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fürchten *). Ach nein, wenn einst Deutschland sich wieder rüttelt, und diese Zeit wird dennoch kommen, dann werden die Polen kaum noch dem Namen nach existieren, sie werden ganz mit den Russen verschmolzen sein, und als solche werden wir uns auf donnernden Schlachtfeldern wieder begegnen... und sie werden für uns minder gefährlich sein als Feinde, denn als Freunde. Der einzige Vortheil, den wir ihnen verdanken, ist jener Russenhass, den sie bei uns gefäet und der, still fortwuchernd im deutschen Gemüthe, uns mächtig vereinigen wird, wenn die große Stunde schlägt, wo wir uns zu vertheidigen haben gegen jenen furchtbaren Riesen, der jezt noch schläft und im Schlafe wächst, die Füße weit ausstreckend in die duftigen Blumengärten des Morgenlands, mit dem Haupte anstoßend an den Nordpol, träumend ein neues Weltreich ... Deutschland

*) Dieser Say lautete in dem mir vorliegenden Originalmanuskripte ursprünglich, wie folgt: So sehr ich die Polen liebe, so sehr mich auch die innigsten Freundschaftsgefühle zu ihnen hinziehen, so sehr ich sie auch in gesellschaftlichen Bezügen achte und werthschäße, so konnte ich doch obige Bemerkung nimmermehr verschweigen. Nicht als ob ich die Popularität der Polen für die Zukunft, für die deutschen Freiheitsinteressen einer späteren Periode gefährlich hielte, ach nein! 2c." Der Herausgeber.

wird einst mit diesem Riesen den Kampf bestehen müssen, und für diesen Fall ist es gut, dass wir die Russen schon früh hassen lernten, dass dieser Hass in uns gesteigert wurde, dass auch alle andren Völker daran Theil nehmen... Das ist ein Dienst, den uns die Polen leisten, die jezt als Propaganda des Russenhasses in der ganzen Welt umherwandern. Ach, diese unglücklichen Polen! sie selber werden einst die nächsten Opfer unseres blinden Zornes sein, sie werden einst, wenn der Kampf beginnt, die russische Avantgarde bilden, und sie genießen alsdann die bittern Früchte jenes Hasses, den sie selber gesäet. Ist es der Wille des Schicksals, oder ist es glorreiche Beschränktheit, was die Polen immer dazu verdammte, sich selber die schlimmste Falle und endlich die Todesgrube zu graben . . . seit den Tagen Sobieski's, der die Türken schlug, Polens natürliche Alliierte, und die Östreicher rettete. . . der ritterliche Dummkopf!

Ich habe oben von der „kleinen polnischen Schlauheit" gesprochen. Ich glaube, dieser Ausdruck wird keiner Missdeutung anheimfallen; kommt er doch aus dem Munde eines Mannes, dessen Herz am frühesten für Polen schlug, und der lange schon vor der polnischen Revolution, für dieses heldenmü

Heine's Werke. Bd. XII.

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thige Volk sprach und litt. Jedenfalls will ich jenen Ausdruck noch dahin mildern, dass ich nachträglich bemerke, er bezieht sich hier auf die Jahre 1831 und 1832, wo die Polen von der großen Wissenschaft der Freiheit nicht einmal die ersten Elementarkenntnisse besaßen, und die Politik ihnen nichts Anders dünkte, als eben ein Gewebe von Weiberkniffen und Hinterlist, kurz, als eine Manifestation jener „kleinen polnischen Schlauheit," für welche sie sich ein ganz besonderes Talent zutrauten.

Diese Polen waren gleichsam ihrem heimatlichen Mittelalter entsprungen, und, ganze Urwälder von Unwissenheit im Kopfe tragend, stürmten sie nach Paris, und hier warfen sie sich entweder in die Sektionen der Republikaner oder in die Sakristeien der katholischen Schule; denn um Republikaner zu sein, dazu braucht man Wenig zu wissen, und um Katholik zu sein, braucht man gar Nichts zu wissen, sondern braucht man nur zu glauben. Die Gescheitesten unter ihnen begriffen die Revolution nur in der Form der Emeute, und sie ahnten nimmermehr, dass namentlich in DeutsschLand durch Tumult und Straßenauflauf wenig gefördert wird. Eben so unheilvoll wie spaßhaft war das Manöver, womit einer ihrer größten Staats

männer gegen die deutschen Regierungen verfuhr *). Er hatte nämlich bei dem Durchzug der Polen bemerkt, wie ein einziger Pole hinreichend war, um eine stille deutsche Stadt in Bewegung zu setzen, und da er der gelehrteste Lithauer war und aus der Geographie ganz genau wusste, dass Deutsch

*) Statt des vorhergehenden und der ersten Hälfte des vorliegenden Absaßes, fand sich im Originalmanuskript ursprünglich folgende Stelle: „Ich werde an einem andern Orte von der Sonnenfeite der Polen reden, von den Vorzügen, die ihnen, wie sehr sie sich auch unter einander verleumden, nimmermehr abzusprechen sind. Hier leider konnte nur von ihrer Schattenseite die Rede sein, von ihrer Geistesbeschränktheit in politischen Dingen, die uns so Viel geschadet und noch mehr schaden konnte. Diese unglücklichen Polen, welche von der großen Wissenschaft der Freiheit nicht einmal die ersten Elementarkenntnisse besaßen und nur barbarische Rauflust in der Brust und ganze Urwälder von Unwissenheit im Kopfe trugen: diese unglücklichen Polen begriffen die Revolution nur in der Form der Emeute, und selbst die Gescheitesten von ihnen ahnten nimmermehr, dass eine radikale Umwälzung in Deutschland wenig gefördert wird durch Volksaufläufe oder durch ein Stegreifscharmüßel, wie in Frankfurt, wo polnischer Scharfsinn angerathen hatte, die Konstabler-Wache mit Peloton feuer anzugreifen. Eben so unheilvoll wie spaßhaft war das Manöver, womit L., der große polnische Staatsmann, von hier aus gegen die deutschen Regierungen agierte."

Der Herausgeber.

land aus einigen dreißig Staaten besteht, schickte er von Zeit zu Zeit einen Polen nach der Hauptstadt eines dieser Staaten... er setzte gleichsam einen Polen auf irgend einen jener dreißig deutschen Staaten, wie auf die Nummern eines Rouletts, wahrscheinlich ohne große Hoffnung des Gelingens, aber ruhig berechnend: „An einem einzigen Polen ist nicht Viel verloren; verursacht er jedoch wirklich eine Emeute, gewinnt meine Nummer, so kommt vielleicht eine ganze Revolution dabei heraus!“

Ich spreche von 1831 und 1832. Seitdem sind acht Jahre verflossen, und ebenso gut, wie die Helden deutscher Zunge, haben auch die Polen manche bittere, aber nüßliche Erfahrung gemacht, und Viele von ihnen konnten die schreckliche Muße des Exils zum Studium der Civilisation benußen. Das Unglück hat sie ernsthaft geschult, und sie haben etwas Tüchtiges lernen können. Wenn sie einst in ihr Vaterland zurückkehren, werden sie dort die heilsamste Saat ausstreuen, und, wo nicht ihre Heimat, doch gewiss die Welt wird die Früchte ihrer Aussaat ernten. Das Licht, das sie einst mit nach Hause bringen, wird sich vielleicht weit verbreiten nach dem fernsten Nordosten und die dunkeln Föhrenwälder in Flammen seßen, so dass bei der auflodernden Helle unsere Feinde sich einander beschauen und

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