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die Transsubstantiation, das Öpfer, die Oberhoheit des Papstes nach göttlichem Recht, die Bitte der Heiligen und die für die Verstorbenen, alles Dinge, welche in den vorhergehenden Concilien festgesetzt seien, werde glauben, wo nicht, man alle Concilien, welche die Christenheit bis zur Reformation sieben bis achthundert Jahre gehalten, werde aufheben müssen. Bossuet war es, welcher zuerst und von seiner Seite im Jahre 1694 den Briefwechsel mit Leibniz auf einmal abbrach, von der Unmöglichkeit überzeugt, zum Ziele zu gelangen. Nach einer fünfjährigen Pause war es Leibniz, welcher noch einmal, auf den Wunsch des Herzogs Anton Ulrich 1), mit Bossuet wieder anknüpfte; er wünschte seine Meinung über die Schrift des römischen Controversisten Veron: Ueber den Unterschied dessen, was zum Glauben gehört, und was nicht, zu Gunsten des Herzogs kennen zu lernen. Bald concentrirte sich der aufgesammelte Streitstoff um die besondere Frage: ob das Tridentinische Concil das Recht gehabt habe, die Apokryphen in den Canon der heiligen Schrift aufzunehmen, und deßhalb das Anathema gegen die Protestanten zu schleudern, oder nicht? Die Durchführung seiner These bildet die Glanzseite für Leibniz in diesem Streite. Sagt doch der Cardinal von Bausset 2) selbst: man könne nicht genug die Erudition, welche Leibniz in den Briefen an Bossuet vom 14. und 24. Mai 1700 entwickelte, bewundern! man finde darin über diesen Theil der historischen Kritik der Bibel gelehrte und tiefe Untersuchungen."" Er ge= steht, die Briefe Lebinizens brächten selbst einen katholischen Leser in die Gefahr, das Concil von Trient zu beschuldigen, daß es einigen Büchern der Bibel nur deßhalb den Charakter der Canonicität aufgedrückt habe, um die Protestanten für die Verwegenheit zu bestrafen, womit sie sich angemaßt, aus dem Verzeichniß der heiligen Bücher einige zu streichen, welche die abendländische Kirche seit zwölf Jahrhunderten darin gelassen hatte. Bossuet sette diesen Briefen eine Abhandlung vom 17. August 1701 entgegen, in welcher er zwei und sechszig Gründe für das Decret des Tridentiner Concils über den Canon zusammenstellte, und am Schluffe die Erwartung und Forderung aussprach, diese Gründe als unwiderleglich gelten zu lassen.

1) Herzog Anton Ulrich von Braunschweig - Lüneburg, ein Verwandter des Herzogs von Hannover, wurde nachmals, im Jahr 1710, katholisch. Vrgl. Thei ner, Geschichte der Zurückkehr der regierenden Häuser von Braunschweig und Sachsen in den Schoos der katholischen Kirche, 1843.

2) In seiner Biographie Bossuet's.

Doch Leibniz ertheilte keine weitere Antwort darauf, sondern brach den Briefwechsel, und jezt für immer ab. Bossuet überlebte diese Epoche nur noch einige Jahre. Er starb im April 1704 1)."

Sein Schlußurtheil über die Debatte zwischen Leibnitz und Bossuet gibt Guhrauer, wie uns scheint, ganz richtig, in folgenden Worten: „Man darf sagen, daß, was die persönliche Würde und Haltung anlangt, solche in den Briefen Bossuets ganz zu dessen Vortheile spricht. Von allen katholischen Gegnern Leibnizens ist Bossuet vielleicht der einzige, welcher sich der entferntesten, leisesten Insinuation zu seiner Befehrung enthielt. Sein Vortrag hält die Mitte zwischen dem, nicht selten hochfahrenden Tone eines Arnauld, und dem füßlich höfischen Pelissons; und nur das Bewußtsein seines hohen kirchlichen Berufs verbreitet über seine Sprache den Ton einer ruhigen, affectlosen, bisweilen imponirenden Würde. Doch Leibniz, welcher, bei allen höchsten Begabungen, hier einmal nicht die ihm gebührende Stelle einnahm, welchem überhaupt die religiöse Weihe bei diesem von ihm diplomatisch aufgefaßten Verkehre ab ging, und der sich von der falschen Stellung, die ihm zuertheilt war, von vorn herein beengt fühlte, Leibniz wurde durch den planvollen Ernst, die Festigkeit und die Enthaltung von aller persönlichen Annäherung, wie auch aller Zudringlichkeit, tiefer aufgeregt, als durch die hißigen, unruhigen Ausfälle des hypochondrischen Arnauld, dem er durch Ruhe und philosophische Würde imponirt hatte. An den höflichen und höfischen Ton der Diener oder Nachahıner des Hofes Ludwigs XIV. gewöhnt, mißfiel ihm die Kälte des Bischofs von Meaux, und was er seinen hohen Ton nannte. Schon im Anfang wurde Leibniz persönlich und sprach gereizt (in seinem Briefe vom 8. Januar 1692): „„von jenen Manieren des Disputs, jener Miene der Superiorität, jenem verlezenden Stolz, jener Sprache der Sicherheit, womit jeder Theil bei Disputationen Parade mache, und welcher abzulegen sei."" Jn diesem Lichte suchte Leibniz auch später Bossuet bei Andern zu schildern, wobei er die Verhältnisse nicht immer richtig, noch vollständig angab." So weit Guhrauer; wir fügen bei, daß gerade die Gereiztheit Leibnizens und die Unbehaglichkeit, womit er das Uebergewicht Bossuets fühlte, die Unionsverhandlungen nothwendig erfolglos machen mußte. Leibniz erblickte in Bossuet immer mehr den Gegner, dem zu widerstehen die eigene Ehre gebiete, und nicht mehr den Col=

1) Guhrauer, à. a. D. S. 57 ff.

legen, mit welchem verbunden ein gemeinsames Werk vollführt werden sollte. Darum sind die späteren Briefe Leibnizens keineswegs irenisch, sondern in einem gegen die katholische Kirche und ihre Institutionen heftigen Tone gehalten, und da somit Leibniz aus der Rolle des Henotikers immer mehr in die des Polemikers verfiel, war das gänzliche Abbrechen der Correspondenz mit Bossuet das Beste, was er thun konnte. Dazu kam, daß die deutschen Fürsten gerade wiederum sehr von politischen Angelegenheiten in Anspruch genommen wurden, der Herzog von Hannover aber von seinem Unionseifer immer mehr nachließ, je mehr seit der englischen Revolution vom Jahr 1688 seinem Hause Aussichten auf den einstigen Besitz des englischen Thrones erwuchsen. So sind leider mit dem Anfange des 18. Jahrhunderts schöne Unions-Hoffnungen zu Wasser geworden; aber noch trauriger ist es, daß in den seither verflossenen anderthalb hundert Jahren keine neuen Unionsversuche gemacht wurden oder ge= macht werden konnten. Wohl haben wir in unseren Tagen von einem Hutterus redivivus 1) gehört, aber ein Leibnitzius redivivus oder Molanus redivivus ist in deutschen Gauen wenigstens nirgends gesehen worden.

1) Hutter, Leonhard, † 1616 als Professor der Theologie zu Wittenberg, war ein so eifriger Vertheidiger der lutherischen Orthodorie, daß er den Namen Lutherus redivivus erhielt. Seine stocklutherischen loci theologici gab in unsern Tagen Prof. Dr. Carl Hase in Jena neu heraus unter dem Titel Hutterus redivivus. Hiernach wird der Sinn unserer obigen Worte klar sein.

4.

Biographien.

I. Der Kirchenhistoriker Fleury 1).

Unter den großen französischen Kirchenhistorikern nimmt der Abbé Claude Fleury einen ausgezeichneten Rang ein. Einer Zeit angehörend, in welcher die französische Literatur nach allen Seiten hin einer hohen, die Theologie insbesondere aber der höchsten Blüthe sich erfreute, welche sie je in diesem Lande genoß, war Abbé Fleury ein Zeitgenosse Bossuet's, Fenelon's, Massillon's, Mabillon's, Montfaucon's, Dupin's und insbesondere der Kirchenhistoriker Godeau, Natalis Alexander, Tillemont_und_Choisy. Neben solchen Männern sich einen Namen, und zwar einen bleibenden Namen erwerben, war schwierig; aber Fleury hat auch das Schwierige geleistet, und viele seiner großen Zeitgenossen noch übertroffen.

Geboren am 6. Dezember 1640 zu Paris, der Sohn eines aus Rouen stammenden Advokaten, erhielt Fleury seine Bildung im College von Clermont bei den Jesuiten, und war diesen sein ganzes Leben hindurch dafür dankbar. Nach dem Willen seines Vaters widmete er sich der Rechtswissenschaft, wurde schon mit 18 Jahren Parlamentsadvokat (1658) und gewann in neunjähriger Praxis zu Paris bereits einen bedeutenden Namen. Da sich aber seine tiefe Innerlichkeit und Neligiosität durch solche Beschäftigungen nicht befriedigt fand, so trat jezt Fleury in den geistlichen Stand und wurde 1672 Hofmeister der Prinzen von Conti, welche Ludwig XIV. zu Gespielen des Dauphin gewählt hatte. Sein Eifer gefiel dem Könige dermaßen, daß er ihm bald darauf (1680) auch die Erziehung seines natürlichen Sohnes, des Prinzen von Vermandois, Admirals von Frankreich, anvertraute. Nach dessen baldigem Tode aber, im

1) Aus der Quartalschrift 1845. Heft 3.

Jahre 1684, belohnte Ludwig unseren Fleury mit der Abtei Locdieu, Cisterzienserordens, in der Diözese Rhodez. Fünf Jahre später jedoch rief ihn der König wiederum an den Hof und ernannte ihn zum Sousprecepteur 1) seiner Enkel, der Herzoge von Bourgogne (Vater Ludwigs XV.), von Anjou (König Philipp V. von Spanien) und Berry. Im Jahre 1696 wählte ihn die französische Akademie zu ihrem Mitgliede, und zehn Jahre später, als die Erziehung der drei Prinzen vollendet war, verlieh ihm der König auch das reiche Benediktiner-Priorat Argenteuil bei Paris (1706). Fleury aber war uneigennützig genug, um aus Achtung gegen die kirchlichen Canonen nicht zwei Stellen zugleich besißen zu wollen, und verzichtete deßhalb auf Locdieu. Im Jahre 1716 wurde er nach dem Tode Ludwigs XIV. an den Hof zurückgerufen und von dem Regenten (Orleans) zum Beichtvater des jungen Königs Ludwig XV. ernannt, legte aber schon 1722 wegen hohen Alters diese Würde wieder nieder, und starb bereits im folgenden Jahre, den 14. Juli 1723, in cinem Alter von 82 Jahren, hochgeschätzt wegen seiner Kenntnisse und Tugenden, seiner Frömmigkeit, Sittenreinheit und Bescheidenheit.

Er war am Hofe ein Einsiedler geblieben, fern von allem weltlichen Treiben und Jagen, nur mit Studien und Uebungen der Frömmigkeit beschäftigt. Darum konnte er auch ein großer Schriftsteller werden, und besonders waren es zwei Werke, die ihm in dieser Beziehung bedeutenden Ruhm erwarben, nämlich seine (freilich_gallikanische) Institution au Droit ecclésiastique, und seine große Kirchengeschichte. Das erstere Werk wird jezt noch in Frankreich, das leştere aber in der ganzen civilisirten Welt vielfach gebraucht und benüßt.

Vorläufer der Kirchengeschichte Fleury's waren der historische Katechismus (Catéchisme historique) vom Jahre 1679 und die zwei berühmten Abhandlungen über die Sitten der Israeliten und der Christen (Moeurs des Israelites, Paris 1681, und Moeurs des Chrétiens, 1682). Aber noch manche andere Schriften gingen aus der Feder des fleißigen Abbé hervor 2), bis er endlich im Jahre 1691 den ersten Band seiner großen Kirchengeschichte

1) Précepteur der Prinzen war Fenelon.

2) Nämlich das wichtige Werk über Wahl und Methode der Stu dien (Traité du choix et de la méthode des Etudes, Paris 1686), darauf im Jahre 1688 erschien die moralische Abhandlung Les devoirs des Maîtres et des Domestiques, und schon früher (1685) die Lebensbeschreibung der seligen Marguerite d'Arbuoze, abbesse et reformatrice du Val-de-Grâce.

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