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Mystiker. Für den sogenannten „Nikolaus von Basel" hat Cordes (S. 36) eine Reihe von Beispielen zusammengestellt, vgl.: und do ich also in diseme.. wunder was, so hoere ich aber wie die.. stimme.. in mir selber usbrechende ist u. a.1). Die Uebersetzerprosa des 15. auf 16. Jahrh. weist Schwankungen auf. Steinhöwel wendet Praesens und Praeteritum unbekümmert um die Vorlage nach eigenem Gutdünken an (vgl. meine Studien zum Dekameron 2, 265), während z. B. Hutten dem Praesens entschieden ausweicht 2). Es ist freilich gerade für die frühneuhochdeutsche Periode schwer, das schwache Praeteritum von den Praesensformen zu unterscheiden, weil dort die Apokope an Stelle der Synkope vielfach den Singular der 1. und 3. Person beherrscht. So darf man z. B. bei Luther in Johannis 19, 13 Da Pilatus das wort höret, füret er Jhesum heraus und satzte sich auff den Richtstuel weder höret noch füret für das Praesens in Anspruch nehmen. Bei Luther zeigt sich nun im allgemeinen die Neigung, das historische Praesens der Vorlage in das Praeteritum umzuwandeln, doch giebt er daneben mit und gegenüber der Vorlage mannigfache Zeugnisse für eigenen Gebrauch des historischen Praesens: Da gieng Pilatus wider heraus, und sprach zu jnen, Sehet, ich füre jn heraus zu euch, das jr erkennet, das ich keine schuld an jm finde. Also gieng Jhesus heraus, und trug eine dörnen Krone und Purpurkleid. Und er spricht zu jenen, Sehet welch ein Mensch. Da jn die Hohenpriester und die Diener sahen, schrien sie, und sprachen, Creutzige, creutzige. Pilatus spricht zu jnen, Nempt jr jn hin, und creutziget, Denn ich finde keine schuld an jm. Die Jüden antworten (Praet.?) jm, Wir haben ein Gesetze, und nach

1) Für Nikolaus von Strassburg bringt Neuse s. 19 nur einen einzigen Beleg.

2) Vgl. Vadiscus 150: Aber Meintz hab ich gulden genendt, auream dico u. a.

dem Gesetze sol er sterben ... Da Pilatus das wort höret, furcht er sich noch mehr. Und gieng wider hin ein in das Richthaus, und spricht zu Jhesu, Johannis 19, 4 ff. u. a.

Weit ergiebiger ist die Chroniken- und Memoirenlitteratur des 16. Jahrhunderts: Zu morgen sasz der beck, sein knecht und magt bei ainander in der stuben und assen ain suppen, so gadt die frau in die stuben und spricht, Senders Chronik von Augsburg 113, 4. und wie ich die quittanz von ihr nahm und gehe auf dem marckt heim der herberig zu, so kam des marggrafen stallmeister zu mir ufm marckt, der kennt mich nun wol (vgl. oben S. 154), und sprach mich in allem guten an, Götz v. Berlich., Lebensbeschr., Neudruck s. 84; und sasz vorm wirthshausz ab, und will hinein gehen, als ich auch thet, so gehet Marx Stumpf von Bauren die stigen herab, s. 87. und wie ich nach ihm slich, da fällt er mir unter den gaul, dasz ich nit so viel platz hett, dasz ich mich nach ihm bucken hett können, in summa ich brach durch, aber doch laufft ein bauer daher, der hat ein holtzbeihel, dem gab ich ein treff. s. 26 u. a. kamen Nach und Nach.. Altte Weyber In unser Bad zu baden. Die hatten Ir freindlich gesprech mitt uns baiden. Inn dem als Ich sahe, dasz kein Andere mansperson Woltte Ins bad khomen, fangt mir an bei so ril weiber zu sitzen bang werden, und begab mich samptt meinem geförtten Aus dem bad. Als ich mich nach meinem schnuptüechlin, mit mir Zunemen, umbgesehen, hat selbiges untter den Weibern eine mir solches gezeigtt, si wöls seubern... Ehe Ich meine klaider völlig wider angetzogen, khomptt mir dasz tüechle Sauber truckhen zue, H. U. Krafft, Reisen und Gefangenschaft (1572) s. 7 und so durchweg.

Für die neuere Litteratur bemerkt schon Grimm (S. 172), dass dieses Praesens „dem leichteren Vortrag, der Prosa und dem Drama", gemäss sei, dass dagegen die gemessene epische Dichtung sich desselben enthalte, wie denn

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in Goethes Hermann und Dorothea das historische Praesens gar nicht vorkomme. Für Wielands Oberon werden die zahlreichen Belege auf welsches" Muster zurückgeführt. Demgegenüber muss die Neigung der einfachen Sprache des täglichen Lebens für dieses Praesens hervorgehoben werden, und es ist zu betonen, dass dieses Tempus vor allem in der Litteratur, die die zwanglose Sprache widerspiegelt, Raum gewinnt. Schon Hebel geht hier voran: Der Engländer sass schon über eine halbe Stunde still und stumm in einer Ecke, und wartete auf einen Chirurgus.. Kommt auf einmal der Franzose.. an den Tisch, wo der Engländer sass und wollte seinen Kameraden einen Spass zum besten geben, Erzählungen des rheinländischen Hausfreundes („Vivat der Königin"). Neuerdings berührt sich hierin auch Fritz Reuter mit dem oberdeutschen Erzähler 1).

Zur Erklärung mag einerseits die Anschaulichkeit und Lebhaftigkeit der Erzählung dienen, die sich schon darin. ausprägt, dass vorwiegend selbsterlebte Begebenheiten im Praesens erzählt werden, während für solche, die man nur vom Hörensagen kennt, das Praeteritum ausreicht, vgl. Umgangsprache s. 203. Andererseits muss diese Erscheinung im Zusammenhang mit dem periphrastischen Perfekt betrachtet werden, das in den oberdeutschen Mundarten wenigstens die Erzählung beherrscht. Wie weit in nord

1) Vgl. Reuter, Olle Kamellen 1 S. 76: As sei All rut sünd, dunn wutscht wat äwer den Gang u. s. w. u. a.; vgl. Anzengruber: Da hab' ich lachen müssen... Also ich lach', weil ich denk': Jesus, jetzt fängt es gar in's Leut'-regnen an, zwei Tröpfel sind schon gefallen, jetzt mach' ich aber, dass ich heimkomm' ! Wie ich aber so nach der ganz blutigen Bescherung schau', die vor mir liegt, da hat mich das Grausen angegangen, ich bin ausgerissen und gerannt wie nicht gescheit. Der Schandfleck, Ges. Werke 2 S. 222: in einer Nacht, da alles schlief, klopft es dem Peter am Laden, schreit er. Mörike, Novellen 2, 259 u. a.

Wunderlich, Der deutsche Satzbau. 2. Aufl.

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deutschen Mundarten andere periphrastische Tempusformen ins Spiel kommen, wird sich ebenfalls noch zeigen lassen.

3) Die Aktionsarten innerhalb der Tempusform des Praesens.

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(1) Dass die Aktionsart des Praesensstammes nur durativ sein kann, wird allgemein zugegeben," bemerkt Herbig a. a. O. 199. In der That stimmt das Praesens am ungezwungensten zu Verbis mit durativer Aktionsart, vgl.: Das ist die Liebe, die wie jene Wunderpflanze aus Osten vor unsern sichtlichen Augen wächst, Immermann, Münchhausen 60. Dagegen versagt sich das Praesens den Verbis mit ausgesprochen perfektiver Aktionsart, und wenn neuerdings in Wochen- oder Jahresübersichten das Praesens beliebt ist, so geht dieses wohl an in einem Satze wie: 19. März 1900: Die Akademie der Wissenschaften begeht die Zweihundertjahrfeier, nicht aber in: 30. Juli 1898: Bismarck stirbt.

Deutlich prägt sich diese Sprödigkeit der Praesensform gegen die perfektive Aktionsart in dem Verhalten der Verba aus, die das Präfix "ge" zu sich nehmen. Dieses Präfix hat sich bekanntlich unter Zurückdrängung der ursprünglichen materiellen Bedeutung zum Ausdrucksmittel der perfektiven Aktionsart entwickelt 1). In dieser Funktion beherrscht es auch das Praeteritum und vom Praesens diejenigen Formen, die die Zeitstufe nicht voll zur Geltung bringen, so den Infinitiv, die Konjunktivformen und die Fälle mit Futurbedeutung 2). Dagegen weist der Indikativ Praesentis

1) Ein anschauliches Beispiel giebt Notker im Boethius (Hattemer 3, 172b): einen die wisen mugen getûon, daz sie wellen, unde die ubelen mugen iro mûot-willen tûon, unde in doh nemugen folle bringen. solos sapientes fosse facere quod desiderant, improbos vere exercere quidem quod libeat; quod vero desiderant, explere non posse.

2) Vgl. unz ih... kewahso in magnum corpus ecclesiae, Notker, Psalm 30, 4:

bei voller Hervorhebung der Zeitstufe nur selten das Präfix auf, und in diesen wenigen Fällen schlägt gewöhnlich dessen Grundbedeutung durch, so bei er getraut sich u. a.

Bei dieser Sachlage könnte es auffallen, dass die periphrastische Umschreibung mit dem Part. Praes. 1), der man versucht sein könnte, eine Betonung des durativen Momentes zuzuschreiben, auch im Praesens sich so stark verbreitete, wo doch das Bedürfnis am wenigsten drängte. Zunächst ist dabei zu berücksichtigen, dass diese Umschreibung in den ältesten Denkmälern stark unter dem Einfluss lateinischer Fügungen steht, sowohl der Deponensformen (fon mir selbemo ni bin sprehenti, non sum locutus, Tatian 151, 6 u. a.) 2) als auch anderer lateinischer Verbindungen mit Partizipien (bist giwalt habenti obar zehen burgi, eris potestatem habens, Tatian 151, 5 u. a.) oder Adjektiven (gihugenti weset thera Lodes quenun, memores estote, Tatian 147, 3 u. a.). Ebenso mag die Verbindung vom Praeteritum her, wo sie syntaktischen Zwecken diente, herübergenommen worden sein.

Wir finden sie bei Otfrid stark verbreitet, wo auch der Reim vielleicht von Einfluss ist:

Er richisot githiuto kuning therero liuto;
thaz steit in gotes henti ana theheinig enti.
Allera worolti ist er lib gebenti,

thaz er ouh insperre himilrichi manne.

Otfrid 1, 5, 31 ff.; ebenso 1, 4, 29. 32. 34 u. a.

Auch aus der mittelhochdeutschen und frühneuhochdeutschen Poesie stehen Belege zu Gebote:

swenne iuwer sun gewahset,

der troestet in den muot.

Nibelungenlied 1027, 3.

1) Vgl. hierzu D. W. B. 10, 313, wo die Verbindung bis in die Ursprache zurückgeführt wird, vgl. Grimm, Gramm. 42, 4-6; 125, 942. Weinhold, mhd. Gramm. 2 s. 465 ff., mhd. Wb. 1, 128a.

2) Zu Isidor vgl. Seedorf S. 80.

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