4 er: Nimm den Überwurf, den du anhast, und halte ihn her! Sie hielt ihn hin. Da maß er sechs [Maß] Gerste ab und lud es ihr auf. So kam sie' in die Stadt. 16 Als sie nun zu ihrer Schwiegermutter kam, fragte diese: Wie steht's mit dir, meine Tochter? Da erzählte sie ihr alles, was ihr der Mann erwiesen hatte, 17 und sprach: Diese sechs [Maß] Gerste hat er mir gegeben, denn er sagte: Du darfst nicht leer zu deiner Schwiegermutter kommen! 18 Da sagte sie: Verhalte dich ruhig, meine Tochter, bis du weißt, wie die Sache ausfällt! Denn der Mann wird nicht ruhen, ehe er die Sache heute zu Ende geführt hat. 3 Boas heiratet Ruth. Geschlechtsregister Davids. 4 1 Boas aber war zum Thor hinaufgegangen und hatte sich niedergefeßt. Als nun gerade der Löjer, von dem Boas geredet hatte, vorbeiging, sprach er: Komm hierher und seße dich hier nieder, du so und so *! Als er nun herangekommen war und sich gefeßt hatte, 2 nahm er zehn Männer von den Vornehmsten und sprach: Seßt euch hier nieder! Als sie sich gesezt hatten, redete er den Löser an: Das Stück Land, das unserem Verwandten Elimelech ge= hörte, hat Naemi, die aus dem Gebiete Moabs zurückgekommen ist, verkauft. Nun dachte ich, ich wolle es dir zu Ohren bringen und sagen: Kaufe [es] in Gegenwart der [hier] Anwesenden und in Gegenwart der Vornehmsten meiner Volksgenossen. Wenn du als Löfer auftreten willst, so sei Löfer! Willst 'du' aber nicht Löser sein, so thue mir's kund, damit ich Bescheid weiß. Es ist nämlich außer dir niemand da, der Löser sein könnte, und ich nach dir! Er sagte: Ich will Löser sein. 5 Da sprach Boas: Gleichzeitig damit, daß du Naemi das Feld abkaufst, hast du auch die Moabitin Ruth, des Verstorbenen Witwe, erkauft, um des Verstorbenen Namen auf seinem Erbbesig wieder erstehen zu lassen. Da erwiderte der Löser: Ich kann [es] nicht für mich einlösen; ich würde sonst mein Erbland verderben. Löse du dir, was ich zu lösen hätte, denn ich kann es nicht lösen! 7 Nun war vor Zeiten folgendes in Israel [Brauch] bei der Lösung und dem Tausch, um irgend etwas festzumachen: Einer zog seinen Schuh aus und gab ihn dem andern das war die [Form der] Bestätigung in Israel. 8 So sagte denn der Löser zu Boas: Kaufe [es] für dich! und zog seinen Schuh aus. aber sprach zu den Vornehmen und zu allem Volk: Jhr seid heute Zeugen, daß ich Naemi den ganzen Besitz Elimelechs, sowie den ganzen Besiz Kiljons und Machlons abgekauft habe. 10 10 Dazu habe ich die Moabiterin Ruth, Machlons Witwe, mir zum Weibe erkauft, um des Verstorbenen Namen auf seinem Erbbesig wieder erstehen zu lassen, damit des Verstorbenen Name aus dem Kreise seiner Verwandten und aus dem Thore seines [Heimat-]Ortes nicht verschwinde - ihr seid heute Zeugen! 11 Da rief alles Volk, das sich im Thore befand, und die Vornehmen: Zeugen [sind wir]! Möge Jahwe das Weib, das in dein Haus einziehen soll, machen wie Rahel und Lea, welche beiden das Haus Israel erbaut haben! Übe Macht in Ephrata aus und rufe einen [gefeierten] Namen in Bethlehem! 12 Und durch die Nachkommen, die dir Jahme von diesem jungen Weibe geben wird, gleiche dein Haus dem Hause des Perez, den Thamar dem Juda gebar! Boas 18 So heiratete Boas die Ruth, und sie ward sein Weib. Und als er zu ihr einging, gewährte ihr Jahwe, daß sie schwanger wurde, und sie gebar einen Sohn. 14 Da sagten die Frauen zu Naemi: Gepriesen sei Jahwe, der dir heute einen Löser nicht versagt hat, so daß 15 sein Name in Jsrael genannt werden wird! 15 Er wird dir ein Erquicker und ein Versorger deines Alters werden, denn deine Schwiegertochter, die dich lieb hat, hat ihn geboren — sie, die für dich mehr wert ist als sieben Söhne! 16 Da nahm Naemi das Kind und legte es auf ihren Schoß und wurde seine Wärterin. 17 Und die Nachbarinnen benannten es, indem sie * Der betreffende hebr. Ausdruck wird, wie im Deutschen N. N. gebraucht, wenn man den Namen nicht angeben kann oder will. sprachen: Naemi ist ein Sohn geboren! und benannten es Dbed - das ist der Vater von Davids Vater Ifai. 18 Das ist der Stammbaum des Perez: Perez erzeugte Hezron, 19 Hezron erzeugte Ram, Ram erzeugte Amminadab, 20 Amminadab erzeugte Nachson, Nachson erzeugte 'Salmon', 20 21 Salmon erzeugte Boas, Boas erzeugte Obed, 22 Obed erzeugte Isai, Isai erzeugte David. 1* Die Klagelieder. 1 Ach, wie so einsam liegt die Stadt, 2 Sie weint und weint in der Nacht, alle ihre Freunde haben ihr die Treue gebrochen, 3 Ausgewandert ist Juda vor Elend Es weilt unter den Heiden, Alle seine Verfolger holten es ein 4 Die Wege nach Zion trauern, 5 Jhre Bedränger sind obenauf gekommen, * Alle ihre Verehrer verachten sie, und sie selbst seufzt [einst] reich an Volk, die groß war unter den Nationen; in den Engen. weil niemand zum Fest kommt. ihre Priester seufzen ; und ihr selbst ist wehe. ihre Feinde sind wohlgemut. um der Menge ihrer Sünden willen; vor dem Bedränger her. die keine Weide fanden, Elends und ihrer Irrsal, an alle ihre Herr. lichkeiten, die feit den Tagen der Urzeit waren›, und keiner ihr half; lachten über ihre Niederlagen **. drum wurde sie zum Abscheu. weil sie ihre Blöße gesehn, Kap. 1-4 sind alphabetische Lieder, und zwar beginnen in Kap. 1. 2. 4 die einzelnen Verse, in Kap. 3 je drei Verse der Reihe nach mit einem der 22 Konsonanten des hebr. Alphabets (über die Buchstabenfolge pe, ajin in Kap. 2–4 vergl. die Bemerkung zu Pf. 34, 18). Außerdem findet sich in Kap. 1-4 überall eine besondere Versform (der von Budde entdeckte „Klaglieder-Vers“), die auf ein kurzes erstes Glied ein noch kürzeres zweites Glied folgen läßt. Und zwar besteht in Kap. 1 und 2 jeder unserer Verse aus drei, in Kap. 3 aus einem, in Kap. 4 aus zwei Klagliederversen. In Kap. 5 ist jeder Vers zweigliederig, aber anders gebaut, als in Kap. 1—4. ** Die Bedeutung des leßten Wortes ist unsicher. fie bedachte das Ende nicht. sie hat keinen Tröster. denn der Feind triumphiert! nach allen ihren Schäßen. in ihr Heiligtum kamen, von denen du geboten: „sie dürfen nicht kommen 11 Alle ihre Bewohner seufzen, 12 geben ihre Schätze für Speise dahin, Sieh' her, Jahwe, und schaue darein, .... in deine Gemeine!" suchen nach Brot, * ihr alle, die ihr des Wegs vorüberzieht, 18 Aus der Höhe sandte er Feuer, 14 Geschirrt ist das Joch meiner Sünden schaut und seht, der mir angethan ward, am Tage seines glühenden Zorns. ließ es in meine Gebeine herniederfahren', trieb mich zurück, immerdar fiech. durch seine Hand; aneinander geknüpft sind sie, auf meinen Nacken gelegt; Der Herr hat mich solchen preisgegeben, 15 Verworfen hat alle meine Helden 17 Zion streckt ihre Hände aus, O hört es, all' ihr Völker, Meine Jungfrauen und meine Jünglinge 19 Jch rief meine Buhlen herbei, Meine Priester und meine Vornehmen als sie sich Speise suchten, 20 Siehe, Jahwe, wie mir angst ist, Das Herz dreht sich mir im Busen um, Draußen würgte das Schwert [meine] Kinder, 21 Sie hörten, wie ich seufzte, er brach meine Kraft. denen ich nicht standhalten kann. in meiner Mitte der Herr, meine Jünglinge zu zermalmen. der jungfräulichen Tochter Juda. mein Auge zerfließt in Thränen. der mein Herz erquickte: denn der Feind ist stark. sie findet keinen Tröster. verschmachteten in der Stadt, wegen aller meiner Sünden! * Die beiden ersten Worte („nicht zu euch“) sind im jezigen Text unverständlich. Kautsch, Altes Testament. 55 1 Ach, wie umwölkt der Herr in seinem Zorn Vom Himmel warf er zur Erde und gedachte nicht an seiner Füße Schemel 2 Schonungslos vertilgte der Herr riß nieder in seinem Grimm warf zu Boden, entweihte 3 hieb ab in Zornesglut 30g seine Rechte zurück und schürte in Jakob eine flammende Lohe, 4 Er spannte seinen Bogen wie ein Feind, und tötete alle Augenweide goß aus wie Feuer seinen Grimm 5 Der Herr erwies sich als Feind, vertilgte alle seine' Paläste, und häufte in der Tochter Juda Er hat seine Hütte zerwühlt wie einen Garten *** und verwarf in seinem grimmigen Zorne Er zog die Meßschnur, hinderte nicht seine Hand und versezte in Trauer Wall und Mauer, Ihre Thore sind in die Erde gesunken; die Tochter Zion! die Herrlichkeit Israels die Festen der Tochter Juda, die ringsum verzehrte. * im Zelte der Tochter Zion, ** vertilgte Israel, zerstörte seine Burgen, Jammer über Jammer. seinen Festort zerstört. Fest und Sabbat König und Priester. als wäre ein Festtag. die Mauer der Tochter Zion. miteinander härmten sie sich ab. er vernichtete und zerbrach ihre Riegel. des Gesezes beraubt; Ihr König und ihre Fürsten sind unter den Heiden, auch ihre Propheten erlangen nicht mehr 10 Am Boden sizen und schweigen haben Staub auf ihr Haupt gestreut, zur Erde senkten ihr Haupt 11 In Thränen schwinden meine Augen dahin, das Herz will mir zerspringen †† da Kind und Säugling verschmachten 12 Jhren Müttern rufen sie zu: verschmachtend wie Todeswunde indem sie ihr Leben aushauchen. Offenbarung von Jahwe. die Vornehmen der Tochter Zion, mein Inneres glüht, über den Untergang der Tochter meines auf den Straßen der Stadt. 13 Was soll ich als Beispiel für dich nennen, womit dich vergleichen, * du Tochter Jerusalem? Wörtlich: „fest stand seine Rechte wie ein Bedränger“ (oder „nach Weise eines B."). Der Text ist schon wegen der Länge des Versgliedes verdächtig. ** Das zweite Versglied fehlt im gegenwärtigen Terte. *** Ursprünglich vielleicht wie ein Dieb"; vergl. die tertkritische Anmerkung. " † Wörtlich: die Mauern ihrer Paläste“, aber nach dem ganzen Zusammenhang kann nur vom Tempel oder einem Teile desselben die Rede sein. Vergl. die tertkritische Anmerkung. †† Wörtlich: „meine Leber ist ausgegossen zur Erde", wohl sprichwörtlicher Ausdruck für die tiefste Schmerzempfindung, daher oben durch einen entsprechenden deutschen Ausdruck wiedergegeben. 2 5 10 15 20 3 5 6 Was stell' ich dir gleich, um dich zu trösten, Ja, groß wie das Meer ist deine Wunde; 14 Deine Propheten erschauten dir und deckten [dir] deine Schuld nicht auf, sondern erschauten dir Sprüche 15 Über dich schlugen die Hände zusammen zischten und schüttelten das Haupt jungfräuliche Tochter Zion? alle, die des Wegs vorüberzogen, über die Tochter Jerusalem: „Ist das die Stadt, ‹die man nannte› der Schönheit Krone, 16 Über dich rissen auf ihren Mund zischten und knirschten mit den Zähnen, Ja, das ist der Tag, den wir erhofften; 17 Jahwe hat ausgeführt, was er ersonnen, das er seit den Tagen der Vorzeit entboten, und deinen Feind über dich fröhlich gemacht, 18 Schreie laut' zum Herrn, Laß [deine] Thränen rinnen, wie einen Bach, Gönne dir keine Ruhe, 19 Auf, jammere laut in der Nacht schütte aus wie Wasser dein Herz erhebe zu ihm deine Hände 20 Sieh darein, o Jahwe, und schaue her, Sollen Weiber ihre [Leibes-]Frucht essen, Soll im Heiligtum des Herrn gemordet werden 21 Auf der Erde liegen in den Straßen Meine Jungfraun und meine Jünglinge du hast gemordet am Tage deines Zorns, 22 Du beriefst wie an einem Fest alle deine Feinde, die Wonne der ganzen Erde"? sprachen: „Wir haben vernichtet! wir haben ihn erlebt, gesehn." sein Wort vollendet, hat niedergerissen ohne Erbarmen du jungfräuliche' Tochter Zion! für das Leben deiner Kindlein <die vor Hunger verschmachten an allen Straßenecken). wem du solches angethan! die Kinder ihrer Pflege? Da gab's am Tage des Zornes Jahwes keinen, der entrann und entkam: Die ich gepflegt und aufgezogen, Ich bin der Mann, der Elend fah 2 Mich hat er getrieben und geführt 3 Ja, gegen mich kehrt er immer aufs neue 4 Aufgerieben hat er mein Fleisch und meine Haut, 5 rings um mich aufgebaut mich in Finsternis versett 7 Er hat mich ummauert ohne Ausweg, 8 ob ich auch schreie und rufe, 9 vermauerte meine Wege mit Quadern, die hat mein Feind vertilgt. unter der Rute seines Grimms. in Finsternis und tiefes Dunkel. den ganzen Tag seine Hand. meine Gebeine zerbrochen, Gift und Drangsal, wie ewig Tote. er hemmt mein Gebet, 11 Er hat meine Wege in die Irre geführt und mich zerrissen, 12 hat seinen Bogen gespannt und mich aufgestellt mich verödet gemacht, als Ziel für den Pfeil, seines Köchers Söhne. |