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wird fort und fort die Freude über die securitas Dei geboren. Beide Klänge, zu einem Grundton verbunden, sind das Thema seines Lebens, das man durch alle Variationen kräftig durchhört. Hier nur ein Wort an Frau Courtan: „Ich bin ganz ruhig, schäme und gräme mich nicht, bin ebenso gleichgiltig als heftig, nirgends und allenthalben zu Hause, kann aus nichts auf der Welt, am allerwenigsten aus mir selbst klug werden; und mitten in der größten Verzweiflung genieße ich einen Frieden, der höher ist als alle Vernunft und so sicher wie Abrahams Schoß." (VII, 267.)

Das sind die Grundzüge aus dem neuen Leben Hamanns. Das Zeugnis von diesem Leben und die Darstellung der Dinge, wie sie im Lichte dieses Lebens erscheinen, ist die Autorschaft Hamanns, zu deren Erforschung wir uns nunmehr wenden.

Allgemeine Charakteristik der Hamannschen Autorschaft.

1. Wurzel und Sele der Hamannschen Autorschaft.

Damann nennt seine Schriften sehr bezeichnend seine Autorschaft. „Es ist das punctum saliens meiner ganzen Autorschaft gewesen, kein Autor zu sein, als xarà tò étvμov.“ (V, 88.) Er will also nicht Schriftsteller sein, sondern Autor im eigentlichen Verstande des Wortes, ein Urheber, ein Erzeuger, ein Vater von etwas Neuem, Lebendigem. Seine Schriften find seine Kinder. „Mit einem geteilten Kinde, sagt er, ist einer wahren Mutter nicht gedient; daher werden alle unsere Opfer als tote vor Gott, auch schon von Menschen, die ganze Leute lieben, im Umgange und in Geschäften, angesehen.“ (Br. 83.) Ich werde daher troß Hegels Vorschlag*) nicht versuchen, aus den Schriften Hamanns einzelne

*) Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik, Jahrgang 1828, B. II, 877: „In den Schriften H's. können es nur einzelne Stellen sein, welche einen und zwar jenen angegebenen („das Christentum mit eben so tiefer Innigkeit, als glänzender geistreicher Energie auszusprechen und dasselbe gegen die Aufklärer zu behaupten") Gehalt haben; eine Auswahl derselben würde wol eine schöne Sammlung geben und vielleicht als das Zweckmäßigste erscheinen, was dafür geschehen könnte, um dem wirklich Wertvollen Eingang bei einem größeren Publikum zu verschaffen." Das ist wissenschaftliche Kritik: „nur einzelne Stellen können einen Gehalt haben,“ das andere muß leerer Unsinn sein. Und so spricht ein Denker, wie Hegel!!

Säße zu ziehen und dieselben unter dem Titel bestimmter Kate= gorien in wohlgeordnete Fächer zu verteilen. Ein solches Zerreißen und willkürliches Zusammenseßen würde dem Manne wenige Liebhaber gewinnen und keinen Schlüssel zu seinem Verständnisse bieten. Wenn irgend Jemand, so muß Hamann in seiner Ganzheit und jede seiner Schriften in ihrer organischen Einheit gefaßt werden. Wie er selbst überall bis auf die Wurzel der Dinge zurückgeht, um sie zu verstehen, so muß, wer ihn würdigen und genießen will,' überall nach der Wurzel seiner schriftstellerischen Erzeugnisse graben, und muß selbst graben. Einer kann nicht für den andern graben, noch weniger die ausgegrabene wie auf einer Schüffel herum reichen. Alles, was sich thun läßt, ist, vorzugraben, Luft und Mut zum nachgraben, zum tiefer graben zu machen und den überzeugenden Eindruck zu geben, daß etwas gefunden wird, was des Grabens wert ist. In diesem Sinne mögen die folgenden Andeutungen gefaßt werden. Sie wollen nur vorbereiten, nicht zum Ziele führen,*) nur die erste, allgemeinfte Antwort auf die Frage geben: worin denn eigentlich die Autoren-Größe Hamanns bestehe? was der Inhalt und Sinn seiner versiegelten Schriften sei? Sie nehmen diese Antwort absichtlich noch nicht aus den Schriften selbst, sondern aus den Briefen, in denen Hamaun über seine Autorschaft im einzelnen und ganzen jedem einfältigen Auge das nötige Licht gibt. Namentlich hat er am Abende seines Lebens, als er seine ganze Laufbahn übersah, sich über den lebendigen Keimpunkt seiner Werke brieflich oft und klar ausgesprochen, besonders gegen Fr. H. Jacobi, welcher den Schlüssel zu den Hieroglyphen des Freundes so gerne von diesem selbst erhalten hätte.

*) Weitere Ausführungen siehe in den Abschnitten: Vorläufer der Hamannschen Autorschaft und Licht über Hamanns Kampf gegen die moderne Philosophie aus dem Briefwechsel in den lezten Lebensjahren. Uebrigens wird jeder Abschnitt den Leser überzeugen, daß jede einzelne Schrift Hamanns nur ein besonders gestaltetes Gewächs jener einen Wurzel ist, zu deren Ausfindung dieser Abschnitt den ersten Wink geben möchte.

Und dieser Schlüssel? Hamann spricht einmal von der „Genüge und Nuhe, welche man schöpft aus dem geheimen Gespräch und Gemeinschaft der großen Selen, die seit hundert ja tausend Jahren mit uns reden." (I, 503.) Wer in solcher Gemeinschaft mit Hamanns Leben steht, der hat den Schlüssel; denn wie schon angedeutet wurde, ist die Autorschaft Hamanns nichts anderes, als ein Zeugnis vom Leben Hamanns in hamannscher Sprache. Der lebendige Keimpunkt seiner Persönlichkeit und seiner Werke ist ein und derselbe: das durchdringende Bewußtsein vom Wesen des Lebens, des wahren und vollen Lebens. Den Jnhalt dieses Bewußtseins zur Charakterisirung der hamannschen Autorschaft in den Hauptpunkten zu entfalten, ist die Aufgabe dieses Abschnitts, wie der vorige denselben mit Rücksicht auf Hamanns Person darzulegen versucht.

Hamann hungert nach Leben, nach Leben auch in der Wissenschaft, der Kunst. Ihn greuelt vor dem Tode, auch in der Wissenschaft, der Kunst. Das erstorbene Gefühl, was Leben, was Tod der Wissenschaft, der Kunst sei, will er erwecken, den Hunger nach Leben auch dem Gedanken des Menschen einhauchen, damit aus ihm lebendige Kinder, nicht wissenschaftliche, philosophische, ästhetische Schemen und Schatten empfangen und geboren werden. Das ist ein Hunger, welcher nur durch das Leben selbst und durch des Lebens wesenhafte Kräfte, nicht durch Begriffe von ihnen gestillt werden kann. So urkräftig dieser Hunger selbst ist, eben so urkräftig ist sein Widerwille gegen alle blos begriffliche Abstractionen, gegen alle philosophische Taschenspielerei, die Wort und Begriff, Begriff und Wesen für identisch erklärt und unvermerkt an die Stelle des Wesens und Lebens einen Begriff und an die Stelle des Begriffs ein Wort sezt. Aus diesem Hunger stammen auch jene kindliche Demut und jener männliche Stolz, welche, scheinbar sich widersprechend, in wunderbarer Einheit als Herz in allen hamannschen Schriften pulsiren: Beugung vor den nahrungskräftigen Mächten des Lebens, Stolz, königliches Bewußtsein der Freiheit gegenüber den nahrungslosen Gedankenschemen, welche die Mitwelt auf den Despotenthron sezte.

Eine der bezeichnendsten Stellen findet sich im Briefe an Jacobi vom Nov. 1784. Nachdem Hamann seine Ansicht ausgesprochen, woher es komme, daß man Wörter für Begriffe, und Begriffe für die Dinge selbst hält“, fährt er fort: „In Worten und Begriffen ist keine Existenz möglich, welche blos den Dingen und Sachen zukömmt. Kein Genuß ergrübelt sich und alle Dinge, folglich auch das Ens entium ist zum Genuß da, und nicht zur Speculation. Durch den Baum der Erkenntnis wird uns der Baum des Lebens entzogen, *) — und soll uns dieser nicht lieber sein, wie jener, wollen wir denn immer dem Exempel des alten Adams vielmehr folgen, als uns an seinem Beispiele spiegeln keine Kinder werden, nicht wie der neue Adam Fleisch und Blut an- und das Kreuz auf uns nehmen? Alle Terminologie der Metaphysik läuft auf dies historische Faktum hinaus, und sensus ist das Prinzipium alles intellectus. Erfahrung und Offenbarung sind einerlei, und unentbehrliche Krücken unserer Vernunft, wenn sie nicht lahm bleiben und kriechen foll. Sinn und Geschichte ist das Fundament und der Boden, — jene mögen noch so trügen, und diese noch so einfältig sein; so zieh ich sie allen Luftschlössern vor. 4ós μo лой στм — nur keine geläuterte und abgezogene und leere Wörter - die scheu ich, wie tiefe, stille Wasser und glattes Eis.“ (G. S. 15.) Solche abgezogene, leere Wörter, welche gleichwol eine tyrannische Herrschaft führten, waren ihm die damaligen Vorstellungen von „Vernunft, und reiner Vernunft," die in Wirklichkeit gar nicht existirten, sondern Gedankenbilder der Zeit waren. „Es läuft alles auf die jesuitische Chikane hinaus, mit der Zweideutigkeit des Wortes Vernunft. Ich begreife in aller Welt nicht, wie so ein paar Männer wie Kant und Ehlers aus einem Ton pfeifen, und

*) Etwa zwei Jahre später: „Durch den Baum der Erkenntnis werden wir der Frucht des Lebens beraubt, und jener ist kein Mittel zum Genuß dieses Endzwecks und Anfangs. Die Künste der Schule und der Welt berauschen und blähen mehr, als daß sie im Stande sind, unsern Durst zu löschen.“ (G. S. 377.).

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