer noch weit fruchtloseren, nach Curland, und ich war im Begriff, dem wirksameren und bei mir vorzüglich lebhaften Grundgeseße der Selbsterhaltung alles aufzuopfern. Vor dieser leßten Reise hatte ich den frommen und etwas kindischen Einfall, mich für meinen fel. Vater so treu als möglich abmalen zu lassen in puris naturalibus mit einer mir unentbehrlich gewordenen Macht (1 Cor. 11, 10) auf meinem von Jugend auf kahlen Haupte.*) Meine treue Hamadryade, die Mutter meiner lieben Kinder, hatte Befehl, dieses

*) In eben dem Hause (einer Priester-Wittwe, mit deren Söhnen der junge H. unterrichtet wurde) hatte ich nebst meinem Bruder das Unglüd, von einem Kinde angesteckt zu werden, das mit einem giftigen Ausschlag geboren worden war und von dem es nicht geheilt werden konnte, sondern jung starb. Die beseßten Hüte, die wir hatten, dienten unschuldiger Weise dem Kinde zur Versuchung, sich mit denselben zu bedecken. Wir haben beide sehr lange und zu großer Beschwerde unserer seligen Mutter daran ausgehalten. Gott ist so gnädig gewesen und hat uns beide davon geheilt... Ich trage ein Zeichen von meiner Genesung von diesem Aussat an meinem fahlen Haupte, wo die Haare nach dem Rand, worin der Hut dasselbe einschließt, völlig ausgefallen find. Sie schwuren aus und die Wurzeln derselben waren voll Eiters, der Gestant unerträglich, den sich meine selige Mutter nicht verdrießen ließ, unsertwegen mit Thränen öfters über unsere Schmerzen und Ünart auszustehen.“ (I, 164.)

Bilb an meine Schlafstelle aufzuhängen. *) Bei meiner leßten Heimkunft nach meines seligen Vaters Lode machte auf dieses Gemälde der jeßige Lotteriedirektor Kanter, als mein doppelter Gevatter, gewaltthätigen Anspruch, welches mir sehr ähnlich sein soll, außer daß ich nach 7 Jahren, wie man sagt, schöner, jünger und frischer geworden. Dieser treulose Verleger, wie alle seine Brüder, (ohngeachtet ich in meinem Leben mit keinem einzigen im eigentlichen Verstande gehandelt) hat anstatt seines eigenen Schlaftämmerchens, wofür ich bestimmt war, mich in seinem Laden, der der größte in ganz Norden ist,' am höchsten Balken aufhängen lassen, wo sich alle Welt über den armen Sünder im Hemde mit verbundenem Kopf aufhält, ohne zu wissen, wie ich dazu gekommen, in der Attitüde eines Narren oder Malefikanten in unserm großen Kanterischen Laden aufgehangen zu werden. Wenn Ew. aus laienbrüderlicher Prädilektion mir die gnädige Erlaubnis erteilen wollen, mit dem Kanterschen Buchladen wegen des Magi in effigie einen Handel zu schließen: so sollen sie dabei nicht so sehr übervorteilt werden, als bei unserm in Bernstein eingefaßten Insektenkram bisweilen geschehen mag. An dem künftigen Schicksal dieses Originals ist nichts gelegen; es sehnt sich blos nach seiner Erlösung von dem hiesigen Pranger, wo es Jedermann zum Spektakel hängt. Für ein Dußend preußische Thaler will ich in einem ganz andern Bilde mit allen Pontificalibus eines nordischen Magi prangen, und im ganzen Kanterschen Buchladen soll von Nichts die Rede sein, als von der wunderbaren Metamorphose des hiesigen armen Sünders im Hemde mit verbundenem Kopf."

In Folge dieses Briefes bat Moser den Freund H., das Bild für ihn anzukaufen. H. sandte es mit einem Briefe vom 27. Februar 1774 an Moser ab: „Noch denselben Sonntag Invocavit, der mir so merkmürdig als der lezte erste Advent bleiben wird, habe ich, (für einen Verleger, wie ich den Handel hier einkleiden mußte, mit zwei Friedrichsd'or viel zu reichlich) beikommen= den Ecce! glücklich losgekauft und ausgelöst, der unter seinem Nasendrücker, wünsch ich, wolbehalten das Ziel seiner Wallfart erreichen möge."

Im Jahre 1775 brachte Kanter, der voller Neuigkeiten von einer Reise zurückgekehrt war. den Magus durch Vorzeigung eines Bildes fast außer Fassung. Es war eine HolzschnittCopie des früher im Kanterschen Laden aufgehängt gewesenen Delbildes. H. meinte in dem Holzschnitt eine Karrikatur zu sehen, weil das Bild ihm Eselsohren zu haben schien; er witterte darin eine Verspottung von Seiten der Nicolaiten. Der Aerger verursachte ihm eine schlaflose Nacht. In einem etwa 4 Wochen später geschriebenen Briefe meldet er, daß er seines Irrtums inne geworden sei: „Ich habe gestern mit genauer Not Lavaters physiogn. Fragmente bei mir zu Hause durchzusehen bekommen und nicht ohne Augen- und Selenweide. Meine Vision wegen des Ohrs und der alberne Verdacht, daß es eine Erfindung hiesigen Orts wäre, was mir wie ein Pfeil ins Gehirn und Herz geschossen war, und wozu ich durch einen Zusammenflus kleiner Umstände verleitet wurde, die sich verschworen hatten, mich in den Irrtum zu stürzen, hat mir einige grausame Tage gemacht."

Das Original kam schon bald aus Mosers wieder in H's eigenen Befiz. Leßterer gab thm in seinem Bücher- und Schlaffaale über der Thüre neben Luthers Bilde seinen Plaz. Er erzählt dies in einem Briefe vom 18. Mai 1777 an Herder, in welchem er seine ganze, kleine Häuslichkeit beschreibt:,,Liebster Gevatter, Landsmann und Freund, da hängen Sie über meinem Bett in effigie zwischen Kaufmann und Lavater. Grade über zwischen zwei Fenstern ein alt= modischer Spiegel und unter demselben Ihr kleiner Mohrenkopf auf rothem Grunde, zwischen zwei Kupferstichen von Stahlbaum, deren einer den Heiland beim Brodbrechen, und der andere die Flucht nach Egypten vorstellt. Beim Eintritt in diesen Saal fällt einem die ganz mit Büchern bekleidete, breite Wand in die Augen. Ein Sopha, auf dem Kaufmann sich manche lange Stunde gestreckt hat, ist mitten unter den Büchern angebracht und steht der Thüre gegen= über. Ueber dieser hängt Dr. Martin Luther in einem feinen Rahmen und zur Seite das ärgerliche Bild mit dem Eselsohre, dessen geheime Geschichte Ihnen bekannt ist; unter demselben das Motto zu meinem Autornamen:

*) An den Vater selbst schrieb er ans Mietau, 20. Juni 1765:,,Um mich nicht zu ver geffen, gönnen Sie meinem Bilde seinen Plaß an dem bestimmten Orte und segnen Sie wenig ftens meinen Schatten."

Alzuklug sind seine Lehren,
Allzuklug ist dumm,

von der Hand des großen Schreibkünstlers La-Noche, der auf seiner Reise nach Riga ertrank. Dieser Büchersaal ist zugleich das Schlafzimmer für mich und meinen Sohn. Nebenbei schläft die Hausmutter mit den Töchtern. Noch eine Stube, zur Seite, für den Schemen meines armen Bruders. Dies sind die Gelegenheiten alle in meiner königlichen Wohnung, die von vorn eine herrliche Aussicht nach dem Pregel und der Friedrichsburg, und von hinten nach den Gärten, der Wiese und der Stadt von einer, und dem Felde von der andern Seite hat u. s. w.“

Im Jahre 1825 ging das Bild in den Best Friedrich Roths über, des Herausgebers von H's Schriften. Als er einmal gefragt wurde, ob die Person mit dem rothgewürfelten Luche um den Kopf seine Frau Schwiegermutter set, hängte er vor Aerger das Bild in sein Schlafzimmer über das Bett. Nach seinem Tode erhielt es seine Tochter Pauline, verchelichte von Dollmann in München, die nun auch heimgegangen ist. Bei dieser Freundin habe ich das Original gesehen. Sie hat auf meine Bitte mir im Mai 1867 eine Photographie machen lassen, von der sie schreibt:,,Wenn Ihnen die Photographie zu weich, einer „Frau Schwiegermutter" zu ähnlich vorkommen sollte, so bemerke ich dabei, daß der Retoucheur die Risse der Delfarbe mit großer Kunst entfernen mußte und dabei vielleicht ein klein wenig von den markirten Zügen mit wegpuzte. Ich konstatire aber, im Vergleich mit dem Originale, die vollkommenste Gleichheit der Umrisse und des ganzen Ausdrucks. Ein freudiger Ausruf der Bewunderung entfuhr mir unwillkürlich, als ich das über alles Erwarten wohlgelungene Abbild zu Gesicht bekam." Nach dieser Photographie in groß Quart ist die kleine, diesem Wegweiser zum Magus beigegebene angefertigt, die natürlich jener größeren nicht gleichkommt. ·

Verbesserung einiger Druckfehler.

Seite 74 Zeile 13 von oben lies oder statt odes.

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