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Mephistopheles.

Freud' muß Leid, Leid muß Freude haben.

Marthe.

Erzählt mir seines Lebens Schluß!

Mephistopheles.

Er liegt in Padua begraben
Beim heiligen Antonius,

An einer wohlgeweihten Stätte,
Zum ewig kühlen Ruhebette.

Marthe.

Habt ihr sonst nichts an mich zu bringen?

Mephistopheles.

Ja, eine Bitte, groß und schwer:

Laß Sie doch ja für ihn dreihundert Messen singen!
Im übrigen sind meine Taschen leer.

Marthe.

Was! Nicht ein Schaustück! Kein Geschmeid'?

Was jeder Handwerksbursch im Grund des Sädels spart, Zum Angedenken aufbewahrt,

Und lieber hungert, lieber bettelt!

Mephistopheles.

Madam, es thut mir herzlich leid;

Allein er hat sein Geld wahrhaftig nicht verzettelt.

Auch er bereute seine Fehler sehr,

Ja, und bejammerte sein Unglück noch viel mehr.
Margarete.

Ach! daß die Menschen so unglücklich sind!

Gewiß ich will für ihn manch Requiem noch beten.

Mephistopheles.

Ihr wäret werth, gleich in die Ch' zu treten:

Ihr seyd ein liebenswürdig Kind.

Margarete.

Ach nein! das geht jezt noch nicht an.

Mephistopheles.

Jst's nicht ein Mann, fey's derweil ein Galan.

'3 ist eine der größten Himmelsgaben, So ein lieb Ding im Arm zu haben.

Margarete.

Das ist des Landes nicht der Brauch.
Mephistopheles.

Brauch oder nicht! es giebt sich auch.

Erzählt mir doch!

Marthe.

Mephistopheles.

Ich stand an seinem Sterbebette;
Es war was besser als von Mist,

Von halbverfaultem Stroh: allein er starb als Christ,
Und fand, daß er weit mehr noch auf der Zeche hätte.
„Wie“, rief er, „muß ich mich von Grund aus hassen,
So mein Gewerb', mein Weib so zu verlassen!
Ach! die Erinn'rung tödtet mich.

Vergäb' sie mir nur noch in diesem Leben!"

Marthe (weinend).

Der gute Mann! ich hab' ihm längst vergeben.
Mephistopheles.

„Allein, weiß Gott! sie war mehr Schuld als ich.“

Marthe.

Das lügt er! Was! am Rand des Grabs zu lügen!
Mephistopheles.

Er fabelte gewiß in leßten Zügen,

Wenn ich nur halb ein Kenner bin.

„Ich hatte“, sprach er, „nicht zum Zeitvertreib zu gaffen, Erst Kinder, und dann Brot für sie zu schaffen,

Und Brot im allerweit'sten Sinn,

Und konnte nicht einmal mein Theil in Frieden essen."

Marthe.

Hat er so aller Treu', so aller Lieb' vergessen,

Der Plackerei bei Tag und Nacht!

Mephistopheles.

Nicht doch, er hat euch herzlich dran gedacht.

Goethe, Faust.

8

Er sprach: „Als ich nun weg von Malta ging,
Da betet' ich für Frau und Kinder brünstig;
Uns war denn auch der Himmel günstig,
Daß unser Schiff ein Türkisch Fahrzeug fing,
Das einen Schaß des großen Sultans führte.
Da ward der Tapferkeit ihr Lohn,

Und ich empfing denn auch, wie sich's gebührte,
Mein wohlgemeßnes Theil davon.“

Marthe.

Ei wie? Ei wo? Hat er's vielleicht vergraben?
Mephistopheles.

Wer weiß, wo nun es die vier Winde haben!
Ein schönes Fräulein nahm sich seiner an,
Als er in Napel fremd umherspazierte ;

Sie hat an ihm viel Liebs und Treu's gethan,
Daß er's bis an sein selig Ende spürte.

Marthe.

Der Schelm! der Dieb an seinen Kindern!
Auch alles Elend, alle Noth

Konnt' nicht sein schändlich Leben hindern!
Mephistopheles.

Ja seht! dafür ist er nun todt.

Wär' ich nun jezt an euerm Plaße,

Betrauert' ich ihn ein züchtig Jahr,

Visirte dann unterweil' nach einem neuen Schage. Marthe.

Ach Gott! wie doch mein erster war,

Find' ich nicht leicht auf dieser Welt den andern!
Es konnte kaum ein herziger Närrchen seyn.
Er liebte nur das allzuviele Wandern,

Und fremde Weiber, und fremden Wein,
Und das verfluchte Würfelspiel.

Mephistopheles.

Nun, nun! so konnt' es gehn und stehen,
Wenn er euch ungefähr so viel

Von seiner Seite nachgesehen.

Ich schwör' euch zu, mit dem Beding
Wechselt' ich selbst mit euch den Ring!

Marthe.

, es beliebt dem Herrn zu scherzen!

Mephistopheles (für sich).

Nun mach' ich mich bei Zeiten fort!

Die hielte wohl den Teufel selbst beim Wort.

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Ich möchte gern ein Zeugniß haben,

Wo, wie und wann mein Schaß gestorben und begraben.
Ich bin von je der Ordnung Freund gewesen,
Möcht' ihn auch todt im Wochenblättchen lesen.
Mephistopheles.

Ja, gute Frau, durch zweier Zeugen Mund
Wird allerdings die Wahrheit kund.
Habe noch gar einen feinen Gesellen,

Den will ich euch vor den Richter stellen.

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Ein braver Knab'! ist viel gereis't;
Fräuleins alle Höflichkeit erweis't.

Margarete.

Müßte vor dem Herren schamroth werden.
Mephistopheles.

Vor keinem Könige der Erden.

Marthe.

Da hinter❜m Haus in meinem Garten
Wollen wir der Herrn heut Abend warten.

Straße.

Faust. Mephistopheles.

Fauft.

Wie ist's? will's fördern? will's bald gehn?

Mephistopheles.

Ah bravo! Find' ich euch in Feuer?

In kurzer Zeit ist Gretchen euer.

Heut Abend sollt' ihr sie bei Nachbars Marthen sehn.

Das ist ein Weib wie auserlesen

Zum Kuppler- und Zigeunerwesen!

So recht!

Fauft.

Mephistopheles.

Doch wird auch was von uns begehrt.

Fauft.

Ein Dienst ist wohl des andern werth.

Mephistopheles.

Wir legen nur ein gültig Zeugniß nieder,

Daß ihres Chherrn ausgereckte Glieder

In Padua an heil'ger Stätte ruhn.

Fauft.

Sehr klug! Wir werden erst die Reise machen müssen!

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