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Symptom; Ich hoffe, dass die Vorgänge der letzten Tage immer weitere Kreise davon überzeugt haben, dass Deutschlands Ehre in fernen Meeren geschützt werden muss. Hier werden dem allgemein gehaltenen Substantiv gegenüber die Beziehungen auf den Einzelfall, die das Nomen actionis abgestreift hat, durch Genetivbestimmungen und durch Pronominalformen wieder aufgenommen.

Auf solches Abstreifen der individuellen Bestimmungen ist der Bedeutungswandel beim Nomen actionis jedoch nicht beschränkt, vielmehr zweigen hier noch manche Veränderungen ab, an denen nicht alle Bildungsgruppen in gleicher Weise beteiligt sind.

Der Erfahrungsthatsache, als welche sich der verblasste Begriff darstellt, liegt das iterative Moment am nächsten. Dadurch kommt der Gegensatz zwischen dem einzelnen Fall und den Wiederholungen der Begebenheit zum Ausdruck. Goethe sagt: Mein Vater.. bediente sich, wie schon mehrere vor ihm gethan, der Ausflucht, die oberen Theile des Hauses zu unterstützen und von unten herauf einen nach dem andern wegzunehmen, und das Neue gleichsam einzuschalten... Da nun also das Einreissen und Aufrichten allmählich geschah, so hatte mein Vater sich vorgenommen, nicht aus dem Hause zu weichen (Dicht. und Wahrh. 1.) 26, 20. Hier wird von der Erfahrungsthatsache ausgegangen, und diese wird an dem Einzelfall, in dem sie sich wiederholt, veranschaulicht. Anders wenn Goethe seinen Wagner sagen lässt: Das Fiedeln, Schreien, Kegelschieben ist mir ein gar verhasster Klang, hier wird der einzelne Fall sofort mit anderen ähnlichen Vorgängen in Beziehung gesetzt, wobei sich das Besondere, Individuelle verflüchtigt. Wenn diese Entwickelung des iterativen Momentes dem Infinitiv allgemein nahe liegt, so hat sie doch auch in anderen Bildungsgruppen manche Anhaltspunkte.

Man vergleiche z. B. ein Wort wie Blick: Während

in Vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings holden belebenden Blick der Einzelfall deutlich abgegrenzt ist, kommt das iterative Moment in einer Wendung wie: der Blick ihrer Augen ist mir unheimlich zum Ausdruck. Man sagt auch, ihr Auge hat einen bösen Blick. Hier und in ähnlichen Verbindungen wird die Möglichkeit der Wiederholung einem Objekte als Eigenschaft angeheftet, und damit ist der Uebergang von der Begebenheit zum Zuständlichen auch für das Nomen actionis vollzogen, vgl. z. B. Einsicht. Wir können diesen Uebergang, der über den Rahmen dieses Abschnittes hinausweist, namentlich bei Substantiven auf ung beobachten, vgl. Stimmung, Empfindung, Neigung, Verwirrung, Stellung u. a.

Die Substantive auf ung begünstigen andererseits die Entwickelung einer kollektiven Bedeutung, die enge an die iterative Fassung anknüpft: Bedienung, Begleitung, Beleuchtung, Heizung, Versammlung, Innung, Verbindung, Gattung, Bevölkerung, Abteilung u. a.

Aufsämtliche Bildungsgruppen ausgedehnt ist die Neigung des Nomens actionis, sich zu vergegenständlichen, Sachbedeutung anzunehmen. Den wesentlichsten Einfluss auf diesen Bedeutungswandel üben die einzelnen Verbindungen aus, in denen das Substantiv auftritt, andererseits lassen sich bei anderen, so namentlich bei den kollektivierenden, besondere Neigungen der Gruppe, zu der das Substantiv gehört, nachweisen. Wortzusammensetzungen bedingen natürlich vor allem einen entsprechenden Bedeutungswandel, weil sie aus dem Zusammenhang, dem sie erwachsen, eine ganz bestimmte Richtung der Bedeutungsentwickelung mitnehmen. So ist Augenblick zum Maassstab für Zeitbestimmungen geworden, weil es auf die Wortverbindung in einem Augen Blick zurückführt. Aehnlich, aber im Verblassen nicht so weitgehend, ist nach Sonnenuntergang, während in Mondenschein die sinnliche Bedeutungskraft durch keine Neben

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bedeutung gemindert wird. — Welchen Aenderungen der Bedeutungsgehalt solch eines Nomens actionis im Wechsel der Verbindungen unterliegt, dafür nur ein Beispiel: In Rücktrittsrecht bei gegenseitigen Verträgen haben wir die Substantiva Tritt und Vertrag, die je nach dem Zusammenhang die verschiedenen Abstufungen durchlaufen: Ein Tritt und du bist verloren; Sie hat einen leichten Tritt; Du hast den Vortritt; Man sieht ihre Tritte noch im Schnee; Auf einem kleinen Tritt am Fenster stand ihr Arbeitstisch. Abtritt war einst ein viel gebrauchtes Hauptwort: Der Abtritt vom Amte (wie Rücktritt), der Abtritt eines Grundstücks.

Was kömmt

Mir denn auch ein, so kurz vor meinem Abtritt
Auf einmal ganz ein andrer sein zu wollen.

Lessing (Nathan der Weise 5, 1) 33, 145.

Seitdem jedoch die Lokalisierung von Abtritt im Sinne von Abort durchgedrungen ist, sind die anderen Verwendungen unmöglich geworden: die beliebte Verbindung seinen Abtritt nehmen 1) ist untergegangen, für den transitiven Begriff ist Abtretung (Die Abtretung von Sansibar), für den intransitiven der Infinitiv an die Stelle getreten (Bismarcks Abtreten von der Weltbühne). Nicht so vielseitig ist Vertrag. Hier steht das Substantiv vom Infinitiv Vertragen in der Bedeutung schon weit ab: einen Vertrag eingehen, Verträge schliessen; ein Substantiv auf ung lässt sich gar nicht bilden. Die Sachbedeutung wird hier durch die äussere Form, in der Verträge geschlossen und beurkundet werden, herbeigeführt: einen Vertrag auf Pergament oder Papier niederschreiben; einen Vertrag unterzeichnen; einen Vertrag zerreissen; Miethsverträge sind in der Buchdruckerei zu haben.

Solche Sachbedeutung wird in allen Bildungsgruppen 1) Vgl. D. W. B. 1, 144.

erzielt, nur diejenigen auf ei1) und die Neutra auf „e“ verhalten sich im allgemeinen ablehnend. Dagegen stellt die Gruppe auf ung eine starke Zahl, bei der zugleich die Kollektivbedeutung mitwirkt): Wohnung, Sammlung, Einrichtung, Einleitung, Einladung, Dichtung, Aeusserung, Mitteilung, Zuwendung, Aufwendung, Voraussetzung, Erfahrung, Rechnung, Erfindung 3). u. a.

Aus anderen Gruppen gehören hierher: Schein, Vollmacht, Auskunft, Ausstände, Gabe, Ausgabe, Lage, Umlage, Auflage, zweite Folge, Sitz, Schritt, Schrift, Abschrift, Vorschrift, Vergleich 1) u. a.

Diese Fähigkeit, bald die Bedeutung eines Nomens actionis bald diejenige eines Konkretums zu entwickeln, giebt solchen Substantiven eine besondere Verwendbarkeit im Dienste des Witzes und der Satire, vgl. z. B.:

Ich sehe die Zeit, Gott sei's geklagt,
Voll reaktionärer Züge.

Die nackte Wahrheit wird verjagt,

Im Anzug ist die Lüge.

J. Bauer Berlin, März 1900.

1) Bei Buchdruckerei, Druckerei jedoch hat die Lokalisierung des Begriffes den Sieg über das Nomen actionis davon getragen, welches man nur noch in älteren Quellen findet: der eirste vinder der druckerie ist gewest ein burger zo Mentz.. ind hiesch jonker Johan Gudenburch. Koelhoffsche Chronik v. Köln (1499) 794.

2) Wieder entschwunden ist die Sachbedeutung bei „Bedienung“, das im Sinne von Amt, Amtsstelle gebraucht war: die Furcht von einer Bedienung.. ausgeschlossen zu werden. Litteraturbriefe 17, 120 u. s. w.

3) Vgl. dazu die Infinitive:

Das ist eine von den alten Sünden,

Sie meinen Rechnen das sei Erfinden.

Goethe 4, 360.

4) Vgl. die Polemik Goethes gegen den Gebrauch von Vergleich

in der Bedeutung eines Nomen actionis 3, 57.

Wunderlich, Der deutsche Satzbau. 2. Aufl.

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Eine Reihe von Substantiven aus allen Gruppen hat sich jedoch den Charakter des Nomens actionis durch alle Verbindungen hindurch erhalten. Während Gesang z. B. als Terminus der Poetik Sachbedeutung angenommen hat, hält sich Klang ganz frei davon vgl. D. W. B. 5, 945 ff. Selbst im Plural ändert es nach dieser Seite die Bedeutung nicht, und unter den Klängen der Militärmusik ist gleichbedeutend mit während die Militärmusik spielt. Auch Ueberfahrt, Ankunft, Herausgabe, Vollziehung, Bereicherung (vgl. jedoch S. 23) u. a. gehören hierher. Vor allem aber bietet der Infinitiv, da er jedem Verbum die Substantivierung ermöglicht, Beispiele für vereinzelte oder ungewöhnliche Bildungen, die einen Bedeutungswandel noch gar nicht erfahren haben vgl. bis zum Sinken überladen, Fiedeln, Schreien u. a. Wie sehr die Bildungen auf „e“ (Gefiedele, Geschrei) und diejenigen auf ei (Schreierei, Fiedelei) den Verbalcharakter tragen, ist mehrfach betont.

Der verblasste und verallgemeinerte Bedeutungsgehalt erhält nun die verloren gegangene Bedeutungsenergie durch nähere Bestimmungen wieder. Die beliebtesten Mittel sind Pronominalformen und ergänzende Genetive: Dieses so freundlich geäusserte Verlangen erweckte bei mir unmittelbar die Lust, es zu befolgen, Goethe (Dicht. und Wahrh. Vorwort) 26, 5; so entschloss er sich, obgleich ungern, die Kinder... in eine öffentliche Schule zu schicken. Dieser Uebergang hatte manches Unangenehme ebenda 21. Dieses unerwartete Schauspiel zog die jüngeren Gemüther mit Gewalt an sich s. 19. Widmen Sie diese Bemühung einem engeren Kreise s. 5, vgl. unten S. 22. Bei den ergänzenden Genetiven tritt namentlich der Gegensatz hervor zwischen der Komposition als einem Ergebnis oftmaliger Wiederholung und zwischen der losen Anfügung, wie sie für den einzelnen Fall stattfindet: Volksbewaffnung ist sein Ideal, Er drang auf die Bewaffnung des ganzen Volkes; Reiseschilderungen

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