ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

VII.

Dom Mabillon und die Maurinercongregation.

VIII. Iter italicum (1685 und 1686).

Der Erzbischof von Rheims, der nach Colberts Tod dem König besonders nahestand und mehr denn irgend Einer die Gelehrsamkeit und Arbeitskraft Mabillons zu schäßen wußte, erwog sofort, als er Kenntniß von den glänzenden Resultaten der deutschen Reise erhalten, bei sich die Vortheile, die aus einer ähnlichen Reise des gelehrten Benediktiners ins klassische Land der Alterthümer und schönen Künste für die Geschichtswissenschaft und Alterthumskunde erwachsen würden. Gelang es, den König zu bestimmen, die Kosten zu tragen, so war diese Reise so viel wie beschlossen; Ludwigs Beihilfe aber war um so mehr zu erwarten, da man italienische Bücher und Handschriften für die königliche Bibliothek bedurfte.

Wie Ruinart in seinem Leben Mabillon's (Vetera Analecta ed. Paris. 1723. p. 13) berichtet, schlug Charles Maurice Le Tellier, Erzbischof von Rheims, dem König die Reise vor und Ludwig XIV. erklärte sofort, er selber würde Mabillon mit der Mission betrauen und sämmtliche Kosten derselben tragen. Leider verfiel der gelehrte Mauriner gerade um diese Zeit in eine Krankheit, so daß sein,,tendimus in Latium" verschoben werden mußte. Nachdem er sich etwas erholt, chickten ihn seine Obern in Begleitung Ruinarts nach der

fifter. polit. Blätter CVI.

6

Normandie, damit er die Monumente der dortigen Klöster besichtige und durch diese angenchme Zerstreuung seine Gesundheit kräftige. Wie hoch Mabillon seinen talentvollen, sanftmüthigen Begleiter schäßte, ersehen wir bereits aus den i vertraulichen Briefen, die er von Deutschland aus an ihn gerichtet. Beide, Lehrer und Schüler, schienen nur ein Herz und eine Seele zu sein. Und wie sie auf dem Gebiete der christlichen Tugenden mit einander wetteiferten, so nicht weniger auf jenem der Wissenschaft, wie Ruinarts bedeutende Werke, seine Ausgabe der Acta martyrum (Paris 1689), die Historia persecutionis Vandalicae (Paris 1694 ff.), S. Gregorii Turonensis opera omnia (Paris 1699) und ver schiedene kleinere Schriften, darunter ein Leben des seligen Urban II., noch heute bezeugen.

Nicht sobald war Mabillon aus der Normandie zurückgekehrt, als die Vorbereitungen zur italienischen Reise getroffen wurden; sie sollte ein volles Jahr in Anspruch nehmen.1) Alles schien sich günstig für dieselbe zu gestalten, bis auf Eines das gespannte Verhältniß zwischen Ludwig XIV. und dem römischen Hofe. Ließ ja die feste Haltung des heiligmäßigen, dem deutschen Kaiser Leopold geneigten Papstes Innocenz XI. gegenüber der Willkür und Anmaßung des absoluten Herrschers, der mit seinem ,,l'état c'est moi" nicht bloß die politischen, sondern unter dem Vorwand „gallikanischer Freiheit“ auch die kirchlichen Fragen entscheiden

1) Vgl. als Quellen dieser Reisebeschreibung Iter italicum, tom. I, pars I., pag. 1-244. Paris 1687; und Correspondance de Mabillon, Paris. Bibl. nat. Fonds français. Nr. 19600 ff; und die von Jadart in seinem Werk 1. c. S. 115–120 namhaft gemachten Quellen. Wir folgen hier, wie in den vorhergehenden Abschnitten und überhaupt im ganzen Essay nicht sowohl der Darstellung Broglie's, die an manchen Orten der Berichtigung bedarf, als vielmehr den Schriften Mabillons und der Mauriner, welche die Quellen bilden. Nur den Rahmen und die der Pariser Bibliothel entnommene Correspondenz entlehnen wir Broglie.

und die kirchliche Gewalt in seiner Hand vereinigen wollte, befürchten, daß es demnächst zu einem gewaltsamen Bruch zwischen Rom und Frankreich kommen würde.

„Da ich keine Aussicht mehr habe, an der italienischen Reise vorbei zu kommen“, schreibt Mabillon an einen seiner Mitbrüder, jo glaube ich Ihnen mittheilen zu müssen, daß wir am 1. oder 3. April mit der Post unsern Weg nach Lyon nehmen werden. Urtheilen Sie selbst, wie sehr ich des Gebetes bedarf; übrigens weiß ich zum voraus, daß Sie mir einen guten Antheil an dem Ihrigen schenken werden.“ In der That sollte diese Reise eines der wichtigsten Ereignisse in dem so ruhigen, einzig dem Gebet und Studium gewidmeten Leben des großen Mönches sein. Handelte es sich ja diesmal nicht um Privatinteressen oder um die Interessen eines Ministers. Er hatte vom König selber eine Mission übernommen und wagte in seiner Demuth kaum, sich der Hoffnung hinzugeben, er würde im Stande sein, sie in allen Stücken zur Zufriedenheit des Monarchen zu erfüllen.

Le Tellier seinerseits gab ihm folgende Weisung:

„P. Mabillon nehme bei seiner Ankunft in Lyon die Adresse des Buchhändlers Anisson, uud sobald er in Italien angelangt, schide er alle für mich bestimmten Briefe an den besagten Anisson, der sie pünktlich mit der Post an meine Adresse befördern soll. Dasselbe gilt für die angekauften Bücher. Verläßt er eine Stadt, so lasse er sofort die dort erworbenen Bücher nebst seinen Briefen auf dem vorgenannten Wege an mich ge= langen. Jede Woche erwarte ich einen Brief, worin er mir mittheile, was für Bücher er gekauft, was für werthvolle Handschriften er vorgefunden oder erworben und was für Erlebnisse ihm zugestoßen. So oft er auf die ihm mitgegebene Anweisung Geld erhoben, mache er mir Mittheilung, wie viel er erhoben, damit ich durch den Bankier Clerer die Summe bezahle. Bei seiner Abreise von Mailand sowie in Venedig thue er mir zu wiffen, an welchem Tage er in Rom anzukommen hoffe."

Mit Geld und Empfehlungsschreiben versehen, verließ Mabillon mit seinem Begleiter, P. Michael Germain, am

Sonntag Lätare, den 1. April 1685 unter den Glückwünschen seiner Freunde und Mitbrüder die französische Hauptstadt und erreichte theils zu Wagen, theils auf der Saone zu Schiff in fünf Tagen Lyon, wo seiner bereits unzählige Begrüßungsbriefe aus den verschiedensten Städten Italiens harrten. Nach dreitägigem Aufenthalt bei dem genannten Anisson gings zu Pferd nach Turin. Mabillon führte, wie auf der deutschen Reise, ein Tagebuch. Der Leser erwarte aber nicht moderne, in Landschaftsbildern und Naturschönheiten schwelgende Touristenberichte oder eingehende Abhandlungen über die politischen und socialen Verhältnisse oder die zahlreichen interessanten Heiligthümer der hesperischen Halbinsel; „denn“, schreibt der gelehrte Mauriner, „was könnten wir all dem, was tausend ältere und neuere Schriftsteller bereits über Italien berichtet, noch Neues beifügen? Ist ja hier zu Land nicht bloß keine Stadt und kein Dorf, sondern nicht einmal ein Landhaus, das nicht seinen Schriftsteller, Lobredner und Helden gefunden. Fast jeder Stein weist seinen Interpreten auf." Statt des pittoresten, politischen und socialen entwirft er uns vielmehr ein Bild des literarischen, gelehrten Italiens, ein Bild, das um so werthvoller ist, da nur Wenige jene Zeitperiode von dieser Seite im Detail kennen.

Der Uebergang über den Mont Cenis mit seinen Abgründen und Schneekuppen war für unsere Reisenden nicht ohne Gefahr; indeß kamen sie in den kritischen Momenten zumeist mit dem bloßen Schrecken davon. „Nur mit Mühe," schreibt P. Germain, „bin ich dem Tode entronnen.“ (Broglie I. 352.) Bei Segusium (Susa) befand sich ein Collegiatstift, das auf die Autorität des Baronius und Rudolf Glabers gestüßt, sich im Besiß der Leiber des hl. Maurus und des hl. Martyrers Justus glaubte. Mabillon mochte der erste sein, der diesen Glauben mit gediegenen Argumenten erschütterte. Ueber eine damals von Feuillanten bewohnte alte Abtei in

der Nähe von Novalice schreibt

P. Michael Germain in dem oben erwähnten Briefe an seinen Freund Placidus Porcheron: „Abbo, der Gründer derselben, deffen ausgedehnte Stiftungsurkunde Sie in der ,Diplomatik nachsehen können, hätte kein großes Opfer gebracht, selbst wenn er dreihundert solcher Berge verschenkt hätte, indem sie keine dreihundert Lire einbringen würden; dagegen bietet die vor unsern Blicken sich entfaltende Ebene reichlichen Ersat für diese öden, kalten Höhen.“

Noch vor Anbruch des Palmsonntags hatte man Turin erreicht. Die Stadt war kurz zuvor vom Herzog Emmanuel II. um die Hälfte erweitert und durch prächtige Bauten zur großen Residenz umgeschaffen worden. Einen weniger erfreulichen Anblick bot die Bibliothek, wo in Folge eines Brandes noch Alles in wilder Unordnung lag. Mabillon erwähnt aus den zahlreich vorhandenen werthvollen Handschriften nur einen Coder des Apologeticum Tertullians und ein griechisches Menologium nebst fünf Büchern des „Hegesippus" de excidio Jerusalem aus dem 9. oder 10. Jahrhundert.') Anderes mag ihm unzugänglich gewesen sein. Ein Ausflug nach Savigliano machte sie mit dem unter König Konrad I. von Abellonius und Ameltrudis gegründeten Benediktinerkloster St. Peter bekannt. Dann brach die Charwoche an, die sie unter frommen Uebungen in der Stadt verbrachten. Nicht wenig überraschte sie am Charfreitag die in der Kathedrale vor der Bußprocession vorgenommene allgemeine Geißelung, die an Lebhaftigkeit zu gewinnen schien (ictuum grandine in humeros laceratos denuo saevitum), als der Fürst in die Kirche trat. „Dieser Gebrauch“, meint Mabillon, würde alles Lob verdienen, wenn er mehr aus Bußgeist und Reueschmerz, denn aus Ostentation geübt würde."

1) Diese aus dem 4. Jahrhundert stammende Schrift wird von einigen Kritikern als eine Jugendarbeit des hl. Ambrosius bezeichnet. Vgl. Migne P. L. XV. 1962 ff. inter opp. S. Ambrosii.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »