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Philosophie.*) Mehr weiß ich nicht, und verlange ich nicht zu wissen. Troß meiner unersättlichen Näscherei und Neugierde finde ich nirgends aber in diesem Einzigen das wahre All und Ganze für Jedermann, ohne Ansehen der Person und des Geschlechts." (B. VII, 404 ff.) Im Christentum also fand Hamann Arzenei für das krankende Leben, Stillung für den Hunger nach Leben, jenes einzige Gericht und Unum necessarium," worauf er seine geistige Diät einschränkte (G. S. 170.), aber davon auch satt wurde; denn das ist Christentum, daß die Fülle des Lebens sich der Menschheit einverleibt und diese jene in sich aufnimmt. Daher folgendes Wort an Jacobi: „Die Thorheit des Christentums ist ganz nach meinem Geschmack und meines Herzens Wunsch, meiner gesunden Menschenvernunft und Menschengefühl so angemessen, wie die Majestät des Vaters und Weltrichters, daß alle Altflickereien unsers Jahrhunderts die größten Schandflecke und Brandmale ihrer Unwissenheit und Unverschämtheit sind. Sapere aude! тo лаv Avтos. (Sir. 43, 29.) Alle Fülle der Gottheit hat in einem Kindlein flein, in einer Krippe Raum. . . . Weh uns, wenn es auf uns ankommen sollte, erst Schöpfer, Erfinder und Schmiede unsers künftigen Glücks zu werden. Das erste Gebot heißt: Du sollst nicht essen! Gen. II, und das lezte: Kommt, es ist Alles bereit. Effet, meine Lieben, und trinket, meine Freunde, und werdet trunken. Aber mathematische Gewißheit? Mit der wird es so aus sein, wenn Himmel und Erde vergehen. Seine Worte aber vergehen nicht, und eben so wenig ihre Gewißheit." (G. S. 25 ff.)

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„Alles Vereinzelte ist verwerflich!" Das muß in höherem Sinne hier noch einmal wiederholt werden. Wenn das abhängige Menschenleben vom selbständigen Gottesleben sich los löst, so entzieht es sich damit seine Nahrung, hungert sich aus und wird schließlich sein eigener Mörder. Hamanns Autorschaft will diese

*) „Es gibt nur Eine gerade Linie und Philosophie, welche zugleich die fürzeste ist. Minimum est, quod scire laboro, sagt mein alter Persius." (G. S. 175.) Gott in sich aufnehmen, das ist der gerade und kürzeste Weg, zu Gott und zum Wissen von Gott zu kommen.

Thatsache zum allgemeinen Bewußtsein bringen und die Lust wecken, das Leben des Individuums in das wahre und volle Leben ein= zugliedern. Sie will die gliedliche Verbindung aufdecken, in welcher alles Einzelleben, das menschliche wie jedes andere, mit dem UrLeben steht oder stehen sollte, sowie den lebendigen Organismus nachweisen, durch welchen das wahre, absolute Leben das von ihm geschaffene Einzelleben mit sich in Zusammenhang hält, durch sich nährt. Man kann auch sagen: Hamanns Autorschaft hat. den Zweck, die mörderische Sucht seiner und aller Zeiten zur Vereinzelung, zur Aushungerung und Verstümmelung des Lebens, auch die unerklärliche Lust, sich aushungern und verstümmeln zu lassen, in ihrer Wurzel, wie in allen ihren Verzweigungen blos zu legen und einen Hunger nach dem ganzen und vollen Leben zu erwecken.

Hamann sucht also das Leben. Was ist das Organ, wodurch das Leben aufgefaßt und begriffen wird? Er antwortet wieder: Nicht ein vereinzeltes Vermögen, weder die Sinne, noch die Empfindung, noch die Vernunft, nur das Leben selbst. „Das Leben ist das Licht der Menschen." "Sensus und vita sind das principium alles intellectus." (6. S. 56.) „Außer dem principio cognoscendi gibt es kein besonderes principium essendi für uns.“ D. h. nach dem oben mitgeteilten Zusammenhang und der ganzen Anschauung Hamanns: die rechte Quelle der Erkenntnis und des Lebens ist ein und dieselbe, während nach der landläufigen Orthodoxie der Philosophen die Vernunft die Quelle der Erkenntnis, aber wahrlich nicht des Lebens ist. Aus dem Leben fließt die Erkenntnis, nicht aus Verstand und Vernunft oder einer andern vereinzelten Lebenskraft. Eine Lebensanschauung, eine Wissenschaft, die aus vereinzelten Vermögen geboren ist, muß, um Göthes Ausdruck zu gebrauchen, verwerflich sein. Sie kann niemals zur Wahrheit leiten; sie muß in die Irre führen. Im besten Falle wird sie eine einseitige, welche Momente der Wahrheit in sich schließt. Hamanns Axiomata beruhen also nicht auf einzelnen Kräften, nicht auf den Sinnen, nicht auf dem Gemüte, nicht auf der Vernunft, sondern auf dem ganzen Leben und dessen That

sachen, auf den Beweisungen des Gotteslebens im Menschenleben und dessen Thatsachen. „Nichts geschieht umsonst, hingegen alles muß zu unserem Besten dienen: zwei Grundsäge, die fruchtbarer sind als die principia contradictionis und rationis sufficientis für einen Menschen, der auf der Welt leben und denken soll, weil er Leib und Sele dazu bekommen hat." (Br. 89.) „Dies ist der wahre lapis philosophorum in unserm pater noster: Fiat voluntas tua!“ (B. VI, 189.) Als eine leichte Krankheit Hamann an der beabsichtigten Auktion seiner Bücher zu seiner Freude verhindert hatte, schreibt er an Jakobi: „Dergleichen individuelle Beweise göttlicher Güte und Herunterlassung sind feurige Kohlen und dringen tiefer in die Sele, als das faule Holz scholastischer Begriffe von Substanz, Attribut, Modus, und Ens absolute infinitum. Wer keine Erfahrung hat oder braucht, kann sich immer mit diesen Schellen reiner Vernunft die Zeit vertreiben." (G. S. 61.) „Schmecken und sehen, wie freundlich der Herr ist, übertrifft alle Beweise, ist der beste Dank, Schild und Lohn, den wir dem Geber bringen können. Wohl uns des feinen Herren!" (G. S. 19.)

Das Leben, insofern es Organ zur Auffassung der Dinge ist, wird von Hamann Glaube*) genannt. „Dasein ist Realität, muß geglaubt werden." (G. S. 507.) Das gilt sowol vom körperlichen, als geistigen, vom geschaffenen als selbständigen Dasein. Glaube ist also nicht eine vereinzelte Lebenskraft, die neben andern oder im Widerspruch mit andern wirkt; er ist die Concentration des Lebens, das Central-Organ, welches eben jenes unmittelbaren Eindrucks fähig ist, auf den, und nicht auf Schlüffen, für uns das Dasein des kleinsten Dinges und des absoluten Lebens beruht. (B. VII, 419.) Darum kann auch kein Einzelorgan, weder einer der fünf Sinne, noch die Vernunft den Glauben los werden, denn jedes Einzelorgan entspringt aus ihm und trägt darum, wenn auch oft entstellt, immer die Natur seines Ursprungs an sich. Auch der abstrakteste Denker, der geschworene

*) Vergl. über den Glauben die zu Eingang dieses Kapitels schon angeführten späteren Abschnitte.

Feind des Glaubens muß glauben. Es ist reiner Idealismus (d. h. Einbildung), Glauben und Empfinden vom Denken abzusondern." (G. S. 515.) In vielen Schriften weist Hamann, bald mit Erust, bald mit Humor schlagend nach, daß die Verächter des Glaubens, welche ganz aus Vernunft zu bestehen wähnen, an ihren Unglauben und Aberglauben steif und fest glauben.

So lange eine einseitige Anschauung sich bescheiden in ihren Gränzen hält, läßt Hamann sie in Frieden, wie er an seinen Freund Lindner schreibt: „Da ich ein für allemal Jhre Denkungsart weiß, die ich in allen Würden lasse, weil das Gewissen nicht gebunden sein muß unter wahren Freunden, so werde ich mich aufs strengste darnach richten." (Br. 86.) Wer aber eine nicht aus dem Gesammtleben geborene Denkungsart als die allseitige, wahre geltend machen will, der wird gefährlich, und ihm muß mit Ernst gewehrt werden. Mit derselben Energie, mit welcher Hamann den Verstümmlern des Lebens zürnt, kämpft er gegen die, welche vereinzelte Geistesanlagen, also ein verstümmeltes Leben für das rechte Organ zur Erkenntnis des Lebens ausgeben. Wahrhaft zermalmend wird bald sein Zorn, bald sein Spott, wenn die Berliner Nicolaiten mit ihrem Verstande oder spinozistische und kantische Systemmacher mit ihrer Vernunft den Ocean des Lebens fassen wollen, und in die Welt hinaus schreien und schreiben, daß alles, was ihr Verstand vom Leben nicht gefaßt hat, Mysticismus, Obscurantismus u. dgl. m. ist, und mit Fanatismus Proselyten ihrer verständigen Denkungsart machen, die noch siebenmal ärger sind, als sie selbst.

Ist das Leben das Licht des Menschen, das Organ zur Erkenntnis der Wahrheit, so bestimmt die Art und das Maß seines Lebens auch die Art und das Maß seiner Erkenntnis. Nur wer gesundes Leben hat, hat gesunde Erkenntnis. Von Curiren und nicht Discuriren ist die Rede bei mir jezt!" sagt Hamann darum. (G. S. 385.) Nur wer die Fülle des Lebens in sich trägt, besigt auch die Fülle der Erkenntnis. Wer sich dünkt, die volle Erkenntnis zu besigen, der ist in Hamanns Augen gerade so wahnsinnig, als wer sich anmaßte, das volle Leben zu haben, Gott zu sein. E3

gibt keine absoluten Geschöpfe, und ebenso wenig absolute Gewißheit." (G. S. 515.) Auch konnte Hamann den Anteil am Leben, den der Mensch hat, unmöglich für gesund halten, denn sein Leben vor seiner Umwandlung war doch eine Thatsache. Und ein Leben, wie er es hinter sich hatte, das mit edler, kräftiger Lust an Freiheit und Selbstgestaltung beginnt, und mit jämmerlicher geistlicher und fittlicher Sklaverei endet, mußte ihm als ein tief krankes erscheinen, als eines, das dem Begriff Leben widerspricht, also Nichtleben, Tod ist. Darum kann er die durch ein solches Leben erlangte Erkenntnis auch nur für eine kranke, unwahre, tote ansehen. Aus der Quelle, aus welcher er sein Leben erhalten hat, schöpft er auch seine Erkenntnis, aus der Fülle des geoffenbarten Lebens, aus dem Worte Gottes. Dieser Weg erscheint ihm als der einzige zur Erkenntnis der Wahrheit. Jeder andere ist ein Irrweg, und wer die Menschen auf einen solchen hinlocken will, ein Verführer, den man entlarven muß.

Endlich noch ein Wort über die Art und Weise, mit der Hamann für das Leben und gegen dessen Zerstückler auftritt. Auch sie ist ein Ausfluß seines Strebens, das Leben in seiner Einheit und Zusammengehörigkeit zu fassen. Zwar sind alle seine Schriften durch einzelne, oft sehr unbedeutende Erscheinungen seiner Zeit veranlaßt, also eigentliche Gelegenheitsschriften; aber er bekämpft niemals blos die einzelnen, tausendfach verschiedenen Gestaltungen des Irrtums, welche heute auftauchen und morgen zerplaßen, das mit andere für eben so kurze Zeit an ihre Stelle treten; vielmehr sucht er die allen ephemeren Gewächsen gemeinschaftliche Urwurzel, die bleibt und fortfahren wird, immer neue Schößlinge zu treiben, so lange dieser Aeon dauert. Er deckt das eine Gesez auf, lex continui nennt er es mit seinen Gegnern B. IV, 300 ff. welches in der Wurzel und den tausend einzelnen, großen und kleinen Trieben herrscht. Eben dies ist seine Art auch bei der Darstellung der Wahrheit und des Lebens. Er segt nicht Einzelerscheinung gegen Einzelerscheinung, sondern Gesez gegen Gesez, Wurzel gegen Wurzel, Frucht gegen Frucht. „Ich halte es noch immer, schrieb er faum zwei Monate vor seinem Tode an Jacobi,

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