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und durch die Sendung dessen, der allein der Gegenstand eines solchen Glaubens sein kann und sein darf.

Wenn wir nun m. g. Fr. mit dem Apostel fragen *), Wer will mich denn erlösen von dem Leide dieses Todes, von dieser Zusammenfügung der menschlichen Natur, kraft deren wir, eben weil wir uns nicht enthalten können alle Thätigkeit, die unserm geistigen Leben angehört, auf ein uns vor Augen schwebendes Gesez zu bez ziehen, niemals zur rechten Freude des Lebens gelangen, sondern immer nur Tod im Gefühl der Sünde das Loos des Menschen bleibt; wenn wir mit ihm auch in die Antwort einstimmen, Ich danke Gott durch unsern Herrn Jesum Christum: so müssen wir wol offenbar voraussezen zunächst, daß Christus selbst eben diesem Zwiespalt zwischen dem Verstande und dem Willen, zwischen der Erkenntniß und der Ausübung nicht unterworfen gewesen ist; denn wie könnte er uns von dem befreien, dem er selbst unterlåge? Der einzige Mensch ohne Sünde war eben deswegen auch ohne Gesez. Aber aus demselben Grunde, weshalb die Erlösung aus diesem Zustande nur von einem solchen ausgehen konnte, folgt ja auch m. g. Fr., daß eben diese Erlösung nicht wieder auf einer eben so getrennten Einwirkung auf unsern Verstand und auf unsern Willen beruhen kann; denn auch die Ungleichheit beider, würde dann wieder hinzutreten, und wir würden ganz in demselben Zustande bleiben, wie vorher.

Darum scheinen diejenigen die eigentliche Kraft der Erlösung nicht recht zu treffen, gesezt auch sie haben sie in ihrem Gemüth, denn das wollen wir ihnen keinesweges streitig machen, aber sie treffen sie doch in ihrem Ausdrukk nicht richtig, welche entweder meinen, die Erlösung, die Christus gestiftet, bestehe in der Lehre, die er vorgetragen und die den späteren Geschlechtern in den heilis gen Schriften unseres Bundes kund gemacht ist, oder welche meis nen, sie beruhe auf dem Beispiel Christi, welches wir eben dort deutlich genug aufgestellt finden, oder auf beidem zusammengenommen. Denn was m. g. Fr., was ist die Lehre und zumal die sitt liche Lehre vom Thun und Lassen, die hier immer vorzüglich gemeint ist, was ist sie anders als wieder ein Gesez? wie es ihr denn auch, so wie Christus sie vorgetragen hat, an Verheißungen und Drohungen nicht fehlt, die wir doch wol deshalb nicht für unwirksamer halten werden, weil sie geistig sind und nicht fleischlich.

*) Röm. 7, 24.

Stellt nun die Lehre Christi den göttlichen Willen in unserm Verstande fest, also als das höchste Gesez, das durch kein spåteres mehr ergänzt werden soll oder übertroffen: so kommt sein Beispiel auf der einen Seite der Lehre zu Hülfe, indem der Gedanke belebt wird durch das anschauliche Bild, auf der andern Seite aber regt dieses allerdings auf eine eigenthümliche Weise den Willen auf zur Nachahmung. Aber wird diese Aufregung die Natur des menschlichen Willens åndern? Wird nicht im Streit gegen das Gesez in den Gliedern die Ausübung doch immer zurükbleiben hinter der klaren Einsicht des Verstandes? Wird nicht doch das innerste Bez wußtsein immer wieder den alten Zwiespalt darstellen zwischen dem Gesez in dem Gemüth und dem Gesez in den Gliedern? Ja m. g. Fr. es ist offenbar nicht anders; wenn Christus nur durch Lehre und Beispiel wirkt: so sind wir noch auf dem alten Wege des Gesezes, und es ist noch keine Erlösung erfunden. Aber kann das wol Christi eigene Meinung sein? Die schöne Einladung, daß er die unter der Last des Gesezes seufzenden erquikken wolle und der Seele Ruhe geben, soll keinen andern Gehalt haben als die Bertauschung eines Gesezes mit einem andern? und der Apostel soll sich eine Erlösung eingebildet haben, die gar nicht Statt ge= funden hat, wenn er doch auf der einen Seite für die Erlösung dankt und auf der andern behauptet, ein Gesez könne nicht gegeben werden das lebendig mache? Und die vielversprechende Bitte des Herrn, daß wir möchten Eins werden mit ihm, wie Er Eins sei mit dem Vater, Er in uns wie der Vater in ihm, soll uns nicht mehr eingetragen haben als dieses? Und unrecht soll Christus ge habt haben, daß er sich mehr an die Unmündigen und Geringen gewendet hat, als an die Hochgestellten in der geistigen Welt? Denn die Unvollkommneren in einer jeden Zeit finden immer noch Lehre und Beispiel bei den Vollkommneren, und wenn auch nur Eines von beiden, so sind sie schon nicht ohne Hülfe; aber die Vollkommneren, die hätten neuer Lehre bedurft und eines höheren Beispiels, um sie weiter zu führen! — Dieses alles außer Stande zu bejahen kann ich als meine Ueberzeugung nur sagen, daß wenn wir uns die vollkommene Befriedigung der christlichen Welt, die nun keines Andern mehr wartet, nur so erklären, wir sie nicht richtig verstehen; sondern ist Christus uns wirklich zur Gerechtigkeit geworden, so kann er uns nicht wieder zum Gesez gegeben sein.

Fragt aber jemand, Wie mag denn solches zugehen, daß uns Christus zur Gerechtigkeit worden ist: sollen wir nicht dabei

bleiben, daß der Apostel in den Worten unsers Tertes unser Aller Erfahrung ausspricht, wenn er sagt, die Verheißung würde durch den Glauben an Jesum Christum gegeben denen die da glauben? Nur freilich daß dann dieser Elaube etwas anderes sein muß, als nur das Fürwahrhalten der Lehre und das Anerkennen des Beispiels! Und sollte wol der Apostel die Worte unseres Tertes hingeschrieben haben, ohne daß er den Gemeinden, an die er seinen Brief richtete, auch hierüber in demselben hinreichenden Aufschluß gegeben hätte? So höret denn, was in seinem Briefe den Worten unsers Tertes vorangeht, wo er nämlich von seinem Streite mit Petrus erzählt, und wie er diesen erinnert habe, daß auch sie, die von Natur nicht Sünder wåren aus den Heiden, sondern Juden, weil sie wüßten, daß durch des Gesezes Werke kein Fleisch gerecht werden könne vor Gott, gläubig geworden wåren an den Herrn Jesum Christum, und nun hofften gerecht und selig zu werden durch den Glauben an ihn; da beschreibt er uns diesen Glauben recht, wie es sich zu allem schikt, was ich bisher nach Anleitung unseres Tertes gesagt habe, mit diesen Worten *), so daß er sagt, So bin ich nun dem Gesez abgestorben, um Gott zu leben; weil nåmlich nicht ich lebe, sondern Christus in mir lebt.

Sehet da, m. g. Fr., wie nahe sich das jenen Worten des Erlösers anschließt, die ich vorher angeführt, und wie es ganz anders lautet als nur Lehre und Gesez von dem Erlöser an nehmen! Ja dies ist der lebendige Glaube, durch welchen allein die göttliche Verheißung an dem Geschlecht der Menschen in `Erfüllung gehen konnte! Dem Gesez müssen wir absterben. Immer in die Ferne und nach außen sehen, ohne in sich etwas zu haben, was dem eignen Urtheil und Gefühl genügt; immer dem Gesez nachlaufen wie die Knaben einem Vogel, der vor ihnen herhüpft, ohne sich jemals haschen zu lassen, das wäre nun vergebliches Abmühen und ungestilltes Verlangen, aber nicht Erfüllung der göttlichen Verheißung! Vielmehr wenn wir des Gesezes Werke wieder aufbauen: so kann auch nur beides, Gesez und Sünde, in uns leben; und so leben denn auch nur Wir, der alte Mensch des alten Zwiespaltes. Als der also sollen wir nicht mehr selbst leben, sondern so sind wir gekreuziget, so daß nur Christus in uns lebt. War nun in Christo keine Trennung zwischen Verstand und Willen, sondern die vollste Uebereinstimmung; war für ihn der Wille seines

*) Gal. 2, 19. 20.

Vaters nicht ein Gesez außer ihm, sondern zugleich sein eigner Wille, der ausschließlich alles bewirkte was er that, ohne daß jemals ein anderes Gesez in seinen Gliedern gelebt hätte, und erkennen wir ihn als einen solchen: so können wir auch nicht anders als ihn lieben und glauben, daß er von Gott ausgegangen ist *).

Und indem wir uns in diesem Glauben an ihn halten, ist dies das erste, daß wie Er sich für uns dahingegeben hat und der Unsrige geworden, wir nun auch alles das seinige als das unsrige ansehn, und nicht nur unmittelbar das seinige, sondern auch alles was er bewirkt in denen die ihn aufnehmen, und so indem Er in uns ist, wir Alle mit Ihm eines werden **), und seine Gerechtigkeit als die unsrige ansehen, und also gerecht werden durch den Glauben an ihn, daß der Gerechte nun auch seines Glaubens lebe ***), der alte Mensch des Zwiespaltes aber, aus Gesez und Sünde zusammengehalten, nun nicht mehr lebe, sondern für tødt erklärt werde, und wenn er sich auch noch regt, dieses doch nicht mehr für das unsrige gehalten werde, sondern wir uns herzlich daz von wegwenden. Wer aber das nicht verstehen wollte, wie wir uns auf diese Weise Christi Gerechtigkeit zueignen, und dabei unsere eigene Unvollkommenheit, sofern wir sie nur nicht mehr wollen, auch ganz in Vergessenheit stellen können, der muß auch darauf verzichten, das edelste in menschlichen Dingen zu verstehen. Denn begegnet uns nicht ganz dasselbe, wenn unser persönliches Bewußtsein sich verliert in dem eines großen Gemeinwesens dem wir angehören, wenn wir uns an den Tugenden und Thaten seiner Helden und Weisen als an unserm eignen Besiz und Ruhm erfreuen, und uns dabei gar nicht mehr einfällt alles kleinlichen oder widerstrebenden zu gedenken, was von uns mag ausgegangen sein, ehe wir von diesem Bewußtsein durchdrungen waren, ja auch was jezt noch unbedacht und wider Willen ähnliches geschieht? Nur freilich kann darin nur Wahrheit sein, wenn der Geist dieses Ganzen wirklich in uns lebt, und unser eigener Geist und Wille geworden ist.

Darum nun ist auch für das Leben Chrifti in uns die eigentliche Hauptsache das zweite, daß nun auch wirklich Christus als die Kraft unseres Lebens in uns sei, Er die Einheit und der Mittelpunkt unseres gemeinsamen Lebens, und wir nur jeder ein Glied an ihm, von ihm beseelt und so wie durch ihn so auch für ihn

*) Joh. 16, 27. **) Joh. 17, 23. Predigten. II.

***) Gal. 2, 20. und 3, 11.

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wirksam, so daß unser Tichten und Trachten nur darauf steht, das zu fördern, was zu bewirken Er von Gott gesendet in die Welt gekommen ist, alles Andere aber nur hierauf zu beziehen. Will aber jemand das nicht begreifen, wie es möglich sei, ein fremdes Leben so in sich aufzunehmen und sein eigenes in jenes zu verwandeln, der muß wol niemals erfahren haben oder auch nur beobachtet, welch eine fast zauberische Gewalt ein edler und hoher Geist ausübt, wenn er sich den schwächeren Gefäßen zuwendet und sich ihnen hingiebt, um sie sich anzueignen. So die Sonne, die in das tiefe Herz der Pflanzen hineinscheint, treibt aus ihnen wieder heraus in Blåttern und Blüten; die Mutterliebe lächelt in die Augen des Säuglings hinein, und wekt in ihm die Liebe, die sich der Mutter wieder entgegenstrekt; der Feldherr haucht seinen Muth in Tausende, und derselbe Muth glänzt ihm wieder entgegen aus ihren feurigen Blikken. Christus aber, der uns mit göttlicher Liebe geliebet hat, entzündet eben diese göttliche Liebe in unsern Herzèn. Denn der Wille des Vaters, den zu erfüllen seine. Stärkung war und seine Freude, ist nichts anders als die Liebe, weil Gott die Liebe ist. Darum ist auch Allen, die wahrhaft von ihm ergriffen sind, die Liebe alles. Was sie auch `arbeiten mögen und leiden, sie machen sich kein Verdienst daraus, sondern, Die Liebe Christi dringet uns also *); was ihnen auch rühmliches und erfreuliches begegne, wofür sie Lob und Dank sagen, ist immer nur dieses, daß Die Liebe Gottes ausgegossen ist in ihre Herzen **). Wo aber die Liebe waltet, da gilt kein Gesez. Denn aus dem Gesez kommt Erkenntniß der Sünde, die Liebe aber bedekt auch der Sünden Menge; das Gesez bringt Furcht hervor, der Belohnungen verlustig zu gehen oder in die Strafen zu verfallen, die Liebe aber treibt alle Furcht aus; das Gesez wiewol geistig besteht doch seiner Natur nach nur durch den Buchstaben, die Liebe reicht weiter als alle Sprachen und alle Erkenntniß ***). In dieser Liebe Chrifti leben, das heißt von seinem Geiste, der ihn verklärt und alles von dem seinigen nimmt, auf das beseligendste regiert werden, und, Regieret euch nun der Geist: so seid ihr nicht unter dem Gesez ****).

So m. g. Fr. befreit uns Christus beides vom Gesez und von der Sünde; von der Sünde, indem die Gemeinschaft mit seiner Gerechtigkeit uns das Bewußtsein derselben entfremdet; vom Gesez, indem die Liebe Christi so sehr des Gesezes Erfüllung ist, daß

*) 2. Kor. 5, 14. **) Nöm. 5, 5. ***) 1. Kor, 13, 8. ****) Gal. 5, 18.

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