ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Wunderwelt alter Märchen zu versenken... ich musste politische Annalen herausgeben, Zeitinteressen vortragen, revolutionäre Wünsche anzetteln, die Leidenschaften aufstacheln, den armen deutschen Michel beständig an der Nase zupfen, dass er aus seinem gesunden Riesenschlaf erwache*) . . . Freilich, ich konnte dadurch bei dem schnarchenden Giganten nur ein sanftes Niesen, keineswegs aber ein Erwachen bewirken . . . Und riss ich auch heftig an seinem Kopfkissen, so rückte er es sich doch wieder zurecht mit schlaftrunkener Hand... Einst wollte ich aus Verzweiflung seine Nachtmüße in Brand stecken, aber sie war so feucht von Gedankenschweiß, dass sie nur gelinde rauchte . . . und Michel lächelte im Schlummer . . .

Ich bin müde und lechze nach Ruhe. Ich werde mir ebenfalls eine deutsche Nachtmüße anschaffen und über die Ohren ziehen. Wenn ich nur wüsste, wo ich jetzt mein Haupt niederlegen kann. In Deutschland ist es unmöglich. Seden Augenblick würde ein Polizeidiener herankommen und mich rütteln, um zu erproben, ob ich wirklich schlafe; schon diese Idee verdirbt mir alles Behagen. Aber

*) Der Schlußß des Absatzes fehlt in der französischen Ausgabe.

Der Herausgeber.

in der That, wo soll ich hin? Wieder nach Süden? Nach dem Lande, wo die Citronen blühen und die Goldorangen? Ach! vor jedem Citronenbaum steht dort eine östreichische Schildwache, und donnert dir ein schreckliches „Wer da!" entgegen. Wie die Citronen, so sind auch die Goldorangen jezt sehr fauer*). Oder soll ich nach Norden? Etwa nach Nordosten? Ach, die Eisbären sind jezt gefährlicher als je, seitdem sie sich civilisieren und Glacéhandschuhe tragen. Oder soll ich wieder nach dem verteufelten England, wo ich nicht in effigie hängen, wie viel weniger in Person leben möchte! Man sollte Einem noch Geld dazu geben, um dort zu wohnen, und statt Dessen kostet Einem der Aufenthalt in England doppelt so Viel, wie an anderen Orten. Nimmermehr nach diesem schnöden Lande, wo die Maschinen sich wie Menschen, und die Menschen wie Maschinen gebärden. Das schnurrt und schweigt so beängstigend. Als ich dem hiesigen Gouverneur präsentiert wurde, und dieser Stockengländer mehre Minuten, ohne ein Wort zu sprechen, unbeweglich vor mir stand, kam es mir unwillkürlich in den Sinn, ihn einmal von hinten zu be

*) Dieser Satz fehlt in der französischen Ausgabe.

Der Herausgeber.

trachten, um nachzusehen, ob man etwa dort vergessen habe, die Maschinen aufzuziehen*). Dass die Insel Helgoland unter brittischer Herrschaft steht, ist mir schon hinlänglich fatal. Ich bilde mir manchmal ein, ich röche jene Langeweile, welche Albion's Söhne überall ausdünsten. In der That, ́aus jedem Engländer entwickelt sich ein gewisses Gas, die tödliche Stickluft der Langeweile, und Dieses habe ich mit eigenen Augen beobachtet, nicht in England, wo die Atmosphäre ganz davon geschwängert ist, aber in südlichen Ländern, wo der reisende Britte isoliert umherwandert, und, die graue Aureole der Langeweile, die sein Haupt umgicbt, in der sonnig blauen Luft recht schneidend sichtbar wird. Die Engländer freilich glauben, ihre dicke Langeweile sei ein Produkt des Ortes, und, um derselben zu entfliehen, reisen sie durch alle Lande, langweilen sich überall und kehren heim mit einem Diary of an ennuyé. Es geht ihnen, wie dem Soldaten, dem seine Kameraden, als er schlafend auf der Pritsche lag, Unrath unter die Nase rieben; als er erwachte, bemerkte er, es röche schlecht in der Wachtstube, und er ging hinaus, kam aber bald zurück,

*) Dieser Satz fehlt in der französischen Ausgabe.

Der Herausgeber.

und behauptete, auch draußen röche es übel, die ganze Welt stänke.

Einer meiner Freunde, welcher jüngst aus Frankreich kam, behauptete, die Engländer bereisten den Kontinent aus Verzweiflung über die plumpe Küche ihrer Heimat; an den französischen Tabled'hôten sähe man dicke Engländer, die Nichts als Vol-au-Vents, Crème, Süprèmes, Ragouts, Gelées und dergleichen luftige Speisen verschluckten, und zwar mit jenem kolossalen Appetite, der sich daheim an Roastbeefmassen und Yorkshirer Plumpudding ge= übt hatte, und wodurch am Ende alle französischen Gastwirthe zu Grunde gehen müssen. Ist etwa wirklich die Exploitation der Table-d'hôten der geheime Grund, weshalb die Engländer herumreisen? Während wir über die Flüchtigkeit lächeln, womit sie überall die Merkwürdigkeiten und Gemäldegalerien ansehen, sind sie es vielleicht, die uns mystificieren, und ihre belächelte Neugier ist Nichts als ein pfiffiger Deckmantel für ihre gastronomischen Absichten.

Aber wie vortrefflich auch die französische Küche, in Frankreich selbst soll es jetzt schlecht aussehen, und die große Retirade hat noch kein Ende. Die Jesuiten florieren dort und singen Triumphlieder. Die dortigen Machthaber sind dieselben Thoren, denen man bereits vor fünfzig Jahren die Köpfe

abgeschlagen . . . Was half's! sie sind dem Grabe wieder entstiegen, und jetzt ist ihr Regiment thörichter als früher; denn als man sie aus dem Todtenreich ans Tageslicht heraufließ, haben Manche von ihnen in der Hast den ersten, besten Kopf aufgesetzt, der ihnen zur Hand lag, und da ereigneten sich gar heillose Missgriffe; die Köpfe passen manchmal nicht zu dem Rumpf und zu dem Herzen, das darin spukt. Da ist Mancher, welcher wie die Vernunft selbst auf der Tribüne sich ausspricht, so dass wir den klugen Kopf bewundern, und doch lässt er sich gleich darauf von dem unverbesserlich verrückten Herzen zu den dümmsten Handlungen verleiten. .. Es ist ein grauenhafter Widerspruch zwischen den Gedanken und Gefühlen, den Grundsätzen und Leidenschaften, den Reden und den Thaten dieser Revenants!

Oder soll ich nach Amerika, nach diesem ungeheuren Freiheitsgefängnis, wo die unsichtbaren Ketten mich noch schmerzlicher drücken würden, als zu Hause die sichtbaren, und wo der widerwärtigste aller Tyrannen, der Pöbel, seine rohe Herrschaft ausübt! Du weißt, wie ich über dieses gottverfluchte Land denke, das ich einst liebte, als ich es nicht kannte . . . Und doch muss ich es öffentlich loben und preisen, aus Metierpflicht . . . Ihr lie

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »