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wird dem Leser unseres neunten Briefbandes häufig begegnen in den Briefen Goethes an Carl August und an Voigt. Eingeführt wird er da (Februar 1789) durch die Betrachtung: 'Das beste was man für die Sache thun kann ist für die Menschen sorgen, die das was geschehen soll klug angeben und genau ausführen' (S. 88,27). — Im Verfolg dann (6. Februar 1790): 'Arens hat uns recht schön aufs Klare geholfen . . . und sich durchaus als ein geschickter, verständiger und redlicher Mann gezeigt' (S. 173). Und schliesslich: 'Ich habe viel Freude an ihm gehabt und hoffe viel von ihm' (Mai 1791. S. 266). Näheres über seinen Antheil am Bau erfährt man aus einem von Goethe angelegten, von Heinrich Meyer vervollständigten Actenstücke. Da heisst es: 'Arens Architekt aus Hamburg; von ihm rühren besonders die Treppe bis in die obere Etage und die Säulenhalle und Pforte des Schlosses her auf der Seite nach der Ilm hin'. Den Gästen des Goethe- und Schiller-Archivs zumal, die unter dieser Säulenhalle manchmal, und wohl auch durch das hintere Thor hinaus und zur Ilmbrücke geschritten sind, wird der Name des tüchtigen Mannes durch diese Angaben näher gebracht sein. Auch um den Weimarer Park und dessen Anlage hat Arens sich verdient gemacht (S. 173, 10. 267,12). 22)

Goethe an C. F. Schnauss.

Das zweite Stück ist bereits gedruckt als Nummer 2610. Allein man hat sich mit einer gedruckten Vorlage behelfen müssen, die sich dem jetzt aufgefundenen Original gegenüber als äusserst mangelhaft erweist. Das Original, 4 S. 4o,

22) Zusatz. Seine Weimarische Thätigkeit können wir jetzt in den Acten des Grossherzogl. Haupt- und Staatsarchivs verfolgen, die zur Zeit im G.-Sch.-Archiv nach Goethischen Documenten durchforscht werden. In einem Schreiben an die Schlossbau-Commission vom 5. Juni 1791 befürwortet Goethe die Ertheilung des Charakters als Baurath an Arens (die auch alsbald erfolgt ist). 'Was seine Remuneration betrifft, so wünschte ich dass sie seiner Bemühung einigermassen gleichkäme da er nicht nur den ausgearbeiteten Plan der Haupt Etage geliefert und in mehreren andern Dingen beyräthig gewesen, sondern auch mit Serenissimo die ganzen Gartenanlagen durchgegangen, vieles schöne und nützliche angegeben und nun zu Hause auch noch manches nachzuarbeiten haben wird'.

hat sich nicht, wie Gutzkows sensationelle Bemerkung vor dem ersten Abdruck lautet (Unterhaltungen am häuslichen Herd, Jahrgang 1854 S. 810) 'wahrscheinlich unter jenen, bekanntlich vor zehn Jahren so beklagenswerth als Maculatur an einen Seifensieder und Lichtzieher in Weimar verzettelten Briefen Goethes' befunden. Es stammt vielmehr aus dem Besitz des Ministers v. Voigt und hat sich in der Familie seiner Schwiegertochter vererbt, wo es noch heute, wie der mir gleichfalls von dieser Seite anvertraute Brief Goethes an Knebel (oben S. 97 f.) als ein theures Eigenthum gehütet wird.

Aus jenem Besitzstand nun erklärt es sich wohl auch, dass Adolf Schöll, als er für Gutzkow Bemerkungen zu der 'italienischen Epistel' zusammenstellte, 'mit Sicherheit' als Adressaten v. Voigt bezeichnet hat. Erich Schmidt hat mit Bedacht 'An C. F. Schnauss?' über Nummer 2610 gesetzt, und mit Recht hat er dann das hyperkritische Fragezeichen. bereut. Kein anderer als Schnauss ist der Empfänger ge

wesen.

Wenn das schöne Stück in Voigts Hände gerieth, so hat dieser es sich zum Lesen erbeten; wenn es in seinen Händen verblieb, so hat eben 'der gute Alte' versäumt, sein Eigenthum einzufordern, und Voigt hat das Zurückgeben. vergessen. Das geschieht ja manchmal, selbst wenn der Besitzer vorsichtig ein 'sub lege retraditionis' aufgeschrieben hat.

Ich reproducire nun den ganzen Wortlaut. Zwar finden sich wörtliche Fehler mehrfach nur in den ersten und letzten Abschnitten; doch man mag auch die Besonderheiten der Schreibung und Kommatisirung bei einem solchen Werthstück nicht entbehren, die sich dann an und mit dem Ganzen besser darstellen als in vereinzelten Noten.

Fraskati d. 1 Oktbr 87.

Nun kann man endlich, nach überstandner Sommerhitze, wieder Athem hohlen! Ich habe mich aus dem tiefen Rom auf die heitern Gebürge gemacht, und hier bester Hr. Collega sollen Sie auch so gleich ein Briefchen haben, mit dem besten Danck für Ihr fortdaurendes Andencken. Zwar ist auch hier nicht gut Brief schreiben, man mag gerne den ganzen Tag spazieren und zeichnen und hat Morgends und Abends so viel zu thun die Blätter in Ordnung zu bringen, die Contoure zu laviren, oder mit der

Feder zu umreisen, man pfuscht auch wohl einmal mit Farben und so geht die Zeit hin, eben als wenn es so seyn müsste.

Die Zeit der Villegiatur ist nun da und alles macht sich aus Rom heraus, was nur irgend kann und weiss. Mädchen, Weiber, Bücher, Gemälde, und alle Arten von Hausrath 23) sind jetzt wohlfeiler zu haben, weil alles Geld braucht. Man lebt und macht sich lustig, um als dann biss zum Carneval wieder eingezogen zu bleiben 24).

Rom hab ich diese Zeit her soviel möglich war genutzt. Die zwey Sommermonate durfte man kaum aus dem Hause, ich habe indess an meinen Schriften gearbeitet, vier Bände werden ihre Aufwartung gemacht haben die übrigen sollen folgen. Die Hauptstadt der Welt ist übrigens still genug. Eben setzt sich der Obelisk in Bewegung der auf Trinita del Monte soll aufgerichtet werden, er lag bissher bey St. Giov. in Laterano. Der grosse, aber sehr beschädigte Obelisk, der noch im Campo Marzo liegt, soll, sagt man auch aufgerichtet werden. Es ist zwar nicht der grösste, der bey Giov in Lateran steht und der an der Porta del Popolo sind höher, aber mir kommen die Hieroglyphen viel einfacher und besser gearbeitet vor. Auch ist es ein recht altes Monument, er ward dem Sesostris zu Ehren errichtet und nachher dem August gewidmet. Er stand im Marsfelde als Sonnenzeiger der grossen Sonnen Uhr, und liegt jezt in einem Hofe, zerbrochen, an einer Seite durch den Brand beschädigt und auf römische Art besudelt.

Dass ich jede Gelegenheit ergreife die besten Sachen wieder und wieder zu sehen, können Sie leicht dencken. Je mehr man sie sieht, desto mehr wird man an ihnen gewahr und desto mehr möchte man sie sehen.

Und was machen denn Sie bester Hr. Collega? Sie sind fleissig, beschäftigt und tragen die Last des Staates. Unser gnädigster Herr ist wahrscheinlich wieder zurück, ich hoffe er wird wohl und vergnügt seyn. Er hat mir, auf eine gar edle Weise, meinen Urlaub verlängert. Ich binn überzeugt dass auch Sie und meine andern Hrn. Collegen mir diese Stunden und Tage gönnen die man nur einmal in seinem Leben geniessen kann. Ich werde meinen Aufenthalt hier so zu nutzen suchen, dass ich mir und andern zur Freude bereichert zurückkehre. Es vergeht kein Tag an dem ich nicht eine neue Kenntniss erwerbe, oder irgend eine Fähigkeit ausbilde.

Behalten Sie mich im freundschaftlichen Andencken und seyn Sie versichert dass ich mich Ihrer oft zur guten Stunde erinnre, auch Sie nur gar zu oft an diesen und jenen Platz wünsche, damit Sie mancher schönen Aussicht, manches unbeschreiblich reizen

23) Zuerst: 'aller Art Hausrath'.

24) Corrigirt aus: ‘leben'.

den Anblicks und wär' es nur auf kurze Zeit geniessen könnten. Denn man hat gar keine Idee wie schön das Land ist, und wir sind den Landschaftsmahlern viel schuldig, dass sie uns ein Bild davon über die Alpen schicken.

Leben Sie recht wohl, empfehlen mich den werthen Ihrigen und allen guten Freunden und gedencken

Weimar.

Ew. Hochwohlgebohrnen

gehorsamsten Dieners und treuen Freundes Goethe

Bernhard Suphan.

Über den Gebrauch des Trimeters bei Goethe.

Unter den charakteristischen Versmassen des Alterthums hat der Trimeter sich am wenigsten in der deutschen Dichtung einzubürgern vermocht, so wenig, dass er etwas Fremdartiges für unser Ohr behalten hat und dass die eigenthümliche Form, in der sich etwa die deutsche Sprache ihm anschmiegen könnte, bis heute nicht gefunden ist. Auch Goethe, der den fünffüssigen Iambus und den Hexameter gleichsam deutsch reden gelehrt hat, ist an den Trimeter erst spät herangegangen, ihm nicht dauernd treu geblieben und hat in der Behandlung mit sichtlicher Unsicherheit geschwankt.

Als Goethe sich in den achtziger Jahren in Elegien und Epigrammen antiker Form näherte', als er anfangs der neunziger Jahre im Reineke Fuchs den epischen Hexameter aufnahm, zeigte er noch nicht die geringste Neigung, auch im Drama das antike Mass sich zuzueignen. Wir haben kein Zeugniss, dass er etwa Iphigenie oder Tasso aus der Prosaform in den Trimeter hätte umsetzen wollen, und wenn sich im Tasso trotzdem eine nicht unbeträchtliche Anzahl von sechsfüssigen Iamben findet, so hat das um so weniger zu bedeuten, als diese Verse öfters weiblichen Ausgang zeigen und sich schon dadurch als blosse incorrecte Blankverse, nicht als Trimeter erweisen. Eine Anwendung des letzteren Verses mochte wohl mit Rücksicht auf seine ÄhnVierteljahrschrift für Litteraturgeschichte V

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lichkeit mit dem unmodern gewordenen Alexandriner bedenklich scheinen, und um ihn von diesem scharf zu scheiden, bedurfte es einer Einsicht in metrische Verhältnisse, wie sie Goethe nicht zu Gebote stand. Es scheint, dass Goethe durch Wilhelm v. Humboldt zuerst genaue Kenntniss des Trimeters vermittelt worden ist. Humboldt war schon während seiner beiden Aufenthalte in Jena in den neunziger Jahren mit der Übersetzung des Äschyleischen Agamemnon beschäftigt, die freilich erst 1816 erschien. Mit unermüdlicher Ausdauer hat er gerade an der Wiedergabe des Originalversmasses gearbeitet. Er hat damals Goethe einen besonderen Aufsatz über den Trimeter überreicht, von dem dieser sich eine Abschrift zurückbehielt (an Schiller 30. September 1800). Ob dieser Aufsatz in seinem Inhalt schon mit dem übereinstimmte, was Humboldt später in der Einleitung zum Agamemnon ausführte, ist nicht festzustellen; zu Tage gekommen ist der Aufsatz nicht. 1) Am 18. März 1799 übersandte dann Humboldt aus Paris Goethe einige Scenen der Übersetzung.

Goethe selbst wandte den Trimeter zuerst 2) in den Helena-Scenen an, welche er im Jahre 1800 für den Faust dichtete und die durch Erich Schmidt jetzt in der Weimarer Ausgabe veröffentlicht worden sind. Die 182 Iamben dieses Fragments sind im ganzen correct gebaut; doch finden sich darunter zwei Siebenfüssler (V. 105 und 222) und ein Fünffüssler. Der bedenkliche Einschnitt nach dem dritten Fusse ist meist vermieden oder doch durch andere Einschnitte unmerklich gemacht. Verse wie der 17.: 'In Bräutigams Gestalt entgegenleuchtete' sind selten. Dagegen fällt die grosse Einförmigkeit der Verse auf. Von den Abwechslung schaffenden Licenzen des antiken Trimeters, der im ersten, dritten und fünften Fusse die Länge statt der Kürze zulässt, der durch Auflösung der Längen in zwei Kürzen auch den Tribrachys und Daktylus ermöglicht, der sich auch gerne

1) In dem Convolut 'Rhythmik', welches das Goethe-Jahrbuch 8,65 N. 1 erwähnt, findet der Aufsatz (nach Mittheilung Bernhard Suphans) sich nicht.

2) Zwei Zeilen des Prometheus-Fragments von 1795 sind hierbei nicht in Anschlag gebracht.

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