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der Glaube kommen würde, welcher sie losmachen würde von dem Zuchtmeister dem Gesez: so erkennen wir auch, daß jedes menschliche Gesez, in sofern es nur als ein äußerer Buchstabe wiewol in dem Namen des Herrn zu den Menschen redet, ihnen die Kraft nicht mittheilen kann es zu erfüllen, sondern Furcht und Hoffnung, Lohn und Strafe, Fluch und Segen, so weit menschliche Kräfte und menschliche Ordnungen beide bewirken können, zu Hülfe nehmen muß, um die Gemüther der Menschen erst durch etwas Fremdes zu bewegen. - Und auch das dürfen wir wol nicht vergessen, daß jedes äußere Gesez auch auf diese Weise immer nur einen gewissen Umfang auszufüllen vermag. Ein Volk bindet es wol zusammen oder eine Masse nahe verwandter Ståmme; soll es auch andern aufgedrungen werden mit Gewalt, oder wollen sie fremdes nachahmend aus eigener Rathlosigkeit annehmen, so bereitet ihnen dieses mancherlei Elend, und ohne großen Nuzen wird nur mit Mühe die widerstrebende Natur überwunden.

Bedarf es wol noch, daß wir uns lange bedenken, m. a. Fr., wenn wir nun sagen sollen, wie sich Christus als Gesezgeber und Anordner eines gemeinsamen Lebens in diesen verschiedenen Beziehungen zu denen verhält, welche vor ihm in demselben Sinne ge= kommen waren im Namen des Herrn? Denn zuerst war nicht mehr die Rede davon, daß auch durch ihn wieder nur ein einzelnes Volk sollte zusammengehalten und durch eine von oben stammende Gesezgebung vor andern begnadigt werden; und noch weniger sollte etwa nur jene alte Gesezgebung seines eigenen Volkes durch ihn gereinigt werden oder verbessert: sondern von nun an sollte vielmehr aus allen Völkern wer Gott fürchtet und recht thut, wenn auch nur nach einem solchen äußerlichen Gesez, Gott dazu angenehm sein *), daß ihm die Botschaft verkündigt werde, welche ihn zugleich und ohne Störung jenes Verhältnisses zu einer andern Gemeinschaft beruft, welche auf der einen Seite so enge Grenzen verschmäht, vielmehr das ganze menschliche Geschlecht zu umfassen sucht, auf der andern aber auch mit einem so geringen Zwecke sich nicht begnügt. Denn nicht wieder sollten wir nur ein solches Gesez durch ihn erhalten, in welchem, wåre sie auch weit reiner und vollkommner, nur Erkenntniß der Sünde wäre, oder welches wieder bedürfte, daß Segen und Fluch vorgehalten und mit der Erfüllung oder Uebertretung desselben verbunden würden. Vielmehr soll alle

*) Apostelgesch. 10, 35.

irdische Furcht ausgetrieben werden durch die Liebe und deren feste Zuversicht, daß denen die Gott lieben alle Dinge zum Besten dienen müssen, und alle irdische Hofnung soll zerstieben vor der edlen Selbstverläugnung, daß wir in dieser Zeit keine Ruhe begehren für das Fleisch, weil es dem Jünger nicht besser zu gehen braucht als dem Meister, und wir gern alles für Schaden achten, so wir nur immer mehr Chrifto Gewinn schaffen. Denn er ist gekommen uns sowol aus dem Zustande dieser Erniedrigung des Trachtens nach dem was drunten ist herauszureißen, als auch uns von den unwürdigen Banden irdischer Furcht zu lösen; denn nur wer hiervon frei ist, der ist wahrhaft frei, und nur wenn uns der Sohn frei macht, sind wir recht frei. - Weil nun sein Gesez solcher Hülfsmittel weder bedürfen sollte, noch auch Gebrauch davon machen können, indem es das Gesez der Freiheit sein sollte, zu welcher die Kinder Gottes hindurch dringen: wie wird er deshalb schon im Voraus eingeführt in die Welt als der rechte und einzige Gesezgeber, der da kommen sollte im Namen des Herrn? Das soll der Bund sein, den ich machen will nach dieser Zeit, spricht der Herr, Ich will mein Gesez in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben *). Denn auch ein äußerliches Gesez kann in dem Maaße Drohungen und Verheißungen entbehren, als es ein eigner lebendiger Trieb geworden ist in den Herzen der Menschen. Allein hier ist nicht die Rede von jenem Gesez, das auf steinernen Tafeln ausgestellt ein Zuchtmeister sein sollte bis auf die vom Vater bestimmte_Zeit **), und so nur einen Schatten darbieten von den wesentlichen Gütern, welcher, wenn diese selbst erschienen, verschwinden müßte; und nicht von jenem Abrahamitischen Hause Israel ist die Rede, sondern von dem Israel im Geist, dem neuerworbenen Volke des Eigenthums. Das Gesez aber, welches unter diesem gelten soll, ist das wahre Gesez des Herrn, das Gesez seines eigenen Wesens, sein_Wesen aber ist die Liebe. Darum ist der Sohn erschienen, der Abglanz des göttlichen Wesens, und hat, daß ich so sage, mit dem Griffel seiner eigenen erlösenden und befreienden Liebe dieses Gesez in das Herz derer geschrieben die ihn aufnahmen, auf daß sie das Leben von ihm empfingen. Denn so spricht er, nachdem er sich gezeigt hatte als den, der nicht in seinem eigenen Namen gekommen war, sondern im Namen des Vaters, Ein neu Gebot gebe ich euch, daß ihr euch unter einander liebet, wie ich euch liebe ***). Aber eben

*) Jerem. 31, 33. **) Gal. 3, 24 und 4, 1-5. *****) Joh. 16, 12.

diese Rede beginnt er mit der Versicherung, daß wer in seiner Liebe bleiben und also jenes Gesez beharrlich befolgen wolle, der müffe auch an ihm bleiben wie die Rebe am Weinstokk, und also die Kraft dieser göttlichen Liebe immer aufs neue empfangen, und indem er sich selbst als den Weinstokk darstellt, so bezeugt er, daß es seine Natur sei, wie dieser seinen Reben die Säfte zuführt, so denen die in ihn eingesenkt worden sind, die Kraft und die Milde seines eigenen Lebens, eine wahrhaft göttliche also, mitzutheilen. O welch ein anderer Gesezgeber, weit verschieden von allen andern, indem er sich weder auf Belohnungen und Strafen verläßt, oder, wenn nur erst einige Geschlechter durch diese geleitet wåren, hernach auf die mehr oder weniger immer auch unbewußte Kraft der Ges wöhnung und der Sitten rechnen will - und froh sind menschliche Gesezgeber, wenn sie es so weit bringen noch auch sein Gesez selbst nur auf eine äußerliche Weise bekannt macht, die es aber be folgen sollen, haben schon ein ganz anderes Gesez in ihrer Neigung und ihrem Willen: sondern mit der schöpferischen Macht, welche in ihm liegt eine geistige Welt hervorzurufen und zu gestalten, pflanzt er der menschlichen Seele selbst sein Gesez ein, nicht als ein inne: res zwar aber doch ohnmächtiges Streben, sondern als einen Absenker gleichsam seines eigenen alles überwindenden Lebens, welches nun in Allen die ihn in sich aufnehmen fortwirkt, und sich durch alle Früchte des Geistes bewährt als eine bildende, erhaltende, selige machende Gotteskraft. O welch ein Gesezgeber, der nur denen das Gesez giebt, welchen er auch mit demselben den Willen sowol als auch das Vollbringen gewährt, und so aus Menschen, welche alles Ruhmes bei Gott ermangelten, ein Gottesreich gründet, in welchem der Vater selbst kommt Wohnung zu machen, und von welchem aus durch den es beseelenden Geist die erlösende und durch die Wahrheit freimachende Liebe des Sohnes immer weiter fortwirkt.

Darum gelobt und ewig gesegnet sei, der so gekommen ist in dem Namen des Herrn, daß er sich selbst das Zeugniß geben konnte, Vater ich habe deinen Namen offenbaret denen, die du mir von der Welt gegeben hast, und der wie er Macht hatte das ewige Leben zu geben, nun auch durch dieses mitgetheilte Leben immer mehr verklärt wird in allen, denen er nicht nur zur Erlösung, sondern auch zur Weisheit und zur Heiligung geworden ist, so daß sie nun geheiliget in seiner Wahrheit und mit aufgenommen in seine ursprüngliche Herrlichkeit nun auch allewege da sein sollen, wo Er ist, nemlich in der Liebe des Vaters und der Einheit mit ihm. Predigten II.

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Wenn wir aber billig, m. g. Fr., indem wir einen neuen Abschnitt unsers gemeinsamen kirchlichen Lebens beginnen, sowol zurüksehen auf die Vergangenheit, als auch die Zukunft ins Auge fassen: so müssen wir ja wol was das erste betrifft, wie sehr auch eingedenk unsrer Schwachheit und Unvollkommenheit und uns nicht schẳmend mit seinem Apostel zu bekennen, Nicht daß ich es schon ergriffen håtte oder schon vollkommen wäre; ich jage ihm aber nach dem vorgestekten Ziele, aber doch müssen wir, nicht also zu unsrer, sondern zu seiner Ehre bekennen, daß auch in dem vergangenen Jahre sein Wort wahr geworden ist, und er mit seinem das Herz erwärmenden, den Geist belebenden, die Gemeinschaft der Gläubis gen zusammenhaltenden Wort, und mit der ganzen geistigen Kraft seiner Nähe reichlich in unserer Mitte gewesen ist. Damit wir aber auch, was das andere betrifft, bei dem Beginn eines neuen kirchlichen Jahres uns nicht nur obenhin, sondern mit einer freudiz gen Erwartung und einer festen Zuversicht einander das Wort ges ben, nur ihm zu leben, nur aus der Quelle des ewigen Lebens, die er uns aufgethan hat, zu schöpfen, und also nicht zu weichen von der Gemeinschaft, welche er unter denen, die an ihn glauben, gestiftet, und auf welche allein er den Segen seiner geistigen Gegenwart gelegt hat; o so laßt uns dieses noch recht bedenken, daß wir unseres Wortes nur dann recht sicher sein können, wenn das wesentlich mit zu unserm Glauben an Christum gehört, daß auch Alle nach uns an ihm volle Gnüge haben werden, und Gott dem menschlichen Geschlechte nicht noch etwas anderes aufgehoben hat, als nur die immer reichere Entfaltung und Verbreitung dessen, was schon in demjenigen war, in welchem die ganze Fülle der Gottheit einwohnen sollte..

Wenn wir zu ihm sagen, Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn: so geschehe es nicht nur mit dem Bewußtsein, daß mit ihm keiner verglichen werden kann von allen, die vor ihm gekommen sind in dem Namen des Herrn: sondern auch mit dem, daß Er der Lezte ist, der gekommen ist in dem Namen des Herrn. Nachdem Christus erschienen und noch da ist, dürfen wir keines Andern warten. Keiner wird jemals kommen, der mit solcher begeis sternden Kraft die menschlichen Herzen rühre und sie wiederum em pfänglich mache das ewige Leben in sich aufzunehmen; denn die an ihn glauben sind schon aus dem Tode ins Leben durchgedrun gen. Keiner wird kommen, der uns ein vollkommneres Wort Got: tes bråchte, und keines Menschen Weisheit je etwas herrlicheres

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reden als Gott zu uns geredet hat durch seinen Sohn; denn die Stimme hat ein für allemal gerufen, welche den Armen das Evangelium verkündigt, und die Todten aus den Gråbern hervorgehen läßt. In keiner gottgeweihten Brust wird je der Geist Gottes in einem höheren Maaße wohnen, denn mit allen Gaben und Kräften vermag dieser Geist nichts mehr, als verklårend an den zu erinnern, welcher den Geist hatte ohne Maaß, weil in ihm die Fülle der Gottheit wohnte. Keine neue Offenbarung von oben dürfen wir mehr erwarten; denn das Werk der göttlichen Gnade und Barmherzigkeit ist vollbracht, und alle Gottes Verheißungen sind Ja und Amen in demjenigen, in welchem, wer ihn sieht auch den Vater sieht. Wie alles, worin sich früher die Kraft des Herrn mächtig erwies, nur eine Vorbereitung war auf den, der da kommen sollte: so ist nun alles, worin sich die Gnade und Barmherzigkeit Gottes kräftig erweiset, nur ein Ausfluß von ihm, und eine Folge seiner alles erneuernden Erscheinung. Alles was irgend einen Werth hat und die Menschen fördern kann zur Seligkeit, muß fortan sein Bild tragen und seine Ueberschrift; und wer zu den Menschen kommen will im Namen des Herrn, der komme fortan nur in dem Namen Jesu von. Nazareth. In ihm allein können wir unsern Brüdern Heil bringen, auf ihn allein müssen wir zurükweisen; und alle die noch unter künftigen Geschlechtern der Herr sich ausersehen wird zu seinem Dienst, alle die er auszeichnen wird durch seine Gaben und Kräfte von oben sie werden kommen in dem Namen Jesu von Nazareth, mit uns ihre Knie beugen vor ihm, mit uns bekennen, daß von ihm allein das Heil der Menschen ausgegangen ist und immer ausgehn wird. Ein Reich Gottes ist da und steht fest, und in dieses müssen sich sammeln alle diejenigen, welche der Seligkeit theilhaftig werden wollen, die Gott den Menschen gegeben hat; es steht fest, und weder die Pforten der Hölle werden es je überwältigen, daß es unterginge, noch wird es je von einem schöneren verdrängt werden. Sondern, was sich der Herr noch vorbehalten hat, was noch nicht erschienen ist, aber erscheinen wird, wie unaussprechlich auch menschlichen Zungen, wie unerreichbar auch menschlichen Gedanken es sei: es wird seine Herrs lichkeit und Größe nur daher nehmen, daß wir Ihn sehen werden wie er ist. Der neue Himmel und die neue Erde, sie dürfen nicht erst kommen m. g. Fr., sie sind schon da, seitdem der Eine gekommen ist in dem Namen des Herrn. Sie sind da in der lebendi gen Herzens - Gemeinschaft der Erlösten mit ihrem Erlöser; denn

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