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LXXI.

Licht in's Dunkel.

Aufzeichnungen eines österreichischen Anonymus. (IV.)

Rückblicke.

2. Br.. Weil.

Die Spaltung in philosemitische und antisemitische Brüder, welche die oben erwähnte, bereits 1816 erschienene Klageschrift innerhalb der Maurerei hervorgerufen hatte, griff indessen immer weiter um sich. Während die einen Logen in ihrem von Börne cultivirten „Menschheitsschmerz“ die Juden bald nicht bloß mehr als „Brüder“, sondern geradezu als Herren sich gefallen ließen, schlossen die andern Logen die Juden principiell aus. Was nüßte es? Es bildeten sich eigene Judenlogen, welche namentlich vermittelst der geheimen "Hochgrade" doch wieder die Leitung über die antisemitisch gesinnten Brüder der niederen Grade in die Hand bekamen. Zu spät erfuhr der Protektor der Freimaurerei in Deutschland und König von Preußen, wie ernstlich der von Börne ausgestreute und von seinen Stammesbrüdern begoffene Same des durchaus anti-christlichen und anti-dynastischen Geistes das früher für den Protestantismus ziemlich harmlose Spiel der Johannes-Maurerei bedrohte. Er sprach sich daher gegen. die Hochgrade und gegen die Aufnahme der Juden aus, und die preußischen Großlogen mußten ein dahin bezügliches Rundschreiben an ihre Töchterlogen erlassen. Jezt hatte es

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ein Ende mit dem offiziellen Loyalitäts-Triefen. Den Reigen der Proteste eröffnete der jüdische Br... Findel, Redakteur der Neuen Herzoglich Koburg'schen Freimaurer-Zeitung," 8. Oktober 1864, welcher im Namen der ganzen Bruderschaft schreibt:1) „Indem die große National-Mutterloge von Berlin den Antrag auf Zulassung von Nichtchristen als eine gänzliche Mißkennung der Grundlage der Maurerei bezeichnet, schleudert fie einen beleidigenden und durchaus unhaltbaren Vorwurf gegen alle jene Großlogen, welche die alte unverfälschte Maurerei bearbeiten und demgemäß auf der Grundlage der Allgemeinheit beruhen." In der nächsten Nummer geht der Jude um eine Stufe höher: „Als Freimaurer-Bruder durfte der Protektor ein solches Rundschreiben nicht genehmigen. . . . Wir protestiren, wenn er die Maurerei zu politischen und religiösen Zwecken zu benüßen versucht!" Von Paris aber hezt der Jude Hirsch im Monde maçonnique: 2) „Es genügt, unsere deutschen Brüder zu versichern, daß wir keine Gelegenheit vorübergehen lassen, ohne gegen das in den drei preußischen Großlogen und in jener von Hannover herrschende christliche System der Ausschließlichkeit zu protestiren, so oft ein Bruder mit einem von diesen Behörden ausgestellten Diplom unsern Tempel betritt." Von Amerika aus aber läßt sich die „Neue Freimaurerzeitung“ vom 5. September 1863 durch den Juden Br... Bergstein schreiben: „Die Maurerei bedarf der Reform. Sie muß als Fackel der Zeit vorleuchten. Unsere besten Wünsche den Logen und Brüdern, die das Panier des Fortschritts zuerst erhoben, die zuerst es gewagt, mit dem Muthe und der Ueberzeugung und der Kraft die Wahrheit dem veralteten Herkommen der christlichen Richtung gegenüber zu bewahren“. So gehezt von den Juden waren es namentlich die von semitischer Atmosphäre geschwängerten Großlogen von Frankfurt, Ham

1) Wir citiren nach „Freimaurer-Denkschrift“ XV, S. 14, Berlin 1864. 2) Freimaurer-Denkschrift" XI, 10, 11.

burg und Bayreuth, welche nun zu offener Opposition gegen den höchstleuchtenden höchstweisen Protektor übergingen.

An der Spiße der aktiven Maurerei marschirt in den Vierziger Jahren Hamburg, wie früher Frankfurt. In einer eigens nur für die Hochgrade bestimmten Geheimschrift läßt sich nun B... Weil von der Hamburger Loge „Absalon zu den drei Nesseln“ also aus: „Wir wirken mächtig auf die Bewegung der Zeit zur Republikanisirung der Völker.“ Daß wir es hier nicht mit eitler Großsprecherei zu thun haben, zeigt die Thatsache, daß bei fast allen Revolutionen des Jahres 1848 in Paris, in Belgien, in Baden, in Berlin, in Wien jüdische Brüder der Hochgrade, meist von der Hamburger Loge „Absalon“ hervorragend betheiligt waren. Aber noch war das deutsche Volk nicht reif für die schwarz-roth-goldene Republik, wie Br... Fischer von der Loge „Apollo“ in Leipzig 1849 klagte. Die Hochgrade machten Fiasco, die Dynastien standen fester als zuvor. Nun wurde der Plan geändert. Man griff auf das alte probate Mittel zurück, sich der Thronerben zu bemächtigen; diese sollten ihnen helfen, aus den Monarchien Republiken zu machen. Sollten auch hierauf die Worte des Br... Weil 1) in der oben angezogenen Geheimschrift Anwendung finden: „Eifrig wurde gearbeitet für Licht und Wahrheit, große Summen gespendet, und wer in den nächsten Kreisen durch Talent, durch ein tüchtiges Streben oder ein tüchtiges Wirken sich auszeichnete, der wurde eifrig aufgesucht.“

König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen hatte keinen Sohn; aber sein Bruder, der spätere Kaiser Wilhelm I., hatte einen hoffnungsvoll heranblühenden Erben, den hochbegabten, edel angelegten, aber bekanntlich von der Loge früh getäuschten, dann so unglücklichen Kaiser Friedrich I., als König von Preußen Friedrich Ill. Wilhelm. Ihm zu Ehren wurde, als der Freimaurerplan zum Bruderkriege gegen Desterreich und zur

1) Freimaurer-Denkschrift" XI, 12. Histor..polit. Blätter CVI.

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Einigung Deutschlands im Herbst 1865 gefaßt war, in Berlin am 5. November eine neue, die 17. Loge gegründet und bezeichnender Weise genannt: „Friedrich Wilhelm zur Morgenröthe." Eine im Januar 1866 erschienene Freimaurerschrift aber rief triumphirend: „Das Jahr 1866 gehört uns!" Und in der That, es brach damit die Morgenröthe jenes Tages an, an welchem Phöbus Apollo das einige Kleindeutschland des Br... Fischer von der Leipziger Loge Apollo bescheinen sollte.

Absalon! Welch ominöser Name der Hamburger Loge! Auch Friedrich II. von Preußen war als Kronprinz 1738 durch die Pforte dieser Loge eingetreten in den Tempel der Freimaurerei. Und wahrhaftig, das Verhältniß des Vaters Friedrichs II. zu diesem seinem Thronerben erinnert einigermaßen an David und Absalon. Es ist wohl wiederum nur ein „Spiel des sinnlosen Schicksales,“ daß ein ehemaliger Glaubens ja sogar Namensvetter des Hamburger Juden Br... Weil von der Loge „Absalon" als Rath am Hofe und in den nächsten Kreisen auch des österreichischen Kronprinzen - weilte und ihn ob seines wirklichen Talentes und seines tüchtigen Strebens und Wirkens überall aufsuchte.

3. Br.. Blumenhagen.

Wer möchte es glauben, daß selbst ein zarter Novellist, der einstige Liebling der Damen, Br... Blumenhagen, unter die Propheten ging? Wer es glauben möchte? Ei, wer weiß, welch guten Klang die Novellisten à la Anzengruber und Rosegger, die Deflamatoren à la Lewinski und Sonnenthal heutzutage bei der Freimaurerei haben, der wird es auch gerne vom damaligen Blumenhagen glauben. Nun, besagter Blumenhagen schrieb die „Akazienblüthen.“ Nicht jeder, der sich beim Feste mit Akazien schmückt, weiß auch, daß diese Blüthe vom stacheligen Baume die heilige Blume der Maurerei ist.

Blumenhagen hielt auch Reden. Einige davon wurden

sogar gedruckt zur Erbauung der Brüder. In einer derselben spricht er: „Der Freimaurerorden hat seine Kindheit, seine Jünglingsjahre vollendet. Er ist ein Mann geworden, und ehe sein zweites Säculum zu Ende läuft (i. I. 1917), wird die Welt erkennen, daß und wie er geworden. Dafür sorgt der Bundesgeist und bauet sich an in allen Erdwinkeln, sezet sich fest im Herzen jedes Landes. Und wenn die ganze Welt des Ordens Tempel ist, der Azur des Himmels sein Dach, die Pole seine Wände und Thron und Kirche seine Pfeiler, dann werden die Mächtigen der Erde selber sich beugen und uns die Weltherrschaft lassen und den Völkern jene Freiheit, die wir ihnen geben.“

Die christlichen Völker Europas können erzählen von jener Freiheit, welche die judaisirten Freimaurer ihnen gegeben oder besser gesagt genommen haben. Aber, fragen wir nochmals, wer möchte es glauben, daß derselbe Novellist in den Dreißiger Jahren von einem „Beugen der Mächtigen", von „Weltherrschaft“, von „Völkerfreiheit“ etwas in den zorten Mund zu nehmen wagt, der noch in den Zwanziger Jahren die italienischen Freimaurer als „die Galläpfel an der edlen Eiche der Loge" bezeichnet hatte? Woher dieses rasche Anwachsen von Talmi-Muth? Ei, wer da weiß, daß es unterdeffen der Loge gelungen war, einige norddeutsche Fürsten und Thronerben zu düpiren und zu Brüdern und Protektoren zu gewinnen, der wird es verstehen. Das also find die „Akazienblüthen“, welche der Sonnenschein fürstlicher Protektion rasch zur Entfaltung gebracht! Sapienti sat.

4. Br.. Dräsekc.

Wie war es nun den Brüdern gelungen, fürstliche Protektion sich zu erschwindeln? Die Sache ist weder für die Klugheit der betreffenden Fürsten, noch für die Ehrlichkeit der deutschen" Brüder besonders ehrenvoll.

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Was Br... Börne mit jüdischem Cynismus kurz also ausdrückt: „Seid unbesorgt, Brüder! es wird einem Jeden

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