Doch ist es jedem eingeboren, Daß sein Gefühl hinauf und vorwärts dringt, Der Adler ausgebreitet schwebt, Der Kranich nach der Heimat strebt. Wagner. Ich hatte selbst oft grillenhafte Stunden, Und ach! entrollst du gar ein würdig Pergamen, So steigt der ganze Himmel zu dir nieder. Du bist dir nur des einen Triebs bewußt; Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, Sich an die Welt, mit klammernden Organen; O giebt es Geister in der Luft, Die zwischen Erd' und Himmel herrschend weben, So steiget nieder aus dem goldnen Duft, Und führt mich weg, zu neuem, buntem Leben! Ja, wäre nur ein Zaubermantel mein, Und trüg' er mich in fremde Länder, Mir sollt' er um die köstlichsten Gewänder, Wagner. + Berufe nicht die wohlbekannte Schaar, Von Norden dringt der scharfe Geisterzahn Wenn sie der Mittag aus der Wüste schickt, Die Gluth auf Gluth_um deinen Scheitel häufen, Am Abend schäßt man erst das Haus. Was stehst du so, und blickst erstaunt hinaus? Was kann dich in der Dämm'rung so ergreifen? Fauft. Siehst du den schwarzen Hund durch Saat und Stoppel streifen? Wagner. Ich sah ihn lange schon; nicht wichtig schien er mir. Fauft. Betracht' ihn recht! Für was hältst du das Thier? Wagner. Für einen Pudel, der auf seine Weise Fauft. Bemerkst du, wie in weitem Schneckenkreise Wagner. Ich sehe nichts als einen schwarzen Pudel; Mir scheint es, daß er magisch leise Schlingen Wagner. Ich seh ihn ungewiß und furchtsam uns umspringen, Der Kreis wird eng, schon ist er nah! Wagner. Du siehst, ein Hund, und kein Gespenst, ist da! Fauft. Geselle dich zu uns! Komm' hier! Wagner. Es ist ein pudelnärrisch Thier. Du stehest still, er wartet auf; Du sprichst ihn an, er strebt an dir hinauf; Nach deinem Stock in's Wasser springen. Fauft. Du hast wohl Recht, ich finde nicht die Spur Wagner. Dem Hunde, wenn er gut gezogen, Ja, deine Gunst verdient er ganz und gar, Er, der Studenten trefflicher Scolar. (Sie gehen in das Stadtthor.) Studirzimmer. Fauft (mit dem Pudel hereintretend). Sey ruhig, Pudel! renne nicht hin und wieder! Mein bestes Kissen geb' ich dir. Wie du draußen auf dem bergigen Wege Ach! wenn in unsrer engen Zelle Knurre nicht, Pudel! Zu den heiligen Tönen, Will der thierische Laut nicht passen. Wir sind gewohnt, daß die Menschen verhöhnen, Daß sie vor dem Guten und Schönen, Will es der Hund, wie sie, beknurren? Aber ach! schon fühl' ich, bei dem besten Willen, Mich drängt's, den Grundtext aufzuschlagen, Das heilige Original In mein geliebtes Deutsch zu übertragen. (Er schlägt ein Volum auf und schickt sich an.) Geschrieben steht: Im Anfang war das Wort." Hier stock' ich schon! Wer hilft mir weiter fort? Ich kann das Wort so hoch unmöglich schäßen, Ich muß es anders übersehen, Wenn ich vom Geiste recht erleuchtet bin. Geschrieben steht: „Im Anfang war der Sinn.“ Bedenke wohl die erste Zeile, Daß deine Feder sich nicht übereile! Ist es der Sinn, der alles wirkt und schafft? Es sollte stehn: „Im Anfang war die Kraft." Doch, auch indem ich dieses niederschreibe, |