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cobi's hätte durch häufigere Anwesenheit die Freundschaft immer wieder warm erhalten: so aber drängten sich bald andere Beziehungen Goethe auf und unter jener kälter und gleichgiltiger werdenden Stimmung, die mit dem Jahre 76 über Goethe kam, und die so manche warme Jugendfreunde Goethe's schmerzlich beklagten, hatte auch Jacobi zu leiden.

Zunächst war es aber ein anderer Anlass, der die Freundschaft lockerte: es war die Abfassung der Stella.

Ueber eine nähere Beziehung der Stella zu Jacobi haben neuerdings im Anschluss an die Veröffentlichung der GoetheBriefe an Johanna Fahlmer und die in Freiburg aufbewahrten Briefe aus Johann Georg Jacobi's Nachlass zuerst Urlichs und dann Wilhelm Scherer geschrieben, der Erstere in der deutschen Rundschau Bd. 4 (Juli bis September 1875), S. 78-83, der Letztere in derselben Zeitschrift Bd. 6 (Januar bis März 1876), S. 66-86. Aus verschiedenen Briefstellen glaubte man, mit Recht schliessen zu dürfen, dass die Beziehungen Johanna Fahlmer's zu Jacobi mit der Stella in irgend welchem Zusammenhange stehen. Prüfen wir die Sache etwas näher! Mir scheinen die beiden gelehrten Goethekenner in ihren Folgerungen zu weit gegangen zu sein.

Am 6. März schreibt Goethe an Johanna Fahlmer (G. a. J. F., S. 70):,,Hier sind die ersten Bogen der Stella. Wenn es Sie unterhält, so schreiben Sie sie ab, Fritzen (Jacobi) wird dies Stück von Ihrer Hand gewiss zehnmal lieber." Johanna Fahlmer muss diesen Anfang der Stella alsbald an Jacobi geschickt haben, denn vor dem 21. März hat Jacobi über die Stella an Goethe geschrieben, da dieser am genannten Tage in einem Briefe an Jacobi sagt:,,Lieber Bruder, dass Du meine Stella so lieb hast, thut mir sehr wohl." Am Ende des Briefes verspricht Goethe, bald die ganze Stella zu senden. Unterdessen hatte Goethe der gemeinsamen Freundin die 4 ersten Akte der Stella zu lesen gegeben, und diese muss sich günstig darüber geäussert haben. Goethe schreibt in einem undatirten, von Ur

lichs noch in den März gesetzten Briefe (G. a. J. F., S. 71): „Liebe Tante, ich wusste, was Stella Ihrem Herzen sein würde. Ich bin müde, über das Schicksal unseres Geschlechts von Menschen zu klagen, aber ich will sie darstellen, sie sollen sich erkennen, womöglich, wie ich sie erkannt habe, und sollen, wo nicht beruhigter, doch stärker in der Unruhe sein. — Haben Sie das Verlangen zum fünften Akte überwunden? Ich wollt', Sie hätten einen dazu gemacht. Adieu! Stella ist schon Ihre, wird durch das Schreiben immer Ihrer, was wird Fritz eine Freude haben!"

Das Stück erregte aber keineswegs Jacobi's Freude. Es ist hier nicht am Platze, die Urtheile Jacobi's über Goethe's Werke im Einzelnen anzuführen, aber wer diese Urtheile kennt, wird zugeben müssen, dass sie durch die Zeit bestätigt worden sind. Jacobi war (soviel ich weiss) im späteren Leben Goethe's einer der wenigen, die ihm ungeschminkt die Wahrheit sagten, und wie er ihm über Werther, Faust, Iphigenie, Tasso voll Dankes und Verehrung zujubelte, so sprach er auch offen aus, was ihm an Stella, dem Gross-Kophta, der natürlichen Tochter, gewissen Partien in Wilhelm Meister und den Wahlverwandtschaften missfiel und anstössig erschien.

Wenn Goethe je eines seiner Werke überschätzt hat, so ist es Stella. Diese empfiehlt er allen seinen Freunden und Freundinnen auf das Angelegentlichste. So geht es auf Stella, wenn er 15. März an Sophie la Roche schreibt: „Ehestens kriegen Sie wieder was, das ich Ihrem Herzen empfehle." Ebenso schreibt er an Auguste Stolberg (G. a. A. St., 10. April 76, S. 119): „Ist sie nicht mehr wie sonst, hat ihr Stella nicht gezeugt, dass ich ihr Alter bin, obschon ich nicht schreibe?"

Das Stück ist entschieden das schwächste Produkt aus jenen Jahren Goetheischer Jugendkraft. Fernando ist nicht von zwei mächtigen Leidenschaften zu zwei verschiedenen Frauen beherrscht, sondern gar keiner umfassenden Leidenschaft mehr fähig. Man hat das peinliche Gefühl, wenn man sich Fernando

entweder mit seiner früheren Frau, oder mit Stella, oder mit allen beiden wieder vereinigt denkt, dass die Sache doch nicht lange hält und die liebe Abwechselung den alten Aventurier weiter treibt (ähnlich drückt sich Nikolai aus in einem Briefe an Merck, 28. Dez. 75, siehe Wagner a, 79). Wer die Sache anders ansieht, lese nur Fernando's Gespräch mit seinem Verwalter, und was dieser über Fernando's früheres Leben sagt. Alle drei Frauen spielen eine jämmerliche Rolle, und die Scene, wo Fernando seiner schnippischen Tochter gegenüber den Galanten spielt, hat etwas Ekelhaftes. Wie Wilhelm Scherer gar aus diesem Stücke,,Muth des reinen Lebens" zu trinken versteht, ist mir unfassbar.

Jacobi scheint sein Missfallen an dem Stücke mit deutlichen Worten ausgesprochen zu haben. Goethe gab zuerst ebenfalls eine kräftige Antwort, hielt sie aber auf Drängen der Johanna Fahlmer zurück. An diese schreibt er, wol im April (G. a. J. F., S. 79): „Sie sind recht lieb ich hab meine Antwort an Fritz zurückgehalten, denn sie war wirklich mistisch. wild könnte ich wol über Fritzen werden, bös nie!" Jacobi hatte die Absicht, persönlich in Frankfurt einzutreffen; darauf deutet ein für uns unverständliches Billet Goethe's an die Fahlmer vom 23. April (G. a. J. F., S. 80): „Ich verstehe kein Wort davon, beste Tante, nicht ein Wort grosser Gott, es geht uns bunt, sehr bunt und doch ist's mir wie ein Lichtstrahl dass Fritz kommt

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sogar unerwartet. Was

kann, was soll ich sagen! Sein letzt Billet erinner ich mich

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Wir müssen nun wol harren, ich fühl, was in Ihnen

Aus dem Briefe, den Goethe an Jacobi über dessen ungünstige Aufnahme der Stella wirklich abgeschickt hat, ist uns durch Jacobi Einiges erhalten (G. u. J., S. 54). Er wirft Jacobi Unglauben vor, verlangt seine Stella zurück und schreibt: ,,Wenn Du wüsstest, wie ich sie liebe und um Deinetwillen liebe!"

Wo liegen nun die persönlichen Verhältnisse Jacobi's, an welche die Stella sich anlehnen oder welche sie darstellen soll?

Jacobi, in der glücklichsten Ehe lebend, stand in einem innigen und nur durch den Tod getrennten Freundschaftsbunde zu der trefflichen Johanna Fahlmer, der späteren Frau Georg Schlosser's. Diese, eine Stieftante Jacobi's, war ein Jahr jünger als er selbst und stand mit Jacobi von früh an im innigsten schwesterlichen Verkehr. Als Jacobi 10. März 1819 starb, schrieb sie in ihr Tagebuch (G. a. J. F., Vorwort): „Heute starb mein brüderlicher, schon bei meiner Geburt in meiner Wiege mich begrüssender Gespiele und Freund durch's ganze Leben Friedrich Heinrich Jacobi." Auf sie geht es, wenn in Jacobi's Lebensnachricht (J. a. B. I, V. IX) steht: ,,Er hatte von Kindheit an, mehr als jeden Andern, den Umgang einer Person gleichen Alters, die eine Halbschwester seiner früh verstorbenen Mutter war, geliebt." In Jacobi's Briefwechsel wird sie „Adelaide" genannt (siehe Anmerkg. J. a. B. I, 148).

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Nach gemeinsam verlebter Jugend ging 1758 Johanna Fahlmer mit ihren Eltern nach Mannheim, um dieselbe Zeit Jacobi nach Frankfurt und Genf. Als Johanna, die unterdess ihren Vater verloren, 1776 mit ihrer Mutter nach Düsseldorf zurückkehrte, traf sie ihren Jugendfreund in glücklicher Ehe mit ihrer Freundin Betty von Clermont und blieb in inniger Beziehung zu beiden. Diese Verhältnisse liegen Jacobi's Woldemar deutlich zu Grunde. Später, 1770, verliess Johanna dauernd Düsseldorf und lebte zuerst kränkelnd in den Bädern Spaa und Aachen. Nach überstandener Krankheit schreibt sie in ihr Tagebuch: „Eine grosse Krisenzeit meines Lebens, auch anderer als physischer Leiden."

Seit 1772 bis zu ihrer Verheirathung mit Georg Schlosser lebte Johanna Fahlmer in Frankfurt, regelmässige längere Besuche den Düsseldorfer Freunden abstattend.

Diese Beziehungen waren Goethe gut bekannt, sowol früher durch Johanna Fahlmer und Jacobi's Frau, als nachher durch

Jacobi selbst. Das eigenthümliche Verhältniss Jacobi's, seiner Frau und Johanna Fahlmer's zu einander interessirte ihn. So schreibt ihm Betty Jacobi 6. Nov. 73 (G. a. J., S. 9): „Dass die Tante und ich unsern ebenen und graden Weg neben einander ohne Stumpen und Stolpern gehen, ist wahr, obgleich noch wol immer ein Räthsel für den Herrn Doktor Goethe Lobesan."

Als er daher seine Stella, in der ebenfalls das Verhältniss zweier Frauen, obgleich in völlig anderer Weise, zu einem Manne dargestellt wird, an Johanna Fahlmer und Jacobi schickte, konnte er die angeführten Worte gebrauchen, er konnte sagen, dass ihm Stella um Jacobi's willen lieb sei, und er konnte glauben, dass das Drama durch Johanna Fahlmer's Hand Jacobi doppelt so lieb sei. Soweit geht die Beziehung, weiter nicht. Sonst sind zwischen den in der Stella geschilderten Beziehungen und denjenigen Jacobi's lauter Gegensätze, keine Berührungspunkte; Fernando hat keinen Tropfen Jacobi'schen Blutes in sich und ebenso weder die prosaisch-sentimentale Madame Sommer, noch die ätherisch-kindliche Stella etwas gemein mit Betty Jacobi oder Johanna Fahlmer. In dieser Untersuchung scheint mir der philologische Drang, überall Beziehungen, Anlässe, Motive zu finden, auf falsche Wege gerathen zu sein. W. Scherer hat aus den Freiburger Jacobibriefen eine Jugendsünde Jacobi's ermittelt und verwebt alsbald diese Sache mit den Ereignissen in der Stella. Als ob dieses Vergehen Jacobi's, wenn es überhaupt erwiesen ist, mit einer Liebesgeschichte verglichen werden könnte, wie sie zwischen Fernando und Madame Sommer gespielt hat!

Ebenso unwahrscheinlich ist es, wenn Urlichs die Worte in der Stella (Act IV, Sc. 1): „Weisst Du den Nachmittag im Garten, bei meinem Onkel? Wie Du zu uns hereintratst? Wir sassen unter den grossen Kastanienbäumen hinter dem Lusthaus!" auf den Pempelforter Garten bezieht, in dem, nach Schaumburg (Jacobi's Garten, Aachen 1873), grosse Kastanienbäume und zwei Lusthäuschen waren; als ob ein Garten mit

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