ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

und verunreinigt nicht selten auch die heiligsten Gedanken und Thaten, in deren erstem Ursprung wir uns der Kraft des göttlichen Geistes auf das bestimmteste bewußt waren; fie lebt in uns, um uns zu zeigen, daß so lange der Mensch als sündiger Mensch auf Erden wandelt, wie reich auch die Gnade Gottes über ihn sich er: gieße, niemals seine Seele ein so vollkommen reiner Spiegel wird, als sie sein könnte, wenn nie etwas von diesem Gift in ihr Inneres eingedrungen wåre. Håtte also der Erlöser dieses mit uns getheilt, Er håtte auch jene Erfahrung machen müssen wie wir. Und m. g. Fr. wissen wir das nicht, daß jede Sünde, von der so auch nur noch eine leise Regung in unserer Seele zurükgeblieben ist, auch, eben wie es jede herrschende Sünde im Großen thut, irgend wie und irgendwann im Einzelnen verfinsternd auf unsern Verstand wirkt, unser Urtheil verblendet und verfälscht, unsern Blik in den göttlichen Willen trübt und verunreinigt? Håtte nun auch der Erlöser irgend einen solchen flüchtigen Schatten der Sünde in seiner Seele behalten, wie könnten wir von ihm hoffen, daß die Worte, in welchen er uns den Willen seines und unseres Vaters im Himmel verkündigt, und unser ganzes Verhältniß zu ihm darstellt, so vollkommne Wahrheit wären, auf einer so reinen und vollständigen Auffassung beruhten, daß das menschliche Geschlecht auf immer daran könnte gewiesen bleiben? Wie könnten wir voraussezen, daß eine vollkommne Uebereinstimmung in ihm gewesen, alles was in ihm Fleisch ist von dem Geist vollkommen durchdrungen und mit ihm eins geworden, so daß er das Vorbild ist, dem sich alle nachbilden, der Führer, in dessen Fußtapfen alle treten sollten, ohne daß wir hoffen dürften, auch durch die besonnenste Aneignung je seine Wahrheit zu erschöpfen, auch durch den treuesten Gehorsam sein Vorbild zu erreichen? Und solch einen Erlöser brauchten wir doch, wenn wir uns vollkommen befriedigt finden sollten, und keinen Wunsch zurükbehalten, daß doch noch ein Anderer nach ihm kommen möge!

Nehmen wir nun noch dazu, m. th. Fr., mit was für großen und gewichtigen Worten der Erlöser selbst, was ihn so wesents lich von allen Söhnen der Erde unterscheidet, in seinen Reden beschrieben hat, wenn er sagt, Ich und der Vater sind Eins; Wer mich siehet, der siehet den Vater; bedenken wir, daß diese Worte zugleich das Maaß enthalten für unsere Vereinigung mit ihm selbst, wie sie uns im Glauben gegeben ist, in der Wirklichkeit aber nur immer vollkommner erreicht werden soll, wie er für uns gebeten

hat, daß auch wir Eins mit ihm sein sollen, woraus schon von selbst folgt, daß wer uns sieht, auch ihn sehe: wie könnten wir wol anders, als sie in ihrem ganzen vollen Sinne nehmen, wie fie uns vorliegen; und wie håtte der Erlöser solche Worte reden können, ohne daß er uns ihretwegen erschiene als einer, der entweder sich selbst täuscht in eitlem Wahn, oder, wenn auch wohlmeinend damit nicht zu wenig angenommen werde, stärkere Ausdrükke wählt als der Wahrheit gemäß ist, und so diejenigen, die es genau nehmen wollen, täuscht mit eitlen Hoffnungen. Ja so müßte er uns erscheinen, håtte er so geredet, und dabei auch von ferne nur die Sünde geschmekt. Denn wie könnte der, in welchem auch nur die leiseste Spur von ihr übrig gewesen ist, sagen, daß er Eins ist mit dem Vater, dem Vater des Lichtes, dem der allein gut und rein ist, und dem alles auch nur nahet in dem Maaß, als jeder am guten und reinen theilnimmt. Hat er also wahr geredet, und giebt es eine solche Gemeinschaft zwischen ihm und uns, welche ein Ausfluß ist von seiner und des Vaters Einheit: so muß er auch schon vom Anfang seines Lebens an das Wort Gottes in sich getragen, und dieses ihn behütet haben vor allem, was auch nur von ferne der Sünde gleicht; dann muß dieses bewacht haben jede Entwiklung seiner natürlichen menschlichen Kräfte, so bewacht haben, daß auch das sinnliche rein blieb, und gleichsam harrte auf das allmählige Eintreten der merklichen Wirksamkeit dieser einwohnenden göttlichen Kraft, und von Anfang an nichts anderes zu sein strebte, als ein Werkzeug für dieselbe. Nur wenn es so um ihn stand vom Anfang seines Lebens an, konnte er mit Recht dies von sich sagen.

[ocr errors]

Und endlich, m. g. Fr., denken wir noch an die Heiligkeit desjenigen, vor dem wir eben durch die Sünde alles Ruhmes ermangelten, den wir bei ihm haben sollten, und daß wir also eines solchen Helfers bedurften, um deswillen dieser heilige Gott das ganze menschliche Geschlecht konnte für rein achten und erklären, und der durch seine vollkommne Reinheit uns alle vertråte bei seinem Vater: o vor dem heiligen Auge Gottes bleibt auch der leiseste Hauch des Verderbens und der Sünde nicht verborgen, und wenn vor ihm etwas, auch nur dem kleinsten Theile nach, der jedem andern Auge entginge, unrein erscheint, so ist das Ganze unrein. Also, m. g. Fr., unser Glaube an die Vertretung unsers Erlösers beim Vater, unser Glaube daran, daß wir in ihm das Bild des himmlischen Vaters und den Abglanz seiner Herrlichkeit

schauen, unser Glaube an die Unübertrefflichkeit und die beständige Fortdauer seiner Lehre, so wie an die Zulånglichkeit und Unumstößlichkeit seiner Gebote - das Alles hångt davon ab, daß er schon auf dieser Welt erschienen ist als das ewige Wort, das Fleisch ward, als das Licht von oben, das in die Finsterniß hineinschien.

II. Aber nun laßt uns zweitens sehen, daß wenn wir uns den Erlöser nicht auf diese Weise denken, auch die reine und ungefärbte Liebe, deren Quelle der Erlöser ist, ihres rechten Grundes ermangeln würde, indem einestheils die ungefärbte Reinheit der wahren christlichen Liebe, anderntheils aber auch die Ausdehnung derselben über das ganze menschliche Geschlecht darauf beruht, daß Er, um dessentwillen wir also lieben, und ohne Beziehung auf welchen nach einer solchen Liebe gar nicht würde gestrebt werden, ein solcher ist, wie er uns hier beschrieben wird.

M. g. Fr. Ohnstreitig ist eine von den auffallendsten Erscheinungen in der menschlichen Seele der Kampf zwischen der Liebe, die wir alle zu unseres Gleichen tragen, und zwischen dem reinen Gefühl für das Recht und Unrecht, für das Gute und Böse; Beis des gleich sehr in dem edelsten unserer Natur gegründet wirkt doch beståndig gegen einander. Mögen wir noch so fest sein im Unwillen und im Widerstand gegen ein Unrecht: finden wir dasselbige bei einem, der unser Herz schon in Liebe gefangen genommen hat, wie geneigt sind wir alsdann zu entschuldigen, und auch das verhaßteste in einem milderen Lichte zu sehen. Zieht uns menschliche Gestalt und menschliches Wesen mit Liebe an sich: so wird, wo wir die Regungen der Sünde merken, wo wir die Ausbrüche sinnlicher Verderbtheit und thörichten Wahnes sehen, die Seele, je mehr sie der Wahrheit und dem Guten ergeben ist, um desto mehr von einem Unwillen ergriffen, der nur zu leicht in Leidenschaft übergeht und die Liebe zurükdrångt. Wåren wir wol einer andern als einer solchen getrübten und auch immer wieder das edelste Gefühl trúbenden Liebe fähig, wenn wir immer nur unter uns wandelten, ohne einen andern Gegenstand der Liebe zu haben, als die Genossen desselben Verderbens? Könnten wir dann auch nur wollen, unser sittliches Gefühl möge solcher Aufwallungen unfähig sein, in denen wir geliebten Personen, wenn auch nur vorübergehend, auf eine herbe und schneidende Weise im Urtheil, oder mit einem leisen Tone von Feindlichkeit im thätigen Widerstande entgegentreten? Nein den edlen und kräftigen Zorn gegen alles, was dem göttlichen Willen zuwider ist, könnten wir nicht aufgeben! Also könnten

wir auch nicht anders als so lieben, eben so wenig uns selbst als unsre Brüder. Denn auch die nothwendige und unverwerfliche Liebe eines jeden zu sich selbst fårbt sich auf gleiche Weise; und je strenger einer ist, je lauter die Stimme des göttlichen Willens in ihm redet, desto öfter finden wir ihn in dem Uebergang und Wechsel zwischen dem ungestörten Genuß des Wohlgefallens an glüklichen Fortschritten, deren er sich bewußt ist, und zwischen der edelsten Verachtung seiner selbst. Und stårker oder gar in einem andern Sinne und auf eine andere Weise kann doch nicht verlangt werden, daß wir unsern Nächsten lieben sollen als uns selbst. Ja wer nur so sich selbst liebt, und zugleich nur so strenge ist gegen sich selbst, für den kann es wol Wenige nur geben, auch unter denen, die am höchsten gepriesen werden, die allgemein als die Edelsten und Besten erscheinen, in Beziehung auf welche, ist er nur genau genug mit ihnen verbunden, damit ihr Innerstes ihm klar vor Augen lie gen kann, Urtheil und Empfindung nicht eben so wechseln sollte, als über sich selbst. Allgemein also ist dann dieses Leid! Denn so müssen wir es wohl empfinden, daß ein düstrer Schatten sich über jede menschliche Liebe lagert, durch den das reine Licht getrübt und in unvollkommne Erscheinungen gespalten wird, so daß uns die Seligkeit der Liebe verkümmert ist. Aber müssen wir nicht als Christen diesen Zustand verwerfen? Ist es nicht die ungefärbte Liebe, zu welcher uns die Schrift auffordert? Könnten wol die Jünger des Herrn an der Liebe, die sie unter einander haben, erkannt werden, wenn diese sich nur auf eine unbestimmte Urt durch etwas mehr und etwas minder unterschiede von dieser natürlichen, leider aber so unbefriedigenden Liebe, die sich bei allen unverdorbenen Menschen findet? Wolan! wie vermögen wir nun zu einer andern Liebe zu Andern und also auch zu uns selbst zu gelangen? Ja, wenn Christus ein solcher war; wenn wir in ihm das göttliche Wesen so ursprünglich vereinigt mit der menschlichen Natur aners kennen, daß in der Liebe zu ihm jenes beides auf das vollkommenste Eins ist, die Liebe zu unseres Gleichen und die Liebe zu dem Willen des himmlischen Vaters: dann haben wir wenigstens Einen, dem wir mit ganz reiner und ungefårbter Liebe können zugethan sein, wie dann auch seine Liebe zu uns eine ganz reine und ungefärbte sein kann. Denn in seiner Liebe zu uns kann das keine Störung machen, sondern ihr nur das eigenthümliche Gepråge der hülfreichen Theilnahme aufdrükken, daß er dieses Leben, diese Herrschaft des göttlichen Willens in uns nicht findet. Und wie

wir eingedenk der himmlischen Stimme, Das ist mein lieber Sohn an dem ich Wohlgefallen habe, des festen Vertrauens leben, daß wenn wir nur mit guter Wahrheit im Glauben sprechen können, Nicht ich lebe, sondern Christus lebet in mir, dann auch Gott uns nicht für uns allein, sondern nur in dieser Gemeinschaft mit Christo sieht, und also wir auch an dem Wohlgefallen theilnehmen, welches er an seinem Sohne findet: so erweitert sich eben vermöge dieses Glaubens nothwendig auch der Kreis unserer reinen und ungefårbten Liebe, und verbreitet sich über alle, die wir in der Gemeinschaft mit Christo sehen, so daß, was wir an unsern Brüdern noch fin= den von menschlichem Verderben, uns auch schon durch die wirksame Theilnahme Christi an ihnen weggenommen und getilgt erscheint, und uns nur aufregen kann mit derselben Liebe, womit Er uns geliebt hat, das Leben Christi in ihnen zu fördern, damit es noch völliger werde und die Sünde ganz überwinde, welche uns als eine gewiß vorübergehende Erscheinung nur mahnen soll daran, daß die Seligkeit, die wir in der ungefärbten Liebe finden, eine Gabe ist, die wir empfangen haben von oben, und die uns nur werden konnte durch den Einen. Sehet da, das ist eine andere Liebe als jene natürliche! Wir können sagen, das Alte ist vorüber, siehe es ist alles neu geworden. Aber so können wir nur lieben durch ihn und um seinetwillen. Jene getrübte unvollkommne Liebe kann sich nicht etwa bis zur Reinheit lautern aus sich selbst; Einer mußte uns gegeben werden, der reine Liebe unmittelbar fordert und erwekkt; nur so konnte das unvollkommne anziehen die Vollz kommenheit; nur so konnte unsre Liebe zu Anderen recht geheiligt werden, wenn sie nun nichts anderes ist, als ein Ausfluß unsrer Liebe zu ihm, und ein Widerschein seiner Liebe zu uns.

War er aber nicht ein solcher, daß nur reine Liebe ohne die leiseste Ahndung einer Unvollkommenheit in dem geliebten Gegenstande dem Eindrukke gemäß ist, den er auf uns macht: nun dann müßten wir immer in dem alten Stükkwerk bleiben, und nichts besseres wåre uns beschieden. Denn wenn das wahr ist, wie wir es vorhin erklärt, daß auch Chriftus, wenn sich nur irgend jemals während seines menschlichen Lebens fündliches in ihm geregt hat, nicht im Stande wäre, die Erinnerung daran und die lebendigen Spuren davon in sich zu verwischen: wie wollten wir uns denn zähmen und hindern, wie herrlich er uns auch in der Folge in seis nem öffentlichen Leben, in seiner heiligen Verkündigung des Reiches Gottes, in dem Muth und in der Sicherheit, mit welcher er die

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »