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(vgl. unten S. 167; Umgangspr. S. 194 ff., vgl. Péter tuo die rede behalten, Kaiserchronik 3878 Schröder), muss zu gunsten des Aktivs erwogen werden. Freilich darf bei solch einer Redeweise, in der sich ein ursprünglicher Gebrauch erweitert und verallgemeinert, nicht jeder Fall der Anwendung gleich zu Schlüssen auf das Sprachgefühl des Anwendenden verführen. Ebenso wenig darf man glauben, wenn Verba innerer Bewegung oder gar Intransitiva von dieser Fügung ergriffen werden, dass dem Einzelnen jeweils das Bild einer äusseren Thätigkeit vorschwebe:

Bisz dasz sich Got hat gthon erbarmen
Durch Christum über uns vil armen.

Schade, Pasquillen 2, 204, 285.

That ihn doch warrlich nicht betrüben

That' ihn weis Gott recht herzlich lieben.

Goethe, Faustfragment 723 u. a.

Ihren Einfluss übt aber doch auch solch eine unbewusst wirkende Redeweise gerade durch die Allgemeinheit ihrer Verbreitung aus. Sie hält mehr als ein anderes Moment die Passivkonstruktion 1) von sich ab und drängt zur Wahl von Subjekten, die mit der aktiven Aktionsart gut zusammenstimmen.

Nun giebt es aber auch Verba, deren Objekt im einzelnen Falle vielleicht mit Bestimmtheit gegeben ist, während das Subjekt entweder unbestimmt bleibt oder nur wenig hervortritt. Hier liegen Auffassungen vor, die zur Passivkonstruktion drängen; man vgl. z. B.: Nach der alterthümlichsten Art waren für die Glieder dieser Versammlung Bänke ringsumher an der Vertäfelung ange

1) Allerdings liesse sich auch hier eine Umsetzung ins Passiv denken (Da thät ich schön geschimpft werden), sie mag auch gelegentlich belegt werden, aber ernstlich ist nicht mit ihr zu rechnen.

Wunderlich, Der deutsche Satzbau. 2. Aufl.

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bracht und um eine Stufe von dem Boden erhöht. Da begriffen wir leicht, warum die Rangordnung unseres Senats nach Bänken eingetheilt sei, Goethe (Dicht. u.Wahrh. 1, 1) 26, 26. verfehlten wir auch nicht. . das Grab jenes braven, von Freund und Feinden geschätzten Günther zu besuchen. Der merkwürdige Stein, der es ehmals bedeckte, ist in dem Chor aufgerichtet s. 28. Damit verbinden sich leicht stilistische Bedürfnisse, so wenn eine Vorstellung als Mittelpunkt eines ausgedehnten Satzgefüges die Rolle des Subjektes, die es in dem einen Satze spielt, auch in anderen Sätzen durchführt: denn das worauf es eigentlich ankam, ereignete sich erst mit sinkender Nacht, und wurde mehr geglaubt als mit Augen gesehen s. 31. War die Krönung Franz des Ersten nicht so auffallend prächtig wie jene, so wurde sie doch durch die Gegenwart der Kaiserin Maria Theresia verherrlicht s. 29. Namentlich in Relativsätzen macht sich diese Tendenz zur Passivumschreibung vielfach geltend, weil sie allein es oft ermöglicht, das Relativpronomen ungezwungen mit den verschiedenartigen Verben in Beziehung zu setzen, die der Zusammenhang nahelegt: als es das letzte Vermächtniss unserer guten Grossmutter war, die bald darauf durch zunehmende Krankheit unsern Augen erst entzogen, und dann für immer durch den Tod entrissen wurde s. 19.

Auch die Vieldeutigkeit der Kasusformen, die an unseren durch den Lautwandel verkümmerten Flexionssilben nur selten zu erkennen sind, legt es vielen Stilisten nahe, durch die Passivumschreibung abzuhelfen. Man vgl.: Eine gewisse Neigung zum Alterthümlichen setzte sich bei dem Knaben fest, welche besonders durch alte Chroniken, Holzschnitte... genährt und begünstigt wurde s. 24. Die Aktivkonstruktion hätte mit welche besonders alte Chroniken nährten und begünstigten das Subjekt nicht so deutlich hervorgehoben.

b) Ausdrucksmittel für das Medium.

Zweifelhaft ist es, ob sich für die Aktionsart des Mediums irgend ein Stützpunkt im Sprachgefühl nachweisen lässt. Wir haben allerdings eine Reihe von Verben und Verbalverbindungen, die unter dem Gesichtspunkt des griechischen Mediums beleuchtet werden können, aber es fragt sich, ob solche Beleuchtung nicht irre führt.

Die grosse Zahl von Verben, die in den Formen des Aktivs aus der Sphäre dieser Aktionsart fallen, haben wir schon oben (S. 113) gestreift. Vor allem machen sich die Uebersetzer aus fremden Vorlagen diese Gruppe von Verben zu nutze: owdy übersetzt Ulfilas mit ganisai; vocari wird althochdeutsch mit heizen wiedergegeben. Auch freischaffenden Darstellern kommen solche Verba sehr zu statten, wenn sie eine Person oder Vorstellung zum Subjekt eines Satzes machen wollen, der nicht eine eigentliche, nach aussen zielende Handlung darbietet: Solchen altehrwürdigen Feierlichkeiten folgte in guter Jahreszeit manches für uns Kinder lustreichere ausserhalb der Stadt, Goethe (Dicht. und Wahrh. 1, 1) 36. In manchen dieser Verba wird die Sphäre des Mediums erreicht, ohne dass jedoch eine dem Sprachgefühl fassliche Gruppe aus dieser gemeinsamen Richtung der Bedeutung erwachsen wäre 1).

Mannigfaltig sind die Formen, in denen die Reflexivkonstruktion der Aktionsart des Mediums sich nähert; aber wohl eben um dieser Mannigfaltigkeit willen ist der gemeinsame Zug nicht scharf ausgeprägt worden. Wir finden zunächst transitive Verba wie schlagen, plagen, schütteln u. a. gelegentlich mit reflexivem Akkusativ verbunden, der uns anzeigt, dass hier die Verbalthätigkeit vom Subjekt

1) Vgl. dagegen im Gotischen die Gruppe der Verba auf nan, so z. B. fullnan (voll werden) gegen fulljan (voll machen) zu fulls.

zwar ausgeht, in die Sphäre dieses Subjektes aber auch wieder einmündet. Dies ist am deutlichsten der Fall in Verbindungen wie sich schlagen, sich auskleiden; vielfach sind aber solche Fügungen nur Bilder für innere Vorgänge, wie sich zusammennehmen, sich ermuntern, sich abmühen, oft verschleiern sie uns Geschehnisse, in denen das Subjekt mehr der leidende als der handelnde Teil ist, vgl. sich schütteln u. a. Die Aktionsart des Mediums liegt hier am ehesten in der Mittellinie; sie kommt in denjenigen Verbindungen zur Geltung, die die Sphäre des Subjektes als das Gebiet hervortreten lassen, auf dem die Verbalbedeutung sich bethätigt; vgl. den Gegensatz von er fürchtet sich im Dunkeln und ich fürchte das Dunkel dieser Nacht.

Eine eigentümliche Stellung nehmen solche Reflexivverbindungen ein, in denen das Pronomen der unzertrennliche Begleiter des Verbums ist, der nur durch eine Aenderung des Verbalstamms frei gemacht werden kann: sich schämen (er beschämt mich); sich becilen (er eilt). Hier hängt es vom Sprachgebrauch einzelner Mundarten, einzelner Perioden ab, wie weit diese Gruppe gegen die erste verengert oder geöffnet wird, auf jeden Fall kommt sie dem Medium am nächsten, das in der lateinischen Sprache zum Deponens erstarrte.

Auf dem Schwanken zwischen transitivem und intransitivem Gebrauch beruhen manche Erscheinungen, die nach den obigen Darlegungen auffallen müssten. So die Reflexivkonstruktion bei intransitiven Verben 1), vgl. da fieng sich der Schweitzer-krieg ungefährlich um fassnacht an, Götz v. Berlichingen 13 Bieling. Vgl. auch D. W. B. 1, 326. Auffälliger ist das Reflexivpronomen bei transitiven Verben, die daneben noch ein zweites Objekt haben: und ee der Westendorffer starb, erfur sich ain rat, dass er Jergen

1) Vgl. Behaghel, Litteraturblatt 14, 195.

von Argen angelauffen hat, Sender, Chronik v. Augsburg 110 (die gleiche Konstruktion schon in Senders Quelle); in und zu ainem jedlichen thor den gantzen tag ainen des rats gesetzt, der sich aller sachen erfragte, ebenda 162; wenn hier das äussere Objekt in den Genetiv gesetzt ist, tritt es doch auch in den Akkusativ: dann da ist alweg ain böser treffer weg gewessen, und haben sich die fuerleut vil da miessen leiden 197. Die Erklärung dieser Fügungen liegt wohl in der volkstümlichen Erweiterung des Kreises der pronominalen Akkusative und Dative, mit der eine Verwischung der Unterschiede zwischen den Kasusformen sich verbindet.

Denn neben dem reflexiven Dativ 1) ist ein Akkusativobjekt von Anfang an belegt: ibu dû mî énan sagés, ik mi dé ódre wét, Hildebrandslied 12. Andererseits sind zwischen der Gebrauchssphäre des reflexiven Dativs und Akkusativs die Grenzlinien in steter Bewegung; unter dem Einfluss der Unbestimmtheit der Flexionsformen dehnt namentlich der Akkusativ sein Gebiet aus, so dass z. B. fürchten, das bis in das 17. Jahrhundert mit dem Dativ verbunden war, in der heutigen Schriftsprache mit dem Akkusativ verbunden wird (vgl. D. W. B. 4, 1, 702). Ebenso verhalten sich auch transitive Verba, vgl. sich getrauen etwas zu thun (ebenda sp. 4442). Dagegen hat sich der Dativ erhalten bei denken: Das habe ich mir gleich gedacht.

Die Reflexivkonstruktion ist nun für Ulfilas das hauptsächlichste Mittel, ein griechisches Medium wiederzugeben 2). Er führt sie beim anomalen og ein für poßsioda (vgl. gaidaja sik für συνέρχεται; shaman sik für αἰσχύνεσθαι), ebenso aber auch bei transitiven Verben, bald für das

1) Zum reflexiven Genetiv vgl. Grimm S. 34.

2) Spärlich macht er hier von den Verben auf nan Gebrauch, obwohl man diesen mediale Bedeutung zuerkennen kann: usmérnôda, hpeto, Lukas 5, 15; Es kam aber die sage von jm weiter aus, Luther.

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